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Die St Michaels Kapelle in Marburg Schreibweise auch St Michaelskapelle im Volksmund auch Marburger Michelchen genannt ist eine vom Deutschen Orden im Jahr 1270 erbaute gotische Pilger und Friedhofskapelle gegenuber der Marburger Elisabethkirche Ansicht der St Michaels Kapelle von SudostenLage der St Michaels Kapelle links neben der Elisabethkirche vor der Augustenruhe ca 270 m und der Kirchspitze 324 m Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baubeschreibung 2 1 Aussenbereich 2 2 Innenraum 3 Geschichte 3 1 Nach der Reformation 3 2 Restauration 4 Der Pilgerfriedhof 5 Kunstlerische Rezeption 6 Nutzung der Kapelle heute 7 Trivia 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie Kapelle befindet sich westlich der Elisabethkirche auf einer kleinen Anhohe unterhalb der sogenannten Augustenruhe Heute liegt sie oberhalb der Kreuzung von Elisabethstrasse und Ketzerbach und ist uber den Friedrich Siebert Weg erreichbar Baubeschreibung BearbeitenAussenbereich Bearbeiten Die Kapelle wurde im gotischen Stil aus Bruchsteinen errichtet Das Schieferdach wird gekront von einem Dachreiter mit welscher Haube Die heutige Dachkonstruktion stammt aus dem Jahr 1583 1 Rund um den Bau vor allem auf der Ruckseite finden sich aufgehangte Grabplatten vom alten Friedhof Der heutige Eingang liegt auf der Sudseite des Gebaudes der auf der Nordseite ist zugesetzt Die Apsis des Kirchenraums ist aussen mit angesetzten Pfeilern hangabwarts verstarkt Innenraum Bearbeiten nbsp Innenansicht St Michaels Kapelle Richtung Altar nbsp Innenansicht Richtung OrgelDie Kapelle besteht aus einem einzigen Raum eine kleine Luke gewahrt den Zugang zum Dachstuhl ein in das Kirchenschiff hangendes Seil lasst die Glocke lauten Der einschiffige Bau Saalkirche ist dreijochig Die Kreuzgewolbe werden jeweils von einem runden Schlussstein mit weisser floraler Dekoration auf buntem Grund abgeschlossen Seitlich der Apis befindet sich eine zugesetzte Tur fruher befand sich dort wohl auch noch eine Empore 2 Die Apsis mit Funfachtelschluss verfugt uber drei grosse Bogenfenster die Sudwand uber zwei weitere die Nordwand geschlossen Es handelt sich dabei um Masswerkfenster ahnlich wie die in der Elisabethkirche 1 An der Nordwand ist bei den Restaurierungsarbeiten bei denen die Wande neu geweisst und die Steinbogen ausgebessert wurden ein Gewolbebogen freigelassen worden Dort sind die Uberreste alter Bemalung die 2009 entdeckte Darstellung des Heiligen Christophorus mit dem Christus Kind im Arm 3 zu sehen Im Steinboden unter den Sitzreihen finden sich vereinzelt alte Grabplatten darunter die des Justus Vultejus Unter dem linken Fenster der Apsis befindet sich ein aufwendig gestalteter Grabstein des Hochfurstlichen Werk und Maurermeisters am Schloss Johann Michael Walleber und seiner Frau aus dem Jahr 1711 Gegenuber der Apsis und direkt hinter dem Eingang steht die Orgel der Kapelle Werner Bosch baute das Positiv 1962 mit vier Registern auf einem Manual und angehangtem Pedal Geschichte BearbeitenDer Deutsche Orden erbaute die Kapelle 1268 ihre erste Erwahnung fand sie im selben Jahr in einer Urkunde des Erzbischofes Werner von Mainz In dieser wurden demjenigen welcher die Kirche besuchte 40 Tage Bussstrafe erlassen 4 Die Weihe der Kirche erfolgte am 30 April 1270 durch Dietrich von Wierland Bischof des Deutschen Ordens Es gibt noch eine weitere Erwahnung in einem Ablassbrief aus dem Jahr 1271 5 Ab 1319 erhielt die Kapelle Spenden mit denen unter anderem ein Altar und die auf dem Friedhof brennende ewige Lampe bezahlt wurden Die Spenden kamen aus dem Umkreis des Deutschen Ordens und des lokalen Klerus Der Altar wurde 1336 geweiht In der folgenden Zeit gab es nur sparliche Informationen uber die Geschichte der Kapelle Von 1476 bis 1526 wurde sie von der Rosenkranzbruderschaft in Marburg fur sonntagliche Gottesdienste genutzt Bis zur Reformation wurde die Kapelle zudem auch als Hospitalkapelle genutzt Nach der Reformation Bearbeiten Mit der Reformation fielen Kapelle und Friedhof als enteigneter katholischer Besitz an die Stadt Marburg Vor allem der Friedhof wurde wieder notwendig als 1530 der Friedhof der Pfarrkirche uberfullt war und man den sogenannten Michelshof wieder offnen musste Die Kapelle allerdings verfiel bald gab es keine Fenster und Turen mehr das Dach und sein Reiter waren schadhaft infolgedessen beschadigte eindringendes Regenwasser die Kreuzgewolbe Die Ruine die sie nun war wurde als Lagerraum fur Heu und Holz benutzt die Umfassungsmauer des Friedhofs als Steinbruch Ab 1583 wurde mit der Restaurierung des Kapelle begonnen die sich uber Jahre hinzog das Dach wurde repariert der heute vorhandene Dachreiter aufgesetzt der beschadigte Innenraum ausgebessert und mit neuen Banken einer Kanzel und einer Empore ausgestattet Dies geschah massgeblich aufgrund der Forderung und Finanzierung durch den Marburger Professor Petrus Nigidius Allerdings verzichtete man auf eine Reparatur des Beinhauses was zur Folge hatte dass dieses 1628 abgebrochen werden musste nachdem herabsturzende Teile ein darunterliegendes Haus schwer beschadigt hatten Im 17 Jahrhundert waren nur noch die Burger des Bezirkes des Deutschen Ordens angehalten die St Michaelskapelle zu nutzen alle anderen gingen in die Marburger Pfarrkirche Eine gewisse Bedeutung kam nochmal der Glocke der Kapelle zu die seit 1653 fur die Gottesdienste in der Pfarrkirche lauten musste nachdem deren Glocke im Dreissigjahrigen Krieg zerstort worden war 2 Um 1800 war der Zustand der Kapelle erneut so schlecht dass ein Umbau in ein Krankenhaus diskutiert wurde 6 Restauration Bearbeiten Auch im 21 Jahrhundert wurden mehrfach Sanierungen im Innen und Aussenbereich der Kapelle vorgenommen 2009 wurde bei der Sanierung des Innenraumes die oben bereits erwahnte Malerei auf der Nordwand entdeckt 2020 wurde fur etwa 250 000 Euro der Turm und die Turmhaube saniert Dort hatte sich ebenso wie an einigen Stellen des Daches der Schieferbelag gelost und musste ersetzt werden Der Pilgerfriedhof Bearbeiten nbsp Michelchen mit Grabsteinen nbsp Eingang mit Epitaphien nbsp Grabkreuze an der WestwandAuf dem kleinen die Kapelle umgebenden Friedhof werden bis zum Jahr 1530 Pilger beigesetzt in der Folgezeit auch Bewohner der Stadt Marburg Der Friedhof wurde bis 1888 genutzt Der alteste der teilweise noch heute erhaltenen Grabsteine und platten stammt aus dem Jahr 1566 Bis zur Reformation wurden dort in Marburg verstorbene Pilger Patienten des Hospitals sowie Mitglieder des Deutschen Ordens begraben Die Pilger die dort beerdigt wurden starben in grosserer Zahl an Krankheiten deretwegen sie das Grab der Heiligen Elisabeth aufgesucht hatten Diese Grabsteine wurden 1535 entfernt und zum Aufbau des Marburger Monchsbrunnens genutzt Die Weiternutzung des Friedhofes vom 16 bis ins 19 Jahrhundert zeigt sich in der Verwendung vieler verschiedener Stile und Formen von Grabsteinen es finden sich Werke der Renaissance ebenso wie barocke und klassizistische Grabsteine 7 Unmittelbar nach der Reformation wurden viele Opfer des Englischen Schweisses und der Roten Ruhr dort beerdigt da die anderen Marburger Friedhofe uberfullt waren 1865 7 wird der Friedhof bis auf einzelne Ausnahmen in den Folgejahren endgultig geschlossen Kunstlerische Rezeption BearbeitenDie St Michaelskapelle ist trotz ihrer Lage im Schatten der Elisabethkirche vor allem im 19 Jahrhundert in Darstellungen von Marburg aber auch einzeln in verschiedenen Werken zu finden Eines der fruheren Beispiele ist das Bild Marburg von Nordwesten mit Elisabethkirche und Schloss des romantischen Architekturmalers Domenico Quaglio aus dem Jahr 1828 Das Bild zeigt eine stark romantisierte Darstellung Marburgs mit einem hoch aufragenden Schloss in der Bildmitte der Elisabethkirche links und als rechter Angelpunkt die St Michaelskapelle Die Kapelle sticht hier deutlicher hervor als sie es im heutigen und auch im damaligen Stadtbild tat was ihre Bedeutung unterstreicht Das Bild hangt heute im Marburger Schloss Auch von dem in Marburg geborenen Illustrator und Grafiker Otto Ubbelohde sind zwei Ansichten der Kapelle bekannt die eine ein Druck von 1887 die die Kapelle inmitten eines sehr verfallenen Friedhofs zeigt Auch der Treppenaufstieg zur Kapelle ist verfallen das Ganze ist inszeniert als idyllische ruhige Landschaft Auch das zweite Werk eine Zeichnung von 1917 zeigt das Michelchen davor spielende Kinder Trotz der Idealisierung der Darstellungen ist der Verfall der Kapelle in dieser Zeit deutlich zu sehen Nutzung der Kapelle heute BearbeitenDie Kapelle ist fur normalen Publikumsverkehr nicht zuganglich Allerdings finden dort eine Reihe anderer Veranstaltungen wie Kindergottesdienste Taufen und Trauungen und Konzerte statt Die St Michaelskapelle gehort zur evangelischen Elisabethkirchengemeinde Marburg als Teil des Kirchenkreises Marburg Trivia BearbeitenDie Kapelle wurde immer mal wieder mit einer Predigt von Martin Luther in Verbindung gebracht Beweise hierfur fehlen genauso kann man nicht sagen ob unter Landgraf Philipp I die Gebeine der Elisabeth von Thuringen auf den Friedhof der Kapelle umgebettet wurden 8 Die Gebeine der Elisabeth sind heutzutage nicht zu lokalisieren es finden sich weit verstreut Reliquien die mit Elisabeth in Verbindung gebracht werden 1888 wurde zudem der Marburger Theologe Ernst Ranke der Bruder des Historikers Leopold von Ranke auf dem Friedhof bestattet 9 Literatur BearbeitenWilhelm Bucking Die Bedeutung des sonn und festtaglichen Gelautes in der St Michaelskapelle in Verbindung mit der Geschichte der Kapelle und des Totenhofes In Ders Hrsg Mitteilungen aus Marburgs Vorzeit Elwert Marburg 1886 OCLC 174421946 S 38 ff Kurt Meschede Zur Geschichte des Marburger Michelchen Hospitalkapellen als therapeutische Anstalten Uber den Bau von Kirchen in Marburg Hessenland Beilage fur Geschichte Landschaft und Volkstum Nr 263 Koch Juni 1970 ZDB ID 962838 1 Beilage zu Oberhessische Presse Heinz Gimbel Das Michelchen St Michaelskapelle in Marburg an der Lahn Kleine Reihe von Marburg Band 1 2 Auflage Gorich amp Weiershauser 2010 ISBN 978 3 89703 748 9 ISSN 2699 7894 3 Auflage 2011 Friedrich Dickmann Das Schicksal der Reliquien St Elisabeths Das Michelchen und sein Totenhof Friedrich Dickmann Hrsg Kleine Schriften zur Marburger Stadtgeschichte Herft 5 Nikolai Verlag 2007 ZDB ID 2473051 8 Friedrich Dickmann Das Schicksal der Reliquien St Elisabeths In Edmund Weber Hrsg Journal of religious culture Journal fur Religionskultur Nr 141 Universitat Frankfurt 2010 ISSN 1434 5935 S 2 f 12 urn nbn de hebis 30 78566 mit Link zum PDF 195 kB Folkhard Cremer Bearb Hessen Georg Dehio Ernst Gall Hrsg Handbuch der Deutschen Kulturdenkmaler o Nr Band I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 620 Die St Michaelskapelle Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Michael Marburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Michaelskapelle Michelchen Bildindex der Kunst und Architektur abgerufen am 11 Juli 2022 Manfred Hitzeroth Marburg steckt 250 000 Euro in Kapelle Michelchen Oberhessische Presse 26 September 2020 abgerufen am 11 Juli 2022 Michelchen St Michaelskapelle Marburg Marburg in Hessen Wolfgang Krebs mit Beschreibung und Fotos abgerufen am 11 Juli 2022 Otto Ubbelohde Das Michelchen in Marburg Druckgrafik 1887 Bildindex der Kunst und Architektur abgerufen am 11 Juli 2022 Otto Ubbelohde Das Michelchen Michelchen Zeichnung Michelchen 1917 Bildindex der Kunst und Architektur abgerufen am 11 Juli 2022 Einzelnachweise Bearbeiten a b Folkhard Cremer Bearb Hessen Georg Dehio Ernst Gall Hrsg Handbuch der Deutschen Kulturdenkmaler o Nr Band I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 620 Die St Michaelskapelle a b Heinz Gimbel Das Michelchen St Michaelskapelle in Marburg an der Lahn Kleine Reihe von Marburg Band 1 2 Auflage Gorich amp Weiershauser 2010 ISBN 978 3 89703 748 9 ISSN 2699 7894 S 8 9 3 Auflage 2011 Heinz Gimbel Das Michelchen St Michaelskapelle in Marburg an der Lahn Kleine Reihe von Marburg Band 1 2 Auflage Gorich amp Weiershauser 2010 ISBN 978 3 89703 748 9 ISSN 2699 7894 S 14 3 Auflage 2011 Heinz Gimbel Das Michelchen St Michaelskapelle in Marburg an der Lahn Kleine Reihe von Marburg Band 1 2 Auflage Gorich amp Weiershauser 2010 ISBN 978 3 89703 748 9 ISSN 2699 7894 S 4 3 Auflage 2011 Heinz Gimbel Das Michelchen St Michaelskapelle in Marburg an der Lahn Kleine Reihe von Marburg Band 1 2 Auflage Gorich amp Weiershauser 2010 ISBN 978 3 89703 748 9 ISSN 2699 7894 S 4 5 3 Auflage 2011 Friedrich Dickmann Das Schicksal der Reliquien St Elisabeths Das Michelchen und sein Totenhof Friedrich Dickmann Hrsg Kleine Schriften zur Marburger Stadtgeschichte Nr 5 Nikolai Verlag 2007 ZDB ID 2473051 8 S 75 Heinz Gimbel Das Michelchen St Michaelskapelle in Marburg an der Lahn Kleine Reihe von Marburg Band 1 2 Auflage Gorich amp Weiershauser 2010 ISBN 978 3 89703 748 9 ISSN 2699 7894 S 10 3 Auflage 2011 Heinz Gimbel Das Michelchen St Michaelskapelle in Marburg an der Lahn Kleine Reihe von Marburg Band 1 2 Auflage Gorich amp Weiershauser 2010 ISBN 978 3 89703 748 9 ISSN 2699 7894 S 3 4 3 Auflage 2011 Friedrich Dickmann Das Schicksal der Reliquien St Elisabeths Das Michelchen und sein Totenhof Hrsg Friedrich Dickmann Friedrich Dickmann Hrsg Kleine Schriften zur Marburger Stadtgeschichte Nr 5 Nikolai Verlag 2007 ZDB ID 2473051 8 S 74 50 814972222222 8 7684722222222 202 Koordinaten 50 48 53 9 N 8 46 6 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Michaels Kapelle Marburg amp oldid 237713955