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Die St Laurentius Kirche in Tonning ist eine lutherische im Ursprung mittelalterliche Saalkirche auf der Halbinsel Eiderstedt Von aussen auffallig ist vor allem ihr Barockturm mit 62 Metern der zweithochste Kirchturm in Sudschleswig St Laurentius uberragt den Tonninger Markt Inhaltsverzeichnis 1 Die Geschichte von St Laurentius 1 1 Turm 1 2 Ausstattung 2 Orgeln 2 1 Hauptorgel 2 2 Lettnerorgel 3 Gemeinde 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDie Geschichte von St Laurentius Bearbeiten nbsp Die Laurentiuskirche noch mit niedrigem Turm und hohem Dachreiter auf einer Stadtansicht von 1598 nbsp St Laurentius um 1895Die Tonninger Stadtkirche tragt den Namen des Heiligen Laurentius Bereits um 1186 wurde an der Stelle der heutigen Kirche ein Gotteshaus errichtet das in den folgenden Jahrhunderten bestandig umgebaut und erweitert wurde Die gesamte Kirche ist in Backstein errichtet Von dem ursprunglich romanischen Bau zeugt noch heute die Nordwand mit ihren kleinen rundbogigen Fenstern Die Sudwand der Kirche wurde spater mit den grossen gotischen Fenstern modernisiert nachdem sie wahrscheinlich im 15 Jahrhundert von den Dithmarschern schwer beschadigt worden war 1527 setzte sich die Reformation in Tonning durch so dass St Laurentius lutherisch wurde 1593 folgte dann der Einbau der ersten Orgel Um 1633 wurde der bisherige niedrige Chor durch heutigen Chor ersetzt obwohl schon der Zeit des fruhen Barock zuzurechnen errichtete man ihn doch in gotischer Gestalt Wahrend des Grossen Nordischen Krieges 1700 wurden sowohl die Kirche als auch ihr Turm durch Beschuss schwer beschadigt bis heute stecken einige Kanonenkugeln im Inneren des Mauerwerks Wahrend der Reparaturarbeiten 1703 wurden Kirchenschiff und Chor mit einer durchgehenden holzernen Tonne uberspannt und bis 1704 mit einem grossen Deckengemalde ausgefullt Nach dieser Zeit gab es bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts nur unbedeutende Veranderungen im 20 Jahrhundert allerdings weitreichende Renovierungen Diese versuchten vor allem das Alte zu bewahren nahmen aber erhebliche Anderungen an der Gebaudesubstanz vor Ermoglicht hatte sie der geburtige Tonninger Gert Cornils Davids durch seine Erbschaft 1956 wurden Dach Fussboden und Gestuhl erneuert und eine Heizung in die Kirche eingebaut dafur allerdings verschwand eine Nordempore 1959 kamen neue Fenster im Altarraum hinzu 1964 Teile der Sudwand 1961 bekam der Turm seine ursprungliche Kupfer Eindeckung zuruck 1966 und 1967 ersetzen neue Ziegelsteine im alten Klosterformat schadhaftes Mauerwerk im Kirchturm Turm Bearbeiten nbsp Der Tonninger Kirchturm nach dem Vorbild von St Trinitatis in AltonaDer Turm ruht auf einem Feldsteinsockel aus seiner Erbauungszeit und wurde wie die Kirche selbst in Backstein ausgefuhrt der machtige Schaft trug im Laufe seiner Geschichte verschiedene Turmhelme Auf Ansichten Tonnings aus dem Ende des 16 Jahrhunderts wird der Turm mit einem flachen Satteldach und einem darauf ruhenden Glockenstuhl dargestellt Spatere Umbauten verliehen dem Helm eine schlanke Pyramidenspitze Diese brannte nach einem Blitzschlag 1686 zum Teil aus wurde aber darauf in der alten Gestalt wieder errichtet Wahrend die Armee des danischen Konigs im April Mai 1700 die Festung Tonning wahrend des Grossen Nordischen Krieges belagerte und beschoss sturzte der Helm schliesslich ins Kirchenschiff so dass eine umfangreiche Erneuerung von Kirche und Turm notwendig wurde Fur die Gestaltung orientierte sich Baumeister Jacob Blaser am Turm von St Trinitatis im damals holsteinischen Altona Der dortige Bau war bereits bei der St Magnus Kirche in Tonnings Nachbargemeinde Tating wenn auch in kleinerem Massstab nachgeahmt worden Die Bauarbeiten an dem neuen Helm dauerten von 1703 bis 1706 die Gelder hierfur wurden unter anderem durch eine Lotterie eingenommen Der Turm war bei seiner Vollendung mit einer Hohe von 92 Metern der hochste im Gebiet des Herzogtums Schleswig An die Belagerung und den Neubau erinnern mehrere Kanonenkugeln im Mauerwerk ein eiserner Zahlenanker an der Sudseite des Turms und die Jahreszahl 1708 an zwei Seiten des Zifferblatts Zusammen mit den vier Turmen des Tonninger Schlosses bildete er bis zu dessen Zerstorung eine eindrucksvolle Stadtsilhouette 1795 und 1886 schlugen Blitze in den Turm ein und verursachten einige Schaden 1879 baute man eine neue Uhr ein 1938 streifte ein Flugzeug den Helm der anschliessend nur notdurftig instand gesetzt wurde die Kupferplatten wurden 1944 sogar fur Kriegszwecke beschlagnahmt und die Haube darauf mit Zinkplatten gedeckt Erst 1961 konnte der Turm mit Eindeckung aus Kupfer wieder in seinen fruheren Zustand versetzt werden so dass am Zifferblatt auch diese Jahreszahl auftaucht 1966 1967 schliesslich erneuerte die Gemeinde Teile des Mauerwerks Ausstattung Bearbeiten Das Innere der Kirche kann mit einer reichen Ausstattung aufwarten die grosstenteils aus dem 16 und 17 Jahrhundert stammt Lettner und TriumphkreuzgruppeDer Lettner von 1635 eine halbhohe geschnitzte Eichenholzwand trennt den Chor mit dem Altar vom Gemeinderaum Oben ist er zu einer Empore ausgebaut die man uber eine Wendeltreppe betreten kann Der Lettner ist durch 33 Messingsaulen Docken durchbrochen die jeweils den Namen eines Stifters tragen Uber dem mittleren Gitter befinden sich in Schnitzwerk die Wappen und Initialen von Johann Adolph Kielmann von Kielmannsegg und von Marie Elisabeth geborene von Osterhausen Uber dem Lettner hangt ein spatgotisches Triumphkreuz aus der Zeit um 1500 Es zeigt einen realistisch abgebildeten Jesus als hageren Sterbenden neben ihm sind Johannes und Maria Am den Kreuzenden finden sich quadratische Evangelistensymbole nbsp Blick zum Chorraum mit dem Lettner nbsp Geschnitzte Wappen im Lettner nachtraglich zugefugt nbsp Triumphkreuzgruppe mit Christus Maria und Johannes nbsp Altar und TaufsteinAltarIm mit Marmorplatten ausgelegten Chor befindet sich ein acht Meter hoher Gemaldealtar dessen Hauptmotiv die Kreuzigung Jesu bildet Der Altar stammt in seiner Grundform von 1634 nach der Beschadigung 1700 wurde er mit weiteren Schnitzereien versehen Unterhalb des Hauptgemaldes ist eine Abbildung des Abendmahls oberhalb eine Auferstehung Der Maler der beiden oberen Bilder ist unbekannt es handelt sich um manieristische Gemalde die typisch fur den Ubergang von Renaissance ins Barock sind Der Stil ahnelt dem des Marten von Achten und seiner Schule 1962 1963 restaurierte ihn Barbara Rendtorff TaufsteinEbenfalls im Chor steht der Taufstein Laut Kirchenchronik wurde der Stein aus schwarzem Marmor und Alabaster im Jahr 1641 vom Schuster Broder Peters gestiftet Der vermutlich von Hans Ochs geschaffene Taufstein besitzt sechs Reliefs von denen eins die Hausmarken des Schusters zeigt Schaftstiefel und Schusterwerkzeuge Die anderen funf Reliefs zeigen klassische Bildmotive vieler Taufsteine Geburt Beschneidung und Taufe Christi lasset die Kindlein zu mir kommen und das Gesprach Jesu mit Nikodemus Der dazugehorige Taufdeckel stammt aus dem Jahr 1704 und zeigt sechs musizierende Putten zwischen einem rankenartigen Schnitzwerk Gekront wird es von Johannes dem Taufer und einer Taube die den Heiligen Geist symbolisiert KanzelDie Kanzel stammt aus dem Jahr 1703 wahrscheinlich fertigte sie Hinrich Rohlke aus Hamburg im barocken Stil an Die Spende von Jacob und Jurgen Ovens sowie Jurgen Moller zeichnet sich durch ihre uppig geschnitzten und vergoldeten Ornamente aus und tragt in einer Hangetraube unterhalb des Fussbodens eine Inschrift die auf ihre Spender hinweist Der Kanzeldeckel zeigt an seiner Unterseite ein Pfingstgemalde auf dem eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes besonders gut vom Boden aus zu erkennen ist Das ebenfalls reichhaltige Schnitzwerk kront eine Moses Figur die unten von den vier Evangelisten umgeben ist nbsp Die Kanzel ist mit Gehangen Girlanden und Laubwerk verziert nbsp Inschrift in der Hangetraube unter der Kanzel nbsp Blick zum Kanzeldeckel mit Pfingstgemalde Deckengemalde GestuhlDas machtige Deckengemalde fertigte Barthold Conrath aus Hamburg im Jahr 1704 an eine umfangreiche Restaurierung fand 1961 statt Es handelt sich um eine der bedeutendsten Barockmalereien in Schleswig Holstein Das Gemeindegestuhl stammt vom Anfang des 18 Jahrhunderts enthalt aber auch Zwischenstucke eines alteren Gestuhls aus dem 17 Jahrhundert nbsp Teil des Deckengemaldes Christus auf dem Berg Tabor nbsp Das Gemeindegestuhl mit ArkantusschnitzwerkOrgeln BearbeitenHauptorgel Bearbeiten nbsp Empore mit Orgelprospekt und ausgemalter holzerne Decke Die Barockorgel von Joachim Richborn aus dem Jahr 1681 wurde 1848 von der Firma Marcussen damals Marcussen und Reuter substanzverandernd umgebaut Das Ruckpositiv wurde entfernt und das Instrument dem Zeitgeschmack angepasst 1902 wurde die Orgel von Wilhelm Sauer neu gebaut Das historische Gehause wurde durch Seitenfelder erganzt um den neuen raumgreifenden pneumatischen Windladen einen passenden Platz zu ermoglichen Ein Umbau der systembedingt storanfallig gewordenen Orgel im Jahr 1961 durch Hans Joachim Dungel blieb unbefriedigend 1978 erneuerte Hinrich Otto Paschen das Werk unter Beibehaltung des gewachsenen Gehauses wobei die 1902 angefugten Seitenfelder etwas nach hinten versetzt wurden um die ursprunglichen Optik der ehemaligen Barockorgel deutlicher hervorzuheben Die Orgel verfugt seitdem uber 41 Register die auf drei Manuale und Pedal verteilt sind Die Registertraktur der Orgel ist elektrisch die Spieltraktur mechanisch Die Disposition lautet wie folgt 1 Hauptwerk C f31 Pommer 16 2 Prinzipal 0 8 3 Holzgemshorn 0 8 4 Oktave 0 4 5 Koppelflote 0 4 6 Nasat 0 2 2 3 7 Oktave 0 2 8 Spitzflote 0 2 9 Cornett V ab g0 10 Mixtur V 0 1 1 3 11 Trompete 0 8 Schwellwerk C f312 Holzgedackt 0 8 13 Quintade 0 8 14 Viola da gamba Sauer 0 8 15 Schwebung Sauer 0 8 16 Italienisch Prinzipal 0 4 17 Flute octaviante 0 4 18 Spitzprinzipal 0 2 19 Cornettino II III20 Scharf IV V 0 1 21 Holzdulzian 16 22 Hautbois 0 8 TremulantGlockenspiel f d3 Brustwerk C f3 schwellbar 23 Bleigedackt 8 24 Rohrflote 4 25 Prinzipal 2 26 Sifflote 1 1 3 27 Oktavlein 1 28 Sesquialtera II 029 Zimbel IV 1 2 30 Cromorne 8 Tremulant Pedal C f131 Prinzipal 16 32 Subbass 16 33 Quinte 10 2 3 34 Oktave 0 8 35 Gedacktbass 0 8 36 Choralflote 0 4 37 Nachthorn 0 2 38 Hintersatz IV 0 0 2 2 3 39 Posaune 16 40 Holztrompete 0 8 41 Clarine 0 4 Koppeln SW HW BW HW BW SW HW P SW P BW P Spielhilfen 4000 Setzerkombinationen Crescendowalze ZungeneinzelabstellerLettnerorgel Bearbeiten nbsp LettnerorgelEine Besonderheit in Schleswig Holstein ist die Lettner Orgel die auf dem Lettner steht und die Hauptorgel erganzt Sie geht auf eine Stiftung des Ratsmannes Peter Tetens aus dem Jahr 1739 zuruck da die Hauptorgel zu dieser Zeit in einem sehr schlechten Zustand war Nach einer eher unruhmlichen Vorgeschichte der Vernachlassigung sammelten die Tonninger Burger schliesslich um 1948 ein neues Orgelwerk von der Lubecker Firma Kemper in das historischen Gehause einbauen zu lassen wobei die Spielmechanik und Teile des Werkes bereits 1968 durch Hinrich Otto Paschen wieder erneuert und 1991 generaluberholt werden mussten Die Disposition der Lettnerorgel lautet wie folgt 2 Manual C f3geteilt zwischen h0 und c1Gedackt 8 D BPrinzipal 4 D BRohrflote 4 D BOktave 2 D BQuinte 1 1 3 D BScharf III D BRegal 8 D B Pedal C d1Subbass 16 Koppeln M P TremulantGemeinde BearbeitenDie Kirchengemeinde fusionierte 2008 mit den Gemeinden der Nikolaikirche in Kotzenbull und der Laurentiuskirche des nach Tonning eingemeindeten Dorfs Kating zur Kirchengemeinde Tonning Kating Kotzenbull Literatur BearbeitenR Hootz Hrsg Bildhandbuch der Kunstdenkmaler Hamburg amp Schleswig Holstein Deutscher Kunstverlag 1981 Hans Rohde Die Baugeschichte der St Laurentius Kirche zu Tonning Sonderdruck aus Schriften des Vereins fur Schleswig Holsteinische Kirchengeschichte 2 Reihe Bd 22 Wolff Flensburg 1966 Kunst Topographie Schleswig Holstein Bearbeitet im Landesamt fur Denkmalpflege Schleswig Holstein und im Amt fur Denkmalpflege der Hansestadt Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 ISBN 3 529 02627 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Laurentius Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kirchengemeinde Tonning Kating Kotzenbull Kirchenkreis Eiderstedt Kirchenmusik TonningEinzelnachweise Bearbeiten Tonning St Laurentiuskirche auf orgbase nl abgerufen am 9 April 2022 Tonning St Laurentiuskirche Lettner Orgel auf orgelsite nl abgerufen am 17 September 201754 317166666667 8 9405555555556 Koordinaten 54 19 1 8 N 8 56 26 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Laurentius Tonning amp oldid 234947854