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Die katholische Pfarr und ehemalige Klosterkirche Sankt Alto und Sankt Birgitta in Altomunster einer Marktgemeinde im Landkreis Dachau in Bayern wurde in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts an der Stelle eines romanischen Vorgangerbaus aus dem 13 Jahrhundert errichtet Die Kirche ist dem heiligen Alto einem Eremiten der nach der Legende um 760 in Altomunster ein Kloster gegrundet haben soll und der heiligen Birgitta von Schweden der Grunderin des Erloserordens geweiht Die Kirche zahlt zu den letzten grossen Sakralbauten des Rokoko die Deckenfresken von Joseph Mages 1728 1769 und der Stuckdekor von Jakob Rauch stehen bereits am Ubergang zum Klassizismus Die meisten Altarbilder wurden ebenfalls von Joseph Mages ausgefuhrt die Altare und die Schnitzfiguren stammen grosstenteils von Johann Baptist Straub 1704 1784 Betreut wird die Gemeinde seit vielen Jahren von Priestern des Deutschen Ordens 1 Sankt Alto und Sankt BirgittaGlockenturmHeiliger Alto Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Aussenbau 3 1 Innenraum 4 Ausstattung 5 Deckenfresken 5 1 Deckenfresko des Hauptraumes 5 2 Deckenfresko des Beichtraumes 5 3 Fresken des Altarraumes 6 Stuck 7 Orgel 8 Glocken 9 Glockenspiel 10 Epitaphien 11 Literatur 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Kloster Altomunster wurde in der zweiten Halfte des 10 Jahrhunderts durch Benediktiner und ab 1056 durch Kanonissen besiedelt Spatestens ab 1278 lebten dort Benediktinerinnen Im Jahr 1244 wurde eine dreischiffige Basilika mit vermutlich drei Apsiden und einem Westturm geweiht Auf diesen Bau geht der heutige Eingangsbereich der Kirche zuruck Von fruheren Kirchenbauten sind keine Reste erhalten 1485 wurde das Benediktinerinnenkloster wegen Misswirtschaft aufgelost und 1497 als Doppelkloster des Erloserordens neu belegt 2 In Zusammenhang mit der Ubernahme des Klosters durch den Birgittenorden wurde vermutlich bereits ab 1488 der Chor umgebaut und der Monchschor errichtet Zwischen 1613 und 1619 wurde der Innenraum im Stil des Fruhbarock umgestaltet Zwischen 1763 und 1773 wurde die baufallig gewordene Kirche durch Johann Michael Fischer neu errichtet Nach dessen Tod im Jahr 1766 vollendete sein Polier Balthasar Trischberger den Kirchenbau Im Zuge der Sakularisation wurde das Kloster im Jahr 1803 aufgehoben und ab 1841 bis zu seiner Schliessung durch den Vatikan im Jahr 2015 als Nonnenkloster der Birgitten genutzt in dem zuletzt nur noch die Priorin lebte 3 Architektur Bearbeiten nbsp Innenraum nbsp InnenraumAussenbau BearbeitenHoch uber dem Ort erhebt sich uber dem noch romanischen Unterbau der Westfassade der 62 Meter hohe zweigeschossige Glockenturm Er wird von Ecklisenen eingefasst und von einer gestuften und mit einer Laterne bekronten Zwiebelhaube gedeckt Eine steile Rampentreppe fuhrt zum Hauptportal in der Turmfassade die von Pilastern gegliedert und oben durch einen Segmentgiebel und seitliche Voluten abgeschlossen wird In einer Hohe von 15 Metern steht in einer Nische die 3 5 Meter hohe vergoldete Figur des heiligen Alto der mit seinen Attributen dem Abtsstab einem Messer und einem Kelch mit dem Jesuskind dargestellt ist An den mit Strebepfeilern verstarkten Zentralbau schliesst sich im Osten der stark eingezogene dreiseitig geschlossene Chor an Innenraum Bearbeiten Die Kirche ist als Saalbau mit einem oktogonalen Hauptraum angelegt der von einer 18 Meter hohen Hangekuppel uberwolbt wird Karyatiden in Engelsgestalt scheinen die Kuppel zu tragen Grosse Rundbogen offnen die zweistockigen Emporen zum Hauptraum der durch Pfeiler mit Stuckkapitellen und verkropftem Gebalk gegliedert ist Die Emporen besitzen kunstvoll geschnitzte in Weiss und Gold gefasste Gitter Ostlich des Hauptraumes schliesst sich der kleinere sogenannte Beichtraum an Er ist quadratisch mit abgeschragten Ecken und wird von einer Flachkuppel gedeckt Der Beichtraum uber dem der Nonnenchor liegt offnet sich im Osten zum Chor der von einer Stichkappentonne gedeckt wird Er besteht aus dem Laienchor und dem aufgrund der Hanglage etwas hoher gelegenen Monchschor Dieser war wie der Nonnenchor ausschliesslich den Ordensmitgliedern vorbehalten Ausstattung BearbeitenDie Kirchenbanke stammen noch aus der Erbauungszeit und besitzen kunstvoll geschnitzte Rocaillewangen Bei der Restaurierung wurde die ursprungliche barocke Farbfassung wiederhergestellt Aus der Erbauungszeit ist auch die Kommunionbank zwischen Beichtraum und Chor erhalten Sie wurde 1770 von dem Dachauer Bildhauer Franz de Paula Arnoldt 1724 1788 aus Eichenholz angefertigt Am Korb der holzgeschnitzten Kanzel sitzen Engelsputten mit den Symbolen der Evangelisten Auch die Voluten des Schalldeckels sind mit Putten besetzt einer blast die Posaune Der halbkreisformige Tabernakelaltar ersetzt einen fruheren Altar von Johann Baptist Straub und wurde Ende des 19 Jahrhunderts neu geschaffen Die neubarocke Holzwand trennt den fur die Laien zuganglichen Kirchenraum vom Monchschor Nur die beiden Figuren der Apostel Johannes und Jakobus des Alteren stammen noch vom ursprunglichen Altar Die Figuren der anderen Apostel wurden ebenfalls um 1770 von Johann Baptist Straub geschnitzt Sie sind in Polierweiss gefasst und stehen als Assistenzfiguren an den Altaren In der Kirche sind mehrere Opferstocke aus dem 18 Jahrhundert erhalten Die Prozessionsstangen stammen grossenteils aus dem 18 Jahrhundert Die Figuren stellen den heiligen Florian den heiligen Joseph einen Bischof einen Monch einen Heiligen und Moses mit den Gesetzestafeln dar nbsp Kanzel nbsp Prozessionsstange mit der Figur des Moses nbsp Prozessionsstange mit der Figur des heiligen Leonhard nbsp Neubarocke Holzwand nbsp Heilige Margareta von Cortona Gemalde im Beichtraum nbsp Konig David Gemalde im BeichtraumDeckenfresken BearbeitenDie Deckenfresken wurden von dem aus Tirol stammenden und in Augsburg ansassigen Maler Joseph Mages ausgefuhrt Sie sind mit der Jahreszahl 1767 signiert Deckenfresko des Hauptraumes Bearbeiten nbsp Kuppelfresko nbsp Maria Alto und Birgitta von Schweden mit Martyrern und Heiligen oben DreifaltigkeitAuf dem Kuppelfresko des Hauptraumes ist im Zentrum die Dreifaltigkeit dargestellt Jesus in ein rotes Gewand gekleidet halt das Kreuz Gottvater ist in ein goldenes Gewand gehullt uber beiden schwebt der heilige Geist in Gestalt einer Taube Auf der mittleren Ebene thront auf Wolken eine Schar von Heiligen Auf der linken Seite der heilige Alto der durch den Abtsstab gekennzeichnet ist daneben der Monch Richard Reynolds um 1492 1535 den der englische Konig Heinrich VIII hinrichten liess weil dieser ihn nicht als Oberhaupt der Kirche in England anerkannte Er halt einen Palmwedel als Zeichen seines Martyrertums in der Hand Auf der rechten Seite nimmt Maria die heilige Birgitta und andere Ordensfrauen unter ihren Schutzmantel Daruber sieht man Martyrerinnen wie die heilige Agnes von Rom unter der ein Lamm zu erkennen ist und die heilige Barbara von Nikomedien die mit ihren Attributen Turm Kelch und Hostie dargestellt wird An den Randern des Kuppelfreskos wird an die Geschichte des Klosters erinnert Nach der Legende schenkte der frankische Konig Pippin der Jungere der Sohn von Karl Martell und Vater Karls des Grossen dem heiligen Alto Land damit dieser dort ein Kloster grunden sollte Die Grundung soll um 730 erfolgt sein ist jedoch nicht belegt Eine wichtige Episode in der Geschichte von Altomunster war die Grundung eines Doppelklosters im Jahr 1497 Hierzu erhielten aus dem Kloster Maihingen berufene Birgitten das aufgeloste Benediktinerinnenkloster vom bayerischen Herzog Georg dem Reichen und seiner Gemahlin Jadwiga unter der Vermittlung des Grafen Wolfgang von Sandizell als Schenkung Eine Szene auf dem Kuppelfresko zeigt die Uberreichung der Schenkungsurkunde durch Herzog Georg Die Nonnen sind in ihrer grauen Kutte mit schwarzem Schleier und der weissen Birgittenkrone dargestellt Sie stehen uber den Monchen die wie Bittsteller wirken und denen die Nonnen Befehle erteilen Die Birgittenkloster waren als Doppelkloster angelegt und die Monche der Abtissin zum Gehorsam verpflichtet Eine weitere Szene zeigt wie die Ordensgrunderin Birgitta im Jahr 1370 von Papst Urban V die Bestatigung ihrer Ordensregel erhalt In einer anderen Szene ist eine Gruppe von Heiligen versammelt Links aussen ist der heilige Augustinus als Bischof gekleidet mit dem Bischofsstab und einem brennenden Herzen dargestellt Daneben kauert der heilige Leonhard mit einer Kette in der Hand auf einer Wolke Im Vordergrund steht der heilige Florian der als Soldat gekleidet ist und eine Fahne in der Hand halt Der heilige Wendelin ist an seiner Hirtenkleidung zu erkennen Im Hintergrund sieht man die Martyrer Crispinus und Crispinianus die Schutzpatrone der Schuhmacher mit ihrem Attribut dem Schusterhammer nbsp Pippin der Jungere schenkt dem heiligen Alto Land fur die Klostergrundung nbsp Georg der Reiche und Jadwiga uberreichen den Birgittinnen die Schenkungsurkunde nbsp Birgitta von Schweden erhalt von Papst Urban V die Bestatigung ihrer Ordensregel nbsp Heilige und MartyrerDeckenfresko des Beichtraumes Bearbeiten Das Deckenfresko im Beichtraum stellt auf einer Halfte die Heilung des Gelahmten von Bethesda dar und auf der anderen Halfte die Entdeckung der Quelle an der nach der Legende der heilige Alto sein Kloster grundete Fresken des Altarraumes Bearbeiten Die beiden Deckenfresken im Altarraum stellen im Osten die Vision des heiligen Alto und im Westen die Vision des Johannes von Patmos des Verfassers der Offenbarung dar Der heilige Alto steht am Altar und zelebriert die Messe er halt den Kelch zur Wandlung hoch aus dem sich das Jesuskind erhebt Ein Engel weist Johannes den Blick nach oben wo ihm das Himmlische Jerusalem mit seinen zwolf Toren erscheint Die drei kleineren in Stuckrahmen gefasste Grisaillebilder an den Wanden sind der Marienverehrung gewidmet nbsp Heilung eines Gelahmten und Entdeckung der Altoquelle nbsp Heiliger Alto entdeckt die Quelle nbsp Vision des heiligen Alto nbsp Vision des Johannes von PatmosStuck BearbeitenDer Stuckdekor aus der Zeit von 1766 bis 1768 stammt von dem ebenfalls in Augsburg tatigen und zur Wessobrunner Schule zahlenden Jakob Rauch Blumenguirlanden und Rocaillekartuschen in Weiss und Gold sind bedacht im Raum verteilt und wirken nicht uberladen Die Engelsputten am Gebalk und die Karyatiden unter der Kuppel sind rosa gefasst Die Stuckkapitelle der Pilaster sind mit Engelskopfen und dem Kreuz des Birgittenordens verziert nbsp Stuckkartusche mit Wappen nbsp Rocaillekartusche nbsp Engelsputto und StuckkartuscheOrgel Bearbeiten nbsp OrgelemporeDie Orgel stammt aus dem 1803 abgerissenen Kloster der Augustiner Rekollekten in Taxa einem Ortsteil von Odelzhausen im Landkreis Dachau Das Orgelgehause stammt aus der Zeit um 1760 Der instrumentale Teil wurde 1986 von der Orgelbaufirma Sandtner mit 25 Registern drei Manualen und Pedal gebaut unter Verwendung von historischem Bestand von ca 1760 1883 und 1919 Die Disposition lautet 4 II HauptwerkPrincipal 8 Copel 8 ab cis1 1760Viola da Gamba 8 f c3 1760Octave 4 B e1 1760Flauten 4 1919Quinte 2 2 3 A h 1760Flageolet 2 Cornet V 8 ab gMixtur IV V 2 teilw 1760Trompete 8 1883Tremulant III PositivRohrflote 8 Quintade 8 Principal 4 Spitzflote 4 d h2 1760Octave 2 Quinte 1 1 3 Mixtur IV 1 Cromorne 8 Tremulant PedalSubbass 16 Octavbass 8 Copel 8 Quinte 5 1 3 Octave 4 e f1 1883Bombarde 16 Basson 8 Das 1 Manual ist ein Koppelmanual Koppeln II P III P Organo plenum Bemerkungen Schleiflade mechanische Spiel und Registertraktur Glocken BearbeitenIm Turm hangen sechs lautbare Glocken Glocke 1 Hl Alto 2600 kg Weihe 1950 Nominal Schlagton b0 Durchmesser 165 cm Czudnochowsky Erding Stundenschlag Glocke 2 Christkonig 1300 kg 1950 d1 135 cm Czudnochowsky Erding Viertelstundenschlag Glocke 3 Hl Maria 900 kg 1950 f1 115 cm Czudnochowsky Erding Glocke 4 Hl Josef 600 kg 1990 g1 103 cm Perner Passau Glocke 5 Hl Michael Sterbeglocke 300 kg 1949 c2 76 cm Czudnochowsky Erding ohne Nr Hl Birgitta Wetterglocke 350 kg 1949 a1 95 cm Czudnochowsky Erding als einzige Glocke nicht elektrisch betrieben durch Seil von Hand betatigtGlockenspiel BearbeitenSeit dem 11 Dezember 2005 ist ein Glockenspiel mit 24 Glocken grosste Glocke 200 kg im Turm vorhanden von aussen nicht sichtbar Die Glocken konnen nicht schwingen und werden von innen mit einem Hammer angeschlagen Der Tonumfang umfasst gut zwei Oktaven von d2 bis dis4 Der Guss erfolgte durch die Firma Perner in Passau Das Glockenspiel kann von Hand uber eine Tastatur bespielt werden z B bei Orgelfuhrungen Dreimal taglich werden Lieder passend zum Kirchenjahr automatisch gespielt die vorher einprogrammiert werden Das Glockenspiel ist von Montag bis Samstag um 9 13 und 17 Uhr und am Sonntag um 13 15 und 17 Uhr zu horen Epitaphien Bearbeiten nbsp Epitaph fur Barbara von Adelzhausen 1536 Im Vorraum neben dem Eingang sind an den Wanden Epitaphien aufgestellt u a zwei Rotmarmorepitaphien fur Christina von Machslrain 1535 und Barbara von Adelzhausen 1536 Literatur BearbeitenWolf Bachbauer Altomunster Pfarr und Klosterkirche St Alto und St Birgitta Kunstverlag Josef Fink Lindenberg 2006 ISBN 3 89870 280 4 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Bayern IV Munchen und Oberbayern 2 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2002 ISBN 3 422 03010 7 S 32 36 Klaus Peter Zeyer Die Glocken der Pfarr und Klosterkirche St Alto in Altomunster Amperland 51 2015 455 Wilhelm Liebhart Altomunster Kloster Markt und Gemeinde Altomunster 1999Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Alto und St Birgitta Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Klosterkirche St Alto und St Birgitta in Altomunster kirchenundkapellen de abgerufen am 8 Juli 2016 Altomunster Haus der Bayerischen Geschichte abgerufen am 8 Juli 2016 Einzelnachweise Bearbeiten http www deutscher orden de einsatzorte altomuenster php Klosterkirche St Alto und St Birgitta in Altomunster Klostergeschichte kirchenundkapellen de abgerufen am 8 Juli 2016 Vatikan lost Birgittenkloster auf sueddeutsche de vom 3 Dezember 2015 abgerufen am 8 Juli 2016 Orgeldatenbank Bayern online48 3886 11 2565 Koordinaten 48 23 19 N 11 15 23 4 O Normdaten Geografikum GND 7515235 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Alto und St Birgitta Altomunster amp oldid 236530861