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Das Sopransaxophon im Jazz hat zunachst von wenigen Ausnahmen abgesehen nur eine untergeordnete Rolle als Instrument im Blasersatz gehabt und ist erst spat zu einem Soloinstrument geworden Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung des Instruments 1 1 Traditioneller Jazz und Swing 1 2 Modern Jazz 1 3 Der Einfluss Coltranes 1 4 Wayne Shorter und sein Einfluss 2 Literatur 3 Anmerkungen und EinzelnachweiseEntwicklung des Instruments BearbeitenDas Sopransaxophon ist schwieriger zu intonieren und hat weniger Kraft im tiefen Register Deshalb war es zunachst weniger beliebt als die anderen Saxophone Noch 1953 konstatierte der Musikkritiker Joachim Ernst Berendt in der ersten Ausgabe seines Jazzbuchs dass das Sopransaxophon bis zu diesem Zeitpunkt im Jazz nicht von der Klarinetten Tradition losgekommen ist 1 Traditioneller Jazz und Swing Bearbeiten Als Berendt das schrieb 1953 war es in erster Linie Sidney Bechet 1897 1959 der fur den Einsatz des Instruments stand und 1918 von der Klarinette auf dieses Saxophon gewechselt war 2 Er hatte einen grossen Einfluss auf Johnny Hodges 1907 1970 der gelegentlich als Sopransaxophonist im Duke Ellington Orchestra wirkte es spater aber aufgab da er nicht mit dem auf dem Instrument erzielten Ton zufrieden war Charlie Barnet 1913 1991 fuhrte auf dem Sopransaxophon die Hodges Tradition weiter Bob Wilber 1938 fuhrte die Bechet Tradition im Swing Revival weiter Unter dem Einfluss von Bechet wechselten auch in Europa Musiker wie Claude Aubert Marc Laferriere und Eggy Ley auf das Instrument Modern Jazz Bearbeiten Auch im Modern Jazz war das Sopransaxophon zunachst kaum eingesetzt worden Jerome Richardson gestaltete als Mitglied des Thad Jones Mel Lewis Orchestra mit seinem Sopransaxophon den Sound der Band wesentlich Auch Lucky Thompson 1924 2005 benutzte das Sopran nur als Nebeninstrument und hatte kaum Einfluss auf nachfolgende Musiker Generationen Steve Lacy 1934 2004 hatte 1957 mit seinem Album Soprano Sax und 1958 mit Reflections auf dem kleinen New Jazz Label auf denen er sich mit Monks Kompositionen beschaftigte erste Versuche auf dem bis dahin ungewohnlichen Instrument unternommen wurde damals aber kaum beachtet In spateren Jahren bezogen sich Saxophonisten wie Lol Coxhill Roberto Ottaviano oder Jane Bunnett ausdrucklich auf Lacy Sein Einfluss auf die jungeren Spieler ist heute fur den Modern Creative grosser als der von Coltrane Ein Zeitgenosse Lacys Paul Winter spielte schon 1961 auf dem Album The Paul Winter Sextet Sopransaxophon Mit seinem Solo uber My Favorite Things aufgenommen im Oktober 1960 setzte der Tenorsaxophonist John Coltrane erstmals das Sopransaxophon mit einem Schlage durch 3 Er verwendete es in einer bis dahin vollkommen unbekannten Klangqualitat und holte beinahe oboenhafte Effekte aus diesem Instrument heraus My Favourite Things erhielt durch den hypnotischen Vortrag und die eindringliche Wiederholung einen orientalischen Touch der durch den pulsierenden Schlagzeugeinsatz von Elvin Jones eine weitere Steigerung erfahrt 4 Mit dem drei Tage spater aufgenommenen Blues to Bechet erschienen auf Coltrane Plays the Blues bekannte sich Coltrane zu dem Einfluss den Sidney Bechet auf seine Spielweise hatte er bewahrte die Expressivitat und die dirtiness Bechets 5 Mit seiner modalen Spielweise erinnert er Berendt auch an die Kegeloboen Shehnai der nordindischen Nagaswaram der sudindischen und an die verschiedenen Surnais der arabischen Musik 6 Der Einfluss Coltranes Bearbeiten Der durch Coltranes Album My Favorite Things 1960 popularisierte Sound des Sopransaxophons erschien in der Folge zahlreichen Bigbands und auch Studioorchestern als interessante Klangfarbe Die Palette der Saxophon Sektion erweiterte sich Einige Arrangeure wurden Spezialisten darin den neuen Sopranklang in diese Palette einzufugen Berendt nennt hier Oliver Nelson Quincy Jones Gil Evans Gary McFarland oder Thad Jones 7 Coltranes Sopransaxophon Spielweise hatte eine enorme Vorbild Funktion fur unmittelbar nachfolgende Musiker wie den Danen Max Bruel aber vor allem auf den Tenorsaxophonisten Wayne Shorter 1933 2023 Da es im Free Jazz von so vielen Tenoristen geschatzt wurde ihr Instrument zu uberblasen nahmen sie nun oft das Sopransaxophon da es die Moglichkeiten des falsetto Tenors einfacher und obendrein musikalisch stimmiger lieferte Ausser Shorter waren es Anthony Braxton Pharoah Sanders Archie Shepp Roscoe Mitchell Joseph Jarman Sam Rivers Oliver Lake Julius Hemphill Zoot Sims und John Surman die das Sopransaxophon jedoch oft nur als Nebeninstrument benutzten John Surman spielte bereits 1966 auf Pete Lemers ESP Platte Local Colors auf dem Sopran auch 1967 auf Mike Westbrooks Album Celebration und verwendete das Sopraninstrument nach Berendt zunachst um ein uberblasenes Bariton zu spielen 7 1969 verwendete er dann das Sopran auf einem der klassischen Alben der Epoche Extrapolation von John McLaughlin ab dem folgenden Jahr in der wegweisenden Formation The Trio mit Barre Phillips und Stu Martin 8 Ab Mitte der 1970er Jahre kombinierte er das Sopran auch mit elektronischen Klangen Weitere wichtige Sopransaxophonisten die Berendt 1973 in die Coltrane Nachfolge stellt waren Gary Bartz Cannonball Adderley zuerst auf Accent on Africa 1968 Dave Liebman Steve Grossman Budd Johnson Joe Farrell und Evan Parker 9 Einen eigenstandigen Stil entwickelte Rahsaan Roland Kirk der auch das Sopran ahnliche Manzello spielte und sich ahnlich wie Coltrane auf seine Bechet Tradition berief wie in From Bechet Byas and Fats auf dem Album Rip Rig and Panic von 1965 7 Wayne Shorter und sein Einfluss Bearbeiten Am einflussreichsten fur den Rockjazz war schliesslich Wayne Shorter als er 1968 auf dem Miles Davis Album In a Silent Way zum ersten Male das Instrument einsetzte und damit eine Stimmung erzeugte die weit vom bisherigen Bop Konzept entfernt war 10 Auch das nachfolgende Davis Album Bitches Brew von 1969 ist ohne Shorters Sopransaxophon kaum denkbar 11 Shorter verband die meditative Grundhaltung Coltranes mit der Lyrik von Miles Davis Shorters charakteristischer Sound beherrschte auch den elektronischen Klang von Weather Report eindrucksvoll zu horen in Titeln wie Teen Town Harlequin und The Juggler auf dem Album Heavy Weather von 1976 Er beeinflusste zahllose Sopranisten der Jazzrock und Fusion Szene wie Tom Scott Ronnie Laws Grover Washington Jr Kenny G Bill Evans und in Europa Barbara Thompson In der Rockjazz Ara spielte auch der Pianist Keith Jarrett das Instrument erstmals zu horen auf dem Fillmore Album des Charles Lloyd Quartetts von 1967 und spater auf dem Album The Survivors Suite von 1976 Zu den Sopransaxophonisten die die Shorter Linie fortsetzten zahlt Berendt vor allem drei Saxophonisten Branford Marsalis 1960 der das Sopransaxophon in Pop Produktionen mit dem Sanger Sting einbrachte Bring on the Night Greg Osby 1960 in seiner Kooperation mit der Pianistin Michele Rosewoman Mitte der 1980er Jahre und vor allem Jane Ira Bloom 1954 die wie Steve Lacy ausschliesslich Sopran spielt aber den Klang des Instruments gelegentlich durch elektronische Mittel wie Vocoder einfarbt Zu den jungeren Saxophonisten die in der europaischen Tradition spielen und die die US amerikanischen Einflusse beginnend von Sidney Bechet in ihren Personalstil integrieren zahlen der Englander Iain Ballamy 1964 der mit seiner luftigen Phrasierung und melodischen Spiel Ian Carr Roland Kirk Coltrane und John Surman zu seinen Vorbildern zahlt 12 oder Meike Goosmann 1966 und die Norwegerin Froy Aagre 1977 Literatur BearbeitenAndre Asriel Jazz Aspekte und Analysen Berlin DDR Lied der Zeit 1985 Joachim Ernst Berendt Das Jazzbuch Frankfurt M Fischer Bucherei 1953 und Frankfurt M Fischer Taschenbuch Verlag 1973 Joachim Ernst Berendt Gunther Huesmann Das Jazzbuch Frankfurt M Fischer TB 1994 Ian Carr Digby Fairweather Brian Priestley Rough Guide Jazz Der ultimative Fuhrer zum Jazz 1800 Bands und Kunstler von den Anfangen bis heute 2 erweiterte und aktualisierte Auflage Metzler Stuttgart Weimar 2004 ISBN 3 476 01892 X Richard Cook Brian Morton The Penguin Guide to Jazz on CD 6 Auflage Penguin London 2002 ISBN 0 14 051521 6 Martin Kunzler Jazzlexikon Reinbek Rowohlt 1988 Gerd Filtgen Michael Ausserbauer John Coltrane Oreos Schaftlach 1989 Teddy Doering Coleman Hawkins Oreos Waakirchen 2001 Peter Wiessmuller Miles Davis Oreos Schaftlach o J Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Berendt 1953 S 18 Asriel S 384 John Coltrane nahm die ersten Titel auf dem Sopransaxophon bereits im Juni Juli 1960 auf namlich die Ornette Coleman Kompositionen The Blessing am 28 Juni 1960 sowie The Invisible Sie erschienen jedoch erst 1966 auf dem Atlantic Album The Avant Garde vgl Filten Ausserbauer S 151 vgl Berendt 1973 S 204 Filtgen und Ausserbauer erwahnen in ihrer Coltrane Biographie dass der Tenorsaxophonist auf das Sopraninstrument zuruckgriff als er erhebliche Mundstuckprobleme hatte bei seinem Auftritt im Village Vanguard Anfang November 1961 Coltrane Live at the Village Vanguard auf Impulse Records bestritt er die Halfte des Programms mit dem Sopran was fur die Autoren die Vermutung nahelegte dass ihn die Probleme mit dem fur ihn unbefriedigenden Tenorklang dazu veranlasst hatten haufiger auf das Sopransaxophonzuruckzugreifen um somit seinen Klangidealen naher zu kommen In dem Masse wie er seinen harten und scharfen Tenorklang zuruckgewann also seit 1963 64 wurde das Spiel auf dem Sopran zu einer Randerscheinung sieht man von dem Konzert 1966 im Village Vanguard ab als er erneut My Favourite Things spielte Vgl Filtgen Ausserbauer S 64 f a b c Berendt 1973 S 205 vgl Ian Carr S 621 Den Einfluss hort man heute nicht mehr wenn man einmal von den Tonrepetitionen absieht Parker hat auch durch die Erforschung von Spaltklangen und den Einsatz von Zirkularatmung die Moglichkeiten des Instruments erweitert vgl P Wiessmuller S 154 vgl Berendt 1976 S 208 vgl Ian Carr S 30 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sopransaxophon im Jazz amp oldid 238876516