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Hans Sigismund Gunther von Bibra 3 Juni 1894 in Oberems 7 Oktober 1973 in Irmelshausen Gemeinde Hochheim war ein deutscher Diplomat in der Zeit des Nationalsozialismus und ein leitender Funktionar der Auslandsorganisation der NSDAP Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Schweiz 1 2 Spanien 2 Siehe auch 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHans Sigismund Freiherr von Bibra war der Sohn des Forstmeisters Karl von Bibra und der Paula von Goedekingk sein Grossvater Albert von Bibra war Erbuntermarschall Kammerherr und Geheimer Rat Nach dem Besuch des Gymnasiums in Quedlinburg der Oberrealschule in Ballenstedt und des Fridericianum Davos wurde er ab August 1914 Soldat im Ersten Weltkrieg und erreichte den Dienstgrad eines Oberleutnants Im Fruhjahr 1918 geriet er in franzosische Kriegsgefangenschaft Von 1918 bis 1922 studierte er Rechts und Staatswissenschaften in Berlin und Wurzburg 1922 promovierte er zum Dr rer pol und trat in den Auswartigen Dienst ein Sein erster Einsatz war im Reichskanzleramt wo er am 3 Januar 1923 personlicher Referent des Reichskanzlers Wilhelm Cuno wurde Nach Ausbildungsstationen in der Wilhelmstrasse und in Rio de Janeiro war er seit 1931 bei der Gesandtschaft in Prag eingesetzt Er war Mitglied der DNVP und trat dann zum 1 Mai 1933 der NSDAP bei Mitgliedsnummer 2 523 623 1 In der Prager Auslandsorganisation der NSDAP stieg er zum Kreisleiter Oberbereichsleiter und Ortsgruppenleiter auf Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten im Deutschen Reich im Januar 1933 war Bibra in Prag einerseits in der Bekampfung der politischen Organisation der deutschen Fluchtlinge aktiv Von dem Gestapo Spitzel Max Goldemann einem deutschen Fluchtling und Mitarbeiter in Kurt Grossmanns Fluchtlingshilfe erhielt er eine Namenskartei deutscher Emigranten 2 Auf der Gegenseite war Bibra an einer illegalen Aktion des deutschen Botschafters Walter Koch zur finanziellen Unterstutzung der Nationalsozialisten in der CSR beteiligt als sich dort im Oktober 1933 die Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei nach einer Verbotsdrohung auflosen musste 3 Schweiz Bearbeiten Wegen seiner Bewahrung in den Parteiamtern wurde er am 30 Juni 1936 als Gesandtschaftsrat an die deutsche Gesandtschaft nach Bern versetzt wo Ernst von Weizsacker der deutsche Gesandte war Bis Kriegsbeginn als der Botschaftsrat Theodor Kordt seinen Posten in London raumen musste und nach Bern kam war Bibra an zweiter Stelle in der Gesandtschaft und der Geschaftstrager bei Abwesenheit des Botschafters In der Schweiz hatte der judische Student David Frankfurter am 4 Februar 1936 den Landesgruppenleiter der NSDAP AO Wilhelm Gustloff in dessen Wohnung in Davos erschossen Bibra ubernahm nun dessen Leitungsfunktion in der Partei sah sich aber damit konfrontiert dass nach der Ermordung Gustloffs die Schweizer Regierung am 18 Februar 1936 die Landesgruppenleitung und die Kreisleitungen verboten hatte wenn auch nicht die NSDAP Mitgliedschaft der deutschen Staatsburger die sich in der Schweiz aufhielten Bibra fuhrte im Schutz seiner diplomatischen Immunitat unter den Augen der Schweizer Politiker Gustloffs Arbeit weiter organisierte weitere nunmehr illegale NS Organisationen und steigerte die Parteieintritte von Auslandsdeutschen indem er sie mit der Aberkennung der Staatsburgerschaft bedrohte Zunachst aber war er mit der Koordination der deutschen Aktivitaten beim Gustloffmordprozess beschaftigt die das deutsche Aussenministerium nicht Weizsacker allein uberlassen wollte Da Weizsacker in Berlin in der politischen Abteilung des Auswartigen Amtes zusatzliche Aufgaben hatte die ihm spater bei seinem Karrieresprung zum Staatssekretar angerechnet wurden musste er sich mit Bibra auch fernschriftlich abstimmen So empfahl er ihm nachdem Wolfgang Diewerge ihm in Berlin die zwischen Propagandaministerium und Aussenminister bereits abgestimmte politische Linie verkundet hatte ein prozessual geschicktes Vorgehen gegen das Judentum das von deutscher Seite als Drahtzieher und Auftraggeber des Mordes dargestellt werden sollte Weizsacker sah bessere Propagandamoglichkeiten gegen die Juden wenn der Nebenklager Friedrich Grimm in der Prozessfuhrung abwarte Fur die Bedurfnisse der Judenbekampfung bleibt dann und insbesondere nach Prozessablauf ja gewiss noch ein weites Feld 4 Bei Dienstantritt des Weizsacker Nachfolgers Otto Kocher am 3 Juni 1937 war die Schweizer Anerkennung von Bibras Funktion als De facto Landesgruppenleiter nur noch eine diplomatische Prestigefrage was allerdings die Neue Zurcher Zeitung vom 17 September 1937 alarmierte die uber die bei der Auslandsdeutschentagung in Stuttgart von Ernst Wilhelm Bohle verkundete wenn auch sogleich dementierte Einbindung aller Auslandsorganisationen in die jeweiligen diplomatischen Vertretungen berichtete Botschafter Kocher versuchte die Presseartikel auch der National Zeitung die sich mit Bibras Position und illegalem Wirken beschaftigten als Stimmungsmache herunterzuspielen Bis Mitte 1938 hatte sich von Bibra innerhalb der Gesandtschaft einen veritablen Stab zur Bearbeitung der Geschafte der AO aufgebaut dazu gehorten ein Geschaftsfuhrer ein Bearbeiter fur Angelegenheiten der Deutschen Arbeitsfront ein Redakteur fur die in Essen gedruckte Deutsche Zeitung in der Schweiz eine Leiterin der Frauenarbeitsgemeinschaften und zwei Sekretarinnen Alle Positionen hatte ihm der Schweizer Diplomat Hans Frolicher noch genehmigt bevor er zum Botschafter in Berlin befordert wurde Bei seinem Antrittsbesuch beim inzwischen zum Aussenamtsstaatssekretar aufgestiegenen Bohle verwies Frolicher in der Frage der Anerkennung der Landesleitung einerseits auf die De facto Situation der Tolerierung andererseits auf Innerschweizer politische Widerstande und den diplomatischen Druck aus Frankreich In der Schweizer Bevolkerung gab es neben nationalsozialisten Stromungen auch Widerstande gegen die eigenen Faschisten und gegen die reichsdeutschen Nationalsozialisten im Lande Der Luzerner NS Ortsgruppenfuhrer August Ahrens der in Stuttgart 1937 in seiner Rede bedauert hatte dass in der Schweiz keine Aufmarsche und Uniformen erlaubt seien gab 1938 sein Fotogeschaft auf weil die lokale Bevolkerung die Ladengeschafte deutscher Nazis boykottierte und gegen ihn ein Ausweisungsantrag gestellt worden war Wegen seiner Mitgliedschaft zur NSDAP musste Freiherr von Bibra im Fruhjahr 1939 weissungsgemass wieder aus dem Johanniterorden austreten Dort war er seit 1925 Ehrenritter Rechtsritter wurde Bibra 1933 Mitglied in der Brandenburgischen Provinzialgenossenschaft der benannten Kongregation Zeitgleich galt er genealogisch als Familiendirektor des 1 Irmelshauser Zweiges seines Adelsgeschlechts Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und den deutschen militarischen Erfolgen wurde die Schweizer Politik noch defensiver vgl Appeasement Politik und im Oktober 1940 wurde die Landesgruppenfuhrung der NSDAP wieder zugelassen ohne dass diesem Schritt uberhaupt eine offizielle Forderung der Grossdeutschen Regierung vorangegangen war Im Oktober 1942 durfte sich knapp die Halfte der rund 80 000 Deutschen in der Schweiz an wenigstens einer der nationalsozialistischen Organisationen beteiligt haben 5 und 2 400 Deutsche in der Schweiz waren Parteimitglied bei der Mitgliederbewegung ist die Mitglieder Aufnahmesperre der NSDAP zwischen 1933 und 1939 zu berucksichtigen Die Welle an Neueintritten 1940 ist daher nicht nur auf die Erfolge in den Blitzkriegen zuruckzufuhren Bibra sah sich schon als der zukunftige Gauleiter der Schweiz aber es gab in der Schweiz auch weiterhin Widerstande so von Regina Kagi Fuchsmann die seit 1933 Geschaftsfuhrerin des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks war In einem Zeitpunkt als die Schweiz ganz von deutschen Heeren umschlossen war verlangte Herr v Bibra die Herausgabe der Personalien aller deutschen Fluchtlinge in der Schweiz Er hat sie nicht erhalten obwohl er mit der Faust auf den Tisch schlug Das war im Fruhling 1942 6 Bibra wurde als Landesgruppenleiter im September 1943 von Generalkonsul Wilhelm Stengel 7 abgelost der sich allerdings unter den veranderten militarischen Bedingungen in Europa eher zuruckhielt Am 1 Mai 1945 beschloss der Schweizer Bundesrat die NSDAP in der Schweiz aufzulosen und Stengel auszuweisen Spanien Bearbeiten Nach dem Tod des Botschafters im frankistischen Spanien Hans Adolf von Moltke der am 22 Marz 1943 im Amt verstarb ging Bibra mit dem neuen Botschafter Hans Heinrich Dieckhoff nach Madrid Als am 17 Juni 1944 der deutsche Diplomat Erich Heberlein der zwischen Marz 1937 und Februar 1943 an der Botschaft in Madrid beschaftigt war von einem Krankenurlaub den er in Spanien verbrachte nicht nach Berlin zuruckkehren wollte war Bibra an der Aktion beteiligt in der die deutsche Gestapo Heberlein aus Spanien in ein deutsches Konzentrationslager verschleppte Nach der Abberufung Dieckhoffs am 2 September 1944 ubernahm Bibra die Funktion des Geschaftstragers Noch am 5 Dezember 1944 konnte er das laufende Wirtschaftsabkommen zwischen dem Deutschen Reich und Spanien bis zum 30 November 1945 verlangern 8 Bei Kriegsende wurde er in Spanien interniert wurde aber bereits dort von den Alliierten verhort 1946 war er mit dem ehemaligen NS Landesgruppenleiter in Spanien Hans Thomsen 9 in einer Gruppe von 84 Deutschen die mit alliierten Flugzeugen nach Stuttgart transportiert wurden Uber seine weitere Internierung ist nichts bekannt Bei der Entnazifizierung wurde er als Mitlaufer eingestuft obwohl er in der Schweiz als gefurchtetster Nazi gegolten hatte Im Korpsgeist der Wilhelmsstrassen Diplomaten hatte ihm Theodor Kordt trotz seiner Emporung uber Bibras Beteiligung an der Heberlein Affare einen Persilschein ausgestellt weil Bibra 1942 an Kontakten zu britischen Diplomaten in der Schweiz beteiligt gewesen sei 10 die von Heinrich Himmler initiiert worden waren Bibra bewirtschaftete in der Nachkriegszeit ein landwirtschaftliches Gut und lebte in den 1950er Jahren auf der Veste Irmelshausen Bibra hatte 1936 Irmela von Langenn Steinkeller 1915 1985 geheiratet und war in zweiter Ehe seit 1953 mit Renata Freiin von Guttenberg Steinenhausen 1914 1981 verheiratet In der Schweiz hatte Bibra eine Affare mit der Frau eines Schweizer Abwehroffiziers Siehe auch BearbeitenDie Schweiz im Zweiten WeltkriegSchriften BearbeitenDie wirtschaftliche Lage Sowjet Russlands vor dem Vertrag von Rapallo o J Wurzburg R u staatswiss Diss 1923 Literatur BearbeitenGothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Hauser 1942 Teil A Uradel Jg 92 Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft Justus Perthes Gotha 1941 S 20 21 Letztausgabe des Gotha Hans Friedrich von Ehrenkrook Friedrich Wilhelm Euler Walter von Hueck Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Hauser A Band II Band 13 der Gesamtreihe GHdA C A Starke Glucksburg Ostsee 1956 S 42 43 ISSN 0435 2408 Gunter Lachmann Der Nationalsozialismus in der Schweiz 1931 1945 Ein Beitrag zur Geschichte der Auslandsorganisation der NSDAP Ernst Reuter Gesellschaft Berlin Dahlem 1962 Horst Zimmermann Die Schweiz und Grossdeutschland Das Verhaltnis zwischen der Eidgenossenschaft Osterreich und Deutschland 1933 1945 Fink Munchen 1980 Werner Rings Die Schweiz im Krieg Chronos Zurich 1990 ISBN 3 905312 33 6 Maria Keipert Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Hrsg Auswartiges Amt Historischer Dienst Band 1 Johannes Hurter A F Schoningh Paderborn u a 2000 ISBN 3 506 71840 1 Stephan Schwarz Ernst Freiherr von Weizsackers Beziehungen zur Schweiz 1933 1945 Ein Beitrag zur Geschichte der Diplomatie Lang Bern 2007 S 226 233 ISBN 978 3 03911 207 4 DigitalisatWeblinks BearbeitenLiteratur von Sigismund von Bibra im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Sigismund von Bibra in der Online Version der Edition Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik Hans Sigismund Gunther Freiherr von Bibra bei geneall netEinzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 2841481 Rene Senenko Im Schatten der Thungasse Uber einen nicht enttarnten Gestapospitzel unter antifaschistischen Emigranten in Prag 1933 bei Rundbrief 3 2008 PDF Datei 947 kB Digitaler Zugang Walter Bussmann Akten zur deutschen auswartigen Politik 1918 1945 Serie C 1933 1937 Band II 1 14 Oktober 1933 bis 31 Januar 1934 Hrsg Hans Rothfels Franz Knipping Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1973 S 243 ff ISBN 3 525 85202 9 Ernst von Weizsacker an Sigismund von Bibra Gesandtschaftsrat Bern am 30 Oktober 1936 in Walter Bussmann u a Hrsg Akten zur deutschen auswartigen Politik 1918 1945 Serie C 1933 1936 Das Dritte Reich Die ersten Jahre Band V 2 26 Mai bis 31 Oktober 1936 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1977 S 1062f Zitat S 1063 Historisches Lexikon der Schweiz Regina Kagi Fuchsmann Das gute Herz genugt nicht Mein Leben und meine Arbeit Ex Libris Zurich 1968 S 168 zu Wilhelm Stengel 1900 siehe den kurzen Eintrag bei Karl Hans Bergmann Die Bewegung Freies Deutschland in der Schweiz 1943 1945 Mit e Beitr von Wolfgang Stock Schweizer Fluchtlingspolitik und exilierte deutsche Arbeiterbewegung 1933 1943 Hanser Munchen 1974 ISBN 3 446 11948 5 Walter Bussmann u a Hrsg Akten zur deutschen auswartigen Politik 1918 1945 Serie E 1941 1945 Band VIII 1 Mai 1944 bis 8 Mai 1945 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1979 S 578f Nicht zu verwechseln mit dem Diplomaten Hans Thomsen Der Landesgruppenleiter in Madrid war auch Mitglied der Waffen SS siehe Bundesarchiv 1 2 Vorlage Toter Link midosa startext de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Thomas W Maulucci Jr Herbert Blankenhorn in the Third Reich Central European History 42 Cambridge University Press Cambridge 2009 253 278 Normdaten Person GND 125870760 lobid OGND AKS VIAF 3447391 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bibra Sigismund vonKURZBESCHREIBUNG deutscher DiplomatGEBURTSDATUM 3 Juni 1894GEBURTSORT OberemsSTERBEDATUM 7 Oktober 1973STERBEORT Irmelshausen Gemeinde Hochheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sigismund von Bibra amp oldid 230557899