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Dieser Artikel befasst sich mit der Person Wilhelm Gustloff zum KdF Schiff siehe Wilhelm Gustloff Schiff Wilhelm Gustloff 30 Januar 1895 in Schwerin 4 Februar 1936 in Davos Schweiz war ein deutscher Nationalsozialist und Landesgruppenleiter der NSDAP Auslandsorganisation AO in der Schweiz Nach ihm wurden die Wilhelm Gustloff Stiftung und das KdF Kreuzfahrtschiff Wilhelm Gustloff benannt Wilhelm Gustloff Inhaltsverzeichnis 1 Personliches 2 Parteitatigkeit 3 Attentat 4 Literatur 5 Roman Film 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePersonliches BearbeitenGustloff schloss die mittlere Reife ab und beendete eine Lehre als Bankkaufmann Er hatte ein chronisches Lungenleiden und einen angegriffenen Kehlkopf weshalb er im Ersten Weltkrieg nicht als Soldat einberufen wurde 1917 siedelte er nach Davos uber um das Lungenleiden auszukurieren und blieb danach in der Schweiz Er fand eine Anstellung am Physikalisch Meteorologischen Observatorium in Davos 1923 heiratete Gustloff in Schwerin die Postbeamtentochter Hedwig Schoknecht Die Ehe blieb kinderlos 1 Parteitatigkeit Bearbeiten1921 wurde Gustloff Mitglied des Deutschvolkischen Schutz und Trutzbundes trat 1927 1 der NSDAP bei und war ab 1932 hauptamtlicher Landesgruppenleiter der NSDAP Auslandsorganisation in der Schweiz und zugleich Hilfskassen Obmann Nach der Machtubergabe an die Nationalsozialisten im Deutschen Reich im Januar 1933 verstarkte Gustloff seine Aktivitaten und legte ein Netz von Stutzpunkten in Bern Glarus Lausanne und Zuoz und Ortsgruppen in Davos Lugano Zurich und Basel an Mitte 1934 waren es bereits 27 Stutzpunkte 14 Ortsgruppen an sieben Orten gab es HJ und BDM Gruppen und eine ausgebaute Landesorganisation mit Sekretariat Adjutant Propagandaleiter Schatzmeister und Presseobmann Bis 1936 warb er unter den 100 000 Auslandsdeutschen in der Schweiz mehr als 5 000 als Parteimitglieder an und fand fur den Nationalsozialismus auch unter den Schweizern Sympathisanten und Gonner ohne das Ziel die schweizerische Offentlichkeit zu gewinnen erreichen zu konnen Seine antidemokratische und antisemitische Propagandatatigkeit und die Durchfuhrung von deutschen Wahlveranstaltungen auf Schweizer Boden fuhrten im Dezember 1933 zur ersten einer Reihe von parlamentarischen Interpellationen Anfragen die vom Schweizer Bundesrat Johannes Baumann im September 1935 aus aussenpolitischen Grunden hinhaltend beantwortet wurden Gleichwohl drohte ab Mitte 1935 die Ausweisung Gustloffs nachdem sein Propagandablatt Der Reichsdeutsche bekannt gemacht hatte dass die politischen Leiter der Schweizer NSDAP AO auf Adolf Hitler vereidigt worden waren Gustloff und die Leitung der AO in Deutschland versuchten nun ihn als Gesandtschafts Attache fur Deutschtumsfragen unter diplomatische Immunitat zu stellen was allerdings die Akkreditierung erfordert hatte Dies wollten die Schweizer nicht zulassen und drohten ihrerseits in diesem Fall auch einen Diplomaten Gustloff zur persona non grata erklaren zu konnen Der Gesandte Ernst von Weizsacker konnte zwar die Schweizer Politik zum Einlenken bringen diese konnte aber die Schweizer Zeitungen nicht zugeln welche nun auch eine Verwicklung Gustloffs in die Entfuhrung Berthold Jacobs behaupteten 2 Weizsacker demarchierte pflichtgemass gegen Angriffe der Presse auf deutsche Regierungsmitglieder Schliesslich belastete Gustloff der Fall des promovierten Juristen und Doppelstaatlers Helmuth Kittelmann 1891 1943 3 der beim Schweizer Parlament als Parlamentsstenograf beschaftigt war und als dies bekannt wurde seine Mitgliedschaft in der Zurcher NSDAP Ortsgruppe aufgeben musste 4 Als Gustloff Kittelmann ersatzweise die Mitgliedschaft in der Schweizer Landesgruppe der NSDAP AO verschafft hatte wurde Kittelmann fristlos und ohne Pensionsanspruche entlassen Weizsacker und Baumann versuchten noch am 20 Januar 1936 in einem diplomatischen Gesprach die Wogen zu glatten doch die Affare war am 31 Januar 1936 noch nicht ausgestanden als das St Galler Tagblatt wiederum das Politische Department und dessen Bundesrat Giuseppe Motta unter der Uberschrift Quousque tandem zu einem scharferen Vorgehen gegen die NSDAP in der Schweiz aufforderte 5 Attentat BearbeitenGustloff der zu seinem 41 Geburtstag dem Jahrestag der Machtergreifung in Berlin gewesen war wurde nach seiner Ruckkehr am 4 Februar 1936 in seiner Wohnung in Davos vom judischen Studenten David Frankfurter mit einer Pistole erschossen Nach seiner Entlassung aus dem Schweizer Gefangnis im Sommer 1945 wartete Frankfurter mit einer uberraschenden Information auf Eigentlich habe er nicht Gustloff toten wollen sondern Adolf Hitler Das war mein erster Plan aber er blieb unerreichbar 6 Die nationalsozialistische Propaganda erhob Wilhelm Gustloff zum Blutzeugen der Bewegung und liess seinen Sarg per Sonderzug ins Reich bringen Zugleich war die nationalsozialistische Fuhrung aufgrund der angespannten aussenpolitischen Lage und der am 6 Februar beginnenden Olympischen Winterspiele in Garmisch Partenkirchen darauf bedacht es nicht zu gewalttatigen Ausschreitungen kommen zu lassen 7 Am 5 Februar 1936 gab Wilhelm Frick eine Weisung dazu Betr Verhutung von Ausschreitungen aus Anlass der Ermordung des Gruppenleiters Schweiz der NSDAP Gustloff Unter Bezugnahme auf meinen Erlass zur Verhinderung von Ausschreitungen vom 20 8 1935 III P 3710 59 ordne ich im Einvernehmen mit dem Stellvertreter des Fuhrers Rudolf Hess an dass Einzelaktionen gegen Juden aus Anlass der Ermordung des Leiters der Landesgruppe Schweiz der NSDAP Wilhelm Gustloff in Davos unbedingt zu unterbleiben haben Ich ersuche gegen etwaige Aktionen vorzugehen und die offentliche Sicherheit und Ordnung aufrecht zu erhalten 8 Auch Adolf Hitler beschrankte sich bei seiner Rede zu Gustloffs Beerdigung in Schwerin auf eine relativ zuruckhaltende 7 und fur seine Begriffe massvolle Rede 9 Der judische Feind sei nun zum ersten Mal offen und ohne Mittelsmanner in Erscheinung getreten fur die Schweiz sei es ein Ruhmesblatt dass sich niemand zu dieser Tat habe dingen lassen Allerdings forderte Hitler bald darauf einen Gesetzentwurf zur Erhebung einer Judensondersteuer und ordnete an die Vorbereitungen eines entsprechenden Gesetzentwurfes so zu beschleunigen dass die Moglichkeit gegeben ware das Gesetz bereits nach Ende des Gustloff Prozesses zu verkunden 10 Der Historiker Uwe Dietrich Adam folgert dass Hitler nur eine politisch weniger brisante Lage abwartete um dann propagandistisch wirksam mit einer der spateren Judenvermogensabgabe vergleichbaren Strafaktion zu agieren dies scheiterte schliesslich aus Zeitgrunden 11 Ian Kershaw wertet das Ausbleiben einer antijudischen Gewaltwelle als Beleg dafur dass das NS Regime durchaus imstande war die Aktionen der radikalen Parteimitglieder unter Kontrolle zu halten wenn es opportun erschien 7 Das neueste und grosste KdF Schiff damals gerade in Auftrag gegeben hatte auf den Namen Adolf Hitler getauft werden sollen Hitler entschied jedoch das Schiff Wilhelm Gustloff zu nennen Die Taufe vollzog er 1937 gemeinsam mit Hedwig Gustloff der Witwe des Ermordeten die vor ihrer Ehe mit Gustloff bis zum 8 November 1923 Hitlers Sekretarin gewesen war Sie erhielt monatlich einen Ehrensold von 400 Reichsmark von Hitler personlich Das Schiff wurde von einem sowjetischen U Boot am 30 Januar 1945 versenkt Gustloffs Geburtstag In der Zeit des Nationalsozialismus wurden unter anderem in Magdeburg Freital Rodgau Nieder Roden und Benneckenstein Harz Strassen nach Gustloff benannt die spater umbenannt wurden In Dusseldorf wurde 1936 die heutige Nordparksiedlung Dusseldorf nach Gustloff benannt 12 In Schwerin erinnerte ein Denkmal in einem Ehrenhain an ihn und andere Blutzeugen Dort war im Fundament eines aufgestellten Findlings auch seine Urne beigesetzt Denkmal und Findling wurden 1947 gesprengt 13 Literatur BearbeitenRoland Aegerter Politische Attentate des 20 Jahrhunderts NZZ Verlag Zurich 1999 ISBN 3 85823 786 8 Peter Bollier Die NSDAP unter dem Alpenfirn Geschichte einer existenziellen Herausforderung fur Davos Graubunden und die Schweiz Bundner Monatsblatt Verlag Desertina 2016 ISBN 978 3 85637 490 7 Armin Fuhrer Tod in Davos David Frankfurter und das Attentat auf Wilhelm Gustloff Reihe Zeitgeschichten Bd 9 Metropol Berlin 2012 ISBN 978 3 86331 069 1 Gunter Lachmann Der Nationalsozialismus in der Schweiz 1931 1945 Ein Beitrag zur Geschichte der Auslandsorganisation der NSDAP Dissertationsschrift Freie Universitat Berlin 18 Dezember 1962 Victor Klemperer Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten Tagebucher 1933 1945 Berlin Aufbau Verlag 1995 3 1 S 245 Thomas F Schneider Hrsg Non Fiktion Emil Ludwig Wehrhahn Verlag 2016 ISBN 978 3 86525 546 4 zugleich 11 Jg Heft 1 2 der Zeitschrift Arsenal der anderen Gattungen mit Beitragen zu David Frankfurter zum Mord in Davos und verwandten Themen Stephan Schwarz Ernst Freiherr von Weizsackers Beziehungen zur Schweiz 1933 1945 Ein Beitrag zur Geschichte der Diplomatie Bern Lang 2007 ISBN 978 3 03911 207 4 S 208 236Roman Film BearbeitenGunter Grass Im Krebsgang Eine Novelle Steidl Gottingen 2002 ISBN 3 88243 800 2 Konfrontation von Rolf Lyssy 1976 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Gustloff im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Sebastian Felz Frankfurter David In Kurt Groenewold Alexander Ignor Arnd Koch Hrsg Lexikon der Politischen Strafprozesse Zeitungsartikel uber Wilhelm Gustloff in den Historischen Pressearchiven der ZBW Wilhelm Gustloff in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz Ruedi Brassel Moser Gustloff Affare In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten a b Peter Bollier Die NSDAP unter dem Alpenfirn Geschichte einer existenziellen Herausforderung fur Davos Graubunden und die Schweiz Bundner Monatsblatt Verlag Desertina 2016 ISBN 978 3 85637 490 7 S 30 Berthold Jacob wurde ohne Zutun der Schweizer NSDAP AO aus Basel entfuhrt Detlef Peitz Parlamentsstenografen und NS Diktatur in NEUE STENOGRAFISCHE PRAXIS Zeitschrift des Verbandes der Parlaments und Verhandlungsstenografen e V 63 Jahrgang 1 2015 PDF Hellmuth Ernst Friedrich Kittelmann 19 10 1891 in Dresden 20 03 1943 in Berlin Ein Nazi Mitglied im Bundeshaus Abgerufen am 21 September 2017 Detlef Peitz Der Fall Kittelmann In Francois Comment Hrsg 125 Jahre Amtliches Bulletin der Bundesversammlung ISBN 978 3 906211 02 2 Bern 2016 S 179 198 Sven Felix Kellerhoff David Frankfurter Statt Hitler erschoss er den Schweizer NSDAP Chef Wilhelm Gustloff In DIE WELT 4 Februar 2021 welt de abgerufen am 4 Februar 2021 a b c Ian Kershaw Hitler 1889 1936 Stuttgart 19982 ISBN 3 421 05131 3 S 720 Saul Friedlander Das Dritte Reich und die Juden Munchen 2007 ISBN 978 3 406 56681 3 S 199 Arnd Kruger Die Olympischen Spiele 1936 und die Weltmeinung Ihre aussenpolitische Bedeutung unter besonderer Berucksichtigung der USA Sportwissenschaftliche Arbeiten Bd 7 Berlin Bartels amp Wernitz 1972 Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Band 1 Deutsches Reich 1933 1937 Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58480 6 S 558 Dokument 225 Max Domarus Hitler Reden und Proklamationen Bd 1 Wurzburg 1962 S 573 dort auch Rede im Wortlaut abgedruckt Zitat aus einem Geheimschreiben in Uwe Dietrich Adam Judenpolitik im Dritten Reich Unv Nachdr Dusseldorf 2003 ISBN 3 7700 4063 5 S 114 Anm 88 Uwe Dietrich Adam Judenpolitik im Dritten Reich S 114 f 471 Bekanntmachung Auf Vorschlag der Stadtverwaltung benenne ich die sudlich der Stockumer Kirchstrasse liegende Siedlung Wilhelm Gustloff Siedlung Dusseldorf 2 Juli 1936 Der Polizeiprasident in Amtsblatt fur den Regierungsbezirk Dusseldorf Jahrgang 1936 Stuck 29 S 191 Udo Brinker Chronik der Stadt Schwerin von den Anfangen bis zur Gegenwart 2011 S 282Normdaten Person GND 118836242 lobid OGND AKS LCCN nr87000744 VIAF 24442031 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gustloff WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Nationalsozialist und Landesgruppenleiter der NSDAP Auslandsorganisation in der SchweizGEBURTSDATUM 30 Januar 1895GEBURTSORT SchwerinSTERBEDATUM 4 Februar 1936STERBEORT Davos Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Gustloff amp oldid 238513493