Solidar Suisse ist eine Schweizer Nonprofit-Organisation mit Sitz in Zürich, die sich für globale Fairness und gegen extreme Ungleichheit einsetzt. Solidar Suisse ist das 2005 vom Schweizerischen Arbeiterhilfswerk organisatorisch selbstständig gewordene Auslandshilfswerk, das 2011 in Solidar Suisse umbenannt wurde.
Solidar Suisse | |
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Rechtsform | Verein |
Gründung | 1936 (als Schweizerisches Arbeiterhilfswerk) 2005 (Abtrennung vom SAH) 2011 (jetziger Name) |
Gründer | Schweizerischer Gewerkschaftsbund, SP Schweiz |
Sitz | Zürich |
Geschäftsstelle | Quellenstrasse 31, 8005 Zürich |
Motto | Kämpfen für globale Fairness |
Vorsitz | Samuel Bendahan, Nationalrat |
Geschäftsführung | Felix Gnehm |
Beschäftigte | 31,5 (2022; Schweiz) |
Website | solidar.ch |
Solidar Suisse ist Mitglied von SOLIDAR, einem Netzwerk von Organisationen der Zivilgesellschaft (Civil Society Organisations, CSOs) die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen, gemeinsam mit über 50 anderen Mitgliedsorganisationen in 24 Ländern in Europa (dort 19) und weltweit.
Geschichte Bearbeiten
Auslandsaktivitäten des SAH Bearbeiten
Bereits der Vorgängerverein der Schweizer Arbeiterhilfe, die Proletarische Kinderhilfe, war nicht nur in der Schweiz tätig, sondern weitere seine Tätigkeiten auch ins benachbarte Ausland aus. Als 1936 der Schweizerische Arbeiterhilfswerk vom Schweizerische Gewerkschaftsbund und der Sozialdemokratischen Partei gegründet wurde, waren Tätigkeiten im Ausland von Beginn an integraler Bestandteil der SAH und Hauptbestandteil der Arbeit des SAH. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde die Organisation in der Flüchtlingshilfe aktiv.
1949 stieg die SAH als eine er ersten Schweizer Hilfswerke in die internationel Engwicklungshilfe ein und war u. a. in Griechenland, Palästina/Israel und Jugoslawien und nach dem Algerienkrieg auch in Algerien und Tunesien tätig. 1951 war die SAH auf Gründungsmitglied des Internationalen Arbeiterhilfswerks IAH, dass sich bereits 1995 in SOLIDAR umbenannte. Die SAH unterstütze politische Flüchtlinge vom Ungarischen Volksaufstand, Prager Frühling, im Biafra-Krieg und von der Griechischen Militärdiktatur. Ab den 1970er-Jahren engagierte sich die SAH in der Solidaritätsbewegung für Zentralamerika, unter anderem in Nicaragua. Auch in den den 1980er- und 1990er-Jahren war die SAH in einer Vielzahl von Ländern und überall dort, wo es Konflikte gab, so setzte sie sich in den 1980er-Jahren für die Verfolgten des Pinochet-Regime in Chile ein und engagierte sich wärend den Jugoslawienkriegen (1991–2001) in Bosnien und Kosovo.
Als selbstständige Organisation Bearbeiten
2005 wurde im Rahmen einer Neuorganisation die bisherige Auslandsabteilung der SAH zu einer selbstständigen Organisation, die zunächst jedoch weiterhin unter dem Namen Schweizer Arbeiterhilfswerk operierte. Auch nach der organisatorischen Abtrennung setzte die Organisation ihre bisherige internationale Entwicklungshilfe fort. So unterstützte Solidar nach den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan (2010) die Opfer.
2011 erfolgte anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der SAH die Umbenennung in Solidar Suisse, wodurch neben der organisatorischen nun auch die namentliche Trennung von den Schweizer SAH-Vereinen erfolgte. Der Name Solidar Suisse ist angelehnt an das gleichnamige internationale Netzwerk SOLIDAR. Nach dem Taifun Hayan (2013) auf den Philippinen leistete Solidar Suisse kurzfristige Nothilfe und engagierte sich über Jahre auch beim Wiederaufbau. Weiter leistete Solidar Suisse Nothilfe nach dem Erdbeben in Nepal, für die Rohingya in Bangladesch und die Opfer des Erdbebens auf Sulawesi.
Tätigkeit Bearbeiten
Die Organisation versteht sich als politisch linkes Hilfswerk: Gründer- und Trägerorganisationen sind die Sozialdemokratische Partei der Schweiz und der Schweizerische Gewerkschaftsbund. Solidar Suisse setzt viele seiner Programme im Auftrag der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit der Schweizer Regierung um. Solidar Suisse ist Partnerorganisation der Glückskette und Mitglied des europäischen Netzwerkes Solidar, das 60 Hilfswerke mit sozialdemokratischem und gewerkschaftlichem Hintergrund umfasst. Zudem ist Solidar Suisse Mitglied der Klima-Allianz Schweiz.
Die Organisation ist ZEWO-zertifiziert und setzt mit seiner Auslandsarbeit jährlich knapp 20 Millionen Franken um. Davon stammt etwa ein Drittel aus privaten Spenden und Mitgliederbeiträgen, die anderen zwei Drittel sind Zuwendungen von Staat, Kantonen und Gemeinden sowie Beiträge der Glückskette. In der Schweiz beschäftigt die NGO rund 35 (ca. 20 Vollzeitstellen), im Ausland etwa 150, grösstenteils lokale Mitarbeitende.
Gegenwärtig ist Solidar Suisse in Bangladesch, Benin, Bolivien, Bosnien, Burkina Faso, China, El Salvador, Indonesien, Kambodscha, Kosovo, Malaysia, Mosambik, Nicaragua, Pakistan, Serbien und Südafrika tätig.
Die Arbeitsschwerpunkte sind:
Faire Arbeit Bearbeiten
Gemeinsam mit lokalen Partnern setzt sich Solidar Suisse für Arbeitsrechte und sozialen Ausgleich ein.
Demokratie und Partizipation Bearbeiten
Die Organisation vertritt die Auffassung, dass ohne Demokratie keine inklusive Entwicklung stattfinden kann. So setzt sich das Hilfswerk für die Stärkung demokratisch legitimierter Organisationen der Zivilgesellschaft ein.
Humanitäre Hilfe Bearbeiten
Mit dem humanitären Hilfe-Programm zielt die Organisation auf eine sofortige und nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation der Opfer von Naturkatastrophen oder Kriegen ab.
Kampagnenarbeit Bearbeiten
Um Armut zu überwinden, braucht es nach Ansicht des Verbandes ein Umdenken – auch in den reichen Industrienationen des Nordens. Mit Kampagnenarbeit macht Solidar Suisse in der Schweiz darauf aufmerksam, wie sich das westliche Konsumverhalten auf die Menschen in Entwicklungsländern auswirkt.
Präsidenten von Solidar Suisse seit der Selbstständigkeit Bearbeiten
Der erste Präsident der eigenständigen Organisation Solidar Suisse war der bisherige Präsident des gesamten SAH.
Jahr | Präsidenten (Trägerorganisation/Funktion) |
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bis 2005 | → siehe Schweizerisches Arbeiterhilfswerk |
2005–2008 | Ruedi Winkler (2003–2005 Präsident des SAH) |
2008–2018 | Hans-Jürg Fehr (SP, Nationalrat) |
ab 2018 | Carlo Sommaruga (SP, Nationalrat) |
Literatur Bearbeiten
- Björn Erik Lupp: Von der Klassensolidarität zur humanitären Hilfe. Die Flüchtlingshilfe der politischen Linken 1930–1950. ISBN 3-0340-0744-2.
Weblinks Bearbeiten
- Solidar Suisse
- Solidar Suisse in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz
- Bestand: Schweizerisches Arbeiterhilfswerk SAH in den Findmitteln des Schweizerischen Sozialarchivs
Einzelnachweise Bearbeiten
- Solidar Suisse (Hrsg.): Finanzbericht 2022. 2023 (solidar.ch [PDF; abgerufen am 20. November 2023]).
- Themen auf solidar.ch
- ↑ about us (über uns) auf solidar.org
- Die Geschichte von Solidar Suisse. Solidar Suisse, abgerufen am 20. November 2023.
- Das Schweizerische Arbeiterhilfswerk SAH schenkt sich zum 75-Jahr-Jubiläum einen neuen Namen: Solidar Suisse. 12. April 2011, abgerufen am 20. November 2023.
- Solidar – Advancing Social Justice In Europe and Worldwide. Abgerufen am 16. Januar 2019 (englisch).