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Seelilien und Haarsterne Crinoidea von Altgr krinos Lilie gehoren zum Stamm der Stachelhauter Echinodermata und sind damit verwandt mit Seeigeln und Seesternen In der Systematik werden die Seelilien und Haarsterne mit etwa 620 Arten allen anderen heutigen Stachelhautern Eleutherozoa als Schwestergruppe Pelmatozoa gegenubergestellt Seelilien und HaarsterneEine rezente gestielte Seelilie in der Caldera eines submarinen Vulkans Zeitliches AuftretenKambrium bis heute513 bis 0 Mio JahreFundorteweltweitSystematikohne Rang Gewebetiere Eumetazoa ohne Rang BilateriaUberstamm Neumunder Deuterostomia Stamm Stachelhauter Echinodermata Unterstamm Pelmatozoen Pelmatozoa Klasse Seelilien und HaarsterneWissenschaftlicher NameCrinoideaMiller 1821Die Systematik ist unsicher Alle heutigen Seelilien und Haarsterne werden zur Unterklasse Articulata gezahlt Diese wird je nach Quelle in zwei bis funf Ordnungen unterteilt Oft werden Cirrentragende Isocrinida und Cirrenlose Seelilien Millericrinida unterschieden Einigkeit besteht nur darin dass die Haarsterne Comatulida die nicht sessil leben und heute die Masse der uberlebenden Arten stellen eine eigene Ordnung bilden Es gibt nur noch etwa 25 gestielte sessil lebende Gattungen die meist in der Tiefsee bis 6000 Meter leben und mit einer maximalen Hohe von einem halben Meter wesentlich kleiner bleiben als ihre ausgestorbenen Verwandten Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Systematik 3 Fossile Crinoiden 3 1 Fundorte 3 2 Volksglaube und Brauchtum 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Anatomie eines CrinoidenDie meisten Seelilienarten sind mit einem Stiel am Meeresboden befestigt und tragen am oberen Ende einen mit Plattenkranzen aufgebauten Kelch der den Weichkorper des Tieres schutzt Vom Kelchrand aus verzweigen sich zunachst funf Arme funfstrahlige Symmetrie Durch weitere Teilung der Armbasen entstehen 10 oder auch 20 armige Kronen Mit Hilfe von fiederartigen Armansatzen Pinnulae wird Plankton gefiltert und in den Mund befordert Die Kelchdecke wird Tegmen genannt 1 Alle Seelilien und Haarsterne ernahren sich indem sie fressbare Partikel mit ihren gefiederten Armen aus dem vorbeistromenden Wasser filtern Systematik BearbeitenDie Seelilien und Haarsterne werden derzeit in funf Unterklassen unterteilt Flexibilia Articulata Bourgueticrinida Haarsterne Comatulida A H Clark 1908 Paracomatulidae Hess 1951 Paracomatula Hess 1951 Cyrtocrinida Encrinida Matsumoto 1929 Ainigmacrinidae Hagdorn 1988 Anigmacrinus Hagdorn 1988 Dadocrinidae Lowenstam 1942 Carnallicrinus Hagdorn 2004 Dadocrinus von Meyer 1847 Encrinidae Dujardin amp Hupe 1862 Cassianocrinus Laube 1862 Chelocrinus von Meyer 1835 Encrinus Lamarck 1801 Zardinicrinus Hagdorn 2004 Traumatocrinidae Mu 1949 Traumatocrinus Wohrmann 1889 Vostocovacrinus Yeltysheva amp Polyarnaya 1886 Holocrinida Jaekel 1918 Holocrinidae Jaekel 1918 Eckicrinus Hagdorn amp Gluchowski 1993 Holocrinus Wachsmuth amp Springer 1886 Moenocrinus Hildebrand 1926 Tollmannicrinus Klikushin 1992 Hyocrinida Isocrinida Severts Doreck 1952 Eocomatulidae Simms 1988 Isocrinidae Gislen 1924 Pentacrinitidae Gray 1842 Millericrinida Severts Doreck 1952 Bangtoupocrinidae Stiller 2000 Bangtoupocrinus Stiller 2000 Silesiacrinus Hagdorn amp Gluchowski 1993 Roveacrinida Peck 1943 Saccocomidae Saccocoma Agassiz 1836 Cladida Disparida Camerata Fossile Crinoiden Bearbeiten nbsp Fossile SeelilienkronenDie Seelilien treten seit dem Ordovizium auf und leben mit Ausnahme der Haarsterne Comatulida heute nur noch im Tiefseebereich sudlich des Aquators Lebende Fossilien Wahrend der Mittleren Trias Muschelkalk trat die Seelilie im mitteleuropaischen Flachmeerbereich Germanisches Becken so massenhaft auf dass sie gesteinsbildend wurde Trochitenkalk Neben den festsitzenden Formen kommen auch frei schwimmende Seelilien vor Wahrend des Schwarzen Jura Lias gab es z B aufgrund der lebensfeindlichen Verhaltnisse Sauerstoffmangel in tieferen Meeresbereichen nur frei schwimmende Seelilien Sie lebten entweder in Kolonien an Treibholzer angeheftet oder als Einzeltiere Eine weitere Gruppe die Bojen Seelilien Scyphocriniten war im oberen Silur und unteren Devon also vor etwa 400 Millionen Jahren weit verbreitet Die schonsten Funde von Scyphocrinites elegans stammen aus Marokko bei Erfoud Neben den Kelchen fanden sich kugelartige Gebilde Lobolithen mit einem Durchmesser von 10 cm und mehr ursprunglich gasgefullte Bojen an welchen die Stiele mit den Kelchen nach unten hingen Die Bojen Seelilien von Marokko gehoren zu den merkwurdigsten Entwicklungen von Seelilien uberhaupt Wie sich die Bojen aus ursprunglich kleinen Wurzeln herausgebildet haben ist noch Gegenstand der Forschung Die grosste Seelilienkolonie die weltweit je gefunden und prapariert wurde ist im Urwelt Museum Hauff in Holzmaden ausgestellt Sie ist 18 m 6 m gross Sie wuchs an einem zwolf Meter langen Treibholz fest und stammt aus dem Schwarzen Jura Unteres Toarcium von Holzmaden Fundorte Bearbeiten nbsp Stielglied von Holocrinus dubius auf der Oberflache der Oberen Schaumkalkbank des Unteren Muschelkalks nbsp Teil eines Stiels von Seirocrinus sp aus dem Unteren Jura Unteres PliensbachiumVersteinerungen von Seelilien sind in den Randgebieten des Hohenzugs Elm im weichen Elmkalkstein zu finden besonders ausgepragt in Erkerode in der Mitte des Hohenzugs kam durch Erosionen der hartere untere Kalkstein zum Vorschein Vor allem fand man die Art Encrinus liliiformis mit ihrer gedrungenen robusten Krone In jungster Zeit konnten im Elm ganze Muschel Seelilien Lebensgemeinschaften nachgewiesen werden die eng umgrenzte riffartige Gebilde darstellten Die Sammlung Klages Konigslutter besitzt mehrere hundert Exemplare darunter eine grosse Steinplatte mit 16 Seelilienkronen und Stielen bis zu 70 cm Lange Eines der klassischen Fundgebiete von vollstandig erhaltenen Encrinus liliiformis ist die Umgebung von Crailsheim Die Trochitenbanke sind hier besonders machtig und bestehen lagenweise fast nur aus den Trochiten dieser Art Exemplare aus der Crailsheimer Umgebung befinden sich in vielen Museen Im Land Salzburg in den Adneter Steinbruchen sind im Roten Knollenkalk der Sorte Motzen Marmor zahlreiche Seelilien Einsprenglinge zu finden diese treten als Kalkspatfullungen von Seelilien Stielgliedern und Nadeln von Seeigeln in Erscheinung 2 nbsp Adneter Motzen Marmor Osterreich nbsp Bruchstuck eines Adneter Motzen Marmors OsterreichVolksglaube und Brauchtum Bearbeiten nbsp Trochitenkalk gefunden bei Erkerode am Westrand des ElmBesonders verbreitet sind Trochiten die versteinerten Stielglieder der Seelilien die sich aus den kalkigen Crinoiden Skeletten bildeten Bereits in der Steinzeit wurde der Trochitenkalk zu Halsketten verarbeitet Dies war naheliegend denn die rohrenartigen Trochiten ummantelten den Nervenkanal der Tiere In der vorchristlichen Zeit wurde u a in Mitteleuropa bei fossilen Trochiten der ehemalige Nervenkanal wieder freigebohrt und die einzelnen Glieder zu einer Halskette aufgefadelt Bei den Germanen galten die Trochiten als Zeichen der Tapferkeit Diese Bedeutung blieb lange erhalten Im Zuge der Christianisierung musste die Bevolkerung ihre Trochiten Bonifatiuspfennige Wichtelpfennige oder Hexengeld abgeben Noch 1714 fand man Trochiten in Apotheken als Heilmittel gegen verschiedenen Krankheiten wie Epilepsie Melancholie giftige Tiere Nasenbluten Schwindel und Nierenleiden Ferner sollten sie die Tapferkeit fordern die Nachgeburt erleichtern und dem Besitzer ein langes Leben bescheren Bestimmte Fossilien von Crinoiden wie auch solche von vielarmigen Schlangensternen Ophiuroidea wurden in einer Vergangenheit als diese versteinerten Formen bei ihren Betrachtern noch Schrecken erregen konnten als Medusenhaupt bezeichnet Die meeresbewohnende Medusa aus der griechischen Mythologie liess durch den blossen Anblick ihres von Schlangenhaar bedeckten Kopfes Menschen zu Stein werden 3 Literatur BearbeitenJanina F Dynowski James H Nebelsick Adrian Klein und Anita Roth Nebelsick Computational Fluid Dynamics Analysis of the Fossil Crinoid Encrinus liliiformis Echinodermata Crinoidea In PLoS ONE Band 11 5 e0156408 doi 10 1371 journal pone 0156408 Hans Hagdorn Triassic the crucial period of post Palaeozoic crinoid diversification In Swiss J Palaeontol 130 2011 S 91 112 Hans Hess William I Ausich Carlton E Brett und Michael J Simms Fossil Crinoids Cambridge University Press 2003 ISBN 0 521 52440 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Seelilien und Haarsterne Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien The Paleobiology Database Crinoidea Tree of Life web project Crinoidea Palaeos Class Crinoidea Nova Southeastern University Introduction to living CrinoidsEinzelnachweise Bearbeiten Crinoid Morphology Webseite des University of California Museum of Paleontology englisch abgerufen am 5 Februar 2016 Katrin Hauer Christian F Uhlir Adneter Marmor Entstehung Material Abbau Geschichte und seine Bedeutung als Kulturerbe Verlag Books on Demand Norderstedt 2011 S 18 Helmut Holder Naturgeschichte des Lebens 2 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1989 S 153 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Seelilien und Haarsterne amp oldid 237302190