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Die Sackmulde ist eine gut 20 Kilometer lange und bis zu sechs Kilometer breite geologische Struktur nord bis sudostlich der Stadt Alfeld im Suden Niedersachsens in Deutschland Sie stellt aus tektonischer Sicht eine Synklinale Mulde dar deren Achse in Nordwest Sudost Richtung etwa parallel zum Fluss Leine verlauft Reliefkarte der Umgebung von Alfeld an der Leine mit A Hilsmulde und B Sackmulde mit Sieben Bergen Vorbergen und Sackwald Benannt ist die Sackmulde nach dem ungefahr in der Muldenmitte gelegenen Alfelder Ortsteil Sack Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 2 Geologie 2 1 Morphologie 2 2 Geologische und palaogeographische Entwicklung 2 3 Tektonik 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeografie BearbeitenGeographisch ist die im Landkreis Hildesheim gelegene Sackmulde dem Leinebergland bzw dem nordwestlichen Harzvorland zuzurechnen Landschaftlich wird sie gegliedert in die drei bewaldeten Hohenzuge Sieben Berge bis 395 m u NN Vorberge bis 353 m u NN und Sackwald bis 374 m u NN die geologisch jedoch eine Einheit bilden Das Zentrum der Sackmulde rund um den Ort Sack liegt mit etwa 140 m u NN bis 260 m u NN deutlich tiefer als die umgebenden Randberge und wird vor allem ackerbaulich genutzt Gequert wird die Sackmulde von den beiden Landstrassen 469 und 485 die Alfeld uber Langenholzen und Sack mit den ostlich gelegenen Orten Adenstedt und Sibbesse verbinden Geologie BearbeitenDas Gebiet der Sackmulde ist Teil des subherzynen Beckens und besteht aus einem sich Nordwest Sudost erstreckenden halokinetisch entstandenen Buntsandsteingewolbe dessen Flanken von Muschelkalk und Keuperschichten gebildet werden Durch den Aufstieg der Zechsteinsalze in Salzstocken und das Absinken der dazwischen liegenden Bereiche im Gebiet der Leine entstand die heute vorliegende Sattel und Muldenstruktur Morphologie Bearbeiten Die Morphologie des Gebietes wird im Wesentlichen durch die Harte und Verwitterungskompetenz des im Untergrund anstehenden Gesteins vorgegeben Durch die Lagerungsverhaltnisse der Gesteinsschichten entstand eine Schichtstufenlandschaft mit herzynisch Nordwest Sudost verlaufenden Hohenzugen und Talern Die Hohenzuge werden von den Gesteinen des Unteren und Mittleren Buntsandsteins des Oberen Muschelkalks sowie bestimmten Gesteinen kretazischen Alters insbesondere Hilssandstein und Flammenmergel gebildet Die kammbildenden Gesteine setzen sich aus Sandsteinen oder Kalksteinen zusammen Die Taler zwischen diesen Hohenzugen sind bedingt durch das Einfallen der Schichten unsymmetrisch ausgebildet Sie werden durch die Gesteine des Oberen Buntsandsteins des Keupers und des Juras gebildet Es handelt sich hier um tonige Sedimente Neben Taleinschnitten und Hohenzugen sind verschiedene Verebnungsflachen auszumachen Diese sind im Bereich des Mittleren Muschelkalks und des Minimustons zu finden Geologische und palaogeographische Entwicklung Bearbeiten nbsp Typisches Handstuck des Flammenmergels in der SackmuldeDie geologische Entwicklungsgeschichte des Gebietes ist eng mit den Geschehnissen im Germanischen Becken verknupft Die darin oder nahebei anstehenden Schichtfolgen beginnen mit Sedimenten permischen Alters Es handelt sich um Ablagerungen der Salinarzyklen des Zechsteinmeeres Je nach Grad der Eindampfung lagerten sich Tonsteine Kalksteine Dolomite Anhydrite Steinsalze oder Kalisalze in zyklischer Folge ab Wahrend des Mesozoikums lag die Sackmulde im nordlichen Randbereich des Germanischen Beckens 1 Das Ablagerungsgebiet gehorte zur Hessischen Senke zwischen der Hunte Schwelle und der Eichsfeld Schwelle Die triassischen 251 0 0 4 bis 199 6 0 6 Ma Sedimentfolgen beginnen mit dem Buntsandstein Wahrend des Buntsandsteins kam es im Norddeutschen Raum zur grossflachigen Ablagerung siliziklastischer Sedimente 2 Nach dem endgultigen Eindampfen des Zechsteinmeeres wurden im Norddeutschen Raum bis zu 1500 m rotgefarbter Siliziklastika abgelagert Das Ablagerungsmilieu wahrend des Buntsandsteins war arid bis semiarid und die Sedimentation erfolgte zyklisch Diese Zyklen sind teils uber mehrere hundert Kilometer miteinander korrelierbar Der Untere Buntsandstein besteht dabei aus einer Sandstein Tonstein Wechselfolge und wurde in einem grossen ungegliederten Becken abgelagert Die Schuttung erfolgte von den umliegenden Hochgebieten des Harzes sowie von der Rheinischen und der Bohmischen Masse vorwiegend aus sudlicher und sudostlicher Richtung 3 4 Der Mittlere Buntsandstein gliedert sich in 4 Zyklen die jeweils mit einem Grobsandstein beginnen und zum Hangenden feinkorniger werden 5 WURSTER 1964 folgend sind diese limnischen und fluviatilen Ursprungs Wahrend des Rots fand eine epirogene Absenkung des Sedimentationsbeckens statt 1 Es bildete sich ganz ahnlich wie im Zechstein ein epikontinentales Flachmeer innerhalb dessen es zur Ablagerung von Evaporiten Rotsalinar kam Wahrend des Oberen Rots wurden die Rottone abgelagert es begann der Ubergang zur voll marinen Muschelkalkfazies Die Schuttungsrichtungen anderten sich wahrend des Mittleren und Oberen Buntsandsteins nicht Die Sedimente des Muschelkalks werden in Unteren Mittleren und Oberen Muschelkalk unterteilt Zu Beginn des Muschelkalks entstanden durch eine Transgression durch die Oberschlesische Pforte flachmarine Verhaltnisse 1 Der Untere Muschelkalk ist dabei durch einen zyklischen Wechsel von kalkigen und mergeligen Sedimenten gekennzeichnet Die einzelnen Zyklen beginnen dabei jeweils mit einem kalkigen Konglomerat danach folgt eine Kalk Mergel Wechselfolge und im Hangenden folgen dolomitische Gelbkalke 6 Diese Zyklen spiegeln einen Wechsel von marinen lagunaren und hypersalinaren Bedingungen wider die auf zyklische Veranderungen von Wassertiefe und damit Durchluftung Salinitat bzw der Verbindung zum offenen Meer sowie auf Klimaveranderungen zuruckgehen 6 Wahrend des Mittleren Muschelkalks wurden Mergel Dolomite und Gipse abgelagert Das Sedimentationsmilleu war lagunar bis hypersalinar 7 Im Oberen Muschelkalk der lithologisch weiter in Trochiten und Ceratitenkalk untergliedert werden kann kippte die Scholle des Germanischen Beckens wodurch die Verbindung zum Arktischen Ozean unterbrochen und an Stelle dessen die Offnung der Burgundischen Pforte eingeleitet wurde Dies fuhrte zu einer tethyalen Beeinflussung des Gebietes Durch eine transgressive Phase wurden hier Durchluftung und Salinitat der Wassersaule verbessert und reine fossilreiche Kalke abgelagert Das Meeresgebiet war zu dieser Zeit durch Schwellen gegliedert die riffartige Flachwasserbereiche entstehen liessen innerhalb derer sich die Trochitenkalke bildeten 8 Nach einer Absenkung des Sedimentationsbeckens lagerten sich die Ceratitenkalke ab Die Wende von Muschelkalk zu Keuper ist durch eine Regressionsphase gepragt es bildeten sich wieder vermehrt kontinentale Sedimente Die Ablagerungen des Keupers wurden von Norden her in den Sedimentationsraum geschuttet dies wird von WURSTER 1964 mit tektonischen Verstellungen am Rande der Bohmischen Masse in Verbindung gebracht Wahrend im Oberen und Unteren Keuper Sand und Tonsteinbildungen vorherrschen ist der Mittlere Keuper durch Gips und Mergel gepragt Dies lasst auf aride Bedingungen im Mittleren Keuper schliessen Der Ablagerungsraum ist durch ein weitlaufiges Deltasystem charakterisiert innerhalb dessen Ingressionen auch zu lagunaren und brackischen Verhaltnissen gefuhrt haben Durch Zufuhr von Siliziklastika aus dem Hinterland tritt hier der Anteil karbonatischer Sedimente zuruck Der Beginn des Jura 199 6 0 6 bis 145 5 4 0 Ma ist durch eine Transgression gekennzeichnet die im Ablagerungsraum wieder vollmarine Bedingungen herstellte Das Norddeutsche Becken bildete ein flaches Schelfmeer das uber die Hessische Strasse mit dem sudlich gelegenen Jurameer verbunden war Im Lias kam es dementsprechend zur Ablagerung von glaukonitfuhrenden Tonen die nach HARMS 1984 den Stufen Hettangium Sinemurium und Pliensbachium angehoren 9 In Bereichen mit sauerstoffarmen Milieu kam es zur Ablagerung von feinkornigen Siliziklastika mit hohen Fossilanteilen und hohen Anteilen an organischem Material woraus sich spater bei fortgesetzter Diagenese die bekannten Schwarzschiefer des Lias bilden sollten Wahrend des Malms kam es zur Schliessung der Hessischen Senke und zur Bildung des Niedersachsischen Beckens das bis in die Untere Kreide erhalten blieb Dogger und Malm sind in der Sackmulde nicht vertreten Die Ablagerungen der Kreide 145 5 4 0 bis 65 5 0 3 Ma liegen diskordant auf den Sedimenten triassischen und jurassischen Alters Zum Einsetzen der Unterkreide herrschen noch tonige Bildungen vor die von Kustensanden Hilssandstein abgelost werden darauf folgen die Flammenmergel die sich aus Ton bis Mergelsteinen zusammensetzen welche kalkig kieselig und glaukonitfuhrend sein konnen Insbesondere wahrend des Albs bzw Cenomans transgredierte das Meer von Norden kommend uber die Ablagerungen von Trias und Jura in den Bereich des westlichen Harzvorlandes Die Oberkreide ist wiederum durch vollmarine Bildungen gekennzeichnet Hier treten die sehr reinen Coccolithenkalke Weissplaner auf 10 Wahrend des Tertiar 65 5 0 3 Ma bis 2 588 bzw je nach Auffassung 1 806 Ma wich das Meer aus dem Gebiet zuruck der Ablagerungsraum lag nun im Randbereich des epikontinentalen Meeres das weite Teile Norddeutschlands bedeckte 9 Tertiare Sedimente sind im Bereich der Sackmulde nicht oder kaum zu finden sie wurden abgetragen Das Quartar ist durch den Wechsel von Glazialen und Interglazialen gekennzeichnet Die verschiedenen Eisvorstosse hinterliessen weitraumige Ablagerungen von geringmachtigen Lockergesteinen welche jedoch nur in Teilen des Gebiets zu finden sind sowie aolische Lossablagerungen die zuvorderst in den windstilleren Taleinschnitten des Gebietes zu finden sind Tektonik Bearbeiten Das Gebiet ist dem nordlichen Harzvorland zuzurechnen Dieses ist durch herzynisch streichende Mulden und Sattelbildungen gekennzeichnet Die tektonischen Elemente entstanden im Ober Jura im Zuge der alpidischen Orogenese Diese Entwicklung wurde durch das Abwandern von Zechsteinsalzen aus dem Bereich der Sackmulde in den Leinetalsattel uberpragt ABDALLAH 1962 schreibt es handele sich nicht um eine Mulde im tektogenetischen Sinne sondern um eine negative Beule Diese sei als Salzauswanderungswanne zu erklaren aus der das Salz in die Bruchzone des Leinetalsattels eingedrungen und dort aufwartsgestiegen ist 11 Der Aufstieg der Zechsteinsalze begann dabei im Keuper und wolbte das Deckgebirge auf In der Oberkreide durchbrachen die Evaporite die uberlagernden postpermischen Sedimente 12 Die Entstehung des Leinetalsattels geht dabei nach JORDAN 1989 auf eine regionale Storung des mesozoischen Deckgebirges zuruck Das Gebiet nordostlich der Storung schob sich auf das sudwestlich gelegene Gebiet auf Die Sprunghohe betragt 800 1000 m Entlang dieser Storungszone also der so geschaffenen Schwachezone im Deckgebirge kam es zum Aufstieg der Zechsteinsalze Literatur BearbeitenF J Harms Erlauterungen zu Blatt Nr 4025 Freden Hrsg Niedersachsisches Landesamt fur Bodenforschung Hannover 1984 S 1 168 Dierk Henningsen Gerhard Katzung Einfuhrung in die Geologie Deutschlands 6 Auflage Spektrum Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1360 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b c C Hinze Der obere Buntsandstein Rot im sudniedersachsischen Bergland In Geologisches Jahrbuch Band 84 Hannover 1967 S 637 716 A Herrmann Epirogene Bewegungen im germanischen Buntsandsteinbecken und deren Bedeutung fur lithostratigraphische Parallelisierung zwischen Nord und Suddeutschland In Geologisches Jahrbuch Band 81 Hannover 1962 S 11 72 J Wolburg Sedimentationszyklen und Stratigraphie des Buntsandsteins in Nordwestdeutschland In Geotektonische Forschungen Band 14 Stuttgart 1961 S 7 74 P Wurster Krustenbewegungen Meeresspiegelschwankungen und Klimaanderungen der deutschen Trias In Geologische Rundschau Band 54 Stuttgart 1964 S 224 240 H Boigk Zur Gliederung und Fazies des Buntsandsteins zwischen Harz und Emsland In Geologisches Jahrbuch Band 76 Hannover 1959 S 597 636 a b M G Schulz Feinstratigraphie und Zyklengliederung des Unteren Muschelkalkes in N Hessen In Mitteilungen des Geologisch Palaontologischen Instituts der Universitat Hamburg Band 41 Hamburg 1972 S 133 170 A Kumm Trias und Lias In A Kumm L Riedel amp W Schott Hrsg Des Mesozoikum in Niedersachsen 1 Abteilung Oldenburg 1941 S 1 328 J P Groetzner Stratigraphisch fazielle Untersuchungen des Oberen Muschelkalks im sudostlichen Niedersachsen zwischen Weser und Oker Dissertation Hrsg Technische Hochschule Braunschweig Braunschweig 1962 S 1 124 a b F J Harms Erlauterungen zu Blatt Nr 4025 Freden Hrsg Niedersachsisches Landesamt fur Bodenforschung Hannover 1984 S 1 168 S Keller Die Oberkreide der Sackmulde bei Alfeld In Geologisches Jahrbuch Band A64 Hannover 1982 S 3 171 A M Abdallah Die Leinetalachse zwischen Seesen und Alfeld In Roemeriana Band 4 Clausthal Zellerfeld 1962 S 1 52 H Jordan Geologische Wanderkarte Leinebergland 1 100000 Hrsg Niedersachsisches Landesamt fur Bodenforschung 2 Auflage Hannover 1989 52 005491 9 866066 Koordinaten 52 0 19 8 N 9 51 57 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sackmulde amp oldid 217097957