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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Die Prototypensemantik ist eine spezielle Semantik Bedeutungslehre die aus der Prototypentheorie abgeleitet wurde Demnach werden Begriffe Worter verwendet um ein Objekt einer bestimmten Bedeutungs Klasse zuzuordnen So steht z B der Begriff Vogel fur eine ganze Klasse sehr verschiedener Vogel Die Prototypentheorie geht davon aus dass eine Klasse nicht scharf umrissen ist und dass es einen besonders typischen Vertreter einer Klasse einen Prototyp gibt Ein Objekt wird als Mitglied in so einer Klasse betrachtet wenn es dem Prototypen der Klasse ahnlicher ist als dem Prototypen einer anderen Klasse Als Beispiel Eine Amsel entspricht eher dem Prototyp eines Vogels als ein Pinguin Bzw dem Pinguin fehlen Merkmale die man von einem typischen Vogel erwarten wurde 1 Die Prototypensemantik beschreibt die quantitative Abstufung der Zugehorigkeit von Entitaten konkreten Objekten zu Kategorien Klassen wobei sich der Grad der Zugehorigkeit aus dem Abstand zum Prototypen ergibt Prototypen sind also normative Kategorie Elemente und definieren das Zentrum der Kategorie Z B ein Pinguin hat einen grosseren Abstand zum Prototypen eines Vogels als die Amsel Die Prototypentheorie postuliert dass viele Alltagsbegriffe im Gehirn zusammen mit einigen erlaubten Variationen als Prototypen gespeichert werden Die Prototypensemantik unterscheidet sich von der herkommlichen Denkweise dass Bedeutungs Klassen Kategorien scharf umrissen sind und man uber die Zugehorigkeit eindeutig entscheiden kann indem man die dafur erforderlichen Merkmale abpruft Merkmalssemantik Ein Beispiel fur diese Klassifizierung durch Definition ist z B Wenn es Federn und einen Schnabel hat und fliegen kann dann ist es ein Vogel In Experimenten zeigte sich jedoch dass Menschen manche Vogelarten insbesondere Singvogel signifikant eher als Vogel einsortieren als randstandige Arten wie Huhn Strauss oder Pinguin Es gibt also Kategorie Mitglieder die als typische Vertreter gelten durfen wahrend die Einordnung bei untypischen Vertretern deutlich schwerer fallt Je grosser aber die Abweichung vom Prototyp ist desto langer dauert es z B bei Reaktionszeitexperimenten zu entscheiden ob ein Objekt zu einer bestimmten Klasse gehort oder nicht Um einen Pinguin oder einen Strauss der Klasse der Vogel zuzuordnen benotigt man demnach mehr Zeit als fur die Zuordnung eines Spatzes 1 Der Effekt der quantitativen Abstufung tritt selbst bei scheinbar eindeutigen Begriffen wie Junggeselle oder gerade Zahl auf 2 Die Prototypentheorie wurde in den 1970er Jahren von Eleanor Rosch und ihren Mitarbeitern entwickelt Sie vereint Erkenntnisse der Psychologie und der Linguistik Inhaltsverzeichnis 1 Prototypensemantik als kognitive Wissenschaft 2 Die Anfange Basic Colour Terms Farb Grundworter 3 Prototypensemantik 3 1 Die Standardversion 3 1 1 Prototypikalitat 3 1 2 Familienahnlichkeit Pragnanz und cue validity 3 1 3 Heckenausdrucke 3 1 4 Basic level terms Basiskonzepte Basiskategorien 3 1 5 Kategorien und Kategorisierung 3 1 5 1 Probleme der Kategorisierung 3 1 6 Graduell gestufte Bedeutungskategorien Graduelle Zugehorigkeit 3 2 Die erweiterte Version 4 Experimente Eleanor Rosch und William Labov 4 1 Experiment I 4 2 Experiment II 4 3 Experiment III 4 4 Das Tassenexperiment nach William Labov 5 Kritik an der Prototypensemantik 6 Zusammenfassung 7 Siehe auch 8 Einzelnachweise 9 Literatur 9 1 Deutsch 9 2 EnglischPrototypensemantik als kognitive Wissenschaft BearbeitenDie Prototypensemantik spielt nicht nur im Bereich der lexikalischen Semantik eine wichtige Rolle Sie war auch der Ursprung des kognitiven Paradigmenwechsels in der Linguistik Blank 2001 44 Durch sie wurde klar welche Rolle die menschliche Kognition bei der Sprachproduktion einnimmt Die Sprechfahigkeit des Menschen ist ein spezifischer Teil der Kognition Sie ist eine humanspezifische mentale Fahigkeit die konstitutiv fur viele unserer allgemeinen kognitiven Fahigkeiten ist In diesem Sinne ist Kognition der allgemeinere Begriff und inkludiert Sprache Schwarz 1992 36 Ein wesentliches Gebiet der Prototypensemantik ist die Erforschung von Kategorisierungsprozessen also der mentalen Verarbeitung von Information Vor diesem Paradigmenwechsel galt eine strukturalistische Sichtweise die auf Aristoteles zuruckgeht der behauptete Kategorien seien diskret und absolut Der Strukturalismus sieht jede Bedeutung durch ein Set von Merkmalen definiert von denen jedes einzelne notwendig ist und die alle zusammen ausreichend sind um die Bedeutung festzulegen necessary and sufficient In der strukturalistischen Sichtweise gilt dass alle Mitglieder einer Kategorie den gleichen Stellenwert besitzen Eine Kategorie ist in sich homogen dass Kategorien scharf begrenzt sind Es gilt besonders im europaischen Strukturalismus das Prinzip der Distinktivitat Eine Kategorie hort dort auf wo eine andere beginnt 3 In der Prototypensemantik geht man dagegen davon aus dass die Grenzen der Kategorien unscharf sind Und dass eine Kategorie inhomogen ist Es gibt Elemente die sich mehr oder weniger vom Prototypen der Kategorie unterscheiden Der Grad der Zugehorigkeit zu einer Kategorie ergibt sich aus dem Abstand zum Prototypen Das Gehirn fuhrt bei der Kategorisierung einen Ahnlichkeitsvergleich mit dem Prototypen der entsprechenden Kategorie durch Die Anfange Basic Colour Terms Farb Grundworter BearbeitenIn den Sprachen der Welt gibt es auffallige Unterschiede welche Farben eigene Namen haben und welche nicht und einige Linguisten begannen nach der Ursache dafur zu fragen Das Italienische kennt beispielsweise zwei verschiedene Blau azzurro blu das Franzosische zwei Arten von Braun marron brun das in Wales gesprochene Kymrische unterscheidet nicht zwischen blau und grun Blank 2001 46 Diese Beobachtung kann aus strukturalistischer Sicht als ein Beweis dafur gedeutet werden dass diese Bezeichnungen im Sinne Ferdinand de Saussures willkurlich gewahlt sind arbitrar Laut Taylor vergleiche Taylor 1995 7 sind besagte Farbbezeichnungen innerhalb eines Systems wenn auch unterschiedlich oft gebraucht gleichwertig Ein Sprecher einer beliebigen Sprache nimmt beispielsweise durchaus mehrere Rot Tone wahr empfindet aber nicht den einen roter als den anderen Hauptartikel FarblexemUntersuchungen der Wahrnehmungspsychologie zeigten jedoch dass alle Menschen weltweit ziemlich genau elf Grundfarben unterscheiden auch wenn fur sie in ihrer Sprache keine eigenen Namen existieren Es scheint nun so dass die verschiedenen Sprachen zwar eine unterschiedliche Zahl von Farbkategorien in ihrem Wortschatz haben dass aber ein universeller Bestand von exakt elf Grundfarb Kategorien existiert aus dem die elf oder weniger Bezeichnungen jeder Sprache ausgewahlt werden It appears now that although different languages encode in their vocabularies different numbers of basic color categories a total universal inventory of exactly eleven basic color categories exists from which the eleven or fewer basic color terms of any language are always drawn Berlin Kay 1969 2 Der eben erwahnte Begriff basic color terms worauf sich die Forschungsarbeit von Berlin und Kay beschrankt hatte spielt auch in den Bereich der sog basic level terms Grundbezeichnungen s u hinein Ihre Ergebnisse kann man wie folgt zusammenfassen vergleiche Blank 2001 45 Es gibt zentrale und randstandige Vertreter einer Farbe Da Sprecher fast aller Sprachen dieselben Farbtone als zentrale erkennen auch wenn die Grenzen der sprachlichen Zuordnung anders gesteckt sind sind diese zentralen Vertreter als universell zu betrachten Basic color terms sind weder Unterbegriffe Hyponyme eines Farbwortes wie beispielsweise turkis noch morphologisch kompliziert beispielsweise hellgrun noch fachsprachlich beispielsweise cyan oder beschrankt auf bestimmte Kollokationen beispielsweise blond das nur in Verbindung mit Haaren oder Bier stehen kann Diese Farb Grundworter weisen untereinander eine Hierarchie auf So unterscheiden Sprachen mit nur zwei Farb Grundwortern zwischen schwarz und weiss beziehungsweise hell und dunkel Bei Sprachen mit drei Farben tritt stets rot als nachste hinzu danach kommen gelb oder grun etc Diese Beobachtungen wurden zwar von Strukturalisten in den fruhen 1970er Jahren angegriffen Eleanor Rosch schaffte es aber die Untersuchungen von Berlin und Kay zu bestatigen und gleichzeitig zu erweitern Dabei fuhrte sie verschiedene Experimente mit einer Gruppe englischsprachiger Menschen und einer Gruppe der Dani durch einem Volk in Papua Neuguinea dessen Sprache nur zwei Farbbezeichnungen kennt namlich mola weiss u alle warmen Farben rot orange gelb rosa lila und mili schwarz u alle kalten Farben blau grun Blank 2001 46 Dabei wurde vor allem getestet in welchem Masse typische Vertreter einer Farbe sog focal colors von den verschiedenen Gruppen ubereinstimmend als solche kategorisiert wurden Es stellte sich heraus dass die Kongruenz der beiden Gruppen obwohl ihre Sprachen kaum unterschiedlicher sein konnten erstaunlich hoch war Ferner wurden die fur die Dani nicht genauer kategorisierten Farben mit neuen Namen belegt die von ihnen gelernt werden sollten Das Resultat ergab dass zentrale Vertreter einer Farbe schneller gelernt wurden als randstandige vergleiche Taylor 1995 11f Somit war bewiesen dass Farb Grundbegriffe weniger willkurlich sind als von Strukturalisten angenommen colour terminology turns out to be much less arbitrary than the structuralists maintain Colour is instead a prime example of the influence of underlying perceptual cognitive categories Heider 1971 447 Taylor 1995 15 Prototypensemantik BearbeitenDie Standardversion Bearbeiten In der so genannten Standardversion der Prototypensemantik sind die grundlegenden Begriffe der Prototypikalitat Familienahnlichkeit Pragnanz cue validity Zuordnungsgultigkeit Prototypikalitatsgrad Heckenausdruck und basic level terms von Bedeutung Prototypikalitat Bearbeiten Exemplarisch fur den Nachweis eines Prototyps unter verschiedenen Vertretern einer Kategorie war Labovs mittlerweile beruhmtes Tassen Experiment vergleiche Taylor 1995 40 Dabei legte er seinen Probanden verschiedene Zeichnungen von Gefassen vor und bat sie darum diese zu benennen Es stellte sich heraus dass die Kategorien Tasse und Schussel teilweise ineinander ubergingen und vor allem vom Verhaltnis Weite Tiefe des Gefasses abhingen ob ein Henkel vorhanden war oder auch mit welchem Inhalt das Gefass gefullt war Somit gab es zentrale Vertreter die auch die ublicherweise assoziierten enzyklopadischen Merkmale wie mit Henkel fur Kaffee etc aufwiesen aber auch solche deren einzige Ubereinstimmung mit diesen Prototypen die Eigenschaft des Gefasshaften war Blank 2001 46 Daraus ging nun der Begriff des Prototyps als bestes Exemplar beziehungsweise Beispiel bester Vertreter oder zentrales Element einer Kategorie Kleiber 1993 31 hervor Es handelt sich hier also um eine Art von Prototypikalitat bei der ein bestimmter Referent das Zentrum einer Kategorie bildet Daruber hinaus gibt es allerdings auch noch einen zweiten Typen von Prototypikalitat Als Beispiel soll hierfur die Kategorie Vogel dienen Die Vertreter die dieser Kategorie angehoren sind allesamt Vogel im biologischen Sinne Keiner davon ist mehr oder weniger ein Vogel Im Unterschied zu Labovs Tassen bilden die einzelnen Vogelarten selbst Unterkategorien Wir haben eine eigenstandige Konzeption von Spatzen Eulen oder Straussen Blank 2001 46f So wurden bei verschiedenen Zuordnungsversuchen die zentralen Vertreter der Kategorie Vogel wie beispielsweise Spatz oder Amsel signifikant schneller als solche erkannt als randstandige Vertreter wie beispielsweise Pinguin oder Strauss Daraus liess sich folgender Schluss von Eleanor Rosch ziehen Die innere Struktur vieler naturlicher Kategorien besteht aus dem Prototyp der Kategorie den eindeutigsten Vertretern den besten Beispielen und den nicht prototypischen Exemplaren welche in einer Rangfolge angeordnet sind die sich von den besten zu den weniger guten Beispielen erstreckt Rosch 1975 544 Daraus ergibt sich eine nicht zu unterschatzende Konsequenz die als Unscharfe beziehungsweise fuzziness von Kategorien bezeichnet wird Die Grenzen einer Kategorie sind haufig nicht scharf umrissen in solchen Fallen kann die Frage nach der Zuordnung zu einer Kategorie nur mit einem bedingten Ja oder Nein beantwortet werden Kortmann 1999 175 Diese Behauptung soll hier kurz an einem Beispiel Lakoffs vergleiche Kleiber 1993 35 verdeutlicht werden So werden die folgenden Aussagen graduell und nicht absolut als wahr oder falsch eingestuft a Ein Spatz ist ein Vogel wahr b Ein Kuken ist ein Vogel weniger wahr als a c Ein Pinguin ist ein Vogel weniger wahr als b d Eine Fledermaus ist ein Vogel falsch oder fern davon wahr zu sein e Eine Kuh ist ein Vogel absolut falsch Diese Unscharfe entsteht dadurch dass ein relativ augenfalliges Merkmal wie beispielsweise kann fliegen auch auf die Fledermaus zutrifft was sie wieder in die Nahe von Vogel ruckt Andererseits verzichtet der Pinguin der ja im Gegensatz zur Fledermaus biologisch gesehen ein Vogel ist auf dieses wichtige Merkmal und ist somit weit davon entfernt ein typischer Vogel zu sein Dies wurde auch experimentell bewiesen Bei Versuchen die dem o g Labov schen ahnelten sollten die Probanden Begriffe wie eben Spatz Kuken usw in Kategorien einteilen Dabei stellte sich heraus dass periphere Vertreter signifikant langsamer eingeordnet wurden als zentrale was die gerade erwahnte Unscharfe der Kategorien unterstreicht Familienahnlichkeit Pragnanz und cue validity Bearbeiten Das gerade erwahnte Problem der fuzziness lasst sich mit Hilfe des sog Konzepts der Familienahnlichkeit das von Ludwig Wittgenstein gepragt wurde losen Es gibt innerhalb einer Kategorie Vertreter die keines oder nur wenige Merkmale gemein haben woraus die besagte Unscharfe resultiert Wittgenstein stellte nun anhand der Kategorie Spiel sein Konzept wie folgt auf Betrachte beispielsweise einmal die Vorgange die wir Spiele nennen Ich meine Brettspiele Kartenspiele Ballspiele Kampfspiele usw Was ist allen diesen gemeinsam wenn du sie anschaust wirst du zwar nicht etwas sehen was allen gemeinsam ware aber du wirst Ahnlichkeiten Verwandtschaften sehen und zwar eine ganze Reihe Und das Ergebnis dieser Betrachtung lautet nun Wir sehen ein kompliziertes Netz von Ahnlichkeiten die einander ubergreifen und kreuzen Ich kann diese Ahnlichkeiten nicht besser charakterisieren als durch das Wort Familienahnlichkeiten denn so ubergreifen und kreuzen sich die verschiedenen Ahnlichkeiten die zwischen den Gliedern einer Familie bestehen Wuchs Gesichtszuge Augenfarbe Gang Temperament etc etc Wittgenstein 1997 66f Auf das Beispiel Vogel lasst sich diese Theorie folgendermassen anwenden Es gibt wichtige Merkmale um einen Referenten als Vogel zu kategorisieren wie beispielsweise kann fliegen oder hat Federn Diese mussen aber nicht allen gemein sein wie man am Vergleich Spatz Pinguin sehen kann da das Gesamtgebilde die fur das Modell der Familienahnlichkeit charakteristischen Uberschneidungen und Uberlappungen aufweist Kleiber 1993 37 Aus dieser Konzeption Wittgensteins ergeben sich noch andere Konsequenzen die zur Erweiterung der Standardversion der Prototypensemantik fuhren Aus der eben beschriebenen Theorie geht hervor dass zwischen zentralen Vertretern einer Kategorie ein hoher Grad an Familienahnlichkeit besteht da sie viele zentrale oder pragnante Merkmale gemeinsam haben Wie Blank Blank 2001 47f auch feststellt geben diese weniger daruber Auskunft ob ein Referent dieser oder jener Kategorie angehort sondern vielmehr wie gross die Nahe zum Prototyp ist Ausserdem tragen Intensitat Frequenz Vertrautheit gute Gestalt und Informationsgehalt zur Pragnanz eines Merkmals bei Dabei ist der Prototyp nicht in erster Linie abhangig von einer bestimmten Einzelsprache sondern von der Pragung durch die Aussenwelt also das spezielle enzyklopadische Wissen Daher konnen Prototypen regional verschieden sein Wahrend in Mitteleuropa eher der Spatz den prototypischen Vogel darstellt ist dies in Sudamerika moglicherweise der Tukan In diesem Zusammenhang ist es wichtig noch kurz auf den Begriff cue validity einzugehen Sie zeigt an wie haufig ein bestimmtes Merkmal einer Kategorie zugeordnet wird also den Grad der Familienahnlichkeit Merkmale mit hoher cue validity sind also ausschlaggebend fur die Kategorisierung eines Referenten Fur die Kategorie Vogel ware dies beispielsweise das Merkmal flugfahig und daher tun wir uns auch schwerer flugunfahige Vogel wie den Pinguin als Vogel zu erkennen Blank 2001 47 Derartige Wahrscheinlichkeiten werden mit Hilfe von Versuchen ermittelt bei denen die Probanden bestimmten Kategorien Merkmale zuweisen mussen Eine hohe Anzahl von Nennungen ergibt in der Folge eine hohe cue validity Heckenausdrucke Bearbeiten Hauptartikel Heckenausdruck Ein weiteres Phanomen im Bereich der Prototypensemantik stellen Heckenausdrucke oder sog hedges dar Die Grenzen von Kategorien sind nicht immer scharf umrissen und klar erkennbar Taylor vergleiche Taylor 1995 68 74 fuhrt zu diesem Punkt die Begriffe expert categories und folk categories ein Dabei sind letztere diejenigen Kategorien die im taglichen Leben benutzt werden und meist unscharfe Grenzen haben Expertenkategorien sind dagegen scharf voneinander abgegrenzt Taylor nennt die Kategorie ungerade Zahlen als Beispiel Fur Mathematiker also Experten sind alle ungeraden Zahlen gleich und die Kategorie daher nicht prototypisch strukturiert Einem Nicht Mathematiker also Nicht Experten erscheint allerdings die Zahl 3 als ein prototypischerer Vertreter der Kategorie ungerade Zahlen als die Zahl 447 Die Kategorie ist hier also eindeutig prototypisch strukturiert da wir im taglichen Leben oft mit kleineren Zahlen umgehen mussen und daher diese zentralen Vertreter der Kategorie ungerade Zahlen entstehen Um nun vorhandenes beziehungsweise fehlendes Expertenwissen zu relativieren benutzen wir Formulierungen wie beispielsweise streng genommen im weitesten Sinne eigentlich schon irgendwie Ein proto typischer Konfliktreferent ist beispielsweise der Wal Er kann schwimmen und lebt ausschliesslich im Meer in einer volkstumlichen Kategorisierung ginge er also als Wal fisch durch fur Experten ist er hingegen ein Meeressauger Blank 2001 48 Aufgrund eines unterschiedlich hohen Grades an Expertenwissen konnen nach Blank nun folgende Aussagen entstehen a Streng genommen ist der Wal ein Saugetier auch wenn er im Meer lebt b Im weitesten Sinne ist der Wal ein Fisch weil er im Meer lebt In diesem Beispiel werden Hecken dazu benutzt um einerseits eine Kategorie scharfer abzugrenzen a und andererseits um einer falschen Aussage noch einen gewissen Wahrheitsgehalt zukommen zu lassen b Durch Heckenausdrucke kann man allerdings auch zum Ausdruck bringen ob der Referent ein zentraler oder peripherer Vertreter einer Kategorie ist Taylor 1995 77 Die Weiterfuhrung des obigen Beispiels a Streng genommen ist der Wal ein Saugetier b Der Affe ist ein typisches Saugetier So weist die in a benutzte Hecke auf einen randstandigen Vertreter einer Kategorie hin wahrend die in b benutzte Hecke auf einen zentralen Vertreter hinweist Eine letzte Funktion von hedges die an dieser Stelle besprochen werden soll ist die Moglichkeit durch sie die Grenzen von Kategorien flexibler zu gestalten Auch hierfur soll uns der Walfisch wieder als Beispiel dienen a Der Wal ist ein Fisch b Im weitesten Sinne ist der Wal ein Fisch Wahrend a falsch ist so ist b durch die hier benutzte Hecke zumindest nicht mehr offensichtlich falsch sondern in gewisser Weise wahr Die Kategorie Fisch wurde also durch den Heckenausdruck im weitesten Sinne erweitert Taylor fasst die hier vorgestellten Funktionen von Hecken folgendermassen zusammen Hedges require us to distinguish between central and peripheral members of a category as well as between different degrees of non membership in a category They show that category boundaries are flexible Taylor 1995 80 Basic level terms Basiskonzepte Basiskategorien Bearbeiten Rosch und Mitarbeiter trugen 1976 psychologische Belege fur die Annahme einer Ebene von Basisbegriffen vor 4 Neben den horizontalen kohyponymischen Ebene der Prototypensemantik sind auch die vertikalen hyponymischen Ebene also die Aufteilung in ubergeordnete und untergeordnete Kategorien ein weiterer Aspekt in Roschs Theorie Sie schlagt fur die Unterteilung der vertikalen Achse drei Ebenen vor Rosch 1975 ubergeordnete Ebene superordinate level beispielsweise Tier Basisebene basic level beispielsweise Vogel untergeordnete Ebene subordinate level beispielsweise Adler Die auf Basisebene gebrauchten Worter weisen nun ahnlich zu den in Kap 2 beschriebenen Farbbezeichnungen verschiedene linguistische Merkmale auf vergleiche Taylor 1995 49f Sie sind in der Regel kurz und meist monomorphemisch beispielsweise Tisch wohingegen es sich auf untergeordneter Ebene oft um Komposita beispielsweise Kuchentisch handelt Die beiden eben genannten Phanomene beziehen sich auf Basis und untergeordnete Ebene Bei der ubergeordneten Ebene lassen sich mehrere Erscheinungen feststellen die allerdings sprachenabhangig sind Ein Beispiel eines Merkmals ubergeordneter Kategorien des Deutschen Wahrend die ubergeordneten Kategorien Obst und Gemuse vom grammatischen Geschlecht her neutral sind wird auf Basis und untergeordneter Ebene eine genusbezogene Spezifizierung vorgenommen beispielsweise der Apfel die Karotte Daruber hinaus ist fur basic level terms eine weitere Eigenschaft charakteristisch Diese Kategorien sind psychologisch grundlegend in dem Sinn dass sie die hochste Informationsdichte bei der kognitiven Verarbeitung aufweisen wie sie sich beispielsweise in der Schnelligkeit der Erkennung und Kategorisierung Schau mal ein e der Visualisierbarkeit oder auch der Fruhzeitigkeit im Spracherwerb aussert Kortmann 1999 176 Aus dieser Aussage lasst sich in der Folge nun der Schluss ziehen dass die Basiskategorien auch kommunikativ eine ziemlich wichtige Rolle spielen was sich in der Praxis auch bewahrheitet Schau mal ein Tier ist in vielen Situationen zu ungenau und wird auch selten benutzt Schau mal ein Vogel hingegen ist informativ genug Man kann also mit Basiskonzepten zwar relativ genau auf die Welt referieren aber doch noch so allgemein dass moglichst viele Referenten erfasst werden Blank 2001 50 Kleiber vergleiche Kleiber 1993 60 stellt am Beispiel der Kategorie Stuhl ein weiteres Merkmal von Basiskategorien vor Oft ist es der Fall dass wir bei Basiskategorien im Gegensatz zu ubergeordneten Kategorien ein klares motorisches Programm haben wie wir damit umgehen Wir wissen genau wie wir zu handeln haben wenn wir einen Stuhl benutzen wollen wir mussen uns darauf setzen Betrachtet man nun die ubergeordnete Kategorie Mobel so stellt man fest dass sich kein klares motorisches Konzept zur Benutzung eines Mobels ergibt da diese Bezeichnung zu allgemein ist Man kann lediglich vermuten ob man sich vielleicht darauf setzt etwas darin verstaut etc Dabei werden diese Vorstellungen jedoch von den Basiskategorien Stuhl Schrank etc gesteuert da man sich immer ein derartiges Mobelstuck vorstellt Aus den vorangegangenen Uberlegungen ergibt sich eindeutig der folgende Schluss Basic level terms sind die ersten und die naturlichsten Formen der Kategorisierung Lakoff 1987 49 Kategorien und Kategorisierung Bearbeiten Kategorien der Begriff der Kategorisierung konnen als zwei der wichtigsten Elemente der Kognitionswissenschaft definiert werden vgl Lobner 2015 319 Wahrend Betrachter Objekte sehen finden im Gehirn geistige Prozesse statt mit deren Hilfe das Gesehene daraufhin kategorisiert und eingeordnet werden kann Statt von dem Ausdruck der Kategorien zu sprechen kann auch der Terminus Art verwendet werden vgl Lobner 2015 320 Neben den Kategorien die als Mengen bezeichnet werden konnen existieren zusatzlich noch die sogenannten Subkategorien die somit die Teilmengen bilden vgl Lobner 2015 320 Wenn Betrachter beispielsweise ihre Freundin namens Petra sehen kategorisieren sie diese direkt als Person als Frau als Mutter und eventuell auch aufgrund ihres Berufs als Lehrerin In diesem Fall kann der Begriff Person als Kategorie aufgefasst werden wahrend Frau Mutter und Lehrerin die Person naher und spezieller beschreiben und somit Subkategorien der Kategorie Person bilden Der Begriff Konzept reprasentiert eine Kategorie Wenn wir mit etwas konfrontiert werden nehmen all unsere Sinne bestimmte Merkmale wie zum Beispiel die Form die Grosse die Farbe oder den Geruch war woraufhin unser Gehirn eine vorlaufige Beschreibung des Gesehenen produziert Schliesslich wird diese Assoziation mit dem Ursprungskonzept abgeglichen und bei einer Ubereinstimmung konkret kategorisiert vgl Lobner 2015 321 5 Probleme der Kategorisierung Bearbeiten Einerseits konnen Konzepte wie Gefuhle Geruche oder Geschmacker kaum hinreichend in Worte umgesetzt werden da sie viel weitreichender sind als dass Worte sie umfassend beschreiben konnen Somit ubertrifft der visuelle Eindruck Lobner 2015 321 alles was Sprache versucht auszudrucken vgl Lobner Sebastian 2015 321 Andererseits ist es nicht moglich die Kategorisierung komplett objektiv zu betrachten da auch eigene Erfahrungen mit in diesen Prozess einfliessen Wenn Personen nun beispielsweise den Begriff Auto horen haben sie direkt verschiedene Modelle oder auch verschiedene Farben vor Augen die sie im Laufe ihres Lebens kennengelernt haben vgl Lobner 2015 321 Zuletzt ist das Problem der Randunscharfen oder der Vagheit zu betrachten denn wenn die Betrachter sich immer weiter von dem ursprunglichen Prototypen distanzieren wird die Zuordnung zu einer bestimmten Kategorie immer undefinierbarer vgl Busch Stenschke 2007 208 Zudem sollte auch eine Kontextabhangigkeit nicht ausser Acht gelassen werden da es durchaus sein kann dass Objekte bei der Bestimmung ihrer Kategorie je nach Kontext unterschiedlich typisch erscheinen vgl Busch Stenschke 2007 208 f 6 Graduell gestufte Bedeutungskategorien Graduelle Zugehorigkeit Bearbeiten Bei der Kategorisierung von Elementen ist zu beachten dass es sich nicht um eine Ja oder Nein Angelegenheit Lobner 2015 327 handelt dass sie also nicht binar ist sondern dass sie graduell also stufenweise verlauft Ein Kreis der in verschiedene Zonen eingeteilt ist reprasentiert die jeweilige Kategorie Bei der Einstufung befinden sich Elemente die besonders viele typische Merkmale fur die Kategorie besitzen und somit sehr typische Vertreter sind im Zentrum dieses Kreises Folglich kann man konstatieren dass je weiter sich eine Komponente von dem Mittelpunkt des Kreises entfernt desto weniger typisch ist sie fur die dargestellte Kategorie Dementsprechend befinden sich die untypischsten Vertreter am aussersten Rand und Elemente die keine fur die jeweilige Kategorie typischen Eigenschaften besitzen sind weder im Kreis noch am Rand zu verorten da sie sich ganzlich ausserhalb befinden und somit keine Mitglieder der reprasentierten Kategorie sind vgl Muller 2002 203 5 7 Die erweiterte Version Bearbeiten Die erweiterte Version der Prototypensemantik ist unter anderem aus Wittgensteins Uberlegungen zum Thema Familienahnlichkeiten hervorgegangen Am Beispiel der Kategorie Spiel stellt er dar dass Vertreter einer Kategorie oft uber keine gemeinsamen Eigenschaften verfugen sondern nur uber ein Netz von sich uberlappenden Eigenschaften also Familienahnlichkeiten miteinander verbunden sind vergleiche Blank 2001 50 so dass sich beispielsweise folgende Kette ergibt AB BC CD DE vergleiche Kleiber 1993 120 Dabei haben beispielsweise das erste und das letzte Glied uberhaupt keine Gemeinsamkeit mehr gehoren aber derselben Kategorie an Auf dieser Basis wird die Konzeption des Prototypen als des besten Vertreters einer extensionalen Kategorie aufgegeben Blank 2001 50 Als Konsequenz aus diesen Uberlegungen blieben folgende zwei Thesen ubrig vergleiche Kleiber 1993 113 Es gibt nur noch prototypische Effekte Der Prototyp als Vertreter der kategoriellen Begriffe und als strukturelle Basis der Kategorie existiert nicht mehr Die Relation die die verschiedenen Vertreter derselben Kategorie verbindet ist bei den Kategorien jedweder Art die der Familienahnlichkeit Somit musste ein anderes Konzept geschaffen werden das diesen Thesen Rechnung trug Man kam dabei nicht umhin auch ubertragene Bedeutungen eines Wortes in die Konzeption von Kategorien mit einzubeziehen Ausgangspunkt dieser Konzeption von Kategorie ist aber unversehens nicht mehr eine mehr oder weniger klar abgrenzbare Gruppe von Referentenklassen oder von Weltwissensaspekten sondern das entsprechende Wort in einer Einzelsprache Blank 2001 50 51 So muss man bei Vogel beispielsweise auch noch ubertragene Bedeutungen des Wortes wie Flugzeug oder seltsamer Mensch betrachten Die obigen Ausfuhrungen entsprechen den sog idealized cognitive models ICM von George Lakoff Dabei werden verschiedene prototypische Effekte miteinander verbunden um so das gesamte Konzept Vogel abzudecken An diesem Beispiel lasst sich auch gut erkennen dass man sich dabei auf Einzelsprachen beschranken muss Im Englischen zum Beispiel ist bird eine umgangssprachliche Bezeichnung fur eine junge Frau Das italienische uccello ist uber seine eigentliche Bedeutung hinaus eine vulgare Bezeichnung fur den Penis Die entsprechenden ICMs wurden also wiederum ganz anders aussehen Mit Hilfe dieses neuen Modells liess sich nun endlich das Problem der Polysemie losen Die Anwendung des Begriffs der Familienahnlichkeit auf die Prototypentheorie macht den Weg frei fur eine Theorie der multireferenziellen Kategorisierung beziehungsweise der Polysemie Kleiber 1993 120 Durch den Wegfall des Prototyps und seine Reduzierung auf prototypische Effekte erscheint Flugzeug nicht als extrem peripherer Vertreter von Vogel sondern nimmt eine eigene Stellung ein Die erweiterte Version stellt in diesem Fall keine Theorie der Kategoriestruktur mehr dar sondern eine Theorie der semantischen Struktur polysemer Lexeme Sie zeigt nicht wie eine Kategorie oder ein Begriff strukturiert sein kann sondern wie ein Wort auf verschiedene Kategorien verweisen kann ohne dass man die Existenz einer gemeinsamen Kategorie postulieren muss die diese verschiedenen Kategorien umfasst Kleiber 1993 130 Dieses Konzept der erweiterten Version tragt auch den zuvor erwahnten Heckenausdrucken Rechnung Formulierungen wie im weitesten Sinne konnen also auch auf die Existenz ubertragener Bedeutungen hinweisen So sind Flugzeug oder Fledermaus zwar keine Vogel im biologischen aber eben im ubertragenen Sinn und mussen somit in das Konzept miteinbezogen werden Experimente Eleanor Rosch und William Labov BearbeitenExperiment I Bearbeiten Eleanor Rosch fuhrte ihr erstes Experiment 1975 durch Ihre Probanden bewerteten Vertreter gewisser Kategorien auf einer Skala von eins bis sieben wobei eins einem sehr typischen Element entsprach und sieben einem sehr untypischen Bei der Einstufung der Vertreter der Kategorie Vogel bewerteten die Probanden das Rotkehlchen durchschnittlich mit einer 1 1 wohingegen das Huhn im Durchschnitt mit einer 3 8 eingestuft wurde Diese Ergebnisse zeigen dass man das Rotkehlchen als Prototypen der Kategorie Vogel definieren kann das Huhn hingegen scheint ein weniger typischer Vertreter zu sein vgl Busch Stenschke 2007 206 Als untypischste Elemente konnen hier Enten und Pfauen genannt werden vgl Lobner 2015 324 Zudem liess die Psychologin ihre Probanden noch weitere Kategorien und ihre Vertreter einstufen wie beispielsweise Sportarten oder Verbrechen vgl Busch Stenschke 2007 206 6 Experiment II Bearbeiten Ein weiteres Experiment beruht auf der Kategorisierung von Abbildungen anstatt von Wortern weshalb es den Teilnehmern des Versuchs leichter fiel typische Elemente direkt ihrer Kategorie zuzuordnen wohingegen die Einstufung untypischerer Objekte Probleme bereitete Dieses Mal zog Rosch Obst als Beispiel heran Es konnte festgestellt werden dass Apfel leichter zu kategorisieren waren als andere Obstsorten was zeigt dass der Apfel die Kategorie als Prototyp reprasentiert vgl Busch Stenschke 2007 206 6 Experiment III Bearbeiten In dem dritten Versuch der Psychologin legte sie den Probanden einen Satz vor in dem zuerst der Name der Kategorie genannt wurde und daraufhin durch sowohl einen typischen als auch durch einen untypischen Vertreter ersetzt wurde Beispielhaft zu nennen ist der Satz Ich horte einen Vogel zwitschern Busch Stenschke 2007 207 in dem das Wort Vogel nun zuerst durch den Prototypen Rotkehlchen ersetzt wird und dann durch ein weniger typisches Element wie das Huhn Folglich konnte festgehalten werden dass den Teilnehmern diejenigen Satze sinnvoller erschienen in denen der Kategoriename durch ein typisches Mitglied ausgetauscht wurde und im Gegensatz dazu schienen die Satze mit eher untypischen Vertretern weniger Sinn zu ergeben vgl Busch Stenschke 2007 207 Zusammenfassend fand Eleanor Rosch mit diesem aber auch anderen Experimenten heraus dass man das Prinzip nach dem wir Menschen die Bedeutungen von Wortern in unserem Gedachtnis anordnen als Prinzip der Prototypikalitat Busch Stenschke 2007 207 bezeichnen kann vgl Busch Albert Stenschke Oliver 2007 207 6 Das Tassenexperiment nach William Labov Bearbeiten In den 1970er Jahren fuhre Labov sein beruhmtes Tassenexperiment durch bei dem er seinen Probanden 19 Abbildungen von Objekten vorlegte die diese benennen sollten vgl Muller 2009 204 f Er fand heraus dass die Teilnehmer des Experiments den ersten und den funften Behalter als prototypische Vertreter der Kategorie Tassen definierten und Gefasse wie das sechste das siebte das zehnte oder auch das elfte wurden eher als Becher bezeichnet vgl Busch Stenschke 2007 208 Typische Merkmale fur eine Tasse sind somit ein Henkel und die nahezu identische Hohe und Breite vgl Lobner 2015 325 Des Weiteren konnte der Linguist konstatieren dass die Kategorisierung der Elemente immer komplizierter wurde je mehr sich das jeweilige Objekt von den Prototypen unterschied da die Grenzen immer unklarer wurden was erneut ein Beleg fur die Randunscharfen die Vagheit darstellt vgl Muller 2009 204 Daruber hinaus sollte beachtet werden dass die Kategorisierung von Elementen sehr kontextsensibel ist Man schaffe beispielsweise einen Essenskontext Sobald ein Gefass mit etwas Essbarem gefullt war wurde dieser Behalter anders benannt zum Beispiel statt Tasse dann als Schussel vgl Busch Stenschke 2007 208 f Problematisch wird die genaue Kategorisierung wenn Eigenschaften anders angeordnet werden Stellt man sich eine Tasse ohne ihr typisches Merkmal den Henkel vor so fallt den Probanden die direkte Zuordnung zu der Kategorie Tasse schwerer als wenn dieses Kennzeichen vorhanden ist Zusammenfassend lasst sich somit festhalten dass sowohl die Eigenschaften eines Objekts als auch der jeweils gewahlte Kontext eine entscheidende Rolle bei der Bezeichnungswahl Busch Stenschke 2007 209 spielen vgl Busch Stenschke 2007 209 7 6 5 Kritik an der Prototypensemantik BearbeitenDie Standardversion der Prototypensemantik bezieht sich ausdrucklich nicht auf einzelsprachliche Phanomene sondern untersucht mentale Konzepte sprachenubergreifend Dabei werden unterschiedliche Kategorisierungen in bestimmten Sprachen ubergangen obwohl sich die kulturellen Hintergrunde der Sprachen kaum unterscheiden Wie Blank vergleiche Blank 2001 52f beschreibt unterscheiden das Spanische und das Portugiesische durch die zwei Lexeme ave sp pt und pajaro sp beziehungsweise passaro pt zwischen einem grossen beziehungsweise einem kleinen Vogel obwohl andere romanische Sprachen nicht diese Unterscheidung machen Es scheint auch eher unwahrscheinlich dass sich die Natur auf der iberischen Halbinsel von der in Mitteleuropa derartig drastisch unterscheidet dass man diese Erscheinung darauf zuruckfuhren konnte Daran lasst sich gut erkennen dass die Nichtbeachtung der einzelsprachlichen Ebene wie es in der Standardversion der Fall ist nicht wirklich vertretbar ist Eine weitere Schwierigkeit stellt sich bei der Untersuchung der basic level terms heraus Die im Rahmen der Standardversion erarbeitete Losung lasst sich nicht mehr oder nur schwer auf die Prototypen der ubergeordneten Kategorien anwenden Diese konnen namlich nicht mehr als Exemplare mit den besten Eigenschaften den typischen Eigenschaften der Kategorie aufgefasst werden wie das bei den Prototypen der Basiskategorien der Fall ist denn in ihnen konzentrieren sich nicht die hervorstechenden Eigenschaften der Kategorie Ihr Status als beste Exemplare beruht darauf dass sie in der direkten oder indirekten Erfahrung der Sprecher haufig vorkommen Kleiber 1993 98 Betrachtet man beispielsweise die Kategorie Obst so fallt auf dass Heidelbeere oder Mirabelle keineswegs als prototypische Vertreter eingestuft werden obwohl sie viele Merkmale mit einer hohen cue validity in sich vereinigen was ja eigentlich dazu fuhren musste dass sie nicht als randstandige Vertreter dieser Kategorie bezeichnet werden Diese Einstufung beruht hier vielmehr auf dem Grad der Vertrautheit mit diesen Fruchten welcher bei Apfel oder Birne wesentlich hoher ist vergleiche Kleiber 1993 98f Somit wird klar dass man sich bezuglich der Prototypikalitat nicht immer auf cue validity und Pragnanz verlassen kann sondern auch einmal das eine oder andere ausser Acht gelassen werden kann was nicht unbedingt zu Klarheit und Einfachheit auf diesem Gebiet fuhrt Obwohl in der erweiterten Version der Prototypensemantik einige Schwachen der Standardversion beispielsweise die Nichtbeachtung der einzelsprachlichen Ebene beseitigt wurden bleibt sie auch nicht von Kritik verschont Laut Blank liegt in ihr eine Missinterpretation Wittgensteins vor Es ist in der Tat naiv zu glauben dass allen Spielen etwas gemeinsam sein muss weil sie alle Spiel genannt werden Lakoff schliesst daraus aber nun gerade alle Spiele mussten derselben kognitiven Kategorie angehoren weil sie ja alle Spiel heissen Dass dies zu kurz gedacht ist zeigt bereits unser Beispiel VOGEL Der Pinguin ist freilich ein untypischer Vogel aber er ist einer FLEDERMAUS FLUGZEUG und KOMISCHER MENSCH sind eigenstandige Konzepte Sie sind ganz einfach keine Vogel Blank 2001 53 Blank ubt in der Folge weiterhin Kritik indem er darauf verweist dass mit Wittgensteins Konzept nur die Relation der Mitglieder einer Kategorie untereinander beschrieben werden kann keineswegs aber kategorienubergreifende Verhaltnisse Ausserdem wirft er der erweiterten Version vor die eindeutig vorhandenen Vorteile der Standardversion zu verwischen vergleiche Blank 2001 54 In begriffstheoretischer bzw kommunikationssemantischer Sicht heisst es kritisch zur Prototypensemantik Die Einfuhrung einer prototypischen Struktur in einer Klassifikation verfalscht das Denken in Begriffen da es einen bestimmten Anwendungsfall als proto typischer fur den Begriff auszeichnen mochte Dies impliziert eine graduelle Gewichtung die nicht mit der diskontinuierlichen Begrifflichkeit einer Sprache vereinbar ist 8 Das Prototypische habe keine begriffliche Berechtigung sondern nur ein Eigendasein als kontingenz bezogenes Klischee das eher die Subjektivitat des Sprechers wider spiegele als relevante Eigenschaften des Objektes 8 Ahnlich heisst es dass das Prototypenmodell abgesehen von seinem empiristischen Touch als grundlegende Schwache habe dass die Frage unbeantwortet bleibe warum gerade diese und nicht andere Eigenschaften und Beziehungen wahrgenommen werden und warum gerade diese bestimmten Merkmale als typisch oder gemeinsam erfasst werden 9 Das Generalisierungs und Strukturierungspotential eines jeden Begriffes in der Begriffsentwicklung wurde ubergangen Die prototypischen Merkmale seien nur deshalb uberraschend weil die konkurrierende theoretische Rekonstruktion der Begriffe die individuellen Besonderheiten die konkreten Fixierungen und situativen Beschranktheiten der idiosynkratischen Begriffe zwangsweise vernachlassige Die Uberzeugungskraft der Prototypentheorie beruhe lediglich auf der Tatsache dass individualpsychologisch betrachtet entgegen der Annahme des Komponentenmodells fur die konkreten Personen Begriffe im Regelfall nicht wie explizite Definitionen aus systematischen und hochstrukturiertheiten Merkmalskonstruktionen bestehen 10 In anderer Perspektive wird darauf hingewiesen dass die Anwendbarkeit auf abstrakte Pradikate weder von Putnam noch von Rosch ausdrucklich behauptet worden sei 11 Die Kenntnis der Bedeutung werde bei einer Stereotypen Beschreibung stets vorausgesetzt 12 Letztlich laufe die Annahme von Stereotypen oder Prototypen im Vergleich zur Merkmalsemantik lediglich auf eine etwas andere Form der Bezugnahme auf semantische Merkmale hinaus 13 und helfe gerade in Problemfallen nicht weiter 13 Zusammenfassung BearbeitenEines der Hauptmerkmale der Standardversion der Prototypensemantik ist vor allem das Vorhandensein eines zentralen Vertreters einer Kategorie also eines Prototyps der als bester derselben gilt Von ihm ausgehend wird die Kategorie strukturiert und anhand des Ahnlichkeitsgrades zu ihm uber die Zugehorigkeit eines Referenten zur Kategorie entschieden Ebenfalls eine bemerkenswerte Erkenntnis ist die vertikale Aufteilung mittels basic level terms Dabei stellt sich heraus dass es auf einer gewissen Basisebene zwischen ubergeordneter beziehungsweise untergeordneter Ebene eine grosstmogliche Informationsdichte bei ausreichender Allgemeinheit gibt die zu einem weiteren prototypischen Effekt namlich zu einer gehauften Verwendung dieser Lexeme im Alltag fuhrt Die zwei wesentlichen Punkte der erweiterten Version sind zum einen die Abkehr vom klassischen Begriff des Prototyps und dessen Reduzierung auf so genannte prototypische Effekte zum anderen gilt hier nur noch Wittgensteins Konzept der Familienahnlichkeit als Strukturierungsprinzip Daraus erarbeitet Lakoff seine sog ICMs die samtliche auch ubertragene Bedeutungen eines Wortes umfassen sollen und folglich komplizierter aufgebaut sind Dabei ergibt sich auch automatisch eine Ausweitung auf einzelsprachliche Phanomene da metaphorische Bedeutungen nur selten und dann in geringem Masse sprachubergreifend sind Daher kann man sagen dass die erweiterte Version mit den Grundprinzipien der Standardversion bricht Kleiber 1993 140 Siehe auch Bearbeitensemantisches Merkmal Stereotypentheorie von PutnamEinzelnachweise Bearbeiten a b Prototypentheorie In Lexikon der Psychologie Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg spektrum de abgerufen am 19 Oktober 2023 M Eysenck M Keane Cognitive Psychology Psychology Press Hove UK 2000 Christine Lindengrun Prototypensemantik ein Uberblick GRIN Verlag Munchen 2002 George A Miller Worter Streifzuge durch die Psycholinguistik Herausgegeben und aus dem Amerikanischen ubersetzt von Joachim Grabowski und Christiane Fellbaum Spektrum der Wissenschaft Heidelberg 1993 Lizenzausgabe Zweitausendeins Frankfurt am Main 1995 2 Auflage ebenda 1996 ISBN 3 86150 115 5 S 304 a b c Sebastian Lobner Semantik Eine Einfuhrung de Gruyter Berlin Boston 2015 a b c d e Busch Albert Stenschke Oliver Germanistische Linguistik Tubingen 2007 a b Horst Muller Arbeitsbuch Linguistik Schoningh Paderborn 2002 a b Mudersbach Klaus Begriffe in der Sicht des Sprachbenutzers In Wille Rudolf Hg Begriffliche Wissensverarbeitung Grundfragen und Aufgaben BI Wiss Verl Mannheim u a 1994 S 117 143 Seiler Thomas Bernhard Begriffe von Begriff Analysen und Konzeptionen von Begriffen in der psychologischen Forschung In Ganter Bernhard Rudolf Wille Karl Erich Wolff Hrsg Beitrage zur Begriffsanalyse BI Wissenschaftsverlag Mannheim Wien Zurich 1987 ISBN 3 411 03157 3 S 95 110 f Samtliche Zitate von Seiler Thomas Bernhard Begriffe von Begriff Analysen und Konzeptionen von Begriffen in der psychologischen Forschung In Ganter Bernhard Rudolf Wille Karl Erich Wolff Hrsg Beitrage zur Begriffsanalyse BI Wissenschaftsverlag Mannheim Wien Zurich 1987 ISBN 3 411 03157 3 S 95 111 Busse Dietrich Semantik W Fink Paderborn 2009 UTB 3280 S 52 Busse Dietrich Semantik W Fink Paderborn 2009 UTB 3280 S 56 a b Busse Dietrich Semantik W Fink Paderborn 2009 UTB 3280 S 57Literatur BearbeitenDeutsch Bearbeiten Albert Busch Oliver Stenschke 2007 Germanistische Linguistik Kapitel 11 und 12 Tubingen Narr Andreas Blank 2001 Einfuhrung in die lexikalische Semantik Tubingen Dietrich Busse Semantik W Fink Paderborn 2009 UTB 3280 S 49 59 Volker Harm Einfuhrung in die Lexikologie WBG Darmstadt 2015 Einfuhrung Germanistik ISBN 978 3 534 26384 4 S 41 46 Georges Kleiber 1993 Prototypensemantik Eine Einfuhrung Tubingen Horst Muller 2002 Arbeitsbuch Linguistik Paderborn Schoningh Bernd Kortmann 1999 Linguistik Essentials Berlin M Mangasser Wahl 2000 Prototypentheorie in der Linguistik Anwendungsbeispiele Methodenreflexion Perspektiven Tubingen Stauffenburg ISBN 3 86057 706 9 M Mangasser Wahl 2000 Von der Prototypentheorie zur empirischen Semantik Dargestellt am Beispiel von Frauenkategorisierungen Frankfurt Peter Lang Monika Schwarz 1992 Einfuhrung in die kognitive Linguistik Tubingen Monika Schwarz Jeanette Chur 2007 Semantik 5 Aufl Tubingen G Narr S 46 53 Ludwig Wittgenstein 1997 Philosophische Untersuchungen in Schriften Bd 1 Frankfurt 225 580 Sebastian Lobner 2015 Semantik Eine Einfuhrung Berlin Boston de Gruyter Englisch Bearbeiten Brent Berlin Paul Kay 1969 Basic Color Terms their Universality and Evolution Berkeley Joachim Grzega 2003 On Using and Misusing Prototypes for Explanations of Lexical Change Word 54 335 357 Eleanor Heider Rosch 1971 Focal color areas and the development of color names Developmental Psychology 4 447 455 George Lakoff 1987 Women fire and dangerous things What categories reveal about the mind London Eleanor Rosch 1975 Cognitive 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