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Die Proca Gleichung ist eine grundlegende Gleichung der relativistischen Quantenmechanik Sie beschreibt die Eigenschaften und das Verhalten von Bosonen mit Spin 1 und Masse wie dem W Boson und dem Z Boson Sie wurde von dem rumanischen Physiker Alexandru Proca entdeckt und zuerst veroffentlicht Sie gehort zum Standardmodell der Elementarteilchenphysik Die Vektormesonen mit Spin 1 sind mit dieser Gleichung nur naherungsweise zu beschreiben da es sich nicht um Elementarteilchen sondern um instabile Quarkzustande handelt Im Folgenden wird als Signatur des metrischen Tensors verwendet Inhaltsverzeichnis 1 Lagrange Dichte 2 Darstellungen 3 Kopplung an das elektromagnetische Feld 4 Wechselwirkung mit fermionischen Feldern 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLagrange Dichte BearbeitenDas zu beschreibende Feld ist im Allgemeinen eine komplexe Wellenfunktion B m ϕ c B displaystyle B mu left frac phi c mathbf B right nbsp dd mit einem verallgemeinerten elektrischen Potential ϕ displaystyle phi nbsp der Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c nbsp einem verallgemeinerten magnetischen Potential B displaystyle mathbf B nbsp Die vier Wellenfunktionen B m displaystyle B mu nbsp transformieren sich bei einer Lorentz Transformation der Koordinaten wie ein Vierervektor 1 Soll ein Feld mit Ladung beschrieben werden sind die vier Feldfunktionen B m displaystyle B mu nbsp im Allgemeinen vier komplexwertige Funktionen Soll ein Feld ohne elektrische Ladung beschrieben werden sind die vier Feldfunktionen B m displaystyle B mu nbsp vier reelle Funktionen Wie bei der Theorie des Elektromagnetismus ist es auch bei der Proca Gleichung sinnvoll einen Feldstarketensor einzufuhren gemass G m n m B n n B m displaystyle G mu nu partial mu B nu partial nu B mu nbsp Damit lautet die Lagrange Dichte des Feldes 1 2 L 1 2 G m n G m n m 2 c 2 ℏ 2 B n B n 1 2 m B n n B m m B n n B m m 2 c 2 ℏ 2 B n B n displaystyle begin alignedat 2 mathcal L amp frac 1 2 G mu nu G mu nu amp amp frac m 2 c 2 hbar 2 B nu B nu amp frac 1 2 partial mu B nu partial nu B mu partial mu B nu partial nu B mu amp amp frac m 2 c 2 hbar 2 B nu B nu end alignedat nbsp mit dem reduzierten Planckschen Wirkungsquantum ℏ displaystyle hbar nbsp dem Vierergradient m displaystyle partial mu nbsp der komplexen Konjugation displaystyle nbsp Die Lagrange Dichte der Proca Gleichung auch Proca Wirkung kann mit Hilfe des Higgs Mechanismus und einer speziellen Wahl der Eichung als Spezialfall der Stuckelberg Wirkung verstanden werden 2 Darstellungen BearbeitenMit Hilfe der Euler Lagrange Gleichungen lasst sich aus obiger Lagrange Dichte die eigentliche Proca Gleichung herleiten m m B n n B m m c ℏ 2 B n 0 m G m n m c ℏ 2 B n 0 displaystyle begin alignedat 2 partial mu partial mu B nu partial nu B mu left frac mc hbar right 2 B nu amp 0 Leftrightarrow partial mu G mu nu left frac mc hbar right 2 B nu amp 0 end alignedat nbsp Im Fall m 0 displaystyle m 0 nbsp reduziert sich diese Gleichung fur das ungeladene Feld auf die inhomogenen Maxwell Gleichungen ohne Ladungsstrom Im Fall m 0 displaystyle m neq 0 nbsp schreibt sich die Proca Gleichung mit den Bezeichnungen aus der Vektoranalysis auch als ϕ m c ℏ 2 ϕ 0 displaystyle Box phi left frac mc hbar right 2 phi 0 nbsp B m c ℏ 2 B 0 displaystyle Box mathbf B left frac mc hbar right 2 mathbf B 0 nbsp und 1 c 2 ϕ t B 0 displaystyle frac 1 c 2 frac partial phi partial t nabla cdot mathbf B 0 nbsp mit dem D Alembert Operator displaystyle Box nbsp dem Nablaoperator displaystyle nabla nbsp Die Proca Gleichung steht in enger Beziehung zur Klein Gordon Gleichung Sie ist ebenfalls eine Gleichung zweiter Ordnung in der Minkowski Raumzeit In einer etwas anderen und weniger gebrauchlichen Form wurde die Proca Gleichung 1939 von Nicholas Kemmer eingefuhrt weshalb auch die Bezeichnungen Kemmer Gleichung und Proca Kremmer Gleichung in der Literatur vorkommen Sie ahneln formal der Dirac Gleichung verwenden aber einen zehndimensionalen Spinor und entsprechende 10 10 Matrizen 3 1 Kopplung an das elektromagnetische Feld BearbeitenDa die elektrische Ladung des negativ geladenen W Bosons so wie beim Elektron gleich der Elementarladung ist kann man auf die Feldgleichungen die minimale Kopplung anwenden um die Feldgleichungen fur das W displaystyle W nbsp abzuleiten So wie bei der Klein Gordon Gleichung erhalt man die minimale Kopplung uber die Verwendung der kovarianten Ableitung D m m i q ℏ c A m displaystyle D mu partial mu tfrac mathrm i q hbar c A mu nbsp Die Funktionen A m displaystyle A mu nbsp stehen dabei fur die Potentiale des beteiligten elektromagnetischen Feldes Ersetzt man nun in der Proca Gleichung fur das W displaystyle W nbsp Boson alle partiellen Ableitungen durch die kovariante Ableitung so gilt eine Eichsymmetrie 4 Der zugehorige Erhaltungssatz beschreibt die Ladungserhaltung Das Proca Feld transformiert sich bei einer Eichtransformation des elektromagnetischen Feldes A m A m m f x m displaystyle A mu rightarrow A mu partial mu f x mu nbsp gemass B m B m e i q ℏ c f x m displaystyle B mu rightarrow B mu e frac mathrm i q hbar c f x mu nbsp Dabei ist f displaystyle f nbsp eine frei wahlbare mindestens einmal differenzierbare Funktion q displaystyle q nbsp die ElementarladungDie komplexe Konjugation der Feldgleichungen andert bei der kovarianten Ableitung das Vorzeichen der Ladung Man erhalt uber die komplexe Konjugation der Feldgleichung also die Gleichungen fur das zugehorige Antiteilchen also dem W displaystyle W nbsp Die komplexe Konjugation des Proca Feldes B m B m displaystyle B mu rightarrow B mu nbsp entspricht einer Ladungskonjugation Daraus folgt dass die Wellenfunktion eines elektrisch geladenen Proca Teilchens durch einen komplexen Vierervektor beschrieben wird Die Wellenfunktion eines elektrisch neutralen Proca Teilchens wird dann entsprechend durch einen reellen Vierervektor beschrieben Wechselwirkung mit fermionischen Feldern BearbeitenAnalog zum Elektromagnetismus mit den maxwellschen Gleichungen kann man obige Feldgleichungen durch felderzeugende fermionische Strome J m ps a g m ps b displaystyle J mu bar psi a gamma mu psi b nbsp bzw Axialvektorstrome J A m ps a g m g 5 ps b displaystyle J A mu bar psi a gamma mu gamma 5 psi b nbsp erweitern Diese Strome setzen sich jedoch auch aus den Wellenfunktionen von zwei unterschiedlichen fermionischen Teilchen wie z B Elektron und Neutrino zusammen da zur Erzeugung eines Spin 1 Teilchens aufgrund der Drehimpulserhaltung mindestens zwei Spin 1 2 Teilchen erforderlich sind Dies wird im Folgenden durch die beiden Indizes a und b angezeigt Beispiele fur fermionische Strome befinden sich in der V A Theorie und der Theorie zur schwachen Wechselwirkung Da zwei Spin 1 2 Teilchen aufgrund der Drehimpulserhaltung ebenso zu einem Spin 0 Zustand koppeln konnen ergibt sich auch ein Hinweis auf ein weiteres mogliches Feld das in einer Theorie zur schwachen Wechselwirkung benotigt wird Dieses Feld wird in der Theorie zur elektroschwachen Wechselwirkung dann Higgs Feld genannt Wie im vorigen Abschnitt bereits gezeigt muss zusatzlich unterschieden werden ob das zu beschreibende Spin 1 Teilchen eine Ladung besitzt oder nicht Ein geladenes Spin 1 Teilchen wird im Gegensatz zu einem ungeladenen Teilchen vom elektromagnetischen Feld beeinflusst Dies wird durch Verwendung der oben angegebenen kovarianten Ableitung D m displaystyle D mu nbsp berucksichtigt 4 Soll untersucht werden wie durch geladene fermionische Strome ein geladenes Proca Feld erzeugt wird so kann die folgende Gleichung verwendet werden D m G m n m W c ℏ 2 B n g W J W n displaystyle D mu G mu nu left tfrac m W c hbar right 2 B nu g W J W nu nbsp wobei hier auch im Feldstarketensor anstelle der partiellen Ableitung die kovariante Ableitung einzusetzen ist Die Konstante g W displaystyle g W nbsp bestimmt dabei die Starke der Kopplung zwischen dem geladenen Strom und dem Feld eines massiven W Bosons Die Lagrange Dichte dieser Feldgleichung lautet L W 1 2 G m n G m n m W c ℏ 2 B n B n g W B n J W n g W B n J W n displaystyle mathcal L W tfrac 1 2 G mu nu G mu nu left frac m W c hbar right 2 B nu B nu g W B nu J W nu g W B nu J W nu nbsp wobei hier im Feldstarketensor anstelle der partiellen Ableitung ebenfalls die kovariante Ableitung einzusetzen ist Fur das ungeladene Z Boson kann nun eine ahnliche Gleichung aufgestellt werden m G m n m Z c ℏ 2 B n g Z J Z n displaystyle partial mu G mu nu left tfrac m Z c hbar right 2 B nu g Z J Z nu nbsp Die Kopplung an ein ausseres elektromagnetisches Feld entfallt in diesem Fall aufgrund der fehlenden elektrischen Ladung dieses Teilchens so dass hier die kovariante Ableitung nicht verwendet werden muss Die Gleichung enthalt aber die Masse des Z Bosons die von der Masse des W Bosons abweicht Die Lagrange Dichte zur Beschreibung des Feldes des Z Bosons hat wegen der fehlenden elektrischen Ladung damit deutlich weniger Terme L Z 1 2 G m n G m n m Z c ℏ 2 B n B n 2 g Z B n J Z n displaystyle mathcal L Z frac 1 2 G mu nu G mu nu left frac m Z c hbar right 2 B nu B nu 2g Z B nu J Z nu nbsp Im Gegensatz zum Feld des elektrisch geladenen W Bosons wird das Feld des elektrisch neutralen Z Bosons durch einen reellen Vierervektor beschrieben Zu erwahnen ist noch dass die so beschriebenen Spin 1 Felder ihrerseits auch die felderzeugenden fermionischen Felder beeinflussen Deshalb muss auch die Dirac Gleichung welche die Bewegung der Fermionen beschreibt angepasst werden Die Berucksichtigung aller durchgefuhrten kernphysikalischen Experimente und grundlegenden theoretischen Arbeiten zur schwachen Kernkraft fuhrte dabei zu einer Feldtheorie in der die elektromagnetische und schwache Wechselwirkung zusammengefasst und als elektroschwache Wechselwirkung bezeichnet wird 5 Diese Theorie wird auch als Standardmodell der Elementarteilchenphysik bezeichnet Altere Modelle zur Beschreibung der schwachen Wechselwirkung sind in diesem Standardmodell enthalten und stimmen fur niedrige Teilchenenergien mit diesem uberein Literatur BearbeitenBrian R Martin Graham Shaw Particle Physics John Wiley amp Sons 2008 ISBN 978 0 470 03294 7 S 373 Brian R Martin Nuclear and Particle Physics Wiley 2008 S 369Siehe auch BearbeitenPhoton QuantenelektrodynamikWeblinks BearbeitenSpektrum Lexikon der PhysikEinzelnachweise Bearbeiten a b c W Greiner Relativistische Quantenmechanik Springer S 415 f ISBN 3 540 67457 8 a b C Itzykson J B Zuber Quantum Field Theory McGraw Hill International Edition 3 Auflage 1987 Seite 134 f Greiner Relativistic Quantum Mechanics Springer 3 Auflage 2000 S 361ff a b W Greiner Relativistische Quantenmechanik Verlag Harri Deutsch 1987 S 442 f ISBN 3 8171 1022 7 W Greiner B Muller Eichtheorie der schwachen Wechselwirkung Verlag Harri Deutsch 1994 ISBN 3 8171 1427 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Proca Gleichung amp oldid 237137108