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Als Oasenkultur auch Oxus Kultur oder Oxus Zivilisation nach dem antiken Namen des zentralasiatischen Amudarja Flusses in der Archaologie oft auch BMAC von englisch Bactria Margiana Archaeological Complex genannt wird eine bronzezeitliche Kultur in der Wuste Karakum im heutigen Turkmenistan und Teilen Afghanistans bezeichnet Sie existierte vermutlich zwischen 2200 und 1700 v Chr etwa zeitgleich mit der Indus Kultur dem Reich Elam in Mesopotamien und dem Mittleren Reich in Agypten Das Verschwinden der Oasenkultur ist nicht genau geklart wurde aber vermutlich durch klimatische Veranderungen verursacht Der Name Oxus Kultur ist ungenau denn diese Kultur darf nicht mit der vom 5 Jahrhundert vor Christus bis zum 17 Jahrhundert nach Christus bestehenden Flusskultur am Usboi verwechselt werden damals der Unterlauf bzw Nebenfluss des Oxus der den Fluss bei Gurgandsch Koneurgenc nach Westen hin bis ins Kaspische Meer leitete Ebenso liegen die weiter sudlich verlaufenen Flusslaufe des Usboi durch das Karakum bzw den Ungus und nordlich des Kopet Dag ganz oder grosstenteils ausserhalb dieser Gebiete Ungefahre Ausbreitung der Oasenkultur BMAC Bactria Margiana Archaeological Complex Streitaxt aus Silber und Gold aus dem BMAC mit Schneide in Form eines Ebers Mannerfigur mit zwei Vogelkopfen und Ruckseite als Drachen oder Lowengreif Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Entdeckung 3 BMAC und Indoiraner 4 Literatur 5 Dokumentarfilme 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenDie Oasenkultur zeigt ein fur die Region und Zeit spates 3 bis fruhes 2 Jahrtausend v Chr ungewohnlich hohes Niveau der Topferei und Metallverarbeitung Bronze Silber Davon zeugen fein bearbeitete und mit geometrischen Motiven verzierte Steinvasen bronzene Schnabelvasen evtl Teil eines Soma Kultes Silbervasen Schmuckstucke Schminkbehalter mit Applikator Elfenbeinkamm Spiegel eine Silbernadel mit einem Schaf als Kopf sowie Goldperlen nbsp Stinerne Gottin Figur mit Fell KleidNeben massiven Steinarbeiten wurden auch fein gearbeitete Skulpturen gefunden Dazu zahlen weibliche spater auch mannliche flache Tonfiguren mit schnabelartigen Nasen welche wahrscheinlich in den Hausern aufgehangt wurden Ausserdem plastische plump wirkende sitzende Stein Figuren mit aufgesetzten Steinkopfchen und auffallender Fell Tracht die in Grabern deponiert wurden und als Muttergottheiten gedeutet werden aber auch vergleichbar den agyptischen Ka Statuen als Seelentrager fungiert haben konnen Ausser Grubengrabern wurden Grabstatten herausragender Personlichkeiten gefunden die als Nachbildung eines Wohnhauses angelegt waren Die zum Teil monumentalen Gebaude sind nach Plan errichtet worden z B Togolok 21 und lassen somit auf mathematisches geometrisches und astronomisches Wissen schliessen Davon zeugen auch mehrere ausgegrabene Stadte mit rechtwinkeligen Strassengittern die dicke Stadtmauern und ein palastahnliches Gebaude im Zentrum aufweisen Mehrere Stadte wurden in einem Verbund angelegt bei der Fundstelle Adji Kui sind es neun im engen Umkreis nbsp Amulett mit vogelkopfigem Mann und SchlangenIn Adji Kui wurden Amulette gefunden deren Abbildungen darunter das haufig auftretende Adler Schlange Motiv als Darstellungen von Szenen des mesopotamischen Etana Mythos gedeutet wurden 1 2 In Grabern gefundene Fayence Armreife aus der Indus Kultur sowie syrische Stempelsiegel mit geflugelter weiblicher Gottheit auf einem Panther legen nahe dass Fernhandel stattfand Auf eine ausgepragte Handelskultur deuten auch Stempelsiegel zur Kennzeichnung des Besitzes sowie Zahlsteine fur die buchhalterische Erfassung von Waren hin Die Menschen der Oasenkultur domestizierten Schaf und Ziege sowie Hausesel und vor allem Kamele Mit ausgeklugelten Bewasserungsanlagen wurden grosse Felder versorgt auf denen Gerste Weizen und Hulsenfruchte angebaut wurden Der Ursprung der Oasenkultur ist unsicher doch gab es im Suden vom heutigen Turkmenistan schon im vierten Jahrtausend v Chr diverse Stadte wie Altyndepe oder Namazgadepe Diese Orte wurden im dritten Jahrtausend verlassen da die Region verwustete Es ist argumentiert worden dass die Bewohner nach Norden in die Margiana zogen wo sich in der Folgezeit ein Hauptzentrum der Oasenkultur bilden sollte 3 In der Forschung gab es verschiedene Vorschlage die Oasenkultur zeitlich zu gliedern Eine der fruhsten Vorschlage stammen von Viktor Ivanovich Sarianidi und P yankova Nach ihnen gab es drei Stufen Kelleli Gonur und Togolok Diese Stufen sind zeitlich mit den drei Unterstufen von Namazga VI Die Gliederung folgt vor allem der Keramikentwicklung Die Stufen sind nach wichtigen Fundorten benannt 4 Entdeckung BearbeitenDie Oasenkultur wurde in den 1970er Jahren von dem russischen Archaologen Wiktor Iwanowitsch Sarianidi entdeckt in einem Gebiet das von ihm Bactria Margiana Archaeological Complex genannt wurde BMAC nach den antiken Bezeichnungen fur die Regionen Baktrien und Margiana Sarianidi widmete der Erforschung jener Kultur Jahrzehnte seines Lebens Bedeutende Uberreste fand er in der Daschly Oase Im Suden Usbekistans erfolgen seit 1973 Ausgrabungen in Jarqoʻton einer der grossten Siedlungen der Oasenkultur Seit ein paar Jahren grabt der italienische Archaologe Gabriele Rossi Osmida unter anderem in Adji Kui 2001 kam die Vermutung auf dass die Oasenkultur eine eigene Schrift entwickelt habe Diese ware etwa 2300 v Chr entstanden zwar spater als die Schrift in Agypten und Mesopotamien aber weit fruher als in China Strittig ist allerdings ob es sich um eine Schrift oder um Piktogramme handelt BMAC und Indoiraner Bearbeiten nbsp Die Oasenkultur BMAC und weitere sie umgebende Kulturen die allgemein mit der Ausbreitung indo iranischer Sprachen bzw Emigration in Verbindung gebracht werden 5 die Andronowo Kultur die baktrisch margianische Oasenkultur und die Yaz Kultur Die Swat Kultur die Cemetery H Kultur die Kupfer Hort Kultur und die PGW Kultur sind Kandidaten fur die indo arischen Volkerwanderungen J P Mallory vertritt die Hypothese dass die Trager der Oxus Kultur englisch BMAC anfangs noch keine Indoiraner waren sprachlich aber allmahlich durch halb nomadische iranischsprachige Gruppen der Andronowo Kultur infiltriert wurden und am Ende eine Schlusselrolle bei der iranischen Besiedlung des Iranischen Hochlands spielte das zuvor von nicht indo iranischsprachigen und nicht einmal indoeuropaischsprachigen Bevolkerungen hurritisch urartaische Gruppen sudwestlich des Kaspischen Meeres und proto elamische Gruppen im Suden besiedelt war The BMAC now plays a very important role in discussions of the archaeology of the early Indo Iranians One of the key problems of identifying Indo Iranian expansions into Iran Pakistan and India has been the chain of Central Asian urban sites that apparently separated nomadic stockbreeders of the Russian and Kazakhstan steppe the Andronovo culture who conformed very well with respect to settlement economy technology and ritual expected of the early Indo lranians and the earliest historically identified Indo Aryan and Iranian cultures further south To the south of the Central Asian centers were the local Iranian and Indian cultures which were presumably or provably non IE e g to the southwest of the Caspian were the Hurrians and Urartians while southern Iran was occupied by the Elamites the Harappan culture of India is presumably non Indo European There is no evidence that these regions were penetrated significantly by the Andronovo culture of the northern steppe Hence it has become increasingly clear that if one wishes to argue for Indo Iranian migrations from the steppe lands south into the historical seats of the Iranians and Indo Aryans that these steppe cultures were transformed as they passed through a membrane of Central Asian urbanism The fact that typical steppe wares are found on BMAC sites and that intrusive BMAC material is subsequently found further to the south in Iran Afghanistan and Pakistan may suggest then the subsequent movement of Indo lranian speakers after they had adopted the culture of the BMAC Such a model obviously presupposes that one can associate an Indo Iranian identity with the BMAC Arguments for this identity rests on several lines of evidence The geographic location of the BMAC conforms it is argued with the historical situation of the Da h a and Parnoi mentioned in Greek and Latin sources which have in turn been identified with the Dasas Dasyus and Panis of the Rig Veda who were defeated by the Vedic Arya The presence of triple walled circular forts in the BMAC also matches the description of the fortified sites depicted in the Vedas Moreover the BMAC sites have also yielded physical evidence of what has been presumed to be the Indo lranian sauma cult one of the characteristic religious distinctions between the Vedic Arya and their enemies On the model of contemporary relationships between Tajiks the settled farmers of the area and the semi nomadic Uzbeks the steppe populations are presumed to have been in regular seasonal contact with those settled in the oases Such relationships have tended to result in bilingualism among the settled populations one of the prerequisites of a language shift Das BMAC spielt heute eine sehr wichtige Rolle in Diskussionen uber die Archaologie der fruhen Indoiraner Eines der Hauptprobleme bei der Identifizierung indoiranischer Expansionen in den Iran nach Pakistan und Indien war die Kette zentralasiatischer stadtischer Siedlungen die offenbar die nomadischen Viehzuchter der russischen und kasachischen Steppe der Andronowo Kultur die sich in Bezug auf die Besiedlung Wirtschaft Technologie und Ritual sehr gut anpassten von den fruhen Indo lranern und den fruhesten historisch identifizierten indoarischen und iranischen Kulturen die weiter sudlich zu erwarten sind trennte Sudlich der zentralasiatischen Zentren befanden sich die lokalen iranischen und indischen Kulturen die vermutlich oder nachweislich nicht indeuropaisch waren z B sudwestlich des Kaspischen Meeres befanden sich die Hurriter und Urartaer wahrend der sudliche Iran von den Elamitern besetzt war Die Harappa Kultur Indiens ist vermutlich nicht indoeuropaisch Es gibt keine Hinweise darauf dass diese Regionen massgeblich von der Andronowo Kultur der nordlichen Steppe durchdrungen waren Wenn man also fur indoiranische Migrationen aus den Steppengebieten im Suden in die historischen Sitze der Iraner und Indoarier argumentieren will wird immer deutlicher dass diese Steppenkulturen sich verandert haben als sie eine Membran des zentralasiatischen Urbanismus passierten Die Tatsache dass an BMAC Standorten typische Steppenware gefunden werden und dass anschliessend weiter sudlich im Iran in Afghanistan und Pakistan eindringendes BMAC Material gefunden wird konnte auf die anschliessende Bewegung von Indo lranischsprachigen hinweisen nachdem sie die Kultur des BMAC ubernommen hatten Ein solches Modell setzt naturlich voraus dass man dem BMAC eine indo iranische Identitat zuordnen kann Argumente fur diese Identitat beruhen auf mehreren Beweislinien Die geografische Lage des BMAC stimmt mit der historischen Lage der Da h a und Parnoi 6 uberein die in griechischen und lateinischen Quellen erwahnt wurden und mit den Dasas Dasyus und Panis des Rig Veda identifiziert werden welche von den vedischen Ariern besiegt wurden Das Vorhandensein dreifach ummauerter kreisformiger Festungen im BMAC stimmt auch mit der Beschreibung der in den Veden dargestellten befestigten Statten uberein Daruber hinaus haben die BMAC Statten auch physische Beweise fur den mutmasslichen indo iranischen Sauma Kult geliefert einen der charakteristischen religiosen Unterschiede zwischen den vedischen Arya und ihren Feinden Nach dem Modell der zeitgenossischen Beziehungen zwischen Tadschiken den sesshaften Bauern der Region und den halbnomadischen Usbeken wird angenommen dass die Steppenpopulationen saisonal regelmassig mit den in den Oasen ansassigen Menschen in Kontakt standen Solche Beziehungen fuhrten tendenziell zur Zweisprachigkeit der sesshaften Bevolkerung einer der Voraussetzungen fur einen Sprachwandel 7 James P Mallory 8 Ausgegrabene Ruinen haben angeblich Ahnlichkeiten mit Komplexen die in dem Rigveda beschrieben sind und es scheint auch Belege fur den Soma Kult zu geben Literatur BearbeitenIgor N Chlopin Jungbronzezeitliche Graberfelder im Sumbar Tal Sudwest Turkmenistan Materialien zur allgemeinen und vergleichenden Archaologie Band 35 Beck Munchen 1986 ISBN 3 406 31539 9 Beate Luckow Turkmenistan entdecken versunkene Wustenstadte an der Seidenstrasse Trescher Berlin 2006 ISBN 3 89794 061 2 Viktor Sarianidi Die Kunst des alten Afghanistan Architektur Keramik Siegel Kunstwerke aus Stein und Metall VCH Acta Humaniora Weinheim 1986 ISBN 3 527 17561 X Englisch Fredrik T Hiebert Origins of the Bronze Age Oasis Civilization in Central Asia American School of Prehistoric Research Bulletin Band 42 Harvard University Cambridge MA 1994 ISBN 0 87365 545 1 Andrew Lawler Middle Asia Takes Center Stage In Science Band 317 Nr 5838 2007 S 586 590 doi 10 1126 science 317 5838 586 Giancarlo Ligabue Sandro Salvatori Hrsg Bactria An ancient oasis civilization from the sands of Afghanistan Centro Studi Ricerche Ligabue Studi e documenti Band 3 Erizzio Venedig 1995 ISBN 88 7077 025 7 Gabriele Rossi Osmida Hrsg Margiana Gonur depe Necropolis 10 years of excavations by Ligabue Study and Research Centre Il Punto Edizione Padua 2002 ISBN 88 88386 02 5 Gabriele Rossi Osmida Adji Kui Oasis III II mill BC Band 1 La Cittadella delle Statuette The Citadel of the Figurines Heykellerin sitadeli Il Punto Edizioni Trebaseleghe 2007 ISBN 978 88 88386 13 3 Viktor Ivanovich Sarianidi Togolok 21 an Indo Iranian temple in the Karakum In Bulletin of the Asia Institute New Series Band 4 1990 ISSN 0890 4464 S 159 165 Dokumentarfilme BearbeitenMarc Jampolsky Karakum die Totenstadt in der Oase auch Karakum Vergessene Wustenstadte Arte France Frankreich 2001 45 Minuten Info Memento vom 29 September 2007 im Internet Archive Marc Jampolsky Karakum Geheimnisse der schwarzen Wuste Arte France Frankreich 2004 52 Minuten Info Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Oasenkultur Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Video zur Grabungskampagne 2005 in Adijkuy auf dem YouTube Kanal des Archaologen Gabriele Rossi Osmida John N Wilford In Ruin symbols on a stone hint at a lost Asian culture USA 2001 engl Schrift der Oasenkultur aus The New York Times 13 Mai 2001 Anahita Gallery Fine art photography amp textiles from Central Asia USA 2001 engl Grabungen in Gonur Tepe in der Wuste Karakum und Ergebnisse Jack Cassin Archaeological Pre History of Turkmenistan a brief history USA 2000 engl fruhe Geschichte Turkmenistans vom kalifornischen Weaving Art Museum and Research Institute Einzelnachweise Bearbeiten Sylvia Winkelmann Pierre Amiet Gabriele Rossi Osmida Seals of the oasis From the Ligabue collection Il Punto Edizione for Ligabue Study and Research Centre Venice 2004 ISBN 88 88386 09 2 Sylvia Winkelmann 2008 Animali e miti nel Vicino Oriente Antico Animals and myths in ancient Near East Auf www academia edu abgerufen am 21 November 2013 F A Hiebert Origins of the Bronze Age Oasis Civilization in Central Asia Cambridge MA 1994 S 174 175 F A Hiebert Origins of the Bronze Age Oasis Civilization in Central Asia Cambridge MA 1994 S 40 Douglas Q Adams Encyclopedia of Indo European Culture Taylor amp Francis Abingdon 1997 ISBN 1 884964 98 2 Die antiken Daher und Parner waren iranische Stammesverbande aus denen die Parther entstanden Im 19 20 Jahrhundert war die sesshafte Bevolkerung des mittleren und oberen Amudarja Oxus im heutigen Sud Usbekistan und West Tadschikistan und des nordostlicheren Ferghanatals so vollstandig fliessend usbekisch und tadschikischsprachig dass die russische und sowjetische Nationalitatenpolitik sie nicht selten willkurlich in ethnische Usbeken und Tadschiken aufteilen musste James P Mallory Douglas Q Adams Encyclopedia of Indo European Culture Taylor amp Francis Abingdon Fitzroy Dearborn London beide 1997 ISBN 1 884964 98 2 S 73 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oasenkultur amp oldid 237426600