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Die Minette ist ein Eisenerz sedimentaren Ursprungs das im oberen Unterjura und unteren Mitteljura im aussersten Suden Luxemburgs und in Lothringen zur Ablagerung kam Minetteeisenerz mit Fragment eines Belemniten Rumelingen Luxemburg Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Beschreibung 3 Geologischer Uberblick 4 Geschichte 5 Entstehung und Herkunft des Eisens 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksEtymologie BearbeitenMinette ist ein Begriff aus dem Sprachschatz franzosischer Bergleute Das Diminutiv zu la mine und bedeutet so viel wie kleine Zeche oder auch kleiner Erzgang und bezieht sich auf den verhaltnismassig geringen Eisengehalt von 28 bis 34 Der Begriff Minette wird in der Geologie auch fur ein magmatisches Gestein verwendet das Ganggestein Minette Beschreibung BearbeitenDie Minette ist ein braunliches Eisenoolitherz mit einem Kieselsauregehalt von uber 20 Die Ooide winzige konzentrisch lagig aufgebaute Kugelchen bestehen aus Limonit Brauneisenstein und werden von einem karbonatreichen Zement zusammengehalten hoher Kalkgehalt von 5 bis 20 Sie wurden als schrag und auch feingeschichtete Sandkorper zusammen mit Quarz und Muschelschill unter flachmarinen Bedingungen abgesetzt 1 Die Sedimentgefuge lassen auf Stromungstransport und Wellenbewegung schliessen Die Korngrossen der Ooide nehmen zum Hangenden hin zu was als allmahliche Regression der damaligen Flachsee zu deuten ist Diagenetisch bildeten sich Kalkkonkretionen und Fe2 Minerale wie Chlorit Leptochlorite Pyrit Siderit sowie untergeordnet Berthierit und Thuringit Es entstand ausserdem Apatit wodurch die Minette einen recht hohen Phosphorgehalt von 0 5 bis 1 0 aufweist Geologischer Uberblick BearbeitenIm Lias erfolgte eine Transgression uber das tief erodierte variszische Grundgebirge des Rheinischen Schiefergebirges der Vindelizischen Schwelle und des Bohmischen Massivs Im Gebiet Lothringens sudliches Luxemburg und Ostfrankreich entstand wahrend des Zeitabschnitts Toarcium bis Aalenium 2 zwischen dem Rheinischen Schiefergebirge im Norden und den Vogesen Schwarzwald im Suden eine recht flache Meeresbucht der so genannte Golf von Lothringen In diesem flachmarinen von starken Stromungen durchzogenen Sedimentationsraum kamen die Minetteooide in relativer Kustennahe zur Ablagerung Die Eisenerze sind jetzt als zwolf Flozlagen in den Jurasedimenten enthalten deren Machtigkeit zwei bis drei maximal neun Meter 2 betragt Ihre Sedimentation erfolgte im Hangenden einer sich vergrobernden und allmahlich flach fallenden Megasequenz In ihrer Auspragung ahneln die Minettesedimente sehr stark den ordovizischen Eisenerzen des Clinton Typus Die Floze treten am Osthang des Moseltals zwischen Metz und Thionville zu Tage sie fallen nach Suden und Westen mit ein bis zwei Grad ein Dieses Vorkommen setzt sich bis in den Suden Luxemburgs fort Ein weiteres Vorkommen mit geringerem Eisengehalt befindet sich im nordlichen und westlichen Umland von Nancy 3 Die Bildung ahnlicher Eisenerze fand zur gleichen Zeit in vielen Bereichen des europaischen Jurameeres statt So wurden zum Beispiel in Suddeutschland und der Schweiz etwa zeitgleich die Doggererze abgelagert Bei Ougney Douvot im franzosischen Departement Jura sowie bei Change Mazeney ostlich von Chagny im Departement Saone et Loire kamen ahnliche Erzablagerungen bereits im alteren Hettangium zur Ausbildung Diese hettangischen Erze wurden dort bis zum Jahr 1921 abgebaut die Gesamtproduktion belief sich dabei auf 7 33 Millionen Tonnen 4 Geschichte BearbeitenDie Lagerstatte durfte eines der bedeutendsten Eisenerzvorkommen der Erde sein die Reserven wurden auf sechs Milliarden Tonnen Erz geschatzt mit einem Eisengehalt von rund zwei Milliarden Tonnen Der hohe Phosphorgehalt der Minette verhinderte lange Zeit den industriellen Abbau welcher dann relativ spat nach Einfuhrung des Thomas Verfahrens einsetzte Nach dem Deutsch Franzosischen Krieg von 1870 71 fielen Teile Lothringens an das Deutsche Reich Dabei wurde die Grenze so festgelegt dass grosse Teile des bekannten Minettevorkommens im nunmehr deutschen Elsass Lothringen lagen Hierfur hatte sich unter anderem der Geologe Wilhelm Hauchecorne eingesetzt der Mitglied der Grenzregulierungskommission war 5 Obwohl die deutschen Behorden erheblich mehr Bergbaukonzessionen erteilten als zuvor die franzosischen steigerte sich die Erzforderung bis 1879 kaum Dies anderte sich ab den 1880er Jahren unter anderem durch die bessere Erschliessung des Minettegebiets durch Eisenbahnen und den Bau einer Eisenbahnstrecke von Diedenhofen nach Volklingen die ab 1883 eine direkte Verbindung ins saarlandische Industrierevier ermoglichte 6 Bohrungen in den 1880er Jahren ergaben dass sich die Minettevorkommen weiter nach Westen erstreckten als bislang angenommen und dabei mit zunehmender Tiefe an Machtigkeit und Eisengehalt zunahmen Bis 1909 entstanden im franzosischen Teil Lothringens dem Departement Meurthe et Moselle insbesondere im Becken von Briey 16 Bergwerke die Minette im Schachtbetrieb forderten 7 Nach dem Ersten Weltkrieg gehorte ganz Lothringen wieder zu Frankreich 1919 uberschritt die jahrliche Forderung 41 Millionen Tonnen 21 Millionen Tonnen im Departement Moselle und 20 Millionen Tonnen im Departement Meurthe et Moselle Lothringen war hinter den Vereinigten Staaten zu diesem Zeitpunkt international der zweitgrosste Eisenproduzent Der Hohepunkt in der Erzforderung wurde mit 62 Millionen Tonnen in Frankreich und 6 Millionen Tonnen in Luxemburg im Jahr 1960 erreicht Mittlerweile durften nach fast 150 jahrigem Erzabbau insgesamt zirka 3 Milliarden Tonnen Erz gefordert worden sein Der relativ niedrige Eisengehalt fuhrte jedoch dazu dass lothringisches Minette Erz sukzessive durch hoher konzentrierte Importerze mit einem Eisengehalt um 60 ersetzt wurde Als Folge wurden dann mehr und mehr Bergwerke stillgelegt Die letzte Zeche in Luxemburg Differdingen schloss 1981 die letzte franzosische bei Audun le Tiche im Departement Moselle 1997 Entstehung und Herkunft des Eisens BearbeitenEine mogliche Deutung ist die Entstehung im Rahmen der Verwitterung von Tropenboden unter lateritischen Bedingungen 8 Siehl amp Thein 1978 interpretieren die Ooide als flachmarine Umwandlung aus dem Eisenhydroxid Goethit Sie wurden danach erneut erodiert in tiefere Beckenbereiche abtransportiert und als geologische Seifenablagerungen im flachen Schelfbereich durch mehrfache Gezeitenstrome umgelagert sortiert und konzentriert Akkumulation In der daran anschliessenden Diagenese unter reduzierenden Bedingungen wurde der Goethit zu Chamosit Magnetit Pyrit und Siderit umgewandelt Das Modell erklart Herkunft und Transport des Eisens auf aktualistische Weise und steht im Einklang mit geochemischen Gemeinsamkeiten von Lateriten und Minette Erzen Daneben wird auch eine authigene biogene Ooidbildung im Stillwasserbereich mittels Myzelmatten in Erwagung gezogen 9 Die Mikrobiozonosen fungieren hierbei als Katalysatoren und Metallfallen Einzelnachweise Bearbeiten L Bubenicek Etude sedimentologique du minerai de fer oolithique de Lorraine In G C Amstutz Sedimentology and ore genesis Elsevier Amsterdam 1964 S 113 122 a b Roland Walter u a Geologie von Mitteleuropa 5 Auflage Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1992 ISBN 3 510 65149 9 S 345 Helmut Fruhauf Eisenindustrie und Steinkohlenbergbau im Raum Neunkirchen Saar Forschungen zur deutschen Landeskunde Band 217 Zentralausschuss fur deutsche Landeskunde Trier 1980 ISBN 3 88143 010 5 S 52ff Tom McCann Hrsg The Geology of Central Europe Volume 2 Mesozoic and Cenozoic The Geological Society of London 2008 ISBN 978 1 86239 265 6 S 1397 H Fruhauf Eisenindustrie und Steinkohlenbergbau 1980 S 56 H Fruhauf Eisenindustrie und Steinkohlenbergbau 1980 S 59 74 Forderstatistiken auch bei Stefanie van de Kerkhof Die Industrialisierung der lothringisch luxemburgischen Minette Region In Toni Pierenkemper Die Industrialisierung europaischer Montanregionen im 19 Jahrhundert Steiner Stuttgart 2002 ISBN 3 515 07841 X S 225 276 hier S 271 online H Fruhauf Eisenindustrie und Steinkohlenbergbau 1980 S 75f A Siehl J Thein Geochemische Trends in der Minette Jura Luxemburg Lothringen In Geologische Rundschau 67 1978 S 1052 1077 K Dahayanake W E Krumbein Microbial structures in oolitic iron formations In Miner Deposita 21 Heidelberg 1985 S 85 94 Literatur BearbeitenHans Fuchtbauer Hrsg Sedimente und Sedimentgesteine Schweizerbart Stuttgart 1988 ISBN 3 510 65138 3 Weblinks BearbeitenPortail luxembourgeois des sciences de la Terre Geowissenschaften Portal Luxemburgs Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Minette Erz amp oldid 232852490