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Als Miko japanisch 巫女 wortl Jungfer im Schrein Schreinmaid auch Fujo 神子 Kind Gottes oder seltener Mikanko 御神子 Gottes Jungfer genannt bezeichnet man in der japanischen Tradition eine junge Frau die in einem shintōistischen Tempel Schrein oder sonstigen Heiligtum arbeitet und wirkt Bis in die Shōwa Zeit waren Mikos angehende Priesterinnen heute assistieren sie Shintō Priestern vergleichbar mit westlichen Ministrantinnen Miko in einem Schrein Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben 2 Tracht 3 Geschichte 4 Mikos in der modernen Subkultur 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAufgaben BearbeitenEine Miko dient einer bestimmten Gottheit einem Kami und deren Schrein oder Tempel der sie geweiht ist seltener sind es mehrere Gottheiten Dort betet 祈祷 kitō sie singt bringt Opfergaben 幣帛 heihaku dar und dient als symbolische Vermittlerin und Botin zwischen ihrer Gottheit und den Menschen Sie nimmt an Zeremonien und Ritualen 護摩 gōma teil oder leitet diese selbst sie vollfuhrt magische Tanze 神楽 kagura und wenn sie einem Priester oder Abt unterstellt ist assistiert sie ihm Zu ihren Alltagsaufgaben zahlen unter anderem das Fegen und Entstauben von Tempelhofen Treppen und Wegen das Reinigen von Utensilien und Reliquien sowie das Waschen der Trachten und Kimonos 1 Im heutigen Japan gehoren mittlerweile auch das Zubereiten und Feilbieten traditioneller Speisen und der Verkauf von Talismanen und Raucherstabchen dazu 2 Allgemein bleiben Mikos ein Leben lang heute zumindest wahrend ihrer Berufszeit jungfraulich und unverheiratet ahnlich wie Nonnen Bis in die spate Heian Zeit 12 Jahrhundert konnten Mikos mit Yamabushi die der Shugendō Religion angehorten liiert werden Dies waren allerdings rein rituell formelle Ehen die kinderlos blieben Diese Praxis kam etwa Mitte des 13 Jahrhunderts wieder aus der Mode 3 Tracht Bearbeiten Eine Miko mit Torikabuto Hut um 1900 Mikos sind fur ihre traditionelle Tracht bekannt die sie unverwechselbar macht Eine klassische Miko kleidet sich in einen scharlachroten Andon hakama 行灯袴 einen knochellangen Faltenrock Sie tragt dazu einen schneeweissen Furisode 振袖 einen Damenkimono mit weit herabhangenden Armeln Auch die darunter getragenen Blusen sind reinweiss Bei bestimmten Tempeltanzen tragen sie zusatzlich eine besondere Robe namens Chihaya 千早 Ihr langes Haar tragt die Miko meist offen es kann aber auch mit einer weissen oder roten Haarschleife auf halber Hohe zusammengebunden sein Diese Haarschleife wird Mizuhiki 水引 wortl Wasserzieher genannt An ihren Fussen tragen sie spezielle Socken die Tabi 足袋 heissen Als Schuhwerk werden entweder Zōri 草履 einfache Sandalen getragen oder Geta 下駄 aus Holz Manchmal laufen sie auch barfuss aber das wird normalerweise nur zu festlichen Anlassen und bei speziellen Zeremonien verlangt Zu bestimmten Anlassen tragen Mikos einen sogenannten Torikabuto 鳥兜 Vogelhelm einen eigentumlichen hohen Spitzhut sowie traditionelle Faltfacher 4 Zu den klassischen Utensilien und Reliquien die eine Miko mit sich fuhrt und benutzt gehoren unter anderem der Gohei 御幣 ein Holzstab mit zwei zickzack formig gefalteten Papierstreifen am oberen Ende der Azusa yumi 梓弓 ein traditioneller Bogen aus dem Holz der Zierkirschen Birke Betula grossa die in Japan endemisch ist der Tamagushi 玉串 ein Bundel aus frisch geschnittenen Zweigen des Sperrstrauchs Cleyera japonica die Gehōbako 外法箱 eine holzerne Schatulle die rituelle Objekte wie kleine Gebetsglockchen Masken Amulette und oder Rosenkranze aus Magatama 勾玉 Gebetsperlen enthalt 5 Diese Utensilien kommen bei Zeremonien und Ritualen zum Einsatz Den korrekten Umgang mit ihnen mussten Mikos in fruheren Epochen wahrend einer langjahrigen Ausbildung erlernen Diese Ausbildung wurde von einer Priesterin Guji 宮司 Oberste Priesterin genannt beaufsichtigt und wahrte zwischen drei und sieben Jahren Heute konnen Mikos auch angelernt werden 6 Geschichte BearbeitenDie Tradition des Schamanismus durch weibliche Gottesdiener lasst sich in Japan bis in die Jōmon Zeit um etwa 600 v Chr zuruck datieren Mikos als religioser fest etablierter Beruf sind seit der Nara Zeit 8 Jahrhundert sicher uberliefert Ursprunglich wurde das Wort Miko fur junge Schamaninnen verwendet die durch die Lande zogen und fur landliche Gemeinden beteten und oder Gotter anriefen Sie betatigten sich gelegentlich auch als Orakel wobei dies eher alteren erfahreneren Mikos vorbehalten blieb Ab dem Ende der Yayoi Zeit 3 Jahrhundert wurden sie von Priestern und oder Monchen begleitet und angeheuert 3 Zu dieser Zeit waren Mikos auch unter der Bezeichnung Reibai 霊媒 bekannt was so viel wie Vermittler in bedeutet und heute mit Medium gleichgesetzt wird Ab der Kamakura Zeit 14 Jahrhundert wurden Mikos gewissermassen in zwei Berufsgruppen unterteilt die reisende pilgernde Miko die durch die Lande zog und die ortsansassige stationare Miko die in ihrem Schrein oder Tempel wohnte Wahrend der Edo Zeit 19 Jahrhundert erfuhr die Berufung einer Miko eine erneute Wandlung Der japanische Kaiserhof trennte strikt die Klosterschulen des Shintō des Buddhismus und des Shugendō und deren rituelle Handlungen und Festlichkeiten voneinander was dazu fuhrte dass Mikos fortan nur noch shintōistischen Institutionen dienen durften 7 Bis zum Ende der Taishō Zeit waren Mikos angehende Priesterinnen und konnten zu einer Guji 宮司 Oberste Priesterin aufsteigen Seit der Shōwa Zeit spates 20 Jahrhundert hat die Berufung einer Miko an Prestige und Bedeutung eingebusst und der Beruf wird vielerorts inzwischen auch von lediglich angelernten Studentinnen und ehrenamtlichen Freiwilligen ausgeubt 2 Mikos in der modernen Subkultur Bearbeiten Kikyō ein fiktiver Charakter in Gestalt einer Miko aus Inuyasha Cosplay In der westlichen Welt sind Mikos sehr bekannt und werden bisweilen als ein Hauptcharakteristikum der japanischen Kultur betrachtet ahnlich wie Geishas Yōkai und Pokemon In erster Linie ist dies der Welt der Comics Mangaka und Anime Serien zu verdanken Prominente Beispiele fur Mangaka sind unter anderem Sailor Moon und Kannazuki no Miko Populare Beispiele fur Anime Serien sind Inuyasha Shaman King und Naruto Mikos treten aber inzwischen auch in Computerspielen wie Touhou Project auf In diesen modernen Medien werden Mikos vorwiegend erstaunlich realistisch dargestellt ihr Alltagsleben und ihre alltaglichen Diensttatigkeiten werden historisch korrekt wiedergegeben Allerdings gilt Letzteres uberwiegend nur so lange wie Mikos mehr oder weniger als Hintergrund oder Nebencharaktere auftreten Sobald Mikos eine tragende Nebenrolle oder gar die Hauptrolle ubernehmen werden ihnen gern ubersinnlich mystische Krafte angedichtet die sich rasch von der Wirklichkeit entfernen Zu den ubersinnlichen Kraften die Mikos in modernen Medien und Subkulturen demonstrieren gehoren besonders das Beschworen und oder Bannen von Damonen und Kami Hexerei und Levitation Aber auch ihr Umgang mit rituellen Utensilien und oder Waffen und Werkzeugen wird oft mit unnaturlichen Attributen geschmuckt magische Pfeile die in Lichtspharen explodieren fliegende Gebetsperlen magische Puppen wie Shikigami und vieles mehr Auch werden Mikos prasentiert die sich in mannliche seltener weibliche Hauptcharaktere verlieben wie zum Beispiel in Inuyasha Sie nehmen also an Liebesdramen und beziehungen teil Derlei mag im realen Leben und in der Vergangenheit vorgekommen sein doch im wirklichen Leben hatten ihnen jegliche Romanzen in der Form wie sie in Anime und Mangaka portratiert werden erheblichen Arger beschert bis hin zur Verbannung 8 Mikos werden in modernen Medien oft sexualisiert ahnlich wie Geishas In Wirklichkeit waren und sind Mikos definitiv keusch und zeigen wenig bis gar kein Interesse an sexuellen Interaktionen oder Beziehungen Wenn Mikos in Anime barbusig oder gar nackt erscheinen soll dies eigentlich keine rein sexuellen Konnotationen auslosen was aber dem mannlichen Publikum schwerfallen durfte Wenn Mikos ihre Bruste zeigen dann meistens aus einer bedrohlichen Situation heraus ein Monster meist ein Yōkai oder Oni seltener ein Kami oder ein boser Mensch will sie toten weil er sie fur einen Mann halt oder ihre mystischen Krafte anzweifelt Mit ihrer Entblossung beweist die Miko demnach ihre Weiblichkeit und schamanistischen Krafte In vielen adulten Mangaka und Anime nutzen einige Mikos ihre Barbusigkeit aus um Damonen und Kami gezielt in eine Falle zu locken ihre Sexualitat dient hier also als Waffe Die sexualisierte Darstellung der Miko in modernen Medien hat mit dem Volksglauben zu tun dass schamanistische Krafte mit dem Geschlecht und der Geschlechtsreife zusammenhingen Hintergrund ist der historische Umstand dass Frauen in Japan seit jeher eher mit Schamanismus und Orakeltum verbunden sind als Manner Das schlagt sich auch in der Tradition im wirklichen Leben nieder Es gibt keine mannlichen Mikos 9 Siehe auch BearbeitenShinshoku Priester in einem Shintō Schrein Literatur BearbeitenCharles Wei hsun Fu Steven Heine Japan in Traditional and Postmodern Perspectives New York State 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