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Martin Treu 18 Dezember 1871 in Haselbach bei Schwandorf 21 November 1952 in Nurnberg war von 1919 bis 1933 zweiter Burgermeister der Stadt Nurnberg und im Jahr 1945 Oberburgermeister Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Jugend und erste Schritte in der Politik 1 2 Zweiter Burgermeister 1 3 Oberburgermeister 2 Ehrungen 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenJugend und erste Schritte in der Politik Bearbeiten Martin Treu absolvierte eine Lehre zum Schneider und ging ab 1889 auf Wanderschaft Ab 1897 lebte er in Nurnberg und erwarb dort 1902 das Burgerrecht Bereits seit 1892 war Martin Treu Mitglied der Sozialdemokratischen Partei SPD Ab 1905 war er fur die SPD Parteisekretar in Nurnberg 1908 gehorte er zu den ersten zehn Vertretern der SPD im Kollegium der Gemeindebevollmachtigten dem Vorlaufer des Stadtrats SL 1 1909 wurde Martin Treu zum jungsten Mitglied des Magistrats gewahlt SL 1 Dieser setzte sich in Nurnberg aus den beiden Burgermeistern vier bis acht rechtskundigen sowie zwolf bis zwanzig burgerlichen und zugleich ehrenamtlichen Magistratsraten zusammen SL 2 Treu gehorte vermutlich der letzteren Gruppe an Bis 1919 war er Mitglied des Magistratskollegiums SL 1 Zweiter Burgermeister Bearbeiten Als nach dem Ende des Kaiserreiches Deutschland mit der Weimarer Republik demokratisiert wurde stand auch in Nurnberg ein politischer Neuanfang an Der bisherige Oberburgermeister Otto Gessler trat im Kabinett Bauer das Amt des Reichsministers fur Wiederaufbau an SL 3 Im Nurnberger Stadtrat verfugten die in MSPD und USPD gespaltenen Sozialdemokraten uber eine Mehrheit Mit Martin Treu hatte die SPD einen geeigneten Nachfolger fur den Oberburgermeisterposten verfugt Doch die Nurnberger SPD wollte nicht nach Parteizugehorigkeit entscheiden sondern einen hervorragenden Fachmann mit dem sie sich politisch nach demokratischen und republikanischen Grundsatzen verstehen konnte 1 Im Sinne der Weimarer Koalition aus Sozialdemokraten DDP und Zentrum schlug die MSPD gemeinsam mit DDP und der BVP die in Bayern an Stelle des Zentrums antrat den DDP Politiker Hermann Luppe vor Dieser wurde durch direkte Wahl gewahlt 1 Martin Treu wurde im Stadtrat zum zweiten Burgermeister gewahlt Er fungierte vor allem als Verbindungsmann zwischen dem liberalen Oberburgermeister Luppe und der sozialdemokratischen Stadtratsfraktion und garantierte eine auch insgesamt in Personalfragen zuruckhaltende Politik der SPD So waren von 19 hauptamtlichen Referenten der Weimarer Zeit nur vier mit einem SPD Parteibuch ausgestattet 1 Martin Treus Tatigkeit in der Nurnberger Stadtverwaltung wurde 1929 aufgewertet Sein Amt des zweiten Burgermeisters war ab diesem Jahr nicht mehr ein ehrenamtlicher Posten sondern eine hauptamtliche Funktion Seine inhaltliche Zustandigkeit wurde vom Referat der stadtischen Werke und Betriebe in diesem Jahr auch auf das Strassenbahnreferat ausgebaut Parallel zu seiner Tatigkeit als zweiter Burgermeister war Martin Treu auch von 1919 bis 1933 Mitglied des Kreistags von Mittelfranken zu dessen Prasidenten er von 1919 bis 1928 gewahlt wurde und Aufsichtsratsvorsitzender des Frankischen Uberlandwerkes Ab 1928 war er zudem Mitglied im Bayerischen Kreistagsverband und seit 1930 Zweiter Vorsitzender des Bayerischen Stadteverbands SL 1 Alle seine Amter musste er am 10 Marz 1933 unter dem Druck der NSDAP niederlegen als diese im Zuge der nationalsozialistischen Machtubernahme auch begann Nurnberg gleichzuschalten Am Tag vorher hatte Treu noch das Hissen der Hakenkreuzfahne am Nurnberger Rathaus abgelehnt 2 Im Gegensatz zu anderen SPD Politikern wie Karl Broger blieb Martin Treu jedoch von nationalsozialistischer Verfolgung verschont SL 1 Oberburgermeister Bearbeiten Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Ende der nationalsozialistischen Herrschaft auch in Nurnberg enthob die amerikanische Militarregierung zunachst den nationalsozialistischen Burgermeister Werner Eickemeyer des Amtes 3 Ab dem 22 April 1945 hatte Julius Ruhm der bisherige berufsmassige Stadtrat fur das Personalwesen das Amt inne Die Ernennung des NSDAP Mitglieds fuhrte zu Unmut und Enttauschung bei Sozialdemokraten und Gewerkschaftern deren Kooperationsangebot die Militarregierung zuvor noch abgelehnt hatte 4 Die Nurnberger Militarregierung geriet jedoch im Juni 1945 auch durch die zentrale Militarregierung unter Druck die die Nurnberger Personalpolitik kritisierte da noch immer sechs der elf hauptamtlichen Stadtrate der NSDAP nicht entlassen waren 5 Bedingt durch eine neue Direktive der Militarregierung und einen Austausch der Offiziere in Nurnberg verscharfte sich nun die Entnazifizierungspolitik auch in Nurnberg 6 Am 26 Juli 1945 ernannte die amerikanische Militarregierung Martin Treu zum Oberburgermeister der Sozialdemokrat Hans Ziegler wurde zweiter Burgermeister 7 Mit Martin Treu setzte die Militarregierung nun einerseits auf personalpolitische Kontinuitat zur Weimarer Zeit andererseits kam seine schon damals bewiesene pragmatische Personalpolitik den Vorstellungen der Militarregierung entgegen die ihn anwies bei allen Vorschlagen und Ernennungen dafur zu sorgen dass in den wichtigsten Verwaltungsstellen Angehorige aller erlaubten politischen Uberzeugungen und Wirtschaftsgruppen vertreten sind 8 Allerdings wurde die Personalpolitik in der Folgezeit zu einem Hauptpunkt fur Konflikte zwischen Martin Treu und der Militarregierung weil Treu tatsachlich die Aufrechterhaltung der Funktionsfahigkeit der Stadtverwaltung vor jeder Entnazifizierung ging 9 Martin Treu suchte in dieser Frage sogar Unterstutzung beim bayerischen Ministerprasidenten Wilhelm Hoegner In einer Unterredung am 17 November 1945 legte er dar dass beim fur den Wiederaufbau bedeutenden Hochbauamt alle Mitarbeiter mit Ausnahme des Leiters NSDAP Mitglieder waren die er gemass Vorgabe alle hatten entlassen mussen 10 In seinem Monatsbericht vom August 1945 beklagte Treu die Entnazifizierung der Beamtenschaft zudem in einer sehr formalistischen Argumentation als mit dem deutschen Recht nicht in Einklang 11 stehend Im Herbst 1945 geriet Martin Treu zusatzlich zum Konflikt mit der Militarregierung jedoch auch in eine Auseinandersetzung mit dem mittelfrankischen Bezirksprasidenten Hans Schregle von der SPD 12 sowie mit der eigenen Parteibasis die sein stures Festhalten an den alten Kraften monierten und seine Ablosung verlangten 13 Am 4 Dezember 1945 enthob die Militarregierung Martin Treu seines Amtes wegen Widerstandes gegen die Entnazifizierungspolitik sowie wegen seiner angeblichen Austrittserklarung aus der SPD im Jahr 1933 und eines freundschaftlichen Telegramms das er 1941 mit NSDAP Oberburgermeister Willy Liebel ausgetauscht habe 14 Die letzteren beiden Informationen kamen aus den Reihen der SPD an die Militarregierung 15 Spater wurde Treu jedoch von diesen Vorwurfen rehabilitiert 16 und ihm 1948 die Ehrenburgerwurde Nurnbergs verliehen SL 1 Ehrungen Bearbeiten1952 Verdienstkreuz Steckkreuz der Bundesrepublik DeutschlandNach seinem Tod wurde 1953 im Sebalder Teil der Altstadt eine Strasse nach ihm benannt Diese verbindet die Tucherstrasse mit der Rotschmiedgasse SL 4 Siehe auch BearbeitenListe der Burgermeister der Stadt NurnbergWeblinks BearbeitenPhoto von Martin Treu bei Nordbayern deEinzelnachweise BearbeitenMichael Diefenbacher Rudolf Endres Hrsg Stadtlexikon Nurnberg 2 verbesserte Auflage W Tummels Verlag Nurnberg 2000 ISBN 3 921590 69 8 online a b c d e f Martina Bauernfeind Treu Martin S 1085 f online Hartmut Frommer Magistrat S 663 online Martina Bauernfeind Gessler Otto Karl Dr jur S 355 online Wiltrud Fischer Pache Martin Treu Strasse S 676 online Sonstige Quellen a b c Hermann Hanschel Das rote Nurnberg unter Oberburgermeister Hermann Luppe in 75 Jahre Kommunales Verhaltniswahlrecht 75 Jahre SPD Stadtratsfraktion Nurnberg 1908 1983 Hrsg Stadtarchiv Nurnberg Selbstverlag des Stadtrates zu Nurnberg Nurnberg 1983 S 54 61 hier S 56 Hermann Luppe Mein Leben Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nurnberg Band 10 Hrsg Stadtarchiv Nurnberg Selbstverlag Nurnberg 1977 hier S 289 ff Gerhard Pfeiffer Der Kampf um Nurnberg im April 1945 hektographiertes Manuskript ohne Datum in Stadtarchiv Nurnberg Hrsg Nurnberg 1945 1949 Quellen zur Nachkriegsgeschichte Teil I Die Ubergangsphase bis zur Bildung des ersten Stadtrats April 1945 Juni 1946 Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nurnberg 20 Bearbeitet von Udo Winkel Nurnberg 1989 S 145 Wolfgang Eckart Unser Ziel Wiederaufbau ohne ideologische Fragen Stadtverwaltung Militarregierung und lokalpolitische Weichenstellungen in Dieter Rossmeissl Hrsg Nurnberg unter amerikanischer Militarregierung 1945 1949 Beitrage zur politischen Bildung 6 1987 Nurnberg 1987 S 31 52 Eckart 1987 S 37 Dieter Rossmeissl Demokratisierung von aussen Nurnberg zwischen Besetzung und Republikgrundung Einleitung in Dieter Rossmeissl Hrsg Nurnberg unter amerikanischer Militarregierung 1945 1949 Beitrage zur politischen Bildung 6 1987 Nurnberg 1987 S 7 16 Amtsblatt der Militarregierung Deutschland Nurnberg Nummer 18 28 Juli 1945 S 1 Dokument 12 Direktorialverfugung vom 28 Juli 1945 Forderungen der MR in Nurnberg und Abdruck der Vorschriften der MR in Stadtarchiv Nurnberg 1989 S 159 39 Dokument Interner Vermerk der Militarregierung vom 30 Juli 1945 uber die Folgen von Entlassungen in Dieter Rossmeissl Hrsg Demokratie von aussen Amerikanische Militarregierung in Nurnberg 1945 1949 Munchen 1988 S 118 Dokument 30a Oberburgermeister Treu und Amtsdirektor Giermann vom 17 November 1945 Aktennotiz uber die Besprechung bei Ministerprasident Dr Hogner in Munchen am Freitag den 16 November 1945 in Stadtarchiv Nurnberg 1989 S 281f Dokument 26c Monatsbericht des Oberburgermeisters der Stadt Nurnberg fur August 1945 vom 31 August 1945 in Stadtarchiv Nurnberg 1989 S 256 Eckart 1988 S 251 Eckart 1988 S 252 Office of MG Nurnberg Monthly Historical Report 1 31 Dezember 1945 vom 5 Januar 1946 Section I p 1 Dokument 29 in Stadtarchiv Nurnberg 1989 S 280f Eckart 1988 S 335f Manfred Scholz Die Zeit des Wiederaufbaus 1945 1956 in 75 Jahre Kommunales Verhaltniswahlrecht 75 Jahre SPD Stadtratsfraktion Nurnberg 1908 1983 Hrsg Stadtarchiv Nurnberg Selbstverlag des Stadtrates zu Nurnberg Nurnberg 1983 S 69 74 hier S 71Bezirkstagsprasidenten von Mittelfranken 1828 bis 1919 Prasident des Landraths 1919 bis 1945 Kreistagsprasident Karl Heinrich von Lang Karl Ludwig von Leonrod Graf von Puckler Wilhelm Daniel Joseph Koch Ludwig von Buirette Oehlefeld Eduard Joseph Schmidtlein Carl Johann Jakob Kelber Eduard Joseph Schmidtlein Carl Johann Jakob Kelber Otto Stromer von Reichenbach Friedrich von Langhans Karl Theodor von Eheberg Georg von Schuh Karl Theodor von Eheberg Georg von Schuh Martin Treu Christian Behringer Wilhelm LiebelErnst Korner Prasident des vorlaufigen Bezirksverbandsbeirates Michael Poeschke Andreas Urschlechter Hans Kusswetter Ignaz Greiner Georg Holzbauer Gerd Lohwasser Richard Bartsch Armin Kroder Oberburgermeister von Nurnberg Christian Gottfried Lorsch 1818 1821 Jakob Friedrich Binder 1821 1853 Maximilian von Wachter 1854 1867 Otto Stromer von Reichenbach 1867 1891 Georg Ritter von Schuh 1892 1913 Otto Gessler 1913 1919 Hermann Luppe 1920 1933 Willy Liebel 1933 1945 Julius Ruhm 1945 Martin Treu 1945 Hans Ziegler 1945 1948 Otto Ziebill 1948 1951 Otto Barnreuther 1952 1957 Andreas Urschlechter 1957 1987 Peter Schonlein 1987 1996 Ludwig Scholz 1996 2002 Ulrich Maly 2002 2020 Marcus Konig seit 2020 Siehe auch Liste der Burgermeister der Stadt Nurnberg Ehrenburger der Stadt Nurnberg 1 Karl Josef Graf von Drechsel 1819 2 Gottfried Freudel 1819 3 Karl Theodor Graf zu Pappenheim 1823 4 Karl Ludwig Freiherr von Kesling 1823 5 Daniel von Bezold 1825 6 Arnold Freiherr von Mieg 1828 7 Wilhelm Cramer 1828 8 Friedrich Wilhelm von Hoven 1830 9 Ludwig Furst von Oettingen Wallerstein 1833 10 Peter Freiherr von Lamotte 1837 11 Heinrich Theodorf von Kohlhagen 1843 12 Karl Ludwig Roth 1843 13 Wilhelm Bernhard Monnich 1845 14 Johann Eisenmann 1848 15 Georg Simon Ohm 1850 16 Carl von Seuffert 1857 17 Lothar Freiherr von Faber 1861 18 August von Kreling 1869 19 Friedrich Wilhelm Walther von Walderstotten 1871 20 Heinrich Heerwagen 1878 21 Friedrich Wanderer 1888 22 Carl Cramer 1888 23 August von Essenwein 1891 24 Christoph von Seiler 1893 25 Julius Stief 1894 26 Christian Schwemmer 1898 27 Friedrich Krafft Graf von Crailsheim 1900 28 Ludwig von Gerngros 1901 29 Heinrich Berolzheimer 1905 30 Gottlieb von Merkel 1905 31 Ferdinand von Jager 1910 32 Georg Ritter von Schuh 1913 33 Ernst Mummenhoff 1928 34 Oskar von Petri 1930 35 Paul von Hindenburg 1932 36 Martin Treu 1948 37 August Meier 1965 38 Joseph E Drexel 1976 39 Kate Strobel 1980 40 Max Hintermayr 1980 41 Hermann Kesten 1980 42 Andreas Urschlechter 1987 43 Willy Prolss 1997 44 Oscar Schneider 1997 45 Karl Diehl 1997 46 Theo Scholler 1997 47 Heinz Sebiger 1997 48 Gunther Beckstein 2014 49 Renate Schmidt 2014 50 Bruno Schnell 2014 51 Dani Karavan 2018 Normdaten Person GND 140062378 lobid OGND AKS VIAF 103372212 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Treu MartinKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD Oberburgermeister von NurnbergGEBURTSDATUM 18 Dezember 1871GEBURTSORT Haselbach bei SchwandorfSTERBEDATUM 21 November 1952STERBEORT Nurnberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martin Treu Politiker amp oldid 238078282