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Martha Goldberg 4 August 1873 in Schwerin als Martha Sussmann 10 November 1938 in Burgdamm war eine deutsche sozial engagierte Frau sowie eines der funf judischen Opfer die in der Reichspogromnacht in Bremen und in zwei nordlich davon gelegenen Umlandgemeinden von den Nationalsozialisten ermordet wurden Sie war die Ehefrau des in Burgdamm praktizierenden judischen Arztes Adolph Goldberg und genoss durch ihr soziales Handeln hohes Ansehen Mehr als vier Jahrzehnte lang unterstutzte sie auf vielfaltige Weise bedurftige Mitburger insbesondere aus dem Kreis der Patienten ihres Mannes und deren Familien Sie wurde zusammen mit ihrem Mann von einem SA Angehorigen getotet 1 Martha Goldberg etwa 1915 Wahrend die Umstande ihrer Ermordung und die strafrechtliche Behandlung wahrend der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit durch erhaltene Prozessakten dokumentiert sind begann eine Aufarbeitung ihres personlichen Schicksals erst in den 1980er Jahren Zum Gedenken an die Ermordeten wurden in Bremen unter anderem ein offentlicher Platz nach dem Ehepaar Goldberg und ein Kindertagesheim nach Martha Goldberg benannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Bis 1933 1 2 Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Novemberpogrom und Ermordung 2 Strafrechtliche Ahndung 3 Wirkungen und Gedenken 3 1 Aufarbeitung und Gedenken 3 2 Bedeutung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBis 1933 Bearbeiten nbsp Adolph Goldberg etwa 1901 nbsp Martha Goldberg mit ihren drei Kindern Kathe Kurt und Gertrud von links etwa 1903 Martha Sussmann war die Tochter des wohlhabenden Kaufmanns Adolph Sussmann und seiner Ehefrau Bertha geborene Ahrens Sie heiratete 1895 in Schwerin den in Soltau geborenen Arzt Adolph Goldberg auch Adolf Goldberg 1860 1938 und zog zu ihm in die Gemeinde Lesum seit 1939 zu Bremen gehorig Ihr Mann betrieb im dortigen Ortsteil Burgdamm seit 1888 eine Arztpraxis in der Martha Goldberg fortan als Sprechstundenhilfe Sekretarin und Buchhalterin mitarbeitete 1 2 Das Ehepaar Goldberg unterstutzte seit der Jahrhundertwende in personlicher Initiative und aus eigenen Mitteln Menschen in seiner Umgebung die in soziale Not geraten waren Martha Goldberg galt als eine ausserordentlich aufgeschlossene aktive grosszugige und soziale Frau So begleitete sie ihren Mann der auch als erfahrener Geburtshelfer bekannt war oft bei Krankenbesuchen und kummerte sich um eine Besserung der Lebensumstande von bedurftigen Patienten Unter anderem versorgte sie diese teils auch mit warmen Speisen die in ihrem Haushalt zubereitet wurden wobei spater die Tochter Kathe als junge Erwachsene mitwirkte Durch ihr soziales Engagement trug sie wesentlich zum Erfolg ihres Mannes als Arzt bei Das Ehepaar Goldberg genoss aussergewohnlich hohes Ansehen und beide gehorten zu den Honoratioren der Region Burg Lesum wo sie voll in das gesellschaftliche Leben integriert waren 1 2 Ihrer patriotischen Gesinnung folgend unterschrieb Martha Goldberg wahrend des Ersten Weltkriegs die Spendenaufrufe des Flottenbundes Deutscher Frauen fur Vegesack und Kreis Blumenthal 1 Gegen Kriegsende und im Nachkriegsjahr 1919 beteiligte sie sich an einer Hilfsinitiative des Vaterlandischen Frauenvereins bei der Nahrungsmittel verteilt wurden vorwiegend an unterernahrte Kinder 2 Im damaligen Lesum war Armut weit verbreitet besonders in kinderreichen Familien Hauptarbeitgeber war die 1872 73 gegrundete Bremer Woll Wascherei gegenuber dem Bahnhof Burg die 1926 von der Bremer Woll Kammerei aufgekauft und 1927 stillgelegt wurde In der von Massenarbeitslosigkeit gepragten Zeit gegen Ende der Weimarer Republik ab 1929 in der ihr Mann vollends als Armenarzt bekannt wurde nahm Martha Goldberg ihre private Sozialfursorge und ihre Suppenkuche wieder auf 2 Martha und Adolph Goldberg hatten drei Kinder die Ende der 1890er Jahre zur Welt kamen die erstgeborene Tochter Gertrud sowie die einige Jahre jungeren Zwillinge Kathe und Kurt Die Geschwister verlebten in Burgdamm eine unbeschwerte Kindheit und Jugend 3 Die Arztfamilie gehorte zur wohlhabenden burgerlichen Gesellschaftsschicht Sie unterhielt vielfaltige gesellschaftliche Kontakte und unternahm viele Reisen Das Ehepaar beschaftigte Hausangestellte wie Haus und Kindermadchen und die Kinder erhielten Hausunterricht 4 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Wie im gesamten Deutschen Reich wurden die Juden wahrend der Zeit des Nationalsozialismus auch in Bremen und den Nachbargemeinden diskriminiert und verfolgt So geriet das Ehepaar Martha und Adolph Goldberg nach der Machtubernahme durch die NSDAP im Jahr 1933 und nach den Nurnberger Rassengesetzen von 1935 in eine zunehmende und am Ende vollige Isolation innerhalb ihres Wohn und sozialen Umfeldes 1 Bereits ab 1934 ging die Zahl der Patienten spurbar zuruck wobei allerdings auch Altersgrunde eine Rolle spielten 1938 verlor Adolph Goldberg gemass der Vierten Verordnung zum Reichsburgergesetz seine arztliche Approbation und musste seine Arztpraxis schliessen Das Ehepaar Goldberg mied von sich aus den Kontakt zu Freunden und Bekannten damit diese sich nicht missliebig oder strafbar machten 5 Zudem veranderte sich unter der Judendiskriminierung und verfolgung ihre familiare Situation radikal Der Sohn Kurt starb durch Suizid Die altere Tochter Gertrud wanderte mit ihrem Mann dem aus Nienburg Weser stammenden Textilkaufmann Hans Friedheim nach Montevideo in Uruguay aus und die Tochter Kathe die vom Elternhaus beeinflusst den Beruf einer Krankenschwester ergriffen hatte emigrierte im Herbst 1937 nach Sudafrika 3 Novemberpogrom und Ermordung Bearbeiten In Bremen gab es wie im gesamten Deutschen Reich zahlreiche nationalsozialistische Organisationen Gewalttaten gingen anfangs vor allem von der Sturmabteilung SA aus Die Bremer SA unterstand der SA Gruppe Nordsee die ihren Sitz ursprunglich in Hannover und seit 1933 in Bremen an verschiedenen Standorten hatte zuletzt in der Hollerallee 75 heute Forum Kirche der Bremischen Evangelischen Kirche Gefuhrt wurde die SA Gruppe Nordsee mit 26 SA Standarten und dementsprechend tausenden von SA Mannern in 18 Stadten Norddeutschlands seit 1935 von Heinrich Bohmcker der zugleich Bremer Burgermeister war Bohmcker nahm am Abend des 9 November 1938 an einem Munchener Treffen von SA Fuhrern teil Hier gaben Hitler und sein Propagandaminister Goebbels den Anstoss zu einer deutschlandweiten Terroraktion gegen Juden der so genannten Reichspogromnacht die bislang meist mit dem inzwischen zunehmend problematisierten Begriff Reichskristallnacht bezeichnet wurde 6 Nach einer Hetzrede von Goebbels erteilten die anwesenden Gauleiter und SA Fuhrer ihren ortlichen Dienststellen entsprechende Befehle So telefonierte auch Bohmcker mit seinem Stabsburo in Bremen Synagogen sollten in Brand gesteckt und Geschafte judischer Inhaber zerstort werden Und wortlich Samtliche Juden sind zu entwaffnen Bei Widerstand sofort uber den Haufen schiessen Daraufhin wurden noch in der Nacht in der Bremer Neustadt die Fahrradhandlerin Selma Zwienicki und der Kaufmann Heinrich Rosenblum ermordet 6 Der Terrorbefehl wurde von Bremen aus nach Geestemunde weitergeleitet dem Dienstsitz der Standarte 411 Wesermunde und von dort durch Walter Seggermann in verscharfter Form an die Befehlshaber der Lesumer Gliederungen der Standarte Ernst Roschmann SA Sturmbannfuhrer und Fritz Koster SA Sturmhauptfuhrer 7 weitergegeben Grossalarm der SA in ganz Deutschland Wenn der Abend kommt darf es keine Juden mehr in Deutschland geben Auch Judengeschafte sind zu vernichten Koster der zugleich Lesumer Burgermeister war reagierte uberrascht Was soll denn tatsachlich mit den Juden geschehen Vernichten Roschmann vergewisserte sich durch einen Anruf bei der SA Gruppe Nordsee in Bremen wobei ihm die Nacht der langen Messer bestatigt wurde 6 Fritz Koster erteilte daraufhin die Befehle zur Erschiessung des Arztehepaars Adolph und Martha Goldberg in Burgdamm und des Monteurs Leopold Sinasohn in der benachbarten Landgemeinde Platjenwerbe die heute zu Ritterhude gehort Alle drei wurden noch in der Nacht zum 10 November 1938 ermordet Das Ehepaar Goldberg wurde von dem ihnen unbekannten SA Scharfuhrer August Fruhling am Morgen des 10 November 1938 um funf Uhr aus dem Schlaf gerissen und im Wohnzimmer erschossen 6 8 Fruhling gehorte zur Lesumer SA Einheit Reservesturm 29 411 unter dem Kommando des SA Obersturmfuhrers Friedrich Jahns der bei der Totung des Ehepaars Goldberg Beihilfe leistete 9 Martha und Adolph Goldberg wurden auf dem judischen Friedhof in Ritterhude beerdigt 10 Strafrechtliche Ahndung BearbeitenDer Tathergang wurde nicht von der Staatsanwaltschaft sondern vom Sondersenat Nr 6 des Obersten Parteigerichts der NSDAP untersucht Stimmungslage der Beteiligten sei es gewesen dass nun endlich der Zeitpunkt der restlosen Losung der Judenfrage fur gekommen erachtet wurde und dass die wenigen Stunden bis zum nachsten Tage genutzt werden mussten 11 Die Manner hatten in der Gewissheit gehandelt dass derartige Befehle nur im Einverstandnis mit den hochsten Stellen gegeben wurden Mit dieser Begrundung wurde das Verfahren des Parteigerichts gegen den SA Angehorigen und Parteigenossen August Fruhling und seine Befehlsgeber am 20 Januar 1939 eingestellt Am 13 Februar bat der oberste Parteirichter Walter Buch den Fuhrer Adolf Hitler die Verfahren vor den staatlichen Strafgerichten niederzuschlagen Nach Feststellung des Obersten Parteigerichts war es in der so genannten Kampfzeit gangige Praxis gewesen dass die Parteifuhrung einige Befehle absichtlich unklar ausgab um als Organisator einer Aktion im Hintergrund bleiben zu konnen Fur aktive Nationalsozialisten sei es immer noch selbstverstandlich aus Befehlen mehr herauszulesen als wortlich gesagt wurde Unlautere Motive seien nicht festzustellen und diejenigen Parteigenossen seien zu decken die aus anstandiger nationalsozialistischer Haltung und Einsatzbereitschaft uber das Ziel hinausgeschossen seien 12 Der Tater August Fruhling 1885 1966 war Schiffsingenieur fuhr von 1908 an zur See diente im Ersten Weltkrieg bei der Kaiserlichen Marine und arbeitete nach 1920 als Maschineningenieur und Betriebsleiter in verschiedenen Firmen oder war arbeitslos Fruhling trat 1933 in die SA und 1937 in die NSDAP ein und wurde 1938 zum SA Scharfuhrer ernannt Sein Befehlsgeber Fritz Johann Koster 1906 1993 war kaufmannischer Angestellter trat 1932 in die SA und 1933 in die NSDAP ein war von 1934 bis 1939 Burgermeister in Lesum und anschliessend in der Bremer Verwaltung tatig Koster war von 1943 an Oberregierungsrat zuletzt Vertreter des Bremer Bausenators und wurde 1944 zum SA Obersturmbannfuhrer befordert Fruhlings direkter Befehlsgeber und Mittater Friedrich Jahns 1885 1939 war Gartnermeister Mitglied der SA und Obersturmfuhrer des SA Reservesturms 29 411 Lesum Ritterhude er verstarb 1939 13 Im Jahr 1948 mussten sich Fruhling und Koster wie auch Walter Seggermann Ernst Roschmann und weitere Beteiligte wegen der Ermordung des Ehepaars Goldberg bzw von Leopold Sinasohn vor dem Landgericht Bremen verantworten Seggermann wurde zu zweieinhalb Jahren Roschmann zu vier Jahren Gefangnis verurteilt und der Hauptangeklagte Koster zu lebenslanger Haft Das Urteil fur August Fruhling lautete auf zehn Jahre Zuchthaus Die relativ milden Urteile wegen Totschlags hatten wie bereits bei dem im Vorjahr vor dem gleichen Gericht gefuhrten Strafverfahren gegen die Morder des Kaufmanns Heinrich Rosenblum verschiedene Grunde Die Verteidigung pladierte auf Befehlsnotstand und Bewusstseinsstorung der Angeklagten wahrend der Tat und das Gericht sah es als erwiesen an dass das Mordmerkmal Uberlegung heute Vorsatz nicht vorlag 13 14 Die lebenslange Haftstrafe von Fritz Koster wurde in der Revisionsverhandlung auf 15 Jahre herabgesetzt er wurde 1953 vorzeitig entlassen arbeitete danach bei der Horten AG in Dusseldorf und war in den 1970er Jahren als Berater fur die Bremer Lurssen Werft tatig August Fruhling wurde 1951 im Zusammenhang mit der vom US amerikanischen Hohen Kommissar fur Deutschland John Jay McCloy geforderten Verkurzung der Strafen von NS Tatern vom Senat der Freien Hansestadt Bremen begnadigt 15 und arbeitete ab 1952 wieder als Schiffsingenieur 13 14 Wirkungen und Gedenken BearbeitenAufarbeitung und Gedenken Bearbeiten Eine Aufarbeitung der Judenverfolgung wahrend der NS Zeit begann in Bremen Ende der 1970er Jahre eher zogerlich und wurde erst in den 1980er Jahren in breiteren Bevolkerungsschichten akzeptiert So erinnert unter anderem seit 1982 eine Gedenktafel des Bremer Bildhauers Claus Homfeld am Kolpinghaus in der Kolpingstrasse im Schnoorviertel an die hier 1938 von den Nationalsozialisten in Brand gesetzte und vernichtete Synagoge 16 nbsp Mahnmal fur die Opfer der Reichskristallnacht vor dem Haus Landherrn Amt im Schnoorviertel nbsp Schrifttafel am Mahnmal fur die Opfer der Reichskristallnacht nbsp Gedenkstein auf dem Goldbergplatz in Burgdamm nbsp Stolpersteine vor dem Haus Bremerhavener Heerstrasse 18 in Burgdamm nbsp Stolperstein zum Gedenken an Martha GoldbergUnweit von dieser ehemaligen Hauptsynagoge der judischen Gemeinde in Bremen entstand ebenfalls im Jahr 1982 vor dem Haus Landherrn Amt das Mahnmal fur die Opfer der Reichskristallnacht das an Martha und Adolph Goldberg und die ubrigen drei judischen Opfer der Reichspogromnacht in Bremen und Umland erinnert 16 Das Mahnmal wurde nach einem Entwurf des 1980 verstorbenen Bremer Informel Kunstlers Hans D Voss ausgefuhrt Es ist in schlichten kubischen Formen aus schwarz gefarbtem Beton gestaltet und tragt eine Gedenktafel mit folgender Inschrift 17 UNSERE JUDISCHEN MITBURGERMARTHA GOLDBERGDR ADOLF GOLDBERGHEINRICH ROSENBLUMLEOPOLD SINASOHNSELMA SWINITZKIWURDEN IN DIESER STADT IN DERNACHT VOM 9 ZUM 10 11 1938 ERMORDET1985 wurde auf Initiative von Schulern ein Platz an der Bremerhavener Heerstrasse Ecke Kellerstrasse im Bremer Stadtteil Burglesum in Burgdamm in Goldbergplatz umbenannt Das Ehepaar Goldberg hatte in der Nahe an der damaligen Bahnhofstrasse und heutigen Bremerhavener Heerstrasse gewohnt und seine Arztpraxis betrieben 18 Auf dem Goldbergplatz wurde 1985 ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Ermordung des Ehepaars eingeweiht der in die hochgezogene Naturstein Randpflasterung eines grossen erhohten Blumenrondells eingelassen wurde 16 Der aus Granit bestehende Gedenkstein tragt folgende Inschrift AM 10 NOVEMBER 1938IN DER REICHSKRISTALLNACHT WURDEN UNSERE MITBURGERDAS EHEPAAR DR ADOLPHUND MARTHA GOLDBERGVON NATIONALSOZIALISTENERMORDETDas 1997 gegrundete Kindertagesheim der judischen Gemeinde in Bremen Schwachhausen tragt den Namen Martha Goldberg 19 Am Jahrestag der Mordtat am 10 November 2005 verlegte der Kolner Kunstler Gunter Demnig in Burgdamm im Burgersteig vor dem Haus Bremerhavener Heerstrasse 18 damals Bahnhofstrasse 144 18 wo das Ehepaar Goldberg wohnte und seine Arztpraxis betrieb zwei Stolpersteine zum Gedenken an sie 20 Die aus Messing bestehende Abdeckplatte des Stolpersteins fur Martha Goldberg wurde von Demnig mit folgender Inschrift versehen HIER WOHNTEMARTHA GOLDBERGGEB SUSSMANNJG 1873ERMORDET10 11 1938Zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht und zur Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus findet seit 1998 jahrlich im November in Bremen die Nacht der Jugend statt bei der das historische Rathaus Weltkulturerbe fur Jugendliche aber auch fur Altere offensteht Die Veranstaltung mit einer Vielzahl von kulturellen und musikalischen Beitragen wird regelmassig von mehreren hundert Jugendlichen vorbereitet und von bis zu 2500 Teilnehmern besucht 21 22 Das Schicksal der funf judischen Opfer der Reichspogromnacht in Bremen und Umland Martha Goldberg und Adolph Goldberg sowie Heinrich Rosenblum Leopold Sinasohn und Selma Swinitzki wird dabei stets mit behandelt und wurde bereits in unterschiedlichen Arten der Aufarbeitung thematisiert 23 Gemeinsam mit der judischen Gemeinde gedenken die Fraktionen der Bremischen Burgerschaft jahrlich am 10 November in einer Gedenkstunde am Mahnmal am Landherrn Amt sowie in einer zentralen Gedenkfeier im Rathaus der Opfer der Reichspogromnacht in Bremen und Umland 24 Am Denkmal auf dem Goldbergplatz finden alljahrlich am 10 November Gedenkstunden statt und teils erfolgen noch weitere Gedenkveranstaltungen von Institutionen und Vereinigungen wie VVN BdA e V an anderen Orten und Gedenkstatten in Bremen 25 Bedeutung Bearbeiten Die offentliche Aufmerksamkeit fur historisch strukturelle Aufarbeitungen des Nationalsozialismus in Deutschland erhielt seit den 1990er Jahren neue Impulse Unter anderem trugen hierzu die so genannte Goldhagen Debatte 1996 um ein Volk der Tater und der 1996 97 einsetzende Streit um die Wehrmachtsausstellung bei 26 27 Dies regte auch die Recherche nach exemplarischen Einzelfallen an um die Hintergrunde und die Entstehung der Gewalttaten und Verbrechen der Nationalsozialisten einschatzen zu konnen Durch Aufarbeitungen von Einzelfallen aus der eigenen Nachbarschaft erfolgte eine Konkretisierung der Vorstellung von den Tatern und Opfern des Nationalsozialismus in Deutschland die uber eine Mahnmalkultur hinausging So fuhrten die Stolpersteine des Kolner Kunstlers Gunter Demnig seit ihrer ersten Installierung im Jahre 1993 vielerorts zu einzelnen sich verselbstandigenden Burgerinitiativen Die Frage nach den Auswirkungen des Nationalsozialismus in der eigenen Nachbarschaft weckte Interesse auch insbesondere bei jungen Leuten 28 Die Aufklarung von Einzelschicksalen hatte zur Folge dass einzelne NS Opfer in ihrem Wirken als Personlichkeit umfassender als zuvor betrachtet und in ihrer zeitgeschichtlichen Bedeutung unabhangig von ihrem Opferstatus neu wahrgenommen werden So wird Martha Goldberg heute durch ihr aussergewohnliches soziales Engagement und ihr Wirken als emanzipierte Frau zu den bekannten Frauen aus Bremens Geschichte gerechnet die das kulturelle und soziale Leben dieser Stadt entscheidend mitgepragt haben 29 Ihr Schicksal wurde in mehreren Buchern und sonstigen Publikationen mit behandelt ist Teil der offentlichen Gedenkarbeit sowie der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in Bremen und Umgebung insbesondere auch an Schulen und bei Jugendlichen und gibt so der Erinnerung einen Namen Literatur BearbeitenChristine Holzner Rabe Von Grafin Emma und anderen Em m anzen 2 Auflage Verlag Carl Ed Schunemann KG Bremen 2007 ISBN 978 3 7961 1856 2 S 91 92 Ulrike Puvogel u a Hrsg Gedenkstatten fur die Opfer des Nationalsozialismus Eine Dokumentation Band 1 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Bundeszentrale fur Politische Bildung Bonn 1995 ISBN 3 89331 208 0 S 209 223 Schriftenreihe der Bundeszentrale fur Politische Bildung Band 245 Hannelore Cyrus u a Hrsg Bremer Frauen von A bis Z Kurzbiographien Verlag in der Sonnenstrasse Bremen 1991 ISBN 3 926768 02 9 S 446 447 Wilhelm Luhrs u a Reichskristallnacht in Bremen Vorgeschichte Hergang und gerichtliche Bewaltigung des Pogroms vom 9 10 November 1938 2 Auflage Hrsg Senator fur Justiz und Verfassung der Freien Hansestadt Bremen u a Steintor Verlagsges Bremen 1988 ISBN 3 926028 40 8 S 39 59 72 92 Rolf Rubsam Sie lebten unter uns Zum Gedenken an die Opfer der Reichskristallnacht 1938 in Bremen und Umgebung Hauschild Verlag Bremen 1988 ISBN 3 926598 09 3 S 15 50 73 79 104 119 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Martha Goldberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur uber Martha Goldberg in der Landesbibliographie MV Christine Holzner Rabe Martha Goldberg geb Sussmann In Frauenportraits Bremer Frauenmuseum e V abgerufen am 27 Dezember 2009 Kurzbiografie Martha Goldberg geb Sussmann 1873 beim Projekt Stolpersteine Bremen Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Christine Holzner Rabe Martha Goldberg geb Sussmann Nicht mehr online verfugbar In Frauenportraits Bremer Frauenmuseum e V archiviert vom Original am 10 Oktober 2013 abgerufen am 27 Dezember 2009 a b c d Rolf Rubsam Sie lebten unter uns Bremen 1988 S 15 22 Anmerkung Rolf Rubsam wertete fur sein Buch unter anderem Zeitzeugenberichte aus die 1985 im Rahmen eines heimatgeschichtlichen Forschungsprojekts des Schulverbunds Lesum eingeholt wurden a b Die Goldberg Kinder PDF Nicht mehr online verfugbar In Sie lebten unter uns Schulverbund Lesum 1985 S 21 25 ehemals im Original abgerufen am 27 Dezember 2009 Dokumentation des heimatgeschichtlichen Forschungsprojekts des Schulverbunds Lesum das unter Leitung des Lehrers Rolf Rubsam 1985 durchgefuhrt wurde 1 2 Vorlage Toter Link www schulverbund lesum de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Rolf Rubsam Sie lebten unter uns Bremen 1988 S 40 45 Rolf Rubsam Sie lebten unter uns Bremen 1988 S 45 50 74 a b c d Matthias Duderstadt Todliche Telefonkette PDF 35 kB Nicht mehr online verfugbar In Ja Fritz es ist so wir mussen handeln Forum Kirche der Bremischen Evangelischen Kirche archiviert vom Original am 3 September 2014 abgerufen am 27 Dezember 2009 Medieninstallation BEFEHLEN GEHORCHEN TOTEN 9 November 2008 Internationale Friedensschule Bremen Gedenkveranstaltung an den 79 Jahrestag der Pogromnacht vom 9 10 Nov 1938 gegen judische Mitburger 2018 abgerufen am 10 September 2018 Ulrike Puvogel u a Hrsg Gedenkstatten fur die Opfer des Nationalsozialismus Eine Dokumentation Band 1 2 uberarb und erw Aufl Bundeszentrale fur Politische Bildung Bonn 1995 ISBN 3 89331 208 0 S 209 Wilhelm Luhrs Das Pogrom vom 9 10 November 1938 In Reichskristallnacht in Bremen Bremen 1988 S 56 58 Rolf Rubsam Sie lebten unter uns Bremen 1988 S 81 84 Susanne Heim Bearb Deutsches Reich 1938 August 1939 Band 2 von Gotz Aly Hrsg Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 R Oldenbourg Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 486 58523 0 S 391 Dokument 134 International Military Tribunal Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof Teil 2 Urkunden und anderes Beweismaterial Dt Ausg Nachdr der Ausg Nurnberg 1948 Delphin Verlag Munchen 1989 ISBN 3 7735 2524 9 Band XXXII PS 3063 S 20f Zitatstelle S 28 a b c Susanne Heim Bearb Deutsches Reich 1938 August 1939 Band 2 von Gotz Aly Hrsg Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 R Oldenbourg Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 486 58523 0 Abschnitt SA Manner aus Lesum erschiessen in der Nacht vom 9 zum 10 November 1938 drei Juden in ihren Wohnungen Fussnoten Nr 3 10 13 und 22 a b Die Tater als Opfer PDF Datei 10 9 MB In Ich hatte nicht geglaubt wozu die Deutschen fahig sind Das Novemberpogrom 1938 in Bremen Ausstellungskollektiv DGB Jugend Bremen Oktober 2009 S 32 37 abgerufen am 9 Januar 2010 Broschure bei www gewerkschaftsjugend niedersachsen de Online frei verfugbar Hans Wrobel Wie die Tater nach 1945 zur Verantwortung gezogen wurden In Reichskristallnacht in Bremen Bremen 1988 S 91 92 a b c Bremen Nach 1945 In Herbert Obenaus u a Hrsg Historisches Handbuch der judischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen Band 1 Wallstein Verlag Gottingen 2005 ISBN 3 89244 753 5 S 342 google de abgerufen am 27 Dezember 2009 Mahnmale Voss Hans D Mahnmal fur die Opfer der Reichskristallnacht Nicht mehr online verfugbar k kunst im offentlichen raum bremen archiviert vom Original am 6 Februar 2013 abgerufen am 27 Dezember 2009 a b Klaus Wedemeier Mut zum Erinnern Gegen das Vergessen Reden und Texte zum Umgang mit deutscher Schuld und Verantwortung Donat Verlag Bremen 1994 ISBN 3 924444 81 1 S 35 Kindertagesheim der judischen Gemeinde Martha Goldberg Nicht mehr online verfugbar Freie Hansestadt Bremen bremen de archiviert vom Original am 7 Juli 2012 abgerufen am 27 Dezember 2009 Projekt Stolpersteine Ankundigung von Gedenkfeiern Pressestelle des Senats der Freien Hansestadt Bremen 1 November 2005 abgerufen am 27 Dezember 2009 Vgl z B Die Nacht der Jugend im Bremer Rathaus Pressestelle des Senats der Freien Hansestadt Bremen 30 Oktober 2003 abgerufen am 27 Dezember 2009 Vgl z B 7 Nacht der Jugend in Bremen Nicht mehr online verfugbar BLK Programm Demokratie lernen und leben 2004 archiviert vom Original am 18 Dezember 2007 abgerufen am 27 Dezember 2009 Vgl z B Ausstellung Pogromnacht Stolpersteine Nicht mehr online verfugbar In 7 Nacht der Jugend 2004 www nachtderjugend de 2004 archiviert vom Original am 24 Oktober 2007 abgerufen am 27 Dezember 2009 Vgl z B Rede bei der Gedenkstunde der Burgerschaftsfraktionen zur Erinnerung an die Opfer der Reichspogromnacht Nicht mehr online verfugbar Bundnis 90 Die Grunen Fraktion in der Bremischen Burgerschaft 10 November 2008 archiviert vom Original am 29 September 2010 abgerufen am 27 Dezember 2009 Vgl z B 9 November Gedenkveranstaltungen an Reichspogromnacht In kassiber 34 Februar 1998 Bremen Nadir org abgerufen am 27 Dezember 2009 Vgl z B Oliver von Wrochem Erinnerungskulturen in Deutschland im Umgang mit Zweitem Weltkrieg und Shoah Memento vom 2 August 2012 im Webarchiv archive today Goethe Institut 2012 Vgl z B Rudiger Soldt Im Deutschen Geschichtstheater In Berliner Republik Mai 2006 b republik de abgerufen am 21 Januar 2010 Angelika Schindler Mit Kopf und Herz stolpern Stolpersteine gegen das Vergessen Nicht mehr online verfugbar In Geschichte auf ARTE ARTE www arte tv Januar 2008 archiviert vom Original am 12 Mai 2009 abgerufen am 18 Januar 2010 Interview mit dem Kunstler Gunter Demnig uber seine Aktion Stolpersteine Ulrike Haufe Bremer Landesbeauftragte fur Frauen Vorwort In Christine Holzner Rabe Von Grafin Emma und anderen Em m anzen Bremen 2007 S 4 5 nbsp Dieser Artikel wurde am 19 Februar 2010 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 142729388 lobid OGND AKS VIAF 159872566 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Goldberg MarthaALTERNATIVNAMEN Sussmann MarthaKURZBESCHREIBUNG deutsche sozial engagierte Frau und judisches NS Opfer der ReichspogromnachtGEBURTSDATUM 4 August 1873GEBURTSORT SchwerinSTERBEDATUM 10 November 1938STERBEORT Burgdamm Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Martha Goldberg amp oldid 236264057