www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel behandelt das Bremer Schnoorviertel Fur weitere Bedeutungen siehe Schnoor Begriffsklarung Der Schnoor auch das Schnoorviertel genannt von niederdeutsch Schnoor Snoor Schnur ist ein bis in das Hochmittelalter zuruckreichendes Gangeviertel in der Altstadt Bremens und zugleich der Name der Strasse Schnoor in diesem Viertel Die altesten weltlichen Bauwerke stammen aus dem fruhen 15 Jahrhundert die Kirche St Johann entstand im spaten 14 Jahrhundert Gegen Abrissplane konnte das im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschonte Quartier in den 1950er Jahren das heute eine der wichtigsten touristischen Attraktionen darstellt erhalten werden Nordlich anschliessende Gebaude nahmen zumindest die Strukturen der Bebauung auf und entwickelten sie postmodern fort Blick ostwarts in die Strasse Schnoor 2004Hartke Haus ehemals Schnoor ArchivDie Strasse Marterburg mit der Bebauung des spaten 20 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Name 1 2 Entwicklung 1 3 Bevolkerung 2 Gebaude Denkmalschutz 3 Denkmale und Brunnen 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenName Bearbeiten Das Quartier verdankt seine Bezeichnung dem alten Schiffshandwerk Die Gange zwischen den Hausern standen oft in Zusammenhang mit Berufen oder Gegenstanden So gab es einen Bereich in welchem Seile und Taue hergestellt wurden Schnoor Schnur und einen benachbarten Bereich in dem Draht und Ankerketten gefertigt wurden plattdeutsch Wiere Draht woher die Strasse Lange Wieren ihren Namen hat Entwicklung Bearbeiten nbsp Uberreste der Stadtmauer des 13 Jahrhunderts in einem Geschaft am Ostrand des SchnoorsDie erste schriftliche Erwahnung des Schnoors geht auf das 13 Jahrhundert zuruck Zu dieser Zeit wurde am Rande des heutigen Schnoorviertels ein Franziskanerkloster gebaut von dem nur die Klosterkirche erhalten ist Die heutige katholische Kirche St Johann wurde im 14 Jahrhundert im Stil der Backsteingotik als turmlose Hallenkirche mit Dachreiter erbaut Zu den altesten baulichen Uberresten zahlen Teile der Stadtmauer des 13 Jahrhunderts wie etwa im Weihnachtsladen an der Marterburg Die Balge ein Seitenarm der Weser verlief unmittelbar vor dem Schnoorviertel und band das Quartier an das Wasserwegenetz an Deshalb lebten im Arme Leute Viertel in den kleinen Schnoorhausern Flussfischer und Schiffer aber auch Handwerker Lange war die Balge ein bedeutender Wasserlauf der Stadt der jedoch versandete Er wurde 1608 kanalisiert und 1838 zugeschuttet Die altesten profanen Hauser sind das Haus Schnoor 15 Brasilhaus von 1402 und das Packhaus Schnoor 2 von 1401 Ersteres wurde 1512 uber dem mittelalterlichen Gewolbe errichtet die Fassade entstand um 1600 Das Haus Schnoor 9 stammt von 1621 die Utlucht die Sonnenuhr und die Zierpforten stammen aus dem 18 Jahrhundert Moglicherweise aus dem 16 Jahrhundert stammt das Haus mit Ladeluke am Giebel und zweigeschossigem Erker am Schnoor 38 Dort steht ein Renaissanceportal durch das man einen sehr schmalen Gang passiert durch den man zur Wusten Statte gelangt Diese tragt ihren Namen weil sie nach einem Brand 1659 lange unbebaut blieb Einige Hauser sind Nachbauten nach historischen Vorlagen wie etwa das besagte Fachwerkhaus mit der Teestube Wustestatte 1 oder bestehen nur noch aus Fassaden die ursprunglich an anderer Stelle standen wie etwa das Amtsfischerhaus nbsp Eine Skulptur erinnert an das mittelalterliche BadehausZahlreiche Hauser aus dem 17 und 18 Jahrhundert sind weitgehend noch in ihrem ursprunglichen Bauzustand erhalten und vermitteln einen Eindruck vom Leben im Barock Viele Strassenbezeichnungen stehen im Zusammenhang mit fruheren Nutzungen So war am Stavendamm die erste offentliche Badestube zu finden Stave ist Plattdeutsch fur Stube Es wird berichtet der Bischof von Bremen habe durch einen unterirdischen Gang vom Dom bis zum Stavendamm heimlich die Badestube besuchen konnen Die Legende erzahlt dieser unterirdische Gang habe im Schifferhaus geendet Bedingt durch die kleinen Grundstucke und engen Gassen entwickelte sich der Schnoor Anfang des 20 Jahrhunderts zu einem Arme Leute Viertel Wahrend hier oft einem Haus nur rund sechzig Quadratmeter Grund und Boden zur Verfugung standen erreichen die einzelnen Wohngrundstucke in den Randbezirken Bremens noch heute eine Grosse von mehr als tausend Quadratmetern Fur den motorisierten Verkehr waren die meisten Strassen im Schnoor praktisch unpassierbar Von den Zerstorungen Bremens im Zweiten Weltkrieg blieb der Schnoor uberwiegend verschont jedoch standen den Bewohnern vielfach Prostituierten die notigen Geldmittel zum Erhalt nicht zur Verfugung Im Laufe der Funfzigerjahre kamen neue Bewohner in das Quartier darunter Studenten und Kunstler die die gunstigen Mieten und das Flair anzogen Dabei waren viele Hauser in schlechtem Zustand die Schnoorbewohner wehrten sich vielfach gegen die neuen Nachbarn Von den 120 Hausern im Schnoor standen aber bis auf sieben noch alle als die Stadt auf der Suche nach Baugrund fur Banken und Versicherungen den Abriss des historischen Quartiers durchzusetzen versuchte Gegen diese Plane wandte sich nicht nur der Denkmalpfleger Rudolf Stein Nachfolger des bis 1952 amtierenden Gustav Ulrich sondern auch zahlreiche Bewohner des Schnoors Richard Boljahn als Aufsichtsratsvorsitzender der GEWOBA und auch seine Architekten vertraten eine an das Bauhaus angelehnte Bauweise vor allem von Hochhausern die Traditionalisten und Rudolf Stein setzten dagegen eine an den Bremer Stil angepasste Architektur durch und vor allem die Erhaltung der meisten Hauser unter Einfugung zahlreicher Fundstucke aus den Ruinen der Altstadt Voraussetzung fur die Konfliktlosung war dass Boljahn der grossen Einfluss in der Stadt hatte dem Erhalt zustimmte Zum Schutz der erhaltenswerten Bausubstanz wurde am 3 Februar 1959 ein Ortsstatut beschlossen Die Hauseigentumer und die Stadt begannen mit Unterstutzung der Denkmalpflege unter Leitung von Karl Dillschneider das rund hundert Hauser umfassende Viertel zu sanieren Einige kriegsbedingte Baulucken wurden geschlossen Durch Materialhilfen der Denkmalpflege mittels geborgener historischer Bauteile vor allem aus der Altstadt sowie durch finanzielle Zuschusse wurde der Sanierungsprozess unterstutzt Samtliche Umbauten wurden durch die Denkmalpflege betreut und kontrolliert Um ein vertragliches Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe zu gewahrleisten wurde 1981 ein Bebauungsplan aufgestellt um beispielsweise neben den bereits bestehenden Gaststatten keine weiteren zuzulassen 1 Insgesamt sind baurechtlich an 14 Standorten gastronomische Betriebe zugelassen die auch uberwiegend seit rund drei Jahrzehnten ununterbrochen betrieben werden Dokumentiert wurde diese Entwicklung im Schnoor Archiv aufgebaut von Wolfgang Loose 1918 2014 der massgeblichen Anteil am Erhalt des Quartiers hatte Es fand spater seinen Standort im Jakobus Packhaus 2 Auch andere private Initiativen kummerten sich um den Erhalt des Viertel so etwa die Gesellschaft der Schnoorfreunde e V 3 nbsp Hinter der Balge 2012 Das letzte Haus wurde spater abgerissen und durch einen Neubau ersetzt Am Ostrand des Schnoors der Marterburg standen die Mehlsilos der Muller die Matten Dort wurden nach Entwurfen von Wolfram Goldapp und Thomas Klumpp bunte postmoderne Hauser mit fur den Schnoor typischen Strukturen errichtet Der Schnoor beherbergt viele Kunsthandwerkbetriebe darunter eine Glasblaserei Galerien Cafes und Restaurants Antiquitatengeschafte und kleine Museen Unter anderem hat hier das Institut fur niederdeutsche Sprache seit 1973 seinen Sitz Fast 30 Jahre lang gab es ein eigenes Schnoor Archiv u a im Hartke Haus Am Landherrnamt 3 und ein privates Museum im Schifferhaus Stavendamm 15 2005 wurde ein Antikenmuseum im Schnoor eroffnet das bis 2018 bestand Das 1992 gegrundete Travestietheater von Madame Lothar im Wohnhaus Kolpingstrasse 9 wurde uber Bremen hinaus bekannt und galt bis zu seiner Schliessung Anfang 2008 als bremische Institution seit Marz 2009 wird dort unter neuer Leitung das Teatro Magico in Form eines Eventtheaters betrieben In einem modernen Anbau des ehemaligen Packhauses finden Theaterauffuhrungen statt Im Mai 2006 eroffnete in dem teilweise noch erhaltenen alten St Jakobus Packhaus die Einrichtung Bremer Geschichtenhaus Als letztes Quartier der Bremer Altstadt mit grosstenteils erhaltener und zusammenhangender Bausubstanz aus dem 15 bis 19 Jahrhundert hat sich der Schnoor zu einer Hauptsehenswurdigkeit in Bremen entwickelt Bevolkerung Bearbeiten Die ursprungliche Bevolkerung des Schnoors bestand uberwiegend aus Flussfischern und Schiffern die davon profitierten dass die Balge ein Seitenarm der Weser direkt durch dieses Viertel floss Im Mittelalter noch Hauptstrom der Stadt versandete die Balge im Laufe der Jahrhunderte wahrend der ursprungliche Nebenfluss die Weser an Bedeutung gewann Das letzte Rinnsal der Balge wurde im 19 Jahrhundert zugeschuttet Heute erinnern nur noch Strassennamen und in den Boden eingelassene Tafeln an das ehemalige Gewasser Einer der bekanntesten Bewohner des Schnoors war Jurgen Heinrich Keberle 1835 1909 der aber aufgrund seines Hinkens nur Heini Holtenbeen genannt wurde obwohl er kein Holzbein hatte Er war durch seine typische Erscheinung und schlagfertige humorvolle Art zu einem Bremer Original geworden Ihm wurde ein Denkmal gesetzt und ein Verein der sich um die Erhaltung des Schnoors kummert wurde nach ihm benannt Gebaude Denkmalschutz Bearbeiten nbsp Sandsteinfassade des Amtsfischerhauses nbsp Concordenhaus 1630 nbsp Wohnhaus Wustestatte 1 Teestube nbsp Statue des Juxmajor am ehemaligen Packhaus 1660 nbsp Wustestatte Blick nach Nordosten nbsp Institut fur niederdeutsche Sprache 1700 nbsp Altes Gasthaus Kaiser Friedrich 1630 nbsp Vorne Schnoor 10 um 1780 nbsp Packhaus Schnoor 2 1402 nbsp Neue Hauser an der Marterburg nbsp Schnoor 37 1601 1650 Galerie nbsp Alexanderbogen zwischen Nr 37 und Nr 38 nbsp Bremer Presse Club im Waldemar Koch HausDie meisten Gebaude wurden erstmals in der Epoche des Klassizismus um 1800 bis 1850 und des Historismus um 1850 bis 1890 errichtet manche entstanden bereits im Barock 1700 bis 1770 Nur wenige Gebaude stammen aus der Renaissance 1550 1630 Durch die Verfallszeit ab etwa 1900 und die Entwicklung nach 1945 sind zahlreiche historische Zeugnisse verloren gegangen Ab 1955 wurden viele Gebaude nach alten Vorbildern wiederhergestellt innen saniert und bedarfsgerecht umgebaut Aufgrund der Veranderungen uber Jahrhunderte konnte allerdings der ursprungliche Zustand der Gebaude in den meisten Fallen weder erhalten noch originalgetreu rekonstruiert werden So wurden im Bereich der Strasse Schnoor Nr 27 35 am Standort des Hotels Alt Bremen das 1945 zerstort worden war neue Gebaude errichtet und die historische Fassade des Amtsfischerhauses wurde hier eingefugt Der heutige Zustand ist ein Versuch sowohl die architektonische Vielfalt und die Stilepochen als auch die geschichtliche Entwicklung und Lebendigkeit des Schnoorviertels darzustellen Das Ensemble der Wohn und Geschaftshauser Gaststatten und Speicher in der Strasse Schnoor von Nummer 1 bis 14 16 bis 20 23 bis 26 29 30 36 38 40 bis 43 steht unter Denkmalschutz 4 Der Bremer Presse Club bezog 1974 den Neubau Schnoor 27 28 das Waldemar Koch Haus Weiterhin sind die meisten Einzelgebaude unter Denkmalschutz gestellt worden und zwar u a Schnoor von Nr 1 2 3 4 5 und 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 24 25 26 27 28 29 30 31 35 Amtsfischerhaus 37 Galerie 39 41 Institut fur niederdeutsche Sprache 42 und 43 St Johann Am Landherrnamt von 1 bis 10 17 19 Jh u a Landherrnamt 1856 Wohnhauser Nr 1 Cafe Tolke 17 18 Jh 3 Hartke Haus 17 18 Jh 6 1842 9 1965 10 um 1800 Dechanatstrasse 11 Landherrnamt 1856 13 fruher Altes Gymnasium 1875 und 15 Postamt 1879 Wohnhaus Franziskanerstrasse 5 6 nach 1837 Wohnhauser Hinter der Balge Nr 1 um 1805 2 um 1967 5 1967 6 1967 9 um 1800 10 um 1600 und 12 1968 Hinter der Holzpforte 1 Haus Stormer 2 Concordenhaus Wohnhaus Hinter der Holzpforte 3 Wohnhaus Hinter der Holzpforte 4 8 Packhaustheater Bremen und 20 Gaststatte Kleiner Olymp Hohe Strasse 1 1845 2 und 3 Propstei St Johannis 1965 sowie 15 um 1840 Kolpingstrasse 2 Kindertagesheim St Johann bis 4 6 7 Haus Kolpingstrasse 4 6 Rosenak Haus und Wohnhaus Kolpingstrasse 9 Lange Wieren 12 Schnoorkramerei und 13 Gasthof zum Kaiser Friedrich Marterburg 26 27 28 Haus Kapitan Lahman 29 Haus Stormer 29A 29B 30 und die Reste der Bremer Stadtmauer in Nr 50 Spiekerbartstrasse 1 2 Wohnhaus Spiekerbartstrasse 1 Stavendamm Nr 9 1968 10 um 1800 11 um 1800 14 um 1750 15 Das Schifferhaus 1630 16 18 Jh 17 um 1900 19 um 1890 Stavenstrasse 7 bis 12 14 bis 19 Wohnhaus Stavenstrasse 7 Wustestatte 1 bis 11 Wohnhaus Wustestatte 1 Wohnhaus Schnoor 36 Wustestatte 6 Siehe mehr dazu in der Liste der Kulturdenkmaler in Bremen MitteDenkmale und Brunnen BearbeitenBadestubenbrunnen 1986 2008 aus Bronze von Jurgen Cominotto Stavendamm in der Nahe des Schifferhauses Heini Holtenbeen Bronze Skulptur von Claus Homfeld seit 1990 Hinter der Holzpforte in der Nahe vom Concordenhaus Mahnmal fur die Opfer der Novemberpogrome 1938 von 1982 aus schwarz gefarbten Beton nach einem Entwurf von Hans D Voss vor dem ehem Landherrnamt Ottjen Alldag Brunnen 1733 als Erinnerung an Georg Droste und dessen Romanfigur Ottjen Alldag Skulptur 1964 von Claus Homfeld seit 1963 64 beides Ecke Spiekerbartstrasse Literatur BearbeitenDieter Brand Kruth Der Schnoor ein marchenhaftes Viertel Bremer Drucksachen Service Klaus Stute 3 Auflage 2003 Karl Dillschneider Wolfgang Loose De Staven Die alten Badestuben am Stavendamm Hauschild Verlag zahlreiche Zeichnungen Bremen 1981 Karl Dillschneider Wolfgang Loose Der Schnoor Alt Neu Eine Gegenuberstellung in Bildern Schnoor Verein Heini Holtenbeen Bremen 1981 Karl Dillschneider Der Schnoor Pulsierendes Leben in Bremens altestem Stadtteil Bremen 1992 Lutz Liffers Ulrich Perry Der Schnoor in Bremen Ein Portrat Edition Temmen Bremen 2004 Viersprachige Ausgabe englisch deutsch franzosisch spanisch Einzelnachweise Bearbeiten Akten des Bauordnungsamtes der Freien Hansestadt Bremen Erika Thies Burgermeister einer Kleinstadt Wolfgang Loose im Alter von 96 Jahren gestorben seine Lebensaufgabe hatte er im Schnoor gefunden in Weser Kurier 29 Oktober 2014 S 8 Pressemitteilung des Senats vom 18 Dezember 2001 Denkmaldatenbank des LfDWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Schnoor Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationsseite uber den Schnoor Kampfplatz Schnoor zu Abrissplanen und Rettung bis 1959 Internet Seite der Handler im Schnoor Stadt Panorama Schnoor53 072777777778 8 8097222222222 Koordinaten 53 4 22 N 8 48 35 O Normdaten Geografikum GND 4222585 1 lobid OGND AKS VIAF 246161011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schnoor amp oldid 234655212