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Die Anfang des 16 Jahrhunderts errichtete Marienkirche Pirna ist die evangelisch lutherische Hauptkirche Pirnas und eine der grossten spatgotischen Hallenkirchen in Sachsen Die unter Denkmalschutz 1 stehende Kirche liegt am Kirchplatz 14 in der Altstadt Marienkirche Pirna Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte 1 1 Bauwerk 1 2 Gewolbe und Ausmalung 1 3 Ausstattung 1 4 Turm und Glocken 2 Baumeister 3 Orgel 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBaugeschichte Bearbeiten nbsp Blick von Schloss Sonnenstein uber die Altstadt rechts die Marienkirche nbsp Ansicht um 1800 nbsp Blick in das Innere der Marienkirche in Pirna nach OstenBauwerk Bearbeiten Ein Vorgangerbau des 13 Jahrhunderts trat in geringen Resten bei Erdarbeiten 1889 90 im Inneren der heutigen Kirche zu Tage Der Turm an der Sudwestecke wurde 1466 bis 1479 errichtet Schon bald mussten aber seine beiden oberen Geschosse wieder abgetragen werden und er erhielt spater die heutige Haube 2 Die spatgotische dreischiffige Hallenkirche wurde ab 1502 unter der Leitung des Werkmeisters Peter Ulrich genannt Peter von Pirna errichtet Man begann im Westen und nutze die altere Kirche in ihren ostlichen Teilen weiter 1510 wurde das Dachwerk uber dreieinhalb Jochen im Westen aufgeschlagen 3 Der Dachstuhl der beim Traufgesims in einer Hohe von etwa 18 Meter beginnt erhebt sich in eine Hohe von 19 50 Meter Er ist selbsttragend und lastet laut Konstruktionszeichnung auf den Seitenwanden und den Pfeilern auf 4 Wahrscheinlich erhielten unmittelbar anschliessend die drei westlichen Joche ihr steinernes Gewolbe mit den Netzfiguren 1513 14 starb Peter Ulrich und der Werkmeister Markus Ribisch ubernahm den Bau Durch eine Plananderung wurden die ostlichen Joche etwas verkurzt sodass Fundamente der Vorgangerkirche integriert werden konnten Bis 1523 wurden die Aussenwande der Ostteile nach dem neuen Plan hochgezogen und Werksteine fur die Gewolbe angefertigt Wahrscheinlich entwarf Ribisch die komplizierteren Rippenfiguren auf gekurvten Grundrissen Eingebaut wurde das ostliche Gewolbe aber noch nicht als 1523 die Mittel fur den Bau versiegten Erst ab 1537 wurde weiter gebaut und damals der Dachstuhl auf den ostlichen Jochen errichtet Geleitet wurden diese Arbeiten die vermutlich weitgehend den alten Planen aus der Zeit um 1520 folgten von Wolf Blechschmidt Nun wurden die fehlenden Pfeiler aufgemauert und bis 1544 45 das Gewolbe auch im Osten geschlossen 1570 71 wurden auf der West und Nordseite durch den Bildhauer Christoph Kramer einem Schuler von Hans Walther steinerne Emporen mit einem umfangreichen Bildprogramm gestaltet 1888 90 erhielt der Kircheninnenraum eine einheitliche Fassung durch Friedrich Wilhelm Otto Dogel vollendet durch Theodor Quentin die innerhalb der sachsischen Denkmalpflege massgeblich wurde Damals wurde auch die sudliche Empore errichtet und ahnlich wie jene aus der Renaissancezeit auf der West und Nordseite gestaltet 2005 wurde die letzte Renovierung abgeschlossen Gewolbe und Ausmalung Bearbeiten nbsp Deckengewolbe nbsp Jahreszahl 1546 und Darstellung des WeltgerichtsDas Gewolbe der Pirnaer Hallenkirche mit ihren drei gleich hohen Schiffen wird von acht schlanken achteckigen Pfeilern getragen Es zeigt in seinem Ostteil waghalsige und verspielte Elemente wie die in den Raum ragende Spiralrippen Schleifenrippen Hobelspanrippen und zwei Astrippen Uber dem Chor befindet sich das kunstvolle Fischblasen Gewolbe In der Apsis unmittelbar unter den Astrippen befindet sich ein als Wilder Mann und Wilde Frau bezeichnetes Menschenpaar aus Sandstein Vielleicht wurden diese Eigenheiten schon um 1520 von dem damaligen Architekten Markus Ribisch entworfen und spater dann erganzt und eingebaut In den von seinem Vorganger eingewolbten drei westlichen Jochen finden sie sich noch nicht Es ist aber auch moglich dass einzelne Besonderheiten wie die Astrippen und ihre Figuren erst in den fruhen 1540er Jahren angefertigt wurden Die Kirche wurde mit diesem ostlichen Gewolbeteil 1546 vollendet Sie ist mit 65 Metern Lange und 35 m Breite nach der Peterskirche von Gorlitz und der Annenkirche von Annaberg Buchholz die drittgrosste Hallenkirche in Sachsen Das Mittelschiff ist 17 80 m hoch die Seitenschiffe nur 20 cm niedriger nbsp Marienkirche Pirna Fischblasen Rippengewolbe uber dem Altarraum links Luther und Melanchthon als Evangelisten nbsp Marienkirche Pirna Freistehende Astrippe im GewolbeSeit der Einfuhrung der Reformation im albertinischen Sachsen 1539 ist die Gemeinde der Marienkirche evangelisch lutherisch Da das Gewolbe erst danach fertiggestellt wurde konnte der erste evangelische Pastor Anton Lauterbach sich massgeblich an der Gestaltung des Bildprogramms der Ausmalung beteiligen Martin Luther und Philipp Melanchthon sind als Evangelisten Lukas und Markus abgebildet Den mit lateinischen Erlauterungen versehenen biblischen Szenen unter den Jobst Dorndorff zugeschriebenen aber vermutlich von mehreren Malern 1546 ausgefuhrten Gewolbemalereien 5 sollen als Vorlage Illustrationen der 1532 in Wittenberg gedruckten Bibelubersetzung Martin Luthers gedient haben Daneben finden sich Darstellungen von sieben Tugenden und von Knaben Letztere sind teils in die Ornamentik integriert teilweise gehoren sie in mythologischen Szenen mit Fabelwesen wie Kentauren Aus diesen Szenen stechen zwei Abbildungen heraus in denen bewaffnete Knaben gegen Storche kampfen Storche erscheinen sonst kaum als Symbole In Parallele zu ebenfalls abgebildeten Wolfen mit Mitren die Schafe aus der Herde der Glaubigen stehlen wie sie sich in Flugblattern der Reformationszeit als Darstellung der Gefahrdung der evangelischen Glaubigen durch das Papsttum finden konnen die Storche moglicherweise als Symbole fur andere Gegner der lutherischen Reformation die durch Nikolaus Storch verkorperten Taufer gedeutet werden 6 Wandmalereien aus der Entstehungszeit die den Ablasshandel des geburtigen Pirnaers Johann Tetzel verspotteten wurden bei der Renovierung 1708 beseitigt und sind nicht erhalten Die umfangreichen Gewolbemalereien wurden zwar bei verschiedenen Renovierungen ausgebessert und geringfugig verandert sind aber grosstenteils originalgetreu erhalten Ausstattung Bearbeiten nbsp Pirna Marienkirche Kanzel aus der Zeit um 1520 Die Skulptur wird Franz Maidburg zugeschrieben nbsp Emporenrelief auf der Nordseite von 1570 71 von Christoph Kramer nbsp Marienkirche Pirna Altar von 1609 12Bereits um 1520 entstand die Kanzel deren Reliefs dem Freiberger Bildhauer Franz Maidburg zugeschrieben werden 7 Ursprunglich stand sie am dritten Pfeiler auf der Sudseite von Westen aus und wurde im 19 Jahrhundert versetzt 1576 erhielt sie ihren Schalldeckel von Christoph Kramer 1561 wurde das Taufstein mit einem Fuss mit 26 kleinen Kinderfiguren aufgestellt Nur der Fuss stammt noch aus dieser Zeit und wurde vermutlich von Christoph Kramer aus Dresden geschaffen 8 1889 90 wurde die Kuppa mit Darstellungen von Sintflut Zug durchs Rote Meer Jesu Taufe durch Johannes den Taufer und die Fusswaschung im Stil der Neo Renaissance geschaffen Die vier Szenen symbolisieren die Sundenvergebung und Wiedergeburt durch die Taufe Den aufwandigen Renaissance Sandsteinaltar gestalteten zwischen 1609 und 1612 die Bruder Michael Schwenke und David Schwenke Die Reliefs zeigen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament in der Mitte die Auferstehung Christi Turm und Glocken Bearbeiten Der 60 Meter hohe Turm ist alter als die jetzige Hallenkirche Er wurde 1466 1479 an den Vorgangerbau angebaut Durch Plananderungen befinden sich Teile des Turmes die eigentlich aussen sichtbar sein sollten innerhalb der heutigen Kirche Ein Turmfenster im Treppenhaus links neben der Orgel ermoglicht so einen Blick vom Inneren des Turmtreppenhauses in die Kirche Gekront wird der mehrstockige Dachstuhl von einer barocken Turmhaube Sie beherbergt seit 1994 wieder das einzige siebenstimmige Gelaut in der Sachsischen Landeskirche Bis in das fruhe 20 Jahrhundert wohnte uber dem Gelaut der Glockner Turmer der u a die Glocken zu betatigen hatte Seine karglichen Wohnraume sind noch heute zu besichtigen nbsp Hauptportal der Marienkirche nbsp Altar von 1609 12 nbsp Kinderfiguren am Fuss des Taufbeckens von 1561 nbsp HobelspanrippeBaumeister Bearbeiten1506 1514 Peter Ulrich Am Markt 3 1514 1533 Markus Ribisch Kirchplatz 2 1533 1539 Valten Wild ca 1539 1546 Wolf Blechschmidt Niedere Burgstrasse 1Orgel Bearbeiten nbsp Orgel der MarienkircheDie Orgel der Marienkirche wurde 1842 von Friedrich Nikolaus Jahn Dresden erbaut Das Instrument hatte zunachst 44 Register auf zwei Manualen und Pedal In den Jahren 1889 bis 1891 wurde das Instrument durch Julius Jahn uberholt und erhielt ein neues Orgelgehause In den 1920er Jahren baute Johannes Jahn ein drittes Manual erweiterte die Disposition auf 56 Register und stattete das Instrument mit pneumatischen Ton und Registertrakturen aus 1978 bis 1979 wurde das Instrument von der Orgelbaufirma Herman Eule Bautzen uberholt wobei auch die Tontrakturen wieder als mechanische Trakturen angelegt wurden und ein neuer Spieltisch gebaut wurde Im Zuge einer Generaluberholung im Jahre 2005 wurde das Instrument gereinigt wurden die Schleifladen erneuert und neue Prospektpfeifen aus Zinn gefertigt I Hauptwerk C a31 Principal 16 J2 Oktave 8 3 Gemshorn 8 J4 Rohrflote 8 J5 Quintaton 8 6 Oktave 4 7 Spitzflote 4 8 Waldflote 2 J9 Larigot 1 1 3 10 Rauschwerk II11 Hornwerk II V12 Sesquialter I II J13 Mixtur IV V14 Tonus fabri II15 Fagott 16 16 Trompete 8 II Oberwerk C a317 Quintade 16 J18 Principal 8 19 Gedackt 8 J20 Dolce 8 21 Oktave 4 J22 Rohrflote 4 J23 Nasard 2 2 3 24 Oktave 2 25 Gemshorn 2 J26 Terz rep 1 3 5 27 Flagolett 1 28 Scharff IV29 Kl Zimbel IV30 Krummhorn 8 III Schwellwerk C a331 Stillgedackt 16 32 Metallflote 8 33 Weidenflote 8 34 Unda maris 8 35 Principal 4 36 Koppelflote 4 37 Weidenspiel 4 38 Blockflote 2 39 Terzian II40 Prinz Mixtur IV V41 Carillonzimbel IV42 Spillregal 16 43 Rohrschalmei 8 Pedal C f144 Untersatz 32 J45 Principal 16 J46 Subbass 16 J47 Oktavbass 8 J48 Gedackt 8 J49 Oktave 4 J50 Nachthorn 2 51 Hintersatz III52 Choralmixtur IV53 Posaune 16 54 Trompete 8 55 Clarine 4 Koppeln II I III I III II I P II P III P AnmerkungJ historisches Register von Friedrich Nikolaus Jahn aus dem Jahr 1842Literatur BearbeitenUlrike Gohla Die Gewolbemalereien der Stadtkirche St Marien in Pirna Ein Bilderzyklus der Reformationszeit in Sachsen Kiel 2009 Reinhold Hofmann Geschichte der Stadtkirche zu Pirna Festschrift zur Einweihung der Kirche am 27 Oktober 1890 Verlag Eberlein Pirna 1890 Digitalisat Ernst Heinz Lemper Evangelische Stadtkirche St Marien Pirna Reihe Das christliche Denkmal Bd 25 Verlag Schnell amp Steiner Munchen 1991 Fritz Loffler Die Stadtkirche St Marien zu Pirna Berlin 1966 Kuratorium Altstadt e V Hrsg Pirnaer Hefte Beitrage zur Stadt und Regionalgeschichte Baugeschichte und Denkmalpflege Heft 4 Pirna 2002 Albrecht Sturm Hrsg Die Stadtkirche St Marien zu Pirna Pirna 2005 ISBN 3 00 016905 9 Albrecht Sturm Stadtkirche St Marien Pirna Schnell amp Steiner Regensburg 2009 ISBN 978 3 7954 5661 0Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Pirna Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Online Angebot der Ev Luth Kirchgemeinde Pirna Marienkirche Pirna bei Monumente Online Dezember 2005 Beitrag uber die Wilden Menschen in der MarienkircheEinzelnachweise Bearbeiten Kulturdenkmalliste der Stadt Pirna September 2013 Albrecht Sturm Hrsg Die Stadtkirche St Marien zu Pirna Pirna 2005 S 30 31 Albrecht Sturm Hrsg Die Stadtkirche St Marien zu Pirna Pirna 2005 S 34 35 Thomas Eising Kirchendacher in Thuringen und dem sudlichen Sachsen Anhalt Dendrochronologie Flosserei Konstruktion Arbeitsheft des Thuringischen Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologie 2004 ISBN 978 3 937940 46 5 S 94 ff Die Namen der Maler sind in den entsprechenden Stadtrechnungen nicht enthalten Dokumentiert ist nur die Beauftragung von Jobst Dorndorff mit der Bemalung des Taufsteins 1561 Ulrike Gohla Die Gewolbemalereien der Stadtkirche St Marien in Pirna S 20 21 Ulrike Gohla Die Gewolbemalereien der Stadtkirche St Marien in Pirna S 143 Katja Margarethe Mieth Die Kanzel und das Werk Franz Maidburgs in Pirna In STURM ALBRECHT Hrsg Die Stadtkirche St Marien zu Pirna Pirna 2005 S 134 139 Albrecht Sturm Hrsg Die Stadtkirche St Marien zu Pirna Pirna 2005 S 34 35 50 962222222222 13 943611111111 Koordinaten 50 57 44 N 13 56 37 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Pirna amp oldid 231248879