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Die romisch katholische Marienkapelle gilt als altestes erhaltenes Bauwerk der Stadt Ebermannstadt Erste urkundliche Erwahnungen datieren aus dem 14 Jahr hundert Die Kapelle wurde im Lauf ihrer Geschichte mehrmals stark beschadigt und wieder aufgebaut Die Kapelle deutet auf einen romanischen Ursprung hin Die Innenausstattung ist massgeblich von dem Bildhauer Friedrich Theiler 1748 1826 gepragt der um 1800 das Kircheninnere im Stil des Barock restaurierte Als besonderes Schmuckstuck gilt die Strahlenkranzmadonna gemeinhin Strahlenmadonna genannt die Theiler im Zusammenhang mit dieser Restaurierung schuf Marienkapelle in Ebermannstadt Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeine Daten 2 Standort 3 Geschichte 4 Beschreibung 4 1 Architektur 4 2 Ausstattung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAllgemeine Daten BearbeitenDie Marienkapelle ist das alteste erhaltene Bauwerk der Stadt Ebermannstadt und unter der Nummer D 4 74 121 42 als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Ebermannstadt eingetragen 1 2 Zustandig fur die Kapelle ist das katholische Pfarramt Ebermannstadt 3 Als offizieller Marienwallfahrtsort im Erzbistum Bamberg ist die Marienkapelle Station des Frankischen Marienwegs 4 Maria Himmelfahrt am 15 August ist das Patronatsfest der Marienkapelle An diesem Tag gibt es den Brauch in der Kapelle wie auch in anderen Kirchen Wurzbuschel zu weihen die dem Volksglauben nach Heil und Schutzkraft besitzen 5 6 Das Kirchweihfest der Marienkapelle findet stets am zweiten Wochenende im September statt 7 Standort Bearbeiten nbsp Kapelle ins Stadtbild eingebettetDie Marienkapelle steht dicht gesaumt von weiteren Gebauden auf dem Kapellenplatz der als Kern einer fruhmittelalterlichen thuringischen Ortssiedlung gedeutet wird aus der heraus die Stadt Ebermannstadt sich wohl entwickelt hat Die Grundung dieser Siedlung wird vor dem 6 Jahrhundert angesetzt 2 Gegenuber der Kapelle befindet sich der Melchior Freytag Brunnen Die Brunnenfigur die 1999 von Harro Frey gestaltet wurde ist Frantz Melchior Freytag 1720 1781 nachempfunden Schulrektor Kantor und Urheber der viel beachteten Ebermannstadter Liederhandschrift einer Sammlung barocker Lieder 8 In unmittelbarer Nachbarschaft der Kapelle brutet seit einigen Jahren ein Storchenpaar Ein Durchgang zum Kapellenplatz wurde daher in Storchengasse umbenannt 9 Geschichte BearbeitenSowohl der beinahe quadratische Grundriss des Zentralbaus der Kirche als auch die abwartsfuhrenden Eingangsstufen werden als Beleg fur das hohe Alter des Kapellengebaudes angesehen Insbesondere die quadratische Bauweise kann als Indiz gedeutet werden dass der erste Kirchenbau in der Epoche der Romanik liegt 2 Ein schiessschartenbewehrter gedrungener Turm in gotischer Bauweise gibt Zeugnis davon dass die Kapelle im Mittelalter als Wehrkirche diente Die Entstehung des Turms wird im 14 Jahrhundert angesetzt 2 nbsp Turm der MarienkapelleNachweise zur ursprunglichen Errichtung der Marienkapelle gibt es bisher nicht Die erste Erwahnung wird auf das Jahr 1308 datiert Gottfried von Schlusselberg hinterliess damals in seinem Testament 14 Kapellen und Kirchen darunter auch in Ebermannstadt je zwei Pfund Heller Ob zu diesem Zeitpunkt bereits beide Ebermannstadter Kirchen Marienkapelle und Nikolauskirche gebaut waren und somit beide testamentarisch bedacht wurden kann nicht nachgewiesen werden Die Marienkapelle wird nach Quellenlage als das altere Gebaude und Mittelpunkt des kleinen Stadtchens zur damaligen Zeit ausgewiesen 2 6 10 Eine namentliche urkundliche Erwahnung erfolgte im Jahr 1323 als am 9 Oktober Kaiser Ludwig der Bayer dem tapferen Konrad II von Schlusselberg das Stadtrecht fur Ebermannstadt erteilte Ob damals die jetzige St Nikolaus Kirche bereits als Kapelle vorhanden war ist ungewiss Da mit dem Stadtrecht die Pflicht zur Befestigung des Ortes einherging liess von Schlusselberg die Kirche St Nikolaus am sudwestlichen Ende der Stadt befestigen bzw errichten 6 10 Mit ihren Namen sind beide Kirchen 1332 urkundlich erwahnt In dem Dokument heisst es dass die zwei Gotteshauser von Ebermannstadt vom Pfarrer in Pretzfeld oder dessen Pfarrgesellen betreut werden mussten 2 6 Im Jahr 1469 wurden Ebermannstadt und Pretzfeld auf Pfarreiebene voneinander getrennt Als Folge mussten die Marienkapelle und die Pfarrkirchenstiftung Eber mann stadt Separationskosten in Hohe von 15 Gulden pro Jahr an den Pfarrer von Pretzfeld zahlen Die Zahlungsverpflichtung blieb bis Ende des Ersten Weltkrieges bestehen 6 Urkundlich belegt ist dass die Marienkapelle schon im Jahr 1408 baufallig war Es wird angenommen dass sie in den darauffolgenden Jahren erneuert wurde 6 In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kapelle mehrmals schwer beschadigt so 1430 durch die Hussiten 1553 im Zweiten Markgrafenkrieg und 1633 durch schwedische Truppen im Dreissigjahrigen Krieg Grosszugige Hilfen der Bevolkerung ermoglichten jeweils die Instandsetzung Im Jahr 1796 im Zuge des ersten Koalitionskrieges brannte das gesamte Stadtviertel bis auf die Marienkapelle nieder Die Bewahrung des Kirchleins ging als Wunder der Marienkapelle in die spateren Erzahlungen ein Spater wurde bekannt dass die Innenausstattung der Kapelle durch napoleonische Truppen teilweise zerstort worden war 2 11 Der Bildhauer Friedrich Theiler 1748 1826 restaurierte um 1800 die Innenraume im spatbarocken Stil und gestaltete einige Skulpturen von grossem kunstlerischem Wert wie beispielsweise die Strahlenmadonna den heiligen Sebastian und den heiligen Johannes der Taufer 2 11 4 Im Jahr 1802 wurde die vormalige gebauchte Zwiebelhaube des Turms durch ein Spitzdach ersetzt Von 1838 bis 1859 hatte die Marienkapelle die Funktion einer Stadtpfarrkirche da die bisherige Stadtpfarrkirche St Nikolaus wegen Baufalligkeit abgerissen und neu errichtet werden musste Nach deren Fertigstellung verhinderten Spenden aus der Pfarrei einen Abriss der Marienkapelle Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wuchs die evangelische Bevolkerung Ebermannstadt vor allem durch Fluchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten stark an Von 1946 bis 1961 diente die Marienkapelle der jungen evangelischen Gemeinde die noch uber keine eigene Kirche verfugte als Gotteshaus an Sonn und Feiertagen Gegenwartig wird die Kapelle als Hochzeits und Festtagskapelle sowie zur stillen Einkehr genutzt 2 12 Beschreibung BearbeitenArchitektur Bearbeiten Das auffallend breite Langhaus und der Chor sind in der jetzigen Form dem Ende des 15 Jahrhunderts zuzuordnen Das Dach beider Gebaudeteile ist mit Biberschwanzziegeln eingedeckt das Spitzdach des Turms seit 1802 mit Schiefer nbsp Im Renaissancestil ausgemalte KassettenDas Untergeschoss des Turms wird von zwei starken Quaderstutzmauern getragen Durch ein einfaches Portal im unteren Turmgeschoss fuhren drei absteigende Stufen in den Vorraum der Kirche der vom Langhaus durch einen spatgotischen Torbogen getrennt ist In die Wande des Vorraums sind zwei Weihwasserbecken aus Marmor eingelassen An der linken Wand ist eine Kreuzigungsgruppe eines unbekannten Kunstlers angebracht die Figuren sind lebensgross Fruher stand sie in der Offenen Kapelle auf dem Kreuzberg An der gegenuberliegenden Wand hangt ein Gemalde aus dem Jahr 1899 von Leo Samberger eine Darstellung der Himmelfahrt Maria Es ist eine Kopie nach einem Werk des Malers Bartolome Esteban Murillo im Madrider Prado 6 13 Das Langhaus besitzt eine Holzdecke aus langen gekehlten Bohlen Diese Konstruktion ist mittels Eisenbandern im Dachstuhl befestigt Eine Mittelstutze ist nicht vorhanden Die Deckengestaltung uber dem Altarraum aus der Renaissance wurde im Zuge der Restaurierung im Jahr 1979 freigelegt Es handelt sich um ein aus dem Jahr 1688 stammendes Tonnengewolbe das in 86 Kassetten eingeteilt ist Die einzelnen Felder sind mit bauerlich wirkenden Engelskopfen und unterschiedlichen Ornamenten ausgemalt 13 6 Ausstattung Bearbeiten nbsp EmporenbildtafelnAn der Ruckwand des Hauptraumes ist eine ausladende Holzempore angebracht die von gekerbten Holzsaulen gestutzt wird Sie reicht auch auf beiden Seitenwanden weit in das Langhaus hinein Die Front der Empore zieren Bildfelder mit Darstellungen von Christus und den Aposteln Der Kunstler ist unbekannt Auf der rechten Seite der Empore wurde 1896 eine neue Orgel aufgestellt 6 13 nbsp Altarraum der MarienkapelleDer Hauptaltar und die Seitenaltare sind Werke des Kunstschreiners F A Thomas Bohm der sie im Jahr 1740 gestaltete Die dort befindlichen Figuren werden dem Bildhauer Georg Reuss der in Bamberg eine Werkstatt hatte zugeschrieben Der Hochaltar ist im spatbarocken bis fruhrokokoschen Stil gefertigt An der Wand kann man daneben zwei Apostelkreuze erkennen die als Reste der fruheren gotischen Raumgestaltung gedeutet werden Im Aufsatz des Hochaltars der von vier marmorierten Saulen mit Kompositkapitellen getragen wird ist eine goldene Weltkugel von Gottvater und Sohn umgeben Daruber schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube Engel flankieren die heilige Trinitat Das Altarblatt und damit den Mittelpunkt der Altargestaltung bildet ein Gemalde das eine seitenverkehrte Kopie des Werks von Peter Paul Rubens 1577 1640 Erziehung der Jungfrau ist Es zeigt eine Begebenheit aus dem Familienleben der jugendlichen Maria Diese steht mit einem geoffneten Buch in der Hand vor ihrer Mutter Anna Uber die Schultern seiner Frau schaut der Vater Joachim auf Maria Zwischen den marmorierten Saulen stehen die uberlebensgrossen Figuren des heiligen Joachim und der heiligen Anna Uber dem Tabernakel liegt das von Strahlen umgebene Opferlamm auf dem Buch mit den sieben Siegeln 6 13 Links neben dem Hauptaltar ist der Ebermannstadter Ortspatron St Sebastian von Pfeilen durchbohrt dargestellt Er wurde um 1800 von Friedrich Theiler geschaffen Ebenso hat Theiler den Johannes den Taufer der rechts vom Hauptaltar steht kreiert Der linke Seitenaltar zeigt eine Strahlenmadonna Sie gilt als eines der bedeutendsten Werke von Friedrich Theiler Er gestaltete sie als jugendlich aussehende Maria die einer jungen Ebermannstadter Burgerin aus der damaligen Zeit ca 1800 ahneln soll so die Uberlieferung Die Maria ist von einem Strahlenkranz umgeben Sie steht auf einer Mondsichel und halt in ihrem linken Arm das Jesuskind und in ihrer rechten Hand ein Zepter Das Christuskind tragt eine goldene Weltkugel Die Mittelfigur des rechten Seitenaltars stellt den heiligen Josef ebenfalls ein Werk von Theiler dar der auf seinem linken Arm Jesus halt Die Seitenfiguren St Johannes der Taufer und der Apostel Paulus stammen wohl von Georg Reuss 6 13 Ein offener Beichtstuhl der mit klassizistischen Attributen verziert ist dient als Unterbau fur die Kanzel Diese originelle Konstruktion wurde von Theiler wohl aus Platzgrunden vorgenommen Der Korb der Kanzel wurde von Kunstschreiner A T Thomas Bohm gestaltet Theiler fugte den Voluten vier Kleinplastiken der Evangelisten hinzu Eine Besonderheit ist dass diese nicht wie ublich als Schreiber sondern als meditierende Verkunder konzipiert wurden 6 13 Ausstattungsdetails nbsp Strahlenmadonna im linken Seitenaltar nbsp Rechter Seitenaltar nbsp Kanzel nbsp Beichtstuhl als Unterbau der KanzelDie Marienkapelle besitzt insgesamt vier Glocken Die Glocke St Maria und die Glocke St Anna wurden im Jahr 1661 gegossen Der Ehrenburger der Stadt Matthaus Janson stiftete im Jahr 1953 zwei weitere Glocken die Bilder des auferstandenen Heilands und des Kaisers Heinrich tragen 6 Literatur BearbeitenHans Hubschmann Die Marienkapelle in Ebermannstadt In Georg Fortsch Anton Girsig Adolf Schon Hrsg Ebermannstadt Ein Heimatbuch Stadt Ebermannstadt Ebermannstadt 1973 S 164 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkapelle Ebermannstadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pfarrei St Nikolaus MarienkircheEinzelnachweise Bearbeiten Bayerisches Landesamt fur Denkmalpflege Baudenkmaler der Stadt Ebermannstadt Abgerufen am 28 November 2023 PDF 207 KB a b c d e f g h i Pfarrei St Nikolaus Marienkirche Geschichte Abgerufen am 28 November 2023 Stadtverwaltung Ebermannstadt Kirchengemeinden abgerufen am 29 August 2021 a b Diozesanpilgerburo Bamberg Ebermannstadt Marienkapelle Abgerufen am 28 November 2023 Ebermannstadt Das Altstadtfest naht In Nordbayrische Nachrichten Ausgabe vom 11 August 2016 online a b c d e f g h i j k l m Hans Hubschmann Die Marienkapelle in Ebermannstadt In Georg Fortsch Anton Girsig Adolf Schon Hrsg Ebermannstadt Ein Heimatbuch Stadt Ebermannstadt Ebermannstadt 1973 S 164 ff Partnerstadt Ebermannstadt Veranstaltungen Abgerufen am 28 November 2023 Touristinformation Ebermannstadt Osterlich geschmuckte Brunnen in Ebermannstadt Abgerufen am 28 November 2023 Hans Peter Siebenhaar Michael Muller Frankische Schweiz Reisefuhrer Michael Muller Verlag Bamberg Bayreuth 2021 ISBN 978 3 96685 094 0 a b Josef Pieger Aus der Pfarrgeschichte von Ebermannstadt In Georg Fortsch Anton Girsig Adolf Schon Hrsg Ebermannstadt Ein Heimatbuch Stadt Ebermannstadt Ebermannstadt 1973 S 156 ff a b Tourismuszentrale Frankische Schweiz Marienkapelle Ebermannstadt Abgerufen am 28 November 2023 Heimfried Heller Die evangelisch lutherische Pfarrei Ebermannstadt In Georg Fortsch Anton Girsig Adolf Schon Hrsg Ebermannstadt Ein Heimatbuch Stadt Ebermannstadt Ebermannstadt 1973 S 168 ff a b c d e f Pfarrei St Nikolaus Marienkirche Beschreibung Abgerufen am 28 November 2023 49 78012 11 18572 Koordinaten 49 46 48 4 N 11 11 8 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkapelle Ebermannstadt amp oldid 239559016