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Ein Wurzbuschel oder eine Wurzburde auch Weihbuschel Marienwisch Wurzwisch Krauterbuschel und Sangen genannt ist ein Strauss aus Krautern Wurzeln und Blumen der in den katholischen Gemeinden vor allem Suddeutschlands anlasslich des Brauchs der am 15 August in der Kirche durchgefuhrten Krauterweihe zum Fest Maria Himmelfahrt gebunden wird Krauterbuschel mit Getreideartengrosse Krautergebinde in der Gengenbacher Stadtkirche St Marien Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verwendete Krauter 3 Volksglaube 4 Kritik 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits aus vorchristlicher Zeit ist der Brauch der Krauterweihe bekannt Um 745 n Chr wurde der Brauch verboten und anschliessend christianisiert indem man die Wirkung der Krauter auf Gott sowie insbesondere auf Marias Fursprache zuruckfuhrte Seitdem wird die Krauterweihe an Maria Himmelfahrt gefeiert wenngleich der Brauch der Krauterweihe fruher auch mit anderen Festen verbunden war 1 2 Auch die Legende dass die Apostel beim Offnen bzw Besuch von Marias Grab am dritten Tag nach dem Begrabnis statt des Leichnams duftende Blutenpflanzen Rosen und Lilien sowie rundherum Heilkrauter vorfanden durfte den Brauch befordert haben 3 Auch im Sachsenspiegel aus dem 13 Jahrhundert wird die Krauterweihe erwahnt Dort heisst es Dat is to Krudemisse unser liben Frawn as sei to Himmel voer etwa Am Tag als Maria zum Himmel fuhr wird die Krautermesse gehalten 4 Verwendete Krauter BearbeitenEin Wurzbuschel enthalt je nach Region zwischen sieben und ursprunglich 77 verschiedenen Krautern darunter Ackerlowenmaul Alant Ampfer Antoniuskraut Arnika Augentrost Baldrian Barbarakraut Barlauch Basilikum Beifuss Beinwell Bibernelle Blutweiderich Borretsch Buchweizen Dornige Hauhechel Dost Dreizackige Kardendistel Echte Goldrute Eibisch Eisenkraut Estragon Fingerhut Flockenblume Frauenmantel Gansefingerkraut Golddistel fruher Goldenes Labkraut Goldrute Greiskraut Grosser Wiesenknopf Hirtentaschel Holunder Huflattich Johanniskraut Kamille Klette Kriechendes Fingerkraut Karthausernelke Kronwicke Kummel Labkraut Lavendel Leinkraut Liebstockel Madesuss Luzerne Malve Mariendistel Meisterwurz Minze Odermennig Osterluzei Petersilie Pfefferminze Pimpernelle Rainfarn Ringelblume Rosmarin Salbei Schafgarbe Schnittlauch Schollkraut Silberdistel fruher Spitzwegerich Steinklee Sumpf Schafgarbe Taubnessel Taubenkropfchen Tausendguldenkraut Thymian Wacholder Wegmalve Wegwarte Weidenroschen Weinraute Wermut Wiesenglockenblume Wiesen Kerbel Wiesenklee Wilde Aster Wilde Mohre Wilder Thymian Wolfsmilch Zinnkraut und Zitronenmelisse aber auch Getreideahren von jeder verfugbaren Getreideart Roggen Weizen Hafer Gerste Konigskerze als sogenannter Himmelsbrand oder Wuhlerskerza oder Rosen die Wurzel des Knabenkrauts sowie Gladiole Dahlie Zinnie Kornblume und Rosen Malve konnen darin enthalten sein 1 5 6 7 Hexen und Zauberer hatten von jeher versucht bose Mittel mitweihen zu lassen so Richard Beitl in seinem Worterbuch der Volkskunde Dazu zahlen z B Alraun Beifuss und die Doppelwurzel der Veitsblume 4 Volksglaube BearbeitenDie Krauterweihe stellt eine Symbolhandlung dar in der die Krafte der Natur mit Gottes Hilfe fur den Menschen nutzbar gemacht werden 4 Gebunden wird der Wurzbuschel nach altem Brauch mit einer dunnen Gerte vom Haselstrauch dies soll den Blitz fernhalten Den gleichen Zweck soll eine geweihte Konigskerze erfullen die ins Ofenfeuer geworfen wird Im Volksglauben dienten Wurzbuschel zur Abwehr von Unheil aller Art wie beispielsweise Krankheit oder Unwetter Zu diesem Zweck musste der Wurzbuschel auf dem Dachboden aufgehangt im Herd verbrannt oder dem Viehfutter beigemischt werden Auch war es in manchen Gegenden ublich dass die Pflanzen des Wurzbuschels zum Rauchern von Kuh und Stall nach dem Kalben benutzt und von Kindern oder Jungverheirateten ins Bett oder Toten in den Sarg gelegt wurde Das Marienfest war fruher auch der Tag der Apotheker und Drogisten Der Name der Stadt Wurzburg wird manchmal falschlich volksetymologisch von der Wurzkrauterweihe abgeleitet 8 Dreimal so stark sollte nach dem Volksglauben die Heil und Segenskraft der Krauter im sogenannten Frauendreissiger sein also der Zeit zwischen dem 15 August Maria Himmelfahrt und dem 12 September dem Fest Maria Namen 1 Auch wurden Klosterkirchen fur die Weihe bevorzugt da man diesen eine grossere Weihekraft zusprach 4 Dem Volksglauben nach erhielten die Krauter den meisten Segen wenn sie vor der Krautermesse unter das Altartuch gelegt wurden Dies wurde jedoch spater verboten und die Krauter durften nur noch neben dem Altar postiert werden 2 Kritik BearbeitenDie Kritik an der Krauterweihe ist seit 1534 belegt In jenem Jahr ruckte Sebastian Franck den Brauch in seinem Weltbuch in die Nahe des Aberglaubens An unser frawn himmelfart da tregt alle welt obs buschel allerley kreuter in die kirchen zu weihen fur alle sucht und plag uberlegt bewert Mit dieen kreutern geschicht seer vil zauberey Richard Beitl Herausgeber des Worterbuches der Volkskunde schrieb Die geweihten Krauter fanden und finden in Haus Stall und Feld zu besonderen Zeiten Raunachte hundertfaltig und nicht selten dem kirchlichen Sinne entfremdet Verwendung 4 Literatur BearbeitenFranz Christian Czygan Katharina Keimig Riegel Wurzbuschel und ihre Bedeutung in der Volkskunde und Volksmedzin In Zeitschrift fur Phytotherapie Band 7 1986 S 140 144 Christine Demel Leinach Geschichte Sagen Gegenwart Gemeinde Leinach Leinach 1999 S 180 182 Bauerliche Stallbrauche um 1900 in Unterleinach und die Weihe der Wurzburde Sabine Haubner Peter Hogler Dost und Mannskraut vertrieben Beelzebub Brauchtum zum Fest Maria Himmelfahrt In Main Post 14 15 August 1993 Nr 186 S 45 Roland Schonmuller Verbundenheit mit der Natur Gottes Krauterweihe am Grossen Frauentag Maria Himmelfahrt hat eine lange Tradition In Main Post 14 15 August 1993 Nr 186 S 14 Karl Spiegel Der Wurzbuschel am Feste Mariae Himmelfahrt in Unterfranken In Mitteilungen und Umfragen zur Bayerischen Volkskunde Neue Folge Band 26 27 1911 S 201 212 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Binden der Wurzbuschel ist ein alter Brauch Memento vom 1 Juli 2007 im Internet Archive In Frankische Nachrichten vom 14 August 2004 a b Manfred Becker Huberti Maria Himmelfahrt abgerufen am 23 August 2011 Wolfgang Weismantel Krauterbuschel zum Schutz von Mensch und Tier In Wertheimer Zeitung vom 14 15 16 August 2020 a b c d e Michael Geringhoff Krauterweihe mit Rittern In Wertheimer Zeitung vom 17 August 2011 Manfred Welker Die Heilkrafte der Wurzbuschel 1 2 Vorlage Toter Link www nn herzogenaurach de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis In Nordbayerische Nachrichten vom 14 August 2009 Wurzbuschel Memento des Originals vom 14 Juli 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und 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