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Maria zu den Ketten ist eine Wallfahrtskirche in Zell am Harmersbach einer Stadt im Ortenaukreis von Baden Wurttemberg am Zusammenfluss von Harmersbach und Nordrach gelegen die gemeinsam in die Kinzig munden Die Kirche gehort zur Zeller Pfarrei St Symphorian und damit zum Erzbistum Freiburg Ihre Geschichte und Gestalt haben besonders der Lehrer und Heimatforscher Franz Disch 1870 1948 1 und der als Seelsorger in Zell am Harmersbach tatige Kapuzinerpater Adalbert Ehrenfried erforscht Maria zu den Ketten von WestenMaria zu den Ketten von Suden Inhaltsverzeichnis 1 Legenden und Geschichte 2 Baugeschichte 3 Gebaude 4 Ausstattung 4 1 Deckengemalde 4 2 Chor und Altare 4 3 Sonstiges 4 4 Glocken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLegenden und Geschichte BearbeitenEine Legende sagt der heilige Gallus habe sich nah dem Harmersbach eine Klause gebaut Daneben sei eine Quelle entsprungen die er mit Rosen umpflanzt habe Bewohner der Umgebung hatten spater in den Rosen ein Marienbild gefunden es Maria zur Rose genannt und eine Kapelle gebaut Eine andere Legende will dass ein Schmied aus Schuttern bei einem Kreuzzug in turkische Gefangenschaft geraten und nach Babylon und Jerusalem gebracht worden sei Er flehte die Gottesmutter an und versprach zum Zeller Gnadenbild zu wallfahren wenn sie ihn befreie Maria befahl ihm die Ketten abzuschutteln und ein am Wege stehendes Pferd zu besteigen Am nachsten Morgen fand sich der Mann am Fuss der Berge bei Lahr wieder nah seiner Heimat Voll Freude begleiteten ihn seine Landsleute nach Zell wo die Ketten zur ewigen Erinnerung an das Wunder in der Kapelle aufgehangt wurden und heute noch hangen Auch soll im Dreissigjahrigen Krieg ein schwedischer Oberst dem Zeller Schmied Jakob Grabler befohlen haben die Ketten zu Hufeisen umzuschmieden Als der Schmied aber die Ketten aus der Esse auf den Amboss legen wollte verschwanden sie von der Zange und hingen wieder am alten Ort wie der Zeller Porzellanmaler Severin Schoch 1842 1880 reimte 2 Der Schmied taucht sie in die Gluht Schwingt kraftig seinen Hammer Doch vom Ambos sind sie weg Verschwunden Glied und Klammer Und wieder sind sie links und rechts Die Ketten am Altare Der Oberst ganz erschrecklich flucht Rauft sich im Zirn die Haare Das wiederholte sich der Oberst glaubte an das Wunder und befahl die Kapelle zu schonen wahrend die Pfarrkirche niedergebrannt wurde Das geschah im Jahr 1643 ein historisches Ereignis Sind die zweite und dritte Legende atiologische Erzahlungen zu dem nirgends sonst vorkommenden Namen Maria zu den Ketten so ruhrt die Galluslegende von der engen Beziehung Zells zum Benediktinerkloster Gengenbach her von dem aus Zell gegrundet wurde und das wiederum in Verbindung mit der Benediktinerabtei St Gallen stand Die Pfarrkirche der bachaufwarts gelegenen Gemeinde Oberharmersbach ist eine Galluskirche Jedenfalls ist fur den Anfang des 11 Jahrhunderts eine Kirche mit gemauertem Turm und sind fur das 14 Jahrhundert Prozessionen der Oberharmersbacher zu der Kirche bezeugt 1480 liess der Gengenbacher Abt Jakob von Bern Abt seit 1475 3 eine grossere Kirche bauen Nach einem Zeller Magistratsprotokoll von 1697 war die Wallfahrt beruhmt von nah und fern kamen grosse Volksmengen 4 Nachdem schon fruher Kapuziner die Wallfahrt betreut hatten so von 1630 bis 1803 die Monche des Kapuzinerklosters Haslach so erbauten die Kapuziner der Rheinisch Westfalischen Ordensprovinz 1920 neben der Kirche ein eigenes Kloster Sie sind bis heute 2015 hier tatig 5 Fruher gehorte Maria zu den Ketten zu der selbststandigen Gemeinde Unterharmersbach Erst 1975 kam die Kirche mit deren Eingemeindung von Unterharmersbach zur Stadt Zell am Harmersbach 6 Baugeschichte BearbeitenDie heutige Kirche wurde in vier Etappen gebaut Vom Bau von 1480 stammen der Turm der Chor mit seinem Netzgewolbe und der ostliche Teil des Langhauses bis zu der Mauerecke nah der Kanzel 1654 wurden Schaden aus dem Dreissigjahrigen Krieg beseitigt die Kirche war zwar wie die Legende berichtet nicht zerstort worden hatte aber doch gelitten In einer zweiten Etappe wurde um 1700 das Langhaus nach Westen verlangert 1715 wurde der jetzige Hochaltar errichtet 1739 entstanden die Sakristei ostlich des Chors und das daruberliegende Mesnerhaus Man brauchte aber auch mehr Platz fur die Glaubigen Eine weitere dem Platzbedarf entsprechende Verlangerung nach Westen in Langhausbreite hatte ins Gebiet der Stadt damals Freien Reichsstadt Zell gereicht Um Zwistigkeiten bezuglich der Hoheitsrechte vorzubeugen baute man ein westliches Querhaus den Zwerchbau 7 In der vierten Etappe 1910 bis 1911 schliesslich wurde doch nach Westen auf Zeller Boden erweitert und zwar in der Breite des alten Langhauses Das alte Portal wurde dabei in die neue Westfassade eingefugt Im 20 Jahrhundert wurden vier grossere Renovierungen durchgefuhrt die letzte von 1985 bis 1987 nbsp Maria zu den Ketten 1744 nbsp Grundriss um 1900Gebaude BearbeitenDas alte Portal mit einer Figurennische hebt sich durch seinen roten Sandstein vom gelben Sandstein der Fassade von 1910 11 ab Im Osten des Langhauses geben Seiteneingange links und rechts Zutritt Die ehemals gotisch spitzbogigen Fenster des ostlichen Langhauses erhielten bei der Erweiterung von 1700 Rundbogen Im Chor sind die Spitzbogenfenster geblieben aber ohne ihr Masswerk Der Chor schliesst in drei Seiten des Achtecks Er besitzt ein sechsteiliges Rippengewolbe wahrend das Vorchorjoch kreuzrippengewolbt ist Die Rippen ruhen auf achteckigen Konsolen Ausstattung BearbeitenAuf dem Kirchplatz steht in einer Vertiefung zu der funf Stufen hinabfuhren ein Brunnen von 1790 Zuunterst tragen zwei Putten Ketten Daruber steht auf einem mit Voluten und Rocaillen geschmuckten Postament die Maria Immaculata mit dem Jesuskind auf einer Weltkugel Eine weitere Marienstatue von 1710 steht in der Supraporta des Kirchenportals In gelbem Sandstein ist daruber ein grosses Relief der Kronung Mariens angebracht Unter Maria halten zwei Putten eine zerrissene Kette weiter unten stehen die vierzehn Nothelfer nbsp Wallfahrtsbrunnen um 1900 nbsp Wallfahrtsbrunnen 2020 nbsp Supraporta mit Marienstatue nbsp FassadenreliefDeckengemalde Bearbeiten Das Deckengemalde in der Mitte der Kirche zeigt oben auf einer Wolke schwebend und von Engeln verehrt das Gnadenbild anders als heute in barocken Gewandern Darunter geschehen vor der Silhouette von Zell mit einem Turm der Wallfahrtskirche vor der letzten Verlangerung und St Symphorian die Kettenwunder rechts die Heimkehr des Mannes aus Schuttern mit der zerrissenen Kette links die schwedischen Soldaten und der vergebliche Versuch die Kette zu Hufeisen umzuschmieden Die vier Gemalde um das Hauptbild zeigen Mariengeheimnisse die unbefleckte Empfangnis die Geburt Marias die Verkundigung des Herrn und die Aufnahme Marias in den Himmel nbsp Innenraum nbsp Orgelempore nbsp DeckengemaldeChor und Altare Bearbeiten Die historischen Eisenketten hangen links und rechts am Chorbogen Die zwei Ewig Licht Ampeln wurden im 17 Jahrhundert von Augsburger Goldschmieden hergestellt Der Hochaltar von 1715 ist ein barockes Kunstwerk mit gedrehten Saulen sowohl im Hauptgeschoss als auch im Auszug In der Mitte steht uber dem Tabernakel das Gnadenbild eine Madonna aus der Zeit um 1350 Strahlenkranz Krone und Zepter wurden in der Barockzeit hinzugefugt Joseph Dettlinger hat sie in Gold gefasst 8 Die barocken Gewander sind heute entfernt Noch ist Maria auf einem Thron sitzend dargestellt Diese Komposition wurde bald von den stehenden Madonnen abgelost Haltung und die Anordnung des Kleides sind sehr wurdevoll die Figur durchgeistigt und fraulich Anmutig ist das Schleiertuch um das Haupt gelegt und in sanften Falten schwingt das Kleid dem Boden zu aus 9 Im Auszug steht uber dem Gnadenbild Konig David mit Zepter und Harfe links Benedikt von Nursia rechts Benedikts Schwester Scholastika beide mit Abtsstab und an Gengenbach erinnernd Eine klassizistische Vase kront den Aufbau Zahlreiche kleine Engel huldigen Maria Auch auf Durchgangen links und rechts neben dem Hochaltar stehen Engel jeder mit einer Kette dazu Reliquiare Die Seitenaltare ahneln dem Hochaltar besitzen aber glatte Saulen Im Zentrum des linken von 1712 sind die heilige Anna nach apokrypher Uberlieferung die Mutter Marias Maria und ihr Kind als Anna selbdritt dargestellt im Auszug in der Mitte Marias apokrypher Vater Joachim links der Apostel Johannes rechts Augustinus auch als Pirminius deutbar 10 ganz oben Johannes Nepomuk Das Zentrum des rechten Seitenaltars von 1741 bildet ein Relief der Kreuzigung Jesu von Joseph Dettlinger aus dem Jahr 1910 eine ausgezeichnete Bildhauerarbeit 11 Im Auszug stehen uber dem Relief die heilige Helena mit dem der Legende nach von ihr aufgefundenen Kreuz Jesu links der Apostel Andreas mit dem Andreaskreuz rechts Petrus mit dem umgekehrten Kreuz an dem er wieder nach apokrypher Uberlieferung mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde Ganz oben steht der heilige Laurentius als Diakon mit Martyrerpalme und Rost Die Altare im Querhaus tragen Statuen des heiligen Josef und des heiligen Antonius von Padua aus dem 17 Jahrhundert nbsp Linker Seitenaltar Maria in der Freud nbsp Anna selbdritt Linker Seitenaltar nbsp Altarraum nbsp Gnadenbild nbsp Lesepult nbsp Osterkerze nbsp Rechter Seitenaltar Maria im Leid nbsp Kreuzigungs gruppeRechter Seitenaltar nbsp St Josef Altar nbsp St Antonius AltarSonstiges Bearbeiten Uber dem linken Seiteneingang halt der Erzengel Michael Waage und Schwert Ihm gegenuber steht der heilige Franz von Assisi Auf dem Schalldeckel der Rokokokanzel von 1769 tragt Jesus als der Gute Hirt Joh 10 1 21 EU ein Lamm auf der Schulter Westlich der Kanzel steht an der linken Wand eine Figur des Zacharias des Vaters Johannes des Taufers Lk 1 5 25 EU gegenuber an der rechten Wand eine Figur seines Sohnes beide 1900 von Joseph Dettlinger Die Vorderfronten der Beichtstuhle aus dem 18 Jahrhundert sind erhalten Die Kreuzwegstationen sind Gemalde Emil Sutors von 1935 Die altesten Teile der Orgel auf der ruckwartigen Empore stammen von Georg Friedrich Merckel 1691 1766 aus Strassburg einem Konkurrenten Andreas Silbermanns 12 Sie verfugt uber 38 Register auf drei Manualen und Pedal nbsp Kanzel nbsp Erzengel Michael nbsp Franz von Assisi nbsp Zacharias nbsp Johannes der Taufer nbsp Konrad von Parzheim nbsp Thersia vom Kinde JesuGlocken Bearbeiten Im an die nordliche Chorflanke gestellten Kirchturm hangt ein Gelaut von vier Kirchenglocken aus Bronze Drei von ihnen wurden 1980 von der Heidelberger Glockengiesserei als Erganzung einer verbliebenen Glocke der Glockengiesserei Gruninger von 1901 gegossen 13 Glocke Gussjahr Durchmesser Gewicht Schlagton1 1980 1016 mm 638 kg g 62 1980 941 mm 497 kg a 83 1901 c 64 1980 629 mm 162 kg e 7Alle vier Glocken werden auch fur das Schlagwerk der Turmuhr eingesetzt Glocke 1 schlagt jeweils die Anzahl der vollen Stunden die drei anderen sorgen fur den Viertelstundenschlag Zifferblatter der Uhr sind an allen vier Seiten des Turmes angebracht Literatur BearbeitenFranz Disch Chronik der Stadt Zell am Harmersbach Lahr Baden Schauenburg 1937 Adalbert Ehrenfried Die Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten Zell am Harmersbach 11 Auflage Verlag Schnell und Steiner Regensburg 2013 ISBN 978 3 7954 4417 4 Seelsorgeeinheit Zell am Harmersbach Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten Zell Digitalisat Abgerufen am 28 September 2015 Max Wingenroth Unterharmersbach In Die Kunstdenkmaler des Kreises Offenburg Die Kunstdenkmaler des Grossherzogthums Baden Bd 7 Mohr Siebeck Tubingen 1908 S 544 550 Digitalisat Abgerufen am 25 September 2015 Dagmar Zimdars Hrsg Unterharmersbach In Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Baden Wurttemberg II Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 1997 ISBN 3 422 03030 1 S 792 793 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Maria zu den Ketten Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Pfarrei Zell Wallfahrtskirche Broschure der Kapuziner zu Kirche und Wallfahrt PDF Einzelnachweise Bearbeiten Ruth Baitsch Chronik der Stadt Zell a H Zell am Harmersbach 1970 Gunter Haiss Hrsg Aus der Chronik von Zell aH von Sev Schoch Privatdruck 1973 Wingenroth 1908 S 545 Ehrenfried 2013 S 6 Seelsorgeeinheit Zell am Harmersbach Kapuzinerkloster Zell Digitalisat Abgerufen am 2 Oktober 2015 Zell am Harmersbach Unterharmersbach Digitalisat Memento des Originals vom 4 Oktober 2015 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www zell de Abgerufen am 1 Oktober 2015 Disch 1937 S 219 Disch 1937 S 222 Ehrenfried 2013 S 14 Ehrenfried 2013 S 11 Ehrenfried 2013 S 1 Internetseite der Firma Waldkircher Orgelbau Jager amp Brommer Digitalisat Abgerufen am 5 Oktober 2015 Glockeninspektion Erzbistum Freiburg Kath Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten in Zell a H 48 348299 8 071142 Koordinaten 48 20 53 9 N 8 4 16 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maria zu den Ketten amp oldid 239418817