www.wikidata.de-de.nina.az
Mallestigit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfate einschliesslich Selenate Tellurate Chromate Molybdate und Wolframate Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Formel Pb3Sb SO4 AsO4 OH 6 3H2O 3 ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Blei Antimon Sulfat Arsenat mit zusatzlichen Hydroxidionen MallestigitREM Aufnahme von Mallestigitkristallen aus der Mina Casualidad bei Banos de Alhamilla Gemeinde Pechina Andalusien Spanien Sichtfeld 40 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1996 043 1 IMA Symbol Mlg 2 Chemische Formel Pb3Sb SO4 AsO4 OH 6 3H2O 3 Pb3Sb5 OH 6 AsO4 SO4 3H2O 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Sulfate Selenate Tellurate Chromate Molybdate Wolframate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VI D 11 VI D 11 040 7 DF 25 31 07 06 04Ahnliche Minerale Quarz MimetesitKristallographische DatenKristallsystem hexagonalKristallklasse Symbol hexagonal dipyramidal 6 mRaumgruppe P63 m Nr 176 Vorlage Raumgruppe 176Gitterparameter a 8 938 A c 11 098 A 3 Formeleinheiten Z 2 3 Haufige Kristallflachen 101 0 101 1 0001 Physikalische EigenschaftenMohsharte 4Dichte g cm3 4 91 berechnet Spaltbarkeit nicht beobachtetBruch Tenazitat splittrig sprodeFarbe farblos 5 gelblich 4 orange 6 Strichfarbe weissTransparenz durchscheinend bis durchsichtigGlanz DiamantglanzKristalloptikBrechungsindizes nw 1 760ne 1 801Doppelbrechung d 0 041Optischer Charakter einachsig positivMallestigit bildet langprismatische quarzahnliche Kristalle bis zu 5 mm Lange die typischerweise zu divergentstrahligen garben oder facherformigen Aggregaten zusammentreten Das Mineral sitzt zusammen mit Anglesit Brochantit Langit Linarit und Schultenit auf verwittertem erzhaltigem Material aus polymetallischen Buntmetalllagerstatten welches u a Galenit und Tetraedrit enthalt Bei der Alteration dieser Primarerze hat sich der Mallestigit auch gebildet Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Chemismus 4 Kristallstruktur 5 Eigenschaften 5 1 Morphologie 5 2 Physikalische und chemische Eigenschaften 6 Bildung und Fundorte 7 Verwendung 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte Bearbeiten nbsp Der Mallestiger Mittagskogel Bildmitte nach dem der Mallestigit benannt wurdeErstmals berichtete 1996 Manfred Puttner von einem auf den Halden des ehemaligen Erzabbaus von Neufinkenstein Grabanz am Mallestiger Mittagskogel gefundenen neuen Mineral welches ursprunglich fur Fleischerit gehalten wurde 5 Ebenfalls 1996 stellte ein Team osterreichischer Mineralogen mit Isabella Sima Karl Ettinger und Franz Walter von der Karl Franzenz Universitat Graz Brigitte Koppelhuber Bitschnau von der Technischen Universitat Graz und Josef Taucher vom Universalmuseum Joanneum in Graz diese Phase auf der MinPet 96 der Gemeinschaftstagung der Schweizerischen Mineralogischen und Petrographischen Gesellschaft SMPG und der Osterreichischen Mineralogischen Gesellschaft OMG als neues Mineral vor 7 Nach der Einreichung dieser Verbindung bei der IMA erfolgte deren Anerkennung als neues Mineral unter der Nummer IMA 1996 043 noch im selben Jahr Im Jahre 1998 erschien die Erstbeschreibung des Mallestigits als Extended Abstract in den Mitteilungen der Osterreichischen Mineralogischen Gesellschaft Weitere Daten wurden erst Joseph Anthony Mandarino fur seine Kolumne New Minerals im Wissenschaftsmagazin The Canadian Mineralogist durch Franz Walter zur Verfugung gestellt 8 Isabella Sima benannte das Mineral nach seiner Typlokalitat am Mallestiger Mittagskogel als Mallestigit 9 Zum Aufbewahrungsort des Typmaterials des Mallestigits existieren keine Angaben Klassifikation BearbeitenBereits in der mittlerweile veralteten aber noch gebrauchlichen 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Mallestigit zur Mineralklasse der Sulfate Chromate Molybdate Wolframate und dort zur Abteilung der Wasserfreie Sulfate mit fremden Anionen wo er zusammen mit Schaurteit Despujolsit und Fleischerit die Schaurteit Gruppe mit der System Nr VI D 11 bildete Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA verwendete 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Mallestigit ebenfalls in die Abteilung der Sulfate Selenate usw mit zusatzlichen Anionen mit H2O ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Grosse der beteiligten Kationen so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Mit grossen und mittelgrossen Kationen zu finden ist wo es ebenfalls zusammen mit Schaurteit Despujolsit und Fleischerit die Fleischeritgruppe mit der System Nr 7 DF 25 bildet Die im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mallestigit ebenfalls in die Klasse der Sulfate Chromate und Molybdate und dort in die Abteilung der Hydratisierten Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen ein Hier ist er zusammen mit Despujolsit Fleischerit und Schaurteit in der Despujolsitgruppe mit der System Nr 31 07 06 innerhalb der Unterabteilung der Wasserhaltigen Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen mit A B2 2 XO4 Zq x H2O zu finden Chemismus BearbeitenMittelwerte aus 14 Mikrosondenanalysen an Mallestigit vom Mallestiger Mittagskogel ergaben Gehalte von 65 67 PbO2 14 68 Sb2O5 9 71 As2O5 8 64 SO3 und 10 38 H2O berechnet Daraus ergibt sich die empirische Formel Pb3 06Sb0 95 SO4 1 12 AsO4 0 88 S 2 00 OH 5 99 3 01H2O die zu Pb3Sb SO4 AsO4 OH 6 3H2O idealisiert werden kann 7 9 Die empirische Formel stimmt gut mit der aus der Strukturverfeinerung resultierenden kristallchemischen Formel 9 Pb3 6 Sb S0 95As0 05 O4 As0 86S0 14 O4 OH 6 3H2O uberein 9 wobei in den eckigen Klammern die Koordinationszahl der jeweiligen Position in der Kristallstruktur angegeben ist Kristallstruktur BearbeitenMallestigit kristallisiert hexagonal in der Raumgruppe P63 m Raumgruppen Nr 176 Vorlage Raumgruppe 176 mit den Gitterparametern a 8 938 A und c 11 098 A sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 9 3 Das Gerust der Struktur des Mallestigits bilden zwei in Richtung der c Achse 001 ubereinanderliegende Sb OH 6 Oktaeder welche uber Pb2 miteinander verknupft sind Die aus den Bindungslangen Sb O4 OH resultierenden Winkel entsprechen im Mittel idealen Oktaederwinkeln Pb ist in einer unregelmassigen 9 er Koordination von vier O4 OH zwei O2W einem O3 T1 einem O3 T2 und einem O1 T2 umgeben Die Pb Atome liegen mit den H2O Molekulen in einer Ebene und bilden einen sechsgliedrigen Ring S und As weisen eine 4 er Koordination mit O auf und teilen sich eine vierzahlige Punktlage Eine Verfeinerung der Besetzung ergab ein S As Verhaltnis nahe 1 1 welches auch die chemische Analyse betatigte Der Spitzensauerstoff fur As T1 weist keine weitere Bindung zu einem Kation auf und wird uber drei starke Wasserstoffbruckenbindungen O1 T1 O2 W 2 54 A abgesattigt 7 9 Eigenschaften BearbeitenTracht und Habitus von Mallestigit Kristallen nbsp langprismatisch quarzahnlich nbsp langprismatischer Kristall mit Basispinakoid gleiche Farben stellen gleiche Flachenformen dar nbsp szepterformiger Kristall Morphologie Bearbeiten Mallestigit bildet nach 001 langprismatische Kristallchen von bis zu 2 mm Lange und 0 4 mm Dicke die zu 3 mm grossen divergentstrahligen garben oder facherformigen Aggregaten zusammentreten Verbreitet sind ferner auch verfilzte Aggregate sowie Einzelkristalle Mallestigitkristalle aus den antiken Schlacken der Juliushutte bei Astfeld im Nordharz erreichen sogar Langen bis zu 5 mm Trachbestimmende Flachenform ist das hexagonale Prisma 101 0 die Endflachen werden von entweder von der hexagonalen Dipyramide 101 1 allein oder zusammen mit denen des Basispinakoids 0001 gebildet vgl dazu auch die nebenstehenden Kristallzeichnungen Die Pyramiden und Prismenflachen sind mitunter rau meist aber glatt 5 Insgesamt ahnelt die Morphologie der Mallestigitkristalle der von Hochquarz oder von Mimetesit 7 4 Physikalische und chemische Eigenschaften Bearbeiten Mallestigitkristalle sind farblos wasserklar 5 9 oder gelblich 4 bzw orange 6 gefarbt Ihre Strichfarbe ist dagegen immer weiss 10 Die Oberflachen der durchscheinenden bis durchsichtigen Kristalle weisen einen starken diamantartigen Glanz auf was gut mit der sehr hohen Doppelbrechung des Minerals d 0 041 ubereinstimmt An den Kristallen des Mallestigits wurde keine Spaltbarkeit festgestellt Das Mineral bricht aufgrund seiner Sprodigkeit aber ahnlich wie Kainit oder Kernit wobei die Bruchflachen splittrig ausgebildet sind Mallestigit weist eine Vickersharte von VHN10 176 kg mm2 auf was einer Mohsharte von 4 entspricht 10 und gehort damit zu den mittelharten Mineralen die sich ahnlich wie das Referenzmineral Fluorit mit dem Taschenmesser leicht ritzen lassen Gemessene Werte fur die Dichte des Mallestigits existieren nicht die berechnete Dichte fur das Mineral betragt 4 91 g cm 9 8 Bildung und Fundorte BearbeitenMallestigit fand sich erstmals auf Halden eines ehemaligen Cu Pb Zn Bergbaus in engen Kluften eines Kalksteins wo er sich bei der Verwitterung der primaren Erzminerale Galenit und Tetraedrit gebildet hat Blei und Antimon stammen dabei aus der Zersetzung dieser ehemaligen sulfidischer Erzminerale Als Begleitminerale wurden Anglesit Brochantit Langit Linarit und Schultenit identifiziert Als sehr seltene Mineralbildung konnte Mallestigit bisher Stand 2016 nur von funf Fundpunkten beschrieben werden 11 12 Die Typlokalitat des Mallestigits sind die 1 km nordwestlich des Mallestiger Mittagskogels liegenden Halden des ehemaligen Cu Pb Zn Bergbaus Neufinkenstein Grabanz bei Finkenstein Karawanken Karnten Osterreich Koordinaten der Halde am Mallestiger Mittagskogel 46 529166666667 13 873333333333 Zwei weitere Fundorte in Osterreich sind der Gilgenstollen am Westhang des Silberbergs im Revier Geyer Silberberg bei Rattenberg Bergbaubezirk Schwaz Brixlegg im Inntal Tirol und das ehemalige Arsen und Goldbergbaugebiet am Strassegg Pass bei Gasen unweit Birkfeld Steiermark Der weltweit zweite Fundort war das Schlackenvorkommen der Herzog Julius Hutte nordlich des Granestausees bei Astfeld 3 5 km westnordwestlich von Goslar Harz Niedersachsen Deutschland Mit der Deponierung der Schlacken wurde hier bereits um 1270 begonnen die Schmelzhutte wurde 1868 geschlossen In Hohlraumen des Schlackenmaterials fanden sich bis 5 mm lange quarzahnliche Mallestigitkristalle die an einem Ende gelegentlich szepterartige Verdickungen aufweisen wie es auch die nebenstehende Zeichnung zeigt 4 Der dritte Fundpunkt fur Mallestigit ist das alte Cu Ag Bergwerk der Miniera di Monte Avanza bei Forni Avoltri Friaul Julisch Venetien Italien Die hier gefundenen Mallestigitkristalle sind nach 001 gestreckt farblos bis orange gefarbt und bis 2 mm lang und 0 5 mm dick Im Gegensatz zu den Kristallen der Typlokalitat werden die Endflachen meist vom Basispinakoid gebildet 6 Verwendung BearbeitenMallestigit ist aufgrund seiner Seltenheit lediglich fur Mineralsammler interessant Siehe auch BearbeitenSystematik der Minerale Liste der MineraleLiteratur BearbeitenMallestigite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 82 kB abgerufen am 2 Januar 2018 Isabella Sima Mallestigit Pb3Sb SO4 AsO4 OH6 3H2O ein neues Mineral von einer Halde des ehemaligen Cu Pb Zn Bergbaues NW des Mallestiger Mittagskogels in den Westkarawanken Karnten Osterreich In Mitteilungen der Osterreichischen Mineralogischen Gesellschaft Band 143 1998 S 225 227 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mallestigite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mallestigit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 1 April 2022 Mallestigite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 1 April 2022 englisch David Barthelmy Mallestigite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 1 April 2022 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 a b c d Mallestigite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 82 kB abgerufen am 2 Januar 2018 a b c d e Gunter Schnorrer Mallestigit Pb3Sb OH 6 AsO4 SO4 3H2O eine weitere Mineralneubildung in den antiken Schlacken des Harzes ein zweiter Fundort fur diese Verbindung und ein weiterer Beweis fur die Bildung sowohl auf naturlichen als auch auf kunstlichen Schlackenhalden In Der Aufschluss Band 54 2003 S 42 44 a b c d Manfred Puttner Mineralneufunde vom Bergbau Neufinkenstein Grabanz Mallestiger Mittagskogel Westkarawanken Karnten In Der Aufschluss Band 47 1996 S 186 192 a b c Maurizio Giarduz Sylvano Iob Erica Bittarello Marco E Ciriotti Bruno Fassina Mallestigite di Monte Avanza terzo ritrovamento mondiale In Micro Band 143 2015 S 54 63 a b c d Isabella Sima Karl Ettinger Brigitte Koppelhuber Bitschnau Josef Taucher Franz Walter Pb3Sb OH 6 AsO4 SO4 2 3H2O ein neues Mineral isotyp mit Fleischerit In Mitteilungen der Osterreichischen Mineralogischen Gesellschaft Band 141 1996 S 224 225 a b Joseph A Mandarino New Minerals In The Canadian Mineralogist Band 41 2003 S 1314 doi 10 2113 gscanmin 41 5 1309 rruff info PDF 106 kB a b c d e f g Isabella Sima Mallestigit Pb3Sb SO4 AsO4 OH6 3H2O ein neues Mineral von einer Halde des ehemaligen Cu Pb Zn Bergbaues NW des Mallestiger Mittagskogels in den Westkarawanken Karnten Osterreich In Mitteilungen der Osterreichischen Mineralogischen Gesellschaft Band 143 1998 S 225 227 a b Mallestigite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 1 April 2022 englisch Localities for Mallestigite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 1 April 2022 englisch Fundortliste fur Mallestigit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 1 April 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mallestigit amp oldid 231626856