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Die Lukaskirche ist eine evangelische Kirche in Frankfurt am Main im Stadtteil Sachsenhausen LukaskircheGartenstrasse Otto Hahn Platz Frankfurt SachsenhausenDatenOrt Frankfurt am Main HessenBaumeister Carl Friedrich Wilhelm LeonhardtBaujahr 1912 13 neu 1953Hohe 41 mGrundflache ca 400 m Koordinaten 50 6 5 3 N 8 40 35 O 50 101472222222 8 6763888888889 Koordinaten 50 6 5 3 N 8 40 35 OBesonderheitenRiegerorgel 1998 99 Felger Altarrelief 1986 Dreher Richels Glasfenster 1953 56 Gedachtnis an Steinhausen Ausmalung 1913 18 und NS Opfer Georg Kalischer 1938 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Nutzung 2 Baugeschichte 2 1 Errichtung 1912 und Zerstorung 1944 2 2 Wiederaufbau 1953 2 3 Umbau 1980 2 4 Sanierung 2001 07 3 Baudekoration Glocken Orgel und Kunstwerke 3 1 Baudekoration 3 2 Die dritte Glockengarnitur 3 3 Die dritte Orgel Fa Rieger Bregenz 3 4 Kalischer Bleiglasfenster 3 5 Glasfenster 1953 56 3 6 Altarrelief 1986 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage und Nutzung BearbeitenDie Frankfurter Lukaskirche Gartenstrasse 67 wird von der Evangelischen Maria Magdalena Gemeinde genutzt die zur Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau gehort Der Kirchenraum im 1 Obergeschoss ist taglich von 9 00 bis 17 00 Uhr geoffnet im Erdgeschoss befinden sich Gemeinderaume Der Kirche ist eine Kindertagesstatte angegliedert Das Kirchenareal ist mit den Strassenbahnlinien 15 und 16 Otto Hahn Platz fruher Holbeinplatz sowie den U Bahnen 1 2 3 Schweizer Platz erreichbar Baugeschichte BearbeitenErrichtung 1912 und Zerstorung 1944 Bearbeiten nbsp Steinhausenbilder 1913 18 bis 1944 nbsp Ausschnitt aus Wilhelm Steinhausen Der Bose Schacher Wandbild von 1913 Sudostwand s Bild oben Langsformat rechts nbsp Grundriss 1912 bis 1944 nbsp Relief aus Muschelkalk am Westportal mit Jugendstil typischen flachigen floralen MotivenIm Zuge der Erweiterung der Stadt Frankfurt Anfang des 20 Jhd s entstand 1903 mit dem neu erschlossenen begehrten Wohngebiet eine neue wohlhabende Kirchengemeinde unter Leitung von Professor Dr med D theol Moritz Schmidt Metzler und Senior Karl Teichmann 3 Januar 1837 11 August 1906 die den Neubau einer Kirche vorantrieben ihn aber beide nicht mehr erlebten 1906 holte Schmidt Metzler den Elberfelder Pfarrer Wilhelm Busch in die Lukasgemeinde die unter dessen charismatischer Fuhrung schnell wuchs Nach anderthalb Jahren Bauzeit wurde die Lukaskirche am 12 Oktober 1913 von Pfarrer Busch eingeweiht 1 im Beisein von Mathilde Friederike Schmidt Metzler deren Bruder Carl und Albert von Metzler Kirchengeratschaften stifteten Der Planentwurf einer Kirche im Jugendstil mit rechteckigem Grundriss stammte vom jungen Frankfurter Architekten Carl Friedrich Wilhelm Leonhardt 24 August 1881 16 Mai 1918 der sich in der Ausschreibung der Stadtsynode gegen 64 andere Entwurfe worunter auch der von der Kirchengemeinde favorisierte Zentralbau Entwurf zahlte durchsetze Fur den Innenraum 970 Sitzplatze 12 m Hohe 17 50 m Breite 22 m Lange stiftete die Frankfurter Mazenin Rose Livingston die teuerste Ausmalung einer protestantischen Kirche im 20 Jahrhundert Die Innenwande der Lukaskirche waren von 1913 18 bis 1944 nahezu vollstandig mit 21 meist grossformatigen Gemalden des Kunstlers Wilhelm Steinhausen geschmuckt Dies fuhrte zu ihrem Denkmalschutz und trug der Kirche den Beinamen Frankfurter Bilderkersch ein Da der Apostel Lukas sowohl als Schutzpatron der Maler gilt als auch Arzt gewesen sein soll und die Frankfurter Uni Klinik im Gemeindegebiet liegt passte die Namenswahl der Kirche trefflich Die Glasfenster schufen 1913 die Frankfurter Glasmaler Rudolf und Otto Linnemann Die elektro pneumatische Walcker Orgel war ausgerustet mit 65 klingenden Registern und einem Fernwerk das den Klang uber die Holzdecke von der Ost zur Westwand trug Die damals grosste Frankfurter Orgel ubte einen besonderen Reiz auf Albert Schweitzer aus der dort ofter spielte und im Sommer 1928 ein Konzert gab Vier der funf nach 1922 aus Spenden wieder beschafften Bronzeglocken wurden 1942 konfisziert und wie bereits im Ersten Weltkrieg zu Kriegszwecken eingeschmolzen Im Zweiten Weltkrieg am 22 Marz 1944 wurde die Kirche bei den Luftangriffen auf Frankfurt am Main durch Brandbomben weitgehend zerstort In Bezug auf den Schutz der 20 Steinhausenschen Olgemalde wurde bereits 1939 unter der erforderlichen Mitwirkung der Stadtischen Galerie beschlossen und dann fortgesetzt bestatigt sie samtlich in der Kirche zu belassen womit ihre Vernichtung im Kriegsfall vorbestimmt war Sowohl Stifterin als auch Maler wurden obwohl Christen in der NS Rassenideologie als Juden klassifiziert womit die Ausmalung als nicht schutzenswert einzustufen war Wiederaufbau 1953 Bearbeiten Sieben Jahre lang war die Kirche eine Ruine in deren Mauern ab 1948 eine Notkirche genutzt werden konnte In veranderter Raum Aufteilung wurde sie 1951 53 wieder aufgebaut und 1953 am Tag des Apostels Lukas dem 18 Oktober neu eingeweiht Die im Krieg eingeschmolzenen Glocken wurden durch vier neue gefertigt in Gussstahl ersetzt die mit der verbliebenen Bronzeglocke auf das Lautewerk der benachbarten St Bonifatiuskirche klanglich abgestimmt sind Das alte mechanische Uhrwerk noch vorhanden aber ausser Betrieb wurde motorisiert Im Erdgeschoss wurden Gemeinderaume im 1 OG der 10 m hohe Kirchsaal eingerichtet Dort kamen vier Glasmosaikfenster auf der Sudwand hinzu gefertigt 1953 56 von der Fa Derix 1953 Derix Kaiserswerth 1956 Derix Wiesbaden nach Entwurfen von Gisela Dreher Richels zwei aus 1953 und Gerhard Dreher alle vier Fenster Die neue zweite Orgel wurde nicht wieder auf der Ost sondern auf der Westempore platziert Der Ostchorraum wurde mit einer Werktagskapelle versehen Umbau 1980 Bearbeiten nbsp Altarraum Lukaskirche mit Altarrelief von Andreas Felger 1986Im Zuge okumenischer Kontakte entschied sich die Gemeinde sonntaglich Abendmahl zu feiern und dafur die Kirche um die bislang durch eine Wand von ihr getrennte Kapelle zu erweitern Der dadurch entstandene geraumige Altarraum wurde 1980 eingeweiht und von Andreas Felger 1983 86 neu eingerichtet Sanierung 2001 07 Bearbeiten Nachdem in der Kirche 2001 zunachst ein Stabparkettboden verlegt werden konnte musste die Innensanierung bis 2006 warten und erfolgte im Zuge der Sanierung der Gemeinderaume im EG Die neuen Wand Decken und Holzfarben wurden aus den Glasfenstern die Saulenfarben aus dem Altarrelief abgeleitet Damit wurde auch die ursprungliche Konzeption Wilhelm Steinhausens erinnert Rot und Blautone als Symbole fur Gnade und Busse die Glasfenster zeigten deswegen die darin erzahlte Umkehr Geschichte auf der Buss Sudseite Baudekoration Glocken Orgel und Kunstwerke BearbeitenBaudekoration Bearbeiten Vom Kirchenbrand 1944 ist die Baudekoration aus 1912 13 weitgehend verschont geblieben die Portal Allegorien Glaube und Liebe gestaltet von Georg Eck der zwei der vier monumentalen Evangelistenfiguren auf dem Turm gefertigt hat die anderen beiden stammen von Peter Bauer sowie die Jugendstil Evangelistensymbole auf den vier Flugeln der Aussenturen Die dritte Glockengarnitur Bearbeiten Zweimal wurden Glocken der Lukaskirche gegossen von der Fa Rincker in Sinn fur Kriegszwecke eingeschmolzen und jeweils in Friedenszeiten durch neue ersetzt wobei jeweils eine Glocke der Gemeinde verblieb Die Glocken im Turm der Lukaskirche Name Ton Umschrift GewichtAuferstehungsglocke c Ich bin die Auferstehung und das Leben Joh 11 25 EU 1 870 kgFriedensglocke d Er ist unser Friede Eph 2 14 EU 1 280 kgPfarrer Wilhelm Busch Glocke f Gedenket Eurer Lehrer Hebr 13 7 EU 750 kgNeue Konfirmandenglocke g Siehe ich verkundige Euch grosse Freude Lk 2 10 EU 520 kgKonfirmandenglocke 1922 a Die dritte Orgel Fa Rieger Bregenz Bearbeiten nbsp Innenraum mit Rieger Orgel 1998 99Die ersten beiden Orgeln der Lukaskirche 1912 und 1953 wurden von der Fa Walcker gefertigt Nachdem die der Reihe nach zweite Orgel bereits nach 45 Jahren ausgedient hatte Materialverschleiss wurde 1998 99 von der Fa Rieger die inzwischen dritte Orgel ausgestattet mit 24 Registern verteilt auf zwei Manuale Haupt und Schwellwerk und ein Pedal II 24 eingebaut Diesmal konnte grossen Wert auf langlebige Materialien hochwertiges Handwerk und einen ansehnlichen Prospekt gelegt werden dessen Larchen und Kirschholz mit den Farben der Glasfenster harmoniert Die Orgel ist bis auf das elektrische Geblase vollstandig mechanisch angelegt und gilt als Musterbeispiel modernen Orgelbaus 2 I Hauptwerk C g31 Bourdon 16 2 Principal 8 3 Gedackt 8 4 Flute harmonique 8 5 Octave 4 6 Blockflote 4 7 Superoctave 2 8 Mixtur IV 1 1 3 9 Trompete 8 II Schwellwerk C g310 Holzgedackt 8 11 Salicional 8 12 Schwebung 8 13 Prestant 4 14 Rohrflote 4 15 Nazard 2 2 3 16 Flote 2 17 Tierce 1 3 5 18 Larigot 1 1 3 19 Oboe 8 Tremulant Pedal C f120 Subbass 16 21 Principal 8 22 Gemshorn 8 23 Choralbass 4 24 Fagott 16 Koppeln II I I P II P Kalischer Bleiglasfenster Bearbeiten nbsp Gotisches Bleiglasfenster Der Apostel Johannes Kalischer Stiftung Dr Georg Kalischer 5 Juni 1873 in Berlin 1 Dezember 1938 starb an den Folgen der Haft im KZ Buchenwald und wurde unter strenger Geheimhaltung jedoch unter Mitwirkung von Pfarrer Otto Haas auf dem Frankfurter Sudfriedhof beerdigt Aus Dankbarkeit dafur schenkte ihm die Ehefrau Marie Kalischer geb Krause ein gotisches Fensterbild den Apostel Johannes darstellend das 1953 mit einer Widmung versehen restauriert und in das Fenster der Sakristei eingebaut wurde Fa Derix Der Name Kalischer leitet sich einer Version folgend von lateinisch calix ab zu Deutsch Kelch der auf dem Bild zu sehen ist Kalischer war von 1921 bis 1934 Direktor im I G Farben Konzern 3 und wurde im Zuge der seit 1933 betriebenen Arierpolitik vorzeitig pensioniert Im Verlauf der Novemberpogrome 1938 wurde er verhaftet und ins KZ Buchenwald transportiert Am 27 November 1938 aus der Haft entlassen erlag er den im KZ Buchenwald erlittenen Misshandlungen und starb drei Tage nach seiner Ruckkehr Die Trauerfeier am 5 Dezember 1938 fand unter Aufsicht der Gestapo statt Weder die Bekanntgabe der Feier noch die Anteilnahme der Firma der Kirchengemeinde und anderer Trauergaste war gestattet worden Das Fenster ist eine Form stellvertretenden Gedenkens fur Christen judischer Abstammung die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt wurden und deren Schicksale noch weitgehend unerforscht sind 4 Glasfenster 1953 56 Bearbeiten Anstelle der zerstorten Ausmalung wurden die Fenster der Sudwand mit Motiven versehen die die Geschichte vom sog Verlorenen Sohn Lk 15 11 32 EU bebildern Die Entwurfe stammen von Gisela Dreher Richels und Gerhard Dreher nbsp Lk 15 11 13 EU nbsp Lk 15 13 14 EU nbsp Lk 15 15 19 EU nbsp Lk 15 20 28 EUDie Verse Lk 15 29 32 EU die zur Geschichte mit dazu gehoren wurden in die Fenster nicht aufgenommen Altarrelief 1986 Bearbeiten Andreas Felger entwarf ab 1983 Altar Kanzel Taufbeckenstander Antependien Osterkerzenstander 2010 und fur die Ostwand im Altarraum ein Wand Holzrelief das er 1986 fertigstellte Das Relief illustriert durch die Verwendung von Symbolen bedeutende Feste der Christenheit die sich auch auf Berichte des Lukas zuruckfuhren Das Christfest Lk 2 12 EU Krippe Karfreitag Lk 23 33 EU Kreuz Ostern Lk 24 EU Farben Weiss und Gold sowie Christi Himmelfahrt Lk 24 50 51 EU Berg wobei die lokale Geschichte mit einbezogen wird die Vergangenheit unter der Herrschaft der Nationalsozialisten die Verstricktheit in Aberglaube und Alkoholismus Sachsenhausen als Stadtteil Frankfurter Brauereien sowie die Hoffnung der Abendmahlsgemeinschaft die sich auf Offb 22 13 17 EU besinnt und deren Anfange Lukas in seiner Apostelgeschichte schildert Pfingsten Literatur BearbeitenVolker Mahnkopp Wilhelm Steinhausen Ein Landschaftsmaler auf Abwegen Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 8364 2296 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lukaskirche Frankfurt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Maria Magdalena Gemeinde nbsp Gelaut im Turm der LukaskircheEinzelnachweise Bearbeiten Frankfurter Neue Presse 2 November 2014 Wie die Lukaskirche entstand Memento vom 28 Dezember 2017 im Internet Archive Informationen zur Rieger Orgel auf der Website der Pfarrgemeinde Memento vom 3 Januar 2014 im Internet Archive gesehen 20 Marz 2011 Richard Fleischhauer Art Kalischer Georg Neue deutsche Biographie Bd 11 Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 60 Doris Stickler Kein Raum fur rassejudische Christen Evangelisches Frankfurt 33 2009 Nr 1 S 5 Normdaten Geografikum GND 7680020 9 lobid OGND AKS VIAF 244782023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lukaskirche Frankfurt am Main amp oldid 222158149