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Georg Kalischer 5 Juni 1873 in Berlin 1 Dezember 1938 in Frankfurt am Main war ein deutscher Chemiker und Manager in der Chemischen Industrie Georg Kalischer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Schriften 3 Besonderheiten 4 Literatur 5 Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeorg Kalischer war Sohn der Eheleute Adolf Kalischer 1833 1893 1 und Clara Kalischer geb Franck 1833 nach 1921 2 Seine Geschwister waren Otto Kalischer 23 April 1869 14 August 1942 3 der in Berlin Neurologe und Privatdozent wurde und Else nach 1873 vor 1956 spater verheiratete Beer 4 Georg Kalischer besuchte das Gymnasium zum Grauen Kloster und studierte nach seinem Abitur 1891 acht Semester Chemie an der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg und in den renommierten Laboratorien von Victor Meyer in Heidelberg sowie von Hans Heinrich Landolt und Emil Fischer in Berlin In Fischers Labor entstand unter Begleitung durch Siegmund Gabriel Kalischers Dissertation Nach seiner Promotion und kurzen Studien Aufenthalten in chemischen Farbereilabors Griesheim Berlin Mulhausen nahm er 1897 eine Stelle bei den Farbwerken Leopold Cassella amp Co in Fechenheim an und stieg dort bis in die Unternehmungsleitung auf Georg Kalischer heiratete 1909 Marie Krause 1 August 1880 in Kiel 6 Mai 1964 in Frankfurt am Main eine Tochter von Friedrich Wilhelm Krause und Karoline Krause geb Svensdotter Die Ehe blieb kinderlos Die Eheleute Kalischer wohnten 1912 1924 in Fechenheim und bezogen 1925 als Folge der Karriere von Georg Kalischer ihre neu erbaute Stadtvilla an der Bocklinstrasse in Frankfurt Sachsenhausen Im Ersten Weltkrieg arbeitete Kalischer in Berlin 1919 kam er als Prokurist zu Cassella zuruck wurde am 1 Januar 1921 wissenschaftlicher Direktor und leitete seitdem das ab 1925 zur I G Farben gehorige Unternehmen 1928 1930 gemeinsam mit Richard Herz ab 1931 alleine Kalischer verliess nach 35 Jahren das Frankfurter Werk mit der Zusage dass die von seinen Patenten herruhrenden Provisionen im Falle seines Todes seiner Witwe monatlich weitergezahlt werden Zum 8 August 1932 wurde er Leiter des Hauptlabors der I G Farben in Leverkusen Seit November 1932 war Kalischer im Besitz eines Ehegatten Reisepasses der jedoch nur sein Bild und seine Daten enthielt Kalischer geriet offenbar in den Strudel 5 der Rassenideologie des Nationalsozialismus den das Unternehmen durch die Finanzierung des NSDAP Wahlkampfs forderte Kalischer Nachfahre judischer Grosseltern wurde 1934 pensioniert 6 Mit der Abwicklung der Betriebsrente befasste sich die Frankfurter Abteilung der I G Farben von Otto von Schultzendorff 1882 1953 und unterlief die ubliche Regelung wonach die Verwaltung am Standort zum Zeitpunkt der Pensionierung zustandig war Der damalige Personalchef in Frankfurt war durch eine Abstammungsurkunde ausgestellt am 11 November 1921 uber die rein judische Herkunft Kalischers informiert Marie Kalischer berief sich auch nach 1945 bis zum Tode von Schultzendorffs darauf uber die Modalitaten der betrieblichen Rente sei Stillschweigen vereinbart und Auskunfte dazu verweigert worden womit sie ihn der selbst einen judischen Grosselternteil hatte was nicht bekannt wurde und andere Begunstigte schutzte nbsp Kalischer MahnmalIm Februar 1935 wurde die Ehe als Gutergemeinschaft eingerichtet Kalischer stellte pensioniert einen Ausreiseantrag der jedoch abgelehnt wurde Im Verlaufe der Novemberpogrome 1938 in Frankfurt wurde Kalischer mit etwa 2 200 als Juden klassifizierten Personen zunachst in die Festhalle auf dem Messegelande verbracht dann mit Lastwagen zum Sudbahnhof und von dort per Zug ins KZ Buchenwald transportiert Die uberlebenden Gefangenen wurden zur Ausreise genotigt und nachdem am 21 November 1938 eine Judenvermogensabgabe eingefuhrt worden war die es erlaubte Juden den Schaden der zerstorten Synagogen in Rechnung zu stellen nach Frankfurt zuruckgebracht Kalischer erlag jedoch infolge der grausamen Haftbedingungen wenige Tage nach seiner Ruckkehr aus dem KZ Buchenwald einer Lungenentzundung Die nichtoffentliche Trauerfeier vor der Feuerbestattung erfolgte am 5 Dezember 1938 auf dem Frankfurter Sudfriedhof 7 nur im Beisein der Gestapo jedoch unter Mitwirkung des entsprechend der Konfession Kalischers 8 evangelischen Gemeindepfarrers Otto Haas Werk Bearbeiten nbsp Historisches Gebaude der Cassella in Frankfurt FechenheimKalischer erwarb etwa 100 deutsche und 64 US amerikanische Patente auf dem Gebiet der Farben Herstellung Er forschte als erster Industriechemiker und erfolgreich bei Cassella uber Kupenfarbstoffe erfand zahlreiche industriell gefertigte Farbstoffe und forderte zumal als Vorsitzender einschlagiger Kommissionen die Erforschung von Textilhilfsmitteln und Effektfaden Kalischer gelang es 1897 als erstem Forscher ein direkt farbendes Schwefelschwarz aufzufinden 9 Er brachte sein Wissen auch interdisziplinar im Bereich der Hirnforschung ein Kalischer wurde 1932 ins 25 kopfige Kuratorium des Kaiser Wilhelm Instituts fur Hirnforschung berufen um die industrielle Forschung im Bereich Farben Chemie zu vertreten 10 Schriften Bearbeiten Zur Kenntnis der Isonitrosoketone eine Darstellungsweise des Diamidoacetons Dissertation 1895 Zur Constitution der Isonitrosoketone In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 28 Jahrgang 1895 S 1513 1519 Eine Darstellungsweise des Diamidoacetons In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 28 Jahrgang 1895 S 1519 1522 mit Fritz Mayer Uber die Einwirkung von o Chlor benzaldehyd auf 1 Amino anthrachinon In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 49 Jahrgang 1916 S 1994 2000 Besonderheiten Bearbeiten nbsp Apostel Johannes darunter Widmungstext In Erinnerung an Georg Kalischer in Dankbarkeit fur Pfarrer Haas Marie Kalischer 180k1953 180k bedeutet 1 August 1880 Krause nbsp Stolperstein fur Georg KalischerMarie Kalischer geb Krause stiftete zum Andenken an das Schicksal ihres Ehemanns 1953 ein umgearbeitetes gotisches Fenster aus Familienbesitz Wertangabe 1938 zusammen mit drei Gemalden 7 000 RM das in der Sakristei der Frankfurter Lukaskirche eingebaut wurde 1956 testamentarisch die Georg und Marie Kalischer Stiftung die unter anderem mit je 100 000 DM begunstigte mit Wirkung zum 8 November 1965 Das Sophienheim der Franz Anton Gering Stiftung in Frankfurt am Main Bottgerstrasse 26 zur Unterstutzung von alleinstehenden bedurftigen Bewohnerinnen 11 die Alsterdorfer Anstalten 12 in Hamburg das Kinderheim Simonshaus der Zentralen Fursorge in Kelkheim Taunus Marie Kalischer brachte in die Stiftungen zum einen den Erlos ihres Hausverkaufs ein 1956 zum anderen ihr gesamtes Vermogen in Aktien das in Ostberlin fur sie bis dahin nicht zuganglich war zum dritten eine gewisse Entschadigung die sie allerdings erst obwohl seit 1948 prozessierend 1961 im Alter von 81 Jahren erhielt Grundlage fur die Verfahren war der Umstand dass sie als Witwe 1938 1939 zur Judenvermogensabgabe veranlagt 1939 eine Devisenabgabe zu entrichten hatte 1938 20 des Vermogens ihres Mannes 1939 weitere 5 in Ermangelung liquider Mittel und zu ihrem Unterhalt die Villa vermieten das Inventar veraussern und fur vier Jahre in eine Pension am Brentano Platz umziehen musste Am 3 Juni 2011 wurde vor dem Wohn und Sterbehaus Kalischers Bocklinstrasse 14 ein Stolperstein durch den Kunstler Gunter Demnig verlegt Aufgrund einer Privatinitiative wird das Grab seit 2013 erhalten Am 11 Juni 2017 erfolgte die Einweihung des Kalischer Mahnmals das an die Eheleute und an die Opfer des Novemberpogroms in Frankfurt am Main erinnert Literatur BearbeitenOtto Bayer Georg Kalischer 1873 1938 In Chemische Berichte 89 Jahrgang 1956 Nr 12 S 43 58 doi 10 1002 cber 19560891241 Kalischer fuhrte Bayer 1934 ins Werk Leverkusen ein Bayer recherchierte seinen Beitrag 1952 1953 ware Kalischer 80 Jahre alt geworden Richard Fleischhauer Kalischer Georg In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 60 Digitalisat Paul Kalisch Zur Geschichte der Familie Kremnitzer Kalischer Kalisch In Arthur Czellitzer Hrsg Judische Familien Forschung 1934 Band 4 Nr 35 37 S 713 723 Paul Kalisch Nachtrag zu Die Familie Kalischer In Arthur Czellitzer Hrsg Judische Familienforschung S 737 740 Doris Stickler Kein Raum fur rassejudische Christen In Evangelisches Frankfurt 33 Jahrgang 2009 Nr 1 S 5 Doris Stickler Verbannt aus der Gemeinde Ohne Schutz und Unterstutzung Das Schicksal der Christen judischer Herkunft in der NS Zeit In Evangelische Sonntagszeitung vom 29 Marz 2009 S 14 f Quellen BearbeitenHauptstaatsarchiv Wiesbaden Signaturen in Klammern Akte des Finanzamts Frankfurt Aussenbezirk zur Festsetzung und Entrichtung der sog Judenvermogensabgabe Laufzeit 1938 1939 36 Blatt Abt 677 Nr 117 Devisenakte Frankfurt 1939 5 Blatt Abt 519 3 Nr 3018 Entschadigungsakte Regierungsprasidium Wiesbaden 1950 1965 158 Blatt Abt 518 Pak 2523 Nr 1 Zwei Ruckerstattungsakten Regierungsprasidium Wiesbaden 1948 1960 67 Blatt Abt 519 A Nr Ffm 49 und Abt 519 N Nr 14510 Prozessakte der Wiedergutmachungskammer des Landgerichts Frankfurt a M Landgericht Frankfurt 1949 1950 7 Blatt Abt Z 460 Nr F 79 Bayer Business Services Werksarchiv Sign in Klammern Bestand Otto Bayer Material fur den Nekrolog Georg Kalischer Ubersicht Lebensdaten und Reisepass Georg Kalischer 312 104 001 Kalischer Georg Akte Vertragspension 271 2 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georg Kalischer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bericht Deportationen aus Frankfurt 1938 Auf der Seite ist unten weitere Beitrage zu verwandten Themen zu offnen und Deportation nach Buchenwald anzuklicken Kalischer Mahnmal auf dem Frankfurter Sudfriedhof Einweihung am 11 Juni 2017 auf der Grabstatte der Eheleute Georg und Marie Kalischer Einzelnachweise Bearbeiten Julius Leopold Pagel Hrsg Biographisches Lexikon hervorragender Arzte des neunzehnten Jahrhunderts Berlin u a 1901 S 836 837 Sie zog nach dem Tod ihres Ehemanns zunachst zu ihrem Sohn Otto in das Haus Mauerstrasse 78 Kalischer C geb Franck In Neues Adressbuch fur Berlin und seine Vororte 1896 Namensverzeichnis S 477 oben mittlere Spalte und dann als dieser Praxis und Wohnung ins Haus Schutzenstrasse 73 74 verlegte ins Haus Prager Strasse 20 Die Angaben stammen aus dem Gedenkbuch der NS Opfer Das Gedenkbuch vermerkt Berlin Freitod Kalisch Nachtrag S 738 In dieser Genealogie taucht nur der Name einer Tochter von Else geb Kalischer auf die Angabe Else Beer geb Kalischer ist dem Testament von Marie Kalischer geb Krause vom 27 Juli 1956 entnommen Die Familien Kalischer und Kalisch fuhren sich auf eine gemeinsame Wurzel zuruck s Kalisch Zur Geschichte Bayer Kalischer S 45 bestreitet dies s Diskussion Im Werk Leverkusen wird der 31 Dezember im Cassella Werk der 31 Marz 1934 als Austrittsdatum gefuhrt Gewann A 1059 c Die Erhaltung der Grabstatte Ende der Liegezeit 12 Dezember 2013 als Ehrengrab wurde im Oktober 2013 vom zustandigen Friedhofsamt genehmigt Kalischers Heiratsurkunde vom 6 August 1909 Standesamt in Frankfurt am Main verzeichnet franzosisch reformierter Religion die Ehefrau Marie war evangelisch lutherischen Glaubens Kalischer hat wahrend seines Chemiestudiums 1891 in Heidelberg die dortige reformierte Theologie kennengelernt Die Taufe datiert ins Jahr 1895 Bayer Kalischer S 45 Kalischers I G Farben Kollege Direktor Louis Benda vgl Louis Benda im fuerthwiki Leiter der pharmazeutischen Abteilung Waldemar Kramer Hrsg Frankfurt Chronik 2 Auflage Frankfurt am Main 1977 S 377 vertrat den Bereich Serologie Hans Walter Schmuhl Hirnforschung und Krankenmord Das Kaiser Wilhelm Institut fur Hirnforschung 1937 1945 Berlin 2000 S 30f PDF Im Zuge der Umorganisation durch den NS Apparat 1935 wurden beide Wissenschaftler aus dem Kuratorium entlassen Das Metier Hirnforschung war die Domane des alteren Bruders Otto Kalischer der als Neurologe dozierte und in Berlin praktizierte weswegen dessen Einfluss auf die Berufung von Georg Kalischer vermutet werden darf Institut fur Stadtgeschichte Frankfurt am Main Magistratsakte Sign 9518 Stiftung und Stifterin wurden ins Goldene Buch der Stadt Frankfurt Stiftungen eingetragen Geschichte Die Anstalt 1946 1979 In alsterdorf de Abgerufen am 9 August 2017 Normdaten Person GND 116031980 lobid OGND AKS VIAF 69671305 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kalischer GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher Chemiker und Manager in der Chemischen IndustrieGEBURTSDATUM 5 Juni 1873GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 1 Dezember 1938STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Kalischer amp oldid 226153747