www.wikidata.de-de.nina.az
Ludolf von Munchhausen 28 April 1570 in Apelern 21 September 1640 in Hessisch Oldendorf war Gutsbesitzer und Privatgelehrter er stellte eine der grossten Bibliotheken seiner Zeit zusammen Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Ausbildung und Reisen 3 Gutsbesitzer 4 Bibliothek 5 Geistiger Austausch 6 Ehe und Nachkommen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenLudolfs Vater war Borries von Munchhausen 1515 1583 aus der weissen Linie des bekannten niedersachsischen Adelsgeschlechts Munchhausen dieser hatte als Rittmeister im Dienst seines entfernten Vetters des Soldnerfuhrers Hilmar von Munchhausen bei gemeinsamen Feldzugen gut verdient und sich 1560 das Wasserschloss Apelern erbaut dessen Landereien schon seit 1377 in der Familie waren Er war verheiratet mit Heilwig Buschen 1537 1599 die 1565 von ihrem Vater Nikolaus von dem Bussche Claus Buschen die Guter Hessisch Oldendorf und Remeringhausen erbte Ab 1569 war Borries auch Drost und Pfandherr auf dem landesfurstlichen Schloss Lauenau wo er zudem 1580 von einem Vetter den Munchhausen schen Burgmannshof erwarb Ausbildung und Reisen BearbeitenMunchhausen erhielt ab 1577 eine humanistische Ausbildung im Kanonikerstift Mollenbeck und ab 1582 am Hof zu Stadthagen gemeinsam mit seinem fast gleichaltrigen Landesherrn dem Grafen Ernst von Schaumburg Ab 1584 besuchte er das Katharineum Braunschweig wo Martin Chemnitz lehrte 1586 88 studierte er in Basel wo er bei dem Ethiker Samuel Grynaus 1539 1599 zur Kost ging 1587 zog er fur ein halbes Jahr nach Strassburg wo er Johannes Sturm horte und 1588 89 nach Genf zu Francois Hotman mit einem Abstecher nach Lyon Bevor er sich ganz der Verwaltung seiner Guter widmete unternahm er 1590 1591 eine spathumanistische Bildungsreise 1 in die Niederlande wo er kurze Zeit Hofjunker bei Graf Peter Ernst I von Mansfeld dem Feldmarschall der spanischen Armeen in den Niederlanden war dann weiter nach England Irland Schottland wo er Zutritt zum Hof Jakobs VI erlangte Norwegen Schweden und Danemark wo er das Laboratorium des Astronomen Tycho Brahe besichtigte 1592 1593 bereiste er Osterreich Ungarn Bohmen wo er sich in Prag angeregt durch Georg Am Wald in alchemistischen Kunsten probierte sowie Polen 1598 dann Italien Seine Eindrucke notierte er in umfangreichen Reisetagebuchern Er hinterliess auch Aufzeichnungen uber die Familie in der sogenannten Remeringhauser Chronik sowie Wirtschaftsbucher Gutsbesitzer Bearbeiten nbsp Munchhausenhof in Hessisch OldendorfBei der Erbteilung mit seinen Brudern Claus auf Apelern und Otto auf Schloss Schwedesdorf in Lauenau fielen ihm 1594 der Munchhausenhof in Hessisch Oldendorf mit dem dort bereits von seiner Mutter errichteten Schloss sowie ein verpachteter Meierhof in Remeringhausen zu den er durch Bauernlegen 1599 in ein vom Landesherrn zunachst nicht anerkanntes Rittergut umwandelte Dort liess er ein Schloss im Stil der Weserrenaissance erbauen von dem heute noch ein Nebengebaude steht Von 1602 bis 1634 war er Schatzverordneter und Mitglied der landstandischen Beschwerdekommission Gegen die absolutistischen Bestrebungen des Grafen Ernst pochte er stets auf die uberkommenen standischen Rechte des Landadels Bibliothek BearbeitenLudolf von Munchhausens Nachruhm hat seine Ursache jedoch vor allem in seiner bedeutenden Bibliothek der vielleicht grossten im Reich der Umfang wird auf 13 14 000 Bande geschatzt 2 Damit durfte sie die Bibliotheken Herzog Albrechts V von Bayern ca 11 000 Bande des Wiener Hofs ca 9 200 Volumina Heinrich Rantzaus 6 300 Joachim I von Alvenslebens 4 700 sowie Johannes Sambucus 2 618 und die Bibliotheca Corviniana 2 2 500 Nummern ubertroffen haben Bei der Wieden schatzt die Sammelbereiche wie folgt ein 40 Theologica 12 Juridica 11 Historica 6 Medicinalia 31 Sonstiges Was fehlte war die romanische Unterhaltungsliteratur 3 64 der Titel waren auf Lateinisch verfasst Ferner gehorten zahlreiche wichtige Handschriften dazu Nach der Grundung der Universitat Rinteln 1619 ersetzte die Bibliotheca Munchhausiana zum Teil die fehlende Universitatsbibliothek Die Bibliothek wurde 1665 von Ludolfs Erben uber den Buchhandler Peter Kohler in Bremen Stuck fur Stuck verkauft den handschriftlichen Katalog vertrauten sie Adam Olearius in Gottorf an er ist heute nicht mehr aufzufinden Die Bucher sind heute weit verstreut einzelne Exemplare bewahren Bibliotheken und Archive in Berlin Bremen Buckeburg Celle Hamburg Hannover Jena Kopenhagen Luneburg Magdeburg Munster und Wolfenbuttel Der Besitzeintrag lautet meist LVDOLFF VON MVNCHAUSEN das Supralibros LVM nebst Jahreszahl des Erwerbs Geistiger Austausch BearbeitenEnge Beziehungen der Familie bestanden zu dem Theologen Konrad Schlusselburg dem Ludolfs Grossmutter Mette von Busche geb von Holle einst das Studium ermoglicht und ihn auch sonst protegiert hatte ebenso wie ihr Bruder Georg von Holle Schlusselburg traute Ludolfs Bruder und widmete Ludolf und seinen Geschwistern 1598 das sechste Buch seines Haretikerkatalogs Engen Austausch pflegte Munchhausen ferner mit dem schaumburgischen Superintendenten und Oberpfarrer in Oldendorf Theodor Steding 1582 1653 der auch seine Leichenpredigt verfasste Der Rintelner Professor Johann Peter Lotichius widmete ihm die Rede Super fatalibus hoc tempore academiarum in Germania periculis Rinteln 1631 Engere Bekanntschaften bestanden ausserdem mit Samuel Grynaus 1539 1599 in Basel Johannes Muntzenberg Prior und Lektor im Frankfurter Karmeliterkloster mit Hugo Blotius Eberhard von Weyhe und Cyriacus Spangenberg der seinen Adelsspiegel 1591 Ludolfs Brudern Klaus und Otto sowie ihrem Schwager Hilmar widmete Besonders schatzte Ludolf Justus Lipsius den er 1590 in Leiden gehort hatte und dessen Pazifismus und Stoizismus er ubernahm Ehe und Nachkommen Bearbeiten nbsp Erhaltener Nebentrakt des 1599 von Ludolf errichteten Ritterguts RemeringhausenAm 19 Mai 1600 heiratete er die 15 jahrige Anna von Bismarck 1585 in Krevese Tochter des Abraham von Bismarck auf Schonhausen und Krevese Oftmals erzahlt wurde die Geschichte seiner Brautwerbung mit dem Ausspruch Anneke wutt Du meck oder wutt Du meck nich willst du mich oder willst du mich nicht Das Paar hatte 18 Kinder 4 darunter sieben Tochter sie erscheinen in den Ahnentafeln vieler niedersachsischer Adelsgeschlechter und zwolf Sohne letztere starben bis auf zwei alle entweder im Kindesalter oder unter tragischen Umstanden in den Wirren des Dreissigjahrigen Krieges darunter Ludolf 1602 1628 Kornett starb in Stade an der Pest Hilmar 1603 1625 Fahnrich in den Niederlanden starb in Rees am Rhein Abraham 1606 1627 wurde in Eischweg Jutland in danischen Diensten von Raubern erschossen Borries 1607 1680 auf Oldendorf studierte 1622 1624 in Wittenberg bei Friedrich Balduin und Balthasar Meisner wahrenddessen er bei Agidius Hunnius wohnte Seiner Ehe mit Sophie Magdalene von Hammerstein entstammten 13 Kinder von denen funf das Erwachsenenalter erreichten Auf ihn geht die bis heute bluhende weisse Linie in Lauenau und Gross Vahlberg zuruck Ernst Friedrich 1610 1633 Kapitanleutnant fiel nahe der bremischen Grenze Christian 1612 1643 auf Remeringhausen wurde als er eine Kuh pfanden wollte von seinen Bauern in Schottlingen erschlagen Grabstein an der Kirche in Heuerssen Epitaph an der Kirche zu Rinteln Ernst 1613 1670 auf Remeringhausen hatte zwolf Kinder mit Catharina Sophie von Ditfurth darunter Borries 1663 1722 Drost zu Lauenau und Moringen dieser begrundete die im Artikel Moringen beschriebene heute im Mannesstamm erloschene Linie der auch der Dichter Borries Freiherr von Munchhausen 1874 1945 entstammte Leveke 1616 1675 heiratete in erster Ehe Christian von Bessel Drost zu Liebenau und in zweiter Ehe Hans Adam von Hammerstein auf Equord und Hornoldendorf Drost zu Altenbruchhausen das Paar wurde zu Stammeltern verschiedener Linien der Hammersteins Ihre jungeren Schwestern heirateten in die Familien von Mengersen von Bardeleben und von Campe Literatur BearbeitenBrage Bei der Wieden Aussenwelt und Anschauungen Ludolf von Munchhausens Hannover 1993 Gottinger philosophische Dissertation 308 Seiten ISBN 3 7752 5883 3Weblinks BearbeitenHistorie des Ritterguts Remeringhausen Sonnenuhr auf dem Rittergut Remeringhausen Descendants of Herbord von Bismarck Memento vom 5 Juli 2008 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Brage Bei der Wieden Aussenwelt und Anschauungen Ludolfs von Munchhausen S 37 S 44 Er loste sich dadurch von der vorherrschenden alteren Form der adligen Fernreise dem Feldzug auf die die Bildungsreise sich trotzdem bisweilen noch bezieht In der nachsten Generation verengte sich das Ziel der Welterfassung auf die Erfassung hofischer Sitten An die Stelle der humanistisch theologischen Charakter und Bewusstseinsbildung trat als Paradigma die Nachahmung gesellschaftskonformer Tugend Brage Bei der Wieden ebd S 51 72 Brage Bei der Wieden ebd Seite 62 Fast vollstandig fehlt die romanische Unterhaltungsliteratur ganz anders als es Otto Brunner fur die osterreichischen Adelsbibliotheken festgestellt hat Von einer Tendenz zur Romanisierung einer Umorientierung des Hochadels nach Frankreich wie sie gleichfalls Eva Pleticha in Franken beobachtet kann in Norddeutschland keine Rede sein Nicht allein die Sprachbarriere hemmte sondern ebenso das Genre Noch dominierte die theologische Erbauungs und Kontroversliteratur in Ludolfs Adelsbibliothek wie in der Furstenbibliothek Simons zur Lippe Naheres zu den Biographien der Eltern Geschwister und Kinder Ludolfs bei Brage Bei der Wieden S 274 284Normdaten Person GND 119137496 lobid OGND AKS LCCN n95056460 VIAF 40181724 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Munchhausen Ludolf vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Adeliger und BibliotheksbesitzerGEBURTSDATUM 28 April 1570GEBURTSORT ApelernSTERBEDATUM 21 September 1640STERBEORT Hessisch Oldendorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludolf von Munchhausen amp oldid 239057300