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Live in Europe 1967 The Bootleg Series Vol 1 ist ein Jazz Album von Miles Davis Es enthalt Radiomitschnitte von drei Konzerten in Antwerpen Kopenhagen und Paris die am 28 Oktober 2 und 6 November 1967 aufgenommen und am 20 September 2011 von Columbia Records veroffentlicht wurden Ausserdem ist eine DVD mit Fernsehaufnahmen der Konzerte in Stockholm vom 31 Oktober und in Karlsruhe vom 7 November 1967 enthalten Live in Europe 1967 The Bootleg Series Vol 1Livealbum von Miles DavisVeroffent lichung en 2011Label s Columbia RecordsFormat e 3 CD DVDGenre s JazzTitel Anzahl 34Lange 3 18 21Besetzung Trompete Miles DavisTenorsaxophon Wayne ShorterPiano Herbie HancockBass Ron CarterSchlagzeug Tony WilliamsProduktion Michael Cuscuna Richard Seidel Diese Edition war nach The Complete Live at the Plugged Nickel 1965 im Jahr 1995 die zweite offizielle Neuveroffentlichung von Miles Davis Aufnahmen der 1960er Jahre in CD Form deren Herausgabe Michael Cuscuna und Richard Seidel betreuten Inhaltsverzeichnis 1 Das Album 2 Die Tournee 2 1 Newport Jazz Festival in Europe 2 2 Miles Davis und Archie Shepp 2 3 Zeitgenossische Kritikerstimmen zur Tournee 2 4 Die Tourneedaten 3 Musik des Albums 4 Titelliste 5 Auszeichnungen 6 Rezeption des Albums 6 1 The Bootleg Series 7 Einzelnachweise und AnmerkungenDas Album BearbeitenUnter dem Titel Live in Europe 1967 The Bootleg Series Vol 1 veroffentlichte Columbia Konzertmitschnitte die das Miles Davis Quintett mit dem Saxophonisten Wayne Shorter dem Pianisten Herbie Hancock dem Bassisten Ron Carter und dem Schlagzeuger Tony Williams in einem Zeitraum von zehn Tagen in Europa eingespielt hatte Als zusatzliches Material enthalt die Edition eine DVD mit Konzertaufnahmen aus Deutschland und Schweden 1 Der vom Columbia Label gewahlte Titel setzt eine Reihe von Veroffentlichungen des Labels fort die 1991 mit Bob Dylans Aufnahmen unter gleichem Titel begonnen hatte 2 Bis dahin als Bootlegs waren Mitschnitte der Konzerte in Antwerpen Paris und Stockholm sowie von den Berliner Jazztagen veroffentlicht worden Die Raubpressungen erschienen unter den Titeln Miles Davis His Greatest Concert Ever Antwerpen Miles Davis Tempo Di Jazz Stockholm Miles Davis Quintet Live In Europe Philharmonie Berlin und No Blues Paris 3 Die Titel der ersten CD entstanden bei einem Konzert des Quintetts am 28 Oktober 1967 im Konigin Elizabethzaal in Antwerpen die zweite CD enthalt das Konzert vom 2 November 1967 im Tivoli Gardens in Kopenhagen und die dritte CD den Mitschnitt vom 6 November 1967 aus der Salle Pleyel in Paris Erganzt wird die Box um Fernsehaufnahmen des Sudwestfunks und des Sveriges Radio TV die Konzertmitschnitte aus der Stadthalle Karlsruhe vom 7 November und dem Konserthuset in Stockholm vom 30 Oktober 1967 zeigen Das Konzert in Karlsruhe wurde am 17 September 1968 als Folge 51 von Jazz gehort und gesehen in der ARD ausgestrahlt 4 Dem Album Live in Europe 1967 The Bootleg Series Vol 1 folgte im Januar 2013 Volume 2 Live in Europe 1969 mit Miles Davis Shorter Chick Corea Dave Holland und Jack DeJohnette Der Set enthalt ebenfalls drei CDs und eine DVD 5 Die Tournee BearbeitenNewport Jazz Festival in Europe Bearbeiten Das Miles Davis Quintett tourte wenige Monate nach den Aufnahmen fur das Studioalbum Nefertiti in Europa als Teil eines Tourneeprogramms das George Wein der Grunder des Newport Jazz Festival unter dem Titel Newport Jazz Festival in Europe veranstaltete Mit Sponsoring der Pan American Airlines und des U S Travel Service einer US Regierungsagentur traten 1967 acht Gruppen in verschiedenen Zusammenstellungen in europaischen Grossstadten wie Antwerpen Belfast London Rotterdam Stockholm Helsinki Kopenhagen Berlin Paris oder Barcelona auf Jack Chambers nennt die Tournee von Wein in seiner Miles Davis Biografie die wohl komplizierteste Reise die je mit Musikern unternommen wurde 6 Zu den Jazz Stars die dort auftraten gehorten neben Davis ein Oktett von Thelonious Monk 7 Sarah Vaughan mit dem Bob James Trio das Gary Burton Quartett mit Larry Coryell eine Reihe von Gitarristen George Benson Buddy Guy Jim Hall Barney Kessel Elmer Snowden das Archie Shepp Quintett mit Roswell Rudd Grachan Moncur III und Beaver Harris Clark Terry und schliesslich die Newport All Stars von George Wein mit Ruby Braff Buddy Tate und George Wein selbst am Piano 8 6 Davis erwahnt in seiner Autobiografie einen Streit mit George Wein in Spanien wir stritten uns ums Geld 9 Davis gefiel nicht dass Wein herumerzahlte welch hohe Summen er Davis zahlte ausserdem hatte Davis darauf bestanden regelmassig Fitnessstudios aufzusuchen um fur seine Auftritte in Form zu sein was Wein anscheinend zu organisieren versaumte Am Ende der Tournee in Barcelona versuchte Wein Davis ein Extra Konzert ohne zusatzliche Bezahlung aufzuhalsen was dieser verweigerte Als Wein dann Davis auch noch in Jazz Slang erklarte er habe kein Geld fur eine zusatzliche Bezahlung verargte dies Davis so sehr dass er nach Hause flog Seine Band gab dann das Konzert als Wayne Shorter Quartet wobei Wein den Reportern erzahlte Davis sei geflogen ohne irgendjemanden inklusive seinen eigenen Musikern Bescheid zu sagen Davis bestritt dies Sie waren schon ofter in Streit geraten und hatten sich wieder vertragen denn Wein zahlte gut und buchte Hotels und Fluge erster Klasse 6 Mit den Konzerten war Davis zufrieden Ich hatte eine schone Zeit in Europa weil die Band gut spielte Und die Band spielt manchmal wirklich gut 10 Miles Davis und Archie Shepp Bearbeiten Haufig gruppierte George Wein die Miles Davis Band mit dem Archie Shepp Quintett zusammen wobei den meisten Zuhorern die neue Richtung von Davis weniger bekannt war 6 Wahrend der Tournee liess sich Davis wie er in seiner Autobiographie schrieb einmal uberreden auf Wunsch von Tony Williams mit Archie Shepp zu spielen Ian Carr geht in seiner Davis Biografie ausfuhrlich auf das Konzert der Tourneegruppe im Oktober 1967 im Hammersmith Odeon in London ein inklusive der Reaktion des Publikums Miles bestand angeblich darauf vor Shepp aufzutreten da er nicht vor Publikum auftreten wollte dem schon schlecht sei sick people entsprechend polarisierend war Shepps Wirkung auf das Publikum Von Miles Davis sind verschiedene Ausserungen bekannt dass er mit dieser Musik nichts anfangen konnte Miles war seit sieben Jahren nicht in London aufgetreten die Musik der Band war gegenuber der aus seinen Platten genahrten Erwartung des Publikums fortgeschritten und das Zusammenspiel der Band ebenfalls ungewohnt 11 nbsp Archie Shepp 1982 in Frankreich 1982 Er spielte ein langes zusammenhangendes Set das uber eine Stunde dauerte und vertraute Themen kamen und verschwanden wieder das kochende und brodelnde Schlagzeug schuf einen fortlaufenden Dialog mit allem was sonst passierte es gab jedoch niemals eine Entladung der immensen Spannung die erzeugt wurde dem Publikum wurde die Genugtuung des Einverstandnisses mit den Musikern wahrend des Auftritts verweigert sie wurden aussen vor gehalten respektvoll aufmerksam aber nicht richtig einbezogen 12 11 Dies stand im Gegensatz zum danach auftretenden Archie Shepp von Carr als attackierende energiegeladene Musik beschrieben 13 Carr sieht als Gemeinsamkeit von Shepp und Davis dass sie beide langere Gruppenimprovisationen spielten zusammenhangende Sets mit viel innerer Entwicklung die Struktur ihres Auftritts war organisch langsam aus dem Zusammenspiel der Gruppe erwachsend ein Klangteppich der den Eindruck ewiger Ebbe und Flut machte 14 Carr sieht im Gegenuber von Shepp und Davis im Londoner Konzert ein Paradebeispiel fur den Stammeskrieg zwischen Avantgarde Shepp und Tradition Davis im Jazz die einen viel tiefergehenderen Wandel uberlagerte der veranderten Haltung des Konzertpublikums in der zweiten Halfte der 1960er Jahre gepragt durch die Dominanz des Rock und von Vokalgruppen auf die Davis bald darauf mit einer volligen Neuorientierung seiner Musik reagieren sollte 11 Auch Jack Chambers erwahnt dass Shepp und Davis einmal zusammenspielten wobei er den Augenzeugen Barry McRae 15 zitiert Nachdem Davis Shepp eingeladen habe bei einem Konzert mit ihm zu spielen sturmte Davis von der Buhne Shepp hatte sich selbstsuchtig mit seinem Solo das Rampenlicht angeeignet und spielte Musik fur die er kein Verstandnis hatte 16 6 Zeitgenossische Kritikerstimmen zur Tournee Bearbeiten Valerie Wilmer die wie Ian Carr das Miles Davis Konzert im Londoner Hammersmith Odeon erlebte berichtete daruber im Downbeat Ein Konzert das jedem bestandig im Ohr bleibt Trotz aller Behauptungen des Gegenteils ist Miles mittels Klang und Erscheinung ein meisterhafter Showman 17 18 Zur besonderen Rolle von Tony Williams schrieb sie Er ist laut sicher aber Miles mag das weil es ihn zu Momenten absolut grossartiger Schonheit anspornt Der qualvolle Schrei aus seinem Horn verdankt er nicht zuletzt Tony Williams Die Musik war bittersusse Perfektion 19 18 Das Konzert der Miles Davis Band in der Berliner Philharmonie das im Rahmen der Berliner Jazztage stattfand und nicht in der Columbia Edition dokumentiert ist wurde von einem Kritiker der Wochenzeitung Die Zeit besprochen der von der Leistung des Quintetts enttauscht war Zwei weitere Ensembles mit grossen Jazznamen derentwegen viele Fans zu den vier Tage lang total ausverkauften Konzerten gekommen sein mogen enttauschten Trompeter Miles Davis von dem man hort er habe einen Leichtgewichtsboxer angeheuert um auch auf Tournee nicht auf sein tagliches Boxtraining verzichten zu mussen sollte statt dessen lieber ofter uben Seine Combo lieferte kalte Routine ab 20 Die Tourneedaten Bearbeiten Das Miles Davis Quintet in der Regel gekoppelt mit dem Archie Shepp Quintet trat auf der Tournee in zehn Stadten auf 21 nbsp Das Hammersmith Odeon 200828 Oktober Koninging Elisabethzaal Antwerpen 29 Oktober Hammersmith Odeon London Jazzexpo 30 Oktober De Doelen Rotterdam 31 Oktober Konserthuset Stockholm 1 November Kulturhuset Helsinki 2 November Tivoli Konsertsal Kopenhagen 4 November Philharmonie Berlin Berliner Jazztage 5 November Lecco Como 6 November Salle Pleyel Paris 7 November Stadthalle KarlsruheMusik des Albums BearbeitenMiles Davis spielte sein Material ohne dass ein Song regular endete stattdessen ging er fliessend in den nachsten Song uber Am Ende des letzten Titels jedes Sets spielte er The Theme ein Hardbop Thema Die funf dokumentierten Konzerte begannen jeweils mit der damals neuen Davis Komposition Agitation es folgten ein jeweils ahnliches Repertoire aus Neuinterpretationen alterer Titel wie Walkin von 1954 Monks Round Midnight Wayne Shorters Kompositionen Footprints Riot und Masqualero sowie die Standards On Green Dolphin Street und I Fall in Love So Easily 22 Nach Ansicht von Hank Shteamer genoss Miles Davis sichtbar die grosse dynamische und emotionale Bandbreite dieser Band und konstruierte die Sets dementsprechend Anders als die Studioaufnahmen des Quintetts hatten die Konzerte auf Live in Europe 1967 die Form von ununterbrochenen Medleys In vier der funf Sets wird das sturmische Footprints von Wayne Shorter in den Thelonious Monk Klassiker Round Midnight ubergeleitet der jedes Mal als ein einfacher Dialog zwischen Davis und Hancock beginnt Weitere Uberleitungen hielten diese langen Sets in Bewegung In Antwerpen machte eine lange Version von Miles mit mittlerem Tempo swingendem No Blues Platz fur einen turbulenten drei minutigen Sprint durch Hancocks Riot in Paris springt No Blues in Shorters stimmungsvolles spanisch angehauchtes Masqualero ein bezwingendes Umschalten das unmittelbar das Ohr fordert 1 nbsp Ron Carter bei der European Jazz Expo 2007Hank Shteamer meint diese Mitschnitte dokumentieren den Abschied der Musiker von deren Bebop Wurzeln sowohl ekstatische Zelebrierung als auch mutige Dekonstruktion dessen wie Ensemble Jazz in den zwei Jahrzehnten zuvor gespielt worden ist 1 Diese Darbietungen reprasentierten das Ende des Solist und Begleitung Modells des Combo Jazz bis zu diesem Punkt Davis zweites grosses Quintett sei nicht die erste Band gewesen die in dieser Art spielte um 1967 hatten Ornette Coleman John Coltrane und Cecil Taylor jeweils die Konventionen des Jazz der 1940er und 1950er Jahre in ihrer eigenen Weise zum Explodieren gebracht Jedoch habe es keiner der anderen Kunstler verstanden tiefgrundige gewagte Interaktion mit solch einer fortwahrenden Stimmigkeit zu verbinden Auf dieser Stufe gerade bevor sich das Quintett in den nachsten zwei Jahren aufloste als Miles sich mit elektrischem Jazz beschaftigte Carter als erster ging gefolgt von Williams und Hancock sei das Zusammenspiel am lebendigsten und klarsten gewesen 1 Titelliste BearbeitenCD 1 Agitation Davis 5 26 Footprints Shorter 9 37 Round Midnight Monk 7 37 No Blues Davis 11 15 Riot Hancock 3 39 On Green Dolphin Street Bronislaw Kaper Ned Washington 8 26 Masqualero Shorter 8 53 Gingerbread Boy Jimmy Heath 5 56 The Theme Davis 1 15Alle Titel aufgenommen am 28 Oktober 1967 im Konigin Elizabethzaal Antwerpen Produktion der Belgische Radio en Televisieomroep BRT nbsp Die Salle Pleyel in Paris 2008 Ort des Miles Davis Konzerts vom 6 November 1967CD 2 Agitation Davis 6 14 Footprints Shorter 9 01 Round Midnight Monk 7 16 No Blues Davis 14 40 Masqualero Shorter 10 00 Agitation Davis 6 36 Footprints Shorter 10 35Titel 1 5 aufgenommen am 2 November 1967 im Tivoli Konsertsal Kopenhagen Produktion des Danmarks Radio Titel 6 und 7 aufgenommen am 6 November 1967 in der Salle Pleyel Paris Produktion des Office de Radiodiffusion Television Francaise ORTF CD 3 Round Midnight Monk 8 06 No Blues Davis 13 01 Masqualero Shorter 10 08 I Fall in Love Too Easily Sammy Cahn Jule Styne 10 34 Riot Hancock 3 39 Walkin Davis 9 01 On Green Dolphin Street Kaper Washington 9 04 The Theme Davis 8 22Alle Titel aufgenommen am 6 November 1967 in der Salle Pleyel Paris nbsp Das Konserthuset in Stockholm Ort des Miles Davis Konzerts vom 31 Oktober 1967DVD Miles Davis in Germany amp Sweden 23 Agitation Davis 6 43 Footprints Shorter 6 03 I Fall in Love So Easily Cahn Styne 11 34 Gingerbread Boy Heath 5 34 The Theme Davis 0 28 Agitation Davis 6 57 Footprints Shorter 9 06 Round Midnight Monk 8 31 Gingerbread Boy Heath 7 35 The Theme Davis 1 34Titel 1 5 aufgenommen am 7 November 1967 in der Stadthalle Karlsruhe Produktion des Sudwestfunks Titel 6 10 aufgenommen am 31 Oktober 1967 im Konserthuset Stockholm Produktion des Sveriges Radio Auszeichnungen BearbeitenDas Album wurde 2012 sowohl vom 2012 Down Beat Readers Poll 24 als auch vom amerikanischen Down Beat Critics Poll als Wiederveroffentlichung des Jahres ausgezeichnet 25 in der gleichen Kategorie wurde es bei den JJA Awards der US amerikanischen Jazz Journalists Association geehrt 26 Auch die britische Zeitschrift Jazz Journal International nahm das Album in ihre Top 10 Liste der Reissues 2011 auf 27 Rezeption des Albums BearbeitenThom Jurek bewertet das Album bei Allmusic mit 4 Sternen und ist der Meinung dass die Mitschnitte Miles Davis zweites Quintett auf ihrem kreativen Gipfel einfangen Obgleich die Setliste der drei Konzerte ahnlich sei bedeute das nicht dass die Wiederholung monoton sei Diese Auftritte seien stark da das Quintett eine feurige Mischung aus Post Hardbop modaler Musik und Anklangen von Free Jazz spiele Die Versionen von Titeln wie Round Midnight On Green Dolphin Street und Gingerbread Boy seien jeweils radikal unterschiedlich man moge nur den Eroffnungstitel Agitation horen um zu erkennen wie sehr sich die verschiedenen Interpretationen jede Nacht unterschieden hatten 28 Nate Chinen schrieb in der New York Times die Mitschnitte fingen Davis beste working band auf ihrem Hohepunkt ein wo sie sich an die Grenzen der Post Bop Vervollkommnung ausdehnen Die Musik klingt umwerfend zeitgemass zeigt in Richtung entscheidender Attribute unserer gegenwartigen Jazzara und bestatigt gerade die einzigartige Dynamik von Davis Quintett der 1960er Jahre Chinen vergleicht die Qualitat der Mitschnitte mit denen der Aufnahmen die 1995 als The Complete Live at the Plugged Nickel 1965 erschienen sind Live in Europe 1967 zeige eine radikal selbstsichere Band mit einem freieren entflammbareren Zusammenspiel Chinen verweist hier auf Ashley Kahns Vermutung der Tod von John Coltrane wenige Monate zuvor aber auch das offenere europaische Publikum habe Miles Davis zur Aktion getrieben und den Tenor der Musik beeinflusst Wahrend es bei den Plugged Nickel Aufnahmen Momente gegeben habe in denen die Band von ihm wegspielte bleibe Miles Davis in Live in Europe 1967 die klare Autoritat auch wenn es auf Schritt und Tritt wilder sei Er spiele nicht mehr langer gestopfte Trompete das letzte Uberbleibsel seiner Cool Periode und sein Ton sei gereift und scharf Wahrend man On Green Dolphin Street I Fall in Love Too Easily und Round Midnight bereits aus dem Plugged Nickel Repertoire kenne seien es die neuen Kompositionen die das Quintett energiegeladener klingen liessen so in Hancocks Riot und in Shorters Kompositionen Masqualero und Footprints Tony Williams sei der Handelnde dieses Flusses und er sei hier am gewagtesten und inspirierendsten Von den funf Konzerten in Live in Europe 1967 sei jenes aus dem Tivolis Koncertsal in Kopenhagen das feurigste Vom Beginn von Agitation an feuerte das Quintett mit Druck Wayne Shorter beginne sein Solo mit einer strategischen Plumpheit hupe Single Notes als ob er im Verkehr stecken geblieben ware bevor er sich an die Ausarbeitung des Themas mache Hancocks Solo beginne kaum weniger bemerkenswert mit einer chromatischen Poltern im 7 8 Metrum nichts was man 1967 von einem Jazzpianisten erwarten wurde gefolgt von einem Ubergang in schnellspurigen Swing Das gesamte Kopenhagen Konzert folge diesem Muster sich von einem Steilhang zu sturzen Wenn dieses Konzert jemals als einzelnes Album veroffentlicht worden ware wurde man es als eines der spannendsten Liveaufnahmen in Miles Davis Karriere betrachten 29 Auch George Varga hob in seiner Besprechung der Aufnahmen in JazzTimes die Qualitat der zweiten CD hervor welche die funf bislang unveroffentlichten Titel des Kopenhagener Konzerts enthalt In seiner emotionalen Intensitat instrumentalen Energie und seinem musikalischen Reichtum ist das Spiel des Quintetts so wachruttelnd dass manche Horer dies sowohl berauschend als auch zehrend finden konnen 30 31 nbsp Herbie Hancock Nice Jazz Festival 2010Deren gluhende Darbietungen klangen so durch und durch frisch zeitgemass und wagemutig dass man sich daruber wundere warum Davis schliesslich dieses Quintett aufgelost und sich dem zugewandt habe was als Jazz Rock bekannt wurde Varga gibt die Einschatzung Herbie Hancocks wieder der uber die Tournee ausserte Uns war bewusst dass dies neues Territorium war Es war das was wir wollten diese Erkundung nur waren die unterschiedlichen Herangehensweisen eindeutig unsere eigenen Uns war der Ausmass dessen was dies fur andere Musiker in der Jazzwelt bedeuten wurde nicht klar Fur eine lange Zeit wussten andere Musiker nicht wie wir das gemacht hatten 32 30 Ungeachtet der Tatsache dass all diese Konzerte in einem Zeitraum von zehn Tagen mit einer ahnlichen Titelliste aufgenommen wurden unterschieden sich die scheinbar telepathischen Darbietungen dramatisch die musikalischen Intentionen Wendungen und Zeitpunkte der Entzundung seien nie die gleichen so dauere die Pariser Version des abschliessenden The Theme nur 76 Sekunden hingegen die Antwerpener Version acht absolut grossartige Minuten 30 Noch besser sei die ungestume Art und Weise so Varga in der einzelne Teile miteinander verschnurt wurden um ausgedehnte Suiten ahnliche Stucke zu schaffen die ineinander ubergehen oft bevor es das Publikum oder in einigen wenigen Momenten alle Mitglieder des Quintetts realisieren Diese dehnfahige Spielhaltung wird daran erkennbar wie uberraschend es ist beim Antwerpener Konzert nach funf Titeln und 33 Minuten den Applaus zu horen Dies sei der seltene Fall eines Livealbums in dem das Gerausch des Publikums sich wie eine Einmischung anhort Manchmal konnten Stille und Geduld von Vorteil sein 30 nbsp Wayne ShorterMaik Bruggemeyer besprach das Album fur den Rolling Stone und gab ihm vier Sterne Da das Davis Werk bereits exzessiv dokumentiert sei war er uber den Titel des Albums und die geplante neue Raritatenreihe verwundert Dennoch zeige das Album diese Band von Davis auf dem Hohepunkt ihres Schaffens ahnlich wie Chinen meinte er das Album sei selbst der mittlerweile zum Davis Kanon gehorenden Box The Complete Live at the Plugged Nickel 1965 uberlegen Nie spielten Wayne Shorter und Herbie Hancock unter Davis freier und inspirierter und doch fangt diese genialische Rhythmusgruppe aus Ron Carter und Tony Williams sie jedes Mal mit grosser Leichtigkeit wieder ein Davis behalt trotz der fur seine Verhaltnisse entgrenzten Musik immer die Kontrolle spielt prazise und zugleich lyrisch 33 Hank Shteamer ist der Ansicht Live in Europe 1967 sei bestimmt keine Fussnote im Werk von Miles Davis es biete vielmehr die Chance einem der grossten Bandleader des zwanzigsten Jahrhunderts dabei zuzuhoren wie er mit seiner anti hierarchischen Asthetik seine Mitstreiter in kreative Ekstase treibt und sie zu den riskantesten und engagiertesten Darbietungen ihrer Karriere bringe Dabei erreiche dies kein Spieler mehr als Tony Williams der etwa bei der Version von Footprints vom 2 November in Kopenhagen in Hochform sei Fur Shteamer markiert Live in Europe 1967 den Zeitpunkt an dem wir erstmals diese Band horen wie sie sich mit einer solchen Bandbreite von Material auseinandersetzt die vorangegangene Livebox des zweiten Quintetts The Complete Live at the Plugged Nickel 1965 hatte hingegen meist bekannte Jazzstandards enthalten 1 Beeindruckend sei die improvisatorische Kuhnheit im Kopenhagener Footprints Herbie Hancock spiele wie ein verwirrter Outsider Statt Wayne Shorters Saxophonsolo ein festes Fundament zu geben biete er hier verschnorkelt kleine Phrasen wie durcheinander gewurfelte Fragmente aus dem Bestand der Klassik des zwanzigsten Jahrhunderts beim Ende des Titels antwortet er dem von den Blasern vorgetragenen Thema mit einer mokanten Paraphrase Hingegen gestalte Ron Carter unterdessen die walzerformige Basslinie des Stucks aus 1 Ausschlaggebend sei dass Freiheit wie sie von dieser Band verstanden wird nicht Lautstarke und Dichte gleichsetze so sei einer der starksten Momente von Live in Europe 1967 auch gleichzeitig einer der ruhigsten Wahrend Masqualero vom 6 November in Paris auf CD 3 als Miles Davis ein ergreifendes langsam sich aufbauendes Solo spiele versenke sich Hancock in eine eindringliche repetitive Figur und Williams beruhige mit einem geflusterten angedeuteten Tempo auf dem Hi Hat Spater als Hancocks Solo beginnt falle Williams ganzlich aus und uberlasse es dem Pianisten und Carter ein delikates frei fliessendes Duo zu spielen Wahrend desselben Sets in Walkin leiten Williams und Carter Wayne Shorter in eine schnelle Ekstase und blenden dann langsam zur Stille aus Der Saxophonist geht in eine seltene unbegleitete Passage uber und spielt eine abstrakte Art Bebop voll mit scheuernden Phrasen und murmelnden Exkursen 1 34 nbsp Davis Mitte der 1950er JahreManche der Titel auf Live in Europe 1967 wurden wie kooperative Action Paintings gespielt in dem jedem alles erlaubt nur nicht berechtigt sei in der ihm zur Verfugung stehenden Zeit im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen verbunden mit dem allumfassenden Grundsatz bei den Kompositionen das Chaos unter Kontrolle zu behalten 1 Resumierend stellt Shteamer fest warum Live in Europe 1967 so essentiell sei Man kriegt genau zu horen wie diese Virtuosen sich gebarden bevor der grosse Wandel stattfindet Sie operieren noch in der alten Form akustischer Ensemblejazz aber sie hinterfragen dies schonungslos um zu sehen wie weit sie dessen Konventionen ausdehnen konnen ohne sie vollig umzuwalzen Bevor sie in die grossere Welt des Pop aufbrechen sollten mussen sie Jazznirvana erreichen und das ist es was sie in Live in Europe 1967 erreichen Dessen Asthetik ist kaum leichter zu beschreiben als jene die auf Kind of Blue und Bitches Brew zu horen ist aber nicht weniger bedeutsam Im Grunde kommt Jazz durch mutige feinfuhlige Interaktion zur Entfaltung und Live in Europe 1967 verkorpert den Gipfel dieser Praxis 35 1 Auch Michael Rusenberg vergleicht die Aufnahmen mit den vorangegangenen Live Mitschnitten aus dem Plugged Nickel von 1965 und kommt zu dem Urteil die musikalischen Errungenschaften der Plugged Nickel Konzerte in einem Wort der flexible Umgang mit der Zeit sind hier noch viel ausgepragter vorhanden Round Midnight das man fast ausschliesslich als Ballade kenne zischt hier durch ein Wechselbad aus Groove und Time Wechseln dass es bestenfalls fragmentarisch erkennbar bleiben lasst Rusenberg hebt den ziemlich respektlos en Umgang mit fremden aber ebenso auch mit eigenen Werken hervor auch wurde der Horer so schnell nicht ermuden x mal Round Midnight oder den Affenzahn von Gingerbread Boy oder das Hup Thema von Mascalero vorgesetzt zu bekommen die funf spielen es jedes Mal anders Sie trauen sich alles zu weil sie alles konnen 36 Freebop wie in den Liner Notes des Albums von Ashley Kahn eingefuhrt sei dafur ein attraktiver Begriff schrieb Rusenberg Die einzigen Turen die sie nicht aufstossen ist die zur Atonalitat und eine andere zur Auflosung des Metrums wie es nur gut zwei Jahre spater im Marz 1970 Live at Fillmore East March 7 1970 geschieht 36 Kevin Davis ausserte in All About Jazz das einzig Frustrierende am Erscheinen von Live in Europe 1967 The Bootleg Series Vol 1 sei die Tatsache dass es 44 Jahre gedauert habe bis dieser eklatanteste Missing Link in Davis Diskographie geschlossen wurde Gegenuber den Studioalben sei Live in Europe 1967 besser als jede einzelne von ihnen ein Album das ultimativ die fundamentale Bedeutung von Miles Davis als Kunstler dokumentiere 37 The Bootleg Series Bearbeiten Die von Columbia Legacy in der Bootleg Series mit veroffentlichten Aufnahmen von Miles Davis umfasst gegenwartig Stand 2018 die folgenden Editionen Live in Europe 1967 The Bootleg Series Vol 1 ed 2011 Live in Europe 1969 The Bootleg Series Vol 2 ed 2013 At the Fillmore Miles Davis 1970 The Bootleg Series Vol 3 ed 2014 At Newport 1955 1975 The Bootleg Series Vol 4 ed 2015 Freedom Jazz Dance The Bootleg Series Vol 5 rec 1965 68 ed 2016 The Final Tour The Bootleg Series Vol 6 rec 1960 ed 2018 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b c d e f g h i Besprechung von Hank Shteamer in Pitchfork Farm 2011 Besprechung des Albums The Bootleg Series Vols 1 3 Rare amp Unreleased 1961 1991 von Stephen Thomas Erlewine bei AllMusic englisch Abgerufen am 16 Oktober 2012 Miles Davis Diskographie Jazzbrief 2007 des Jazzinstitut Darmstadt Memento vom 5 Januar 2014 im Internet Archive Ankundigung des Albums in JazzTimes a b c d e Jack Chambers Milestones 2 The Music and Times of Miles Davis Since 1960 Beech Tree Books William Morrow New York 1985 Bd 2 S 114 ff U a mit Ray Copeland Jimmy Cleveland Johnny Griffin Phil Woods Charlie Rouse Die Tour dauerte vier Wochen und fuhrte uber 20 Stadte Das Newport Jazz Festival in Europe fuhrte durch folgende Stadte Baden Baden Barcelona Belfast Berlin Kopenhagen Dublin Epernay Helsinki Karlsruhe Lecco London Lugano Lyon Mainz Paris Rotterdam Stockholm Miles Davis die Autobiografie Heyne 2000 S 388 Im Original bei Jack Chambers I had a nice time in Europe because the band played good The band plays pretty good sometimes a b c Ian Carr da Capo S 219 Im Original He played one long continuous set lasting about an hour and familiar themes appeared and disappeared the drums boiled and bubbled keeping up a continuous dialogue with whatever else happened allerdings there was never any proper release of the immense tension that was generated the audience were denied the satisfaction of complicity in the performance they were kept on the outside respectful attentive but not really involved energy music with a vengeance Carr continuous sets with much internal movement the structure of their performance was organic arising largely out of group interplay a soundstream given the impression of an eternal ebb and flow Jazz Journal Juni 1975 Avant Courier Miles Davis since Philharmonic Hall Berlin 1964 Im Original Shepp had hogged the solo limelight playing music with which he had little sympathy Im Original A concert that had everyone standing on their ear In spite of all pretensions to the contrary Davis is by dint of both sound and appearance the master showman a b Valerie Wilmer London Lowdown Downbeat 28 Dezember 1967 Im Original He s loud sure but Miles likes it that way because it spurs him into moments of starkly screaming beauty The excruciating cry of the Davis horn owes more than little to Williams The music was bittersweet perfection Jazzfest mit Hippies und Beat Auf Pop Wegen fand dev Jazz in Berlin zum grossen Publikum zuruck In Archiv Die Zeit Tourneedaten bei Peter Losin Ashley Kahn Liner Notes Die DVD wurde auch veroffentlicht als Teil des 70 CD Sets Miles Davis The Complete Columbia Album Collection die 2009 erschien 2012 DownBeat Readers Poll Memento vom 12 Dezember 2012 im Internet Archive Information bei Radio France Memento vom 6 April 2013 im Internet Archive 2012 Nominees JJA Jazz Awards 2012 Nominations Memento vom 8 Oktober 2018 im Internet Archive Jazz Journal International Jazz Journal Critics Poll 2011 Memento vom 1 Mai 2015 im Internet Archive Live in Europe 1967 The Bootleg Series Vol 1 bei AllMusic englisch Besprechung in The New York Times a b c d George Varga Besprechung des Albums in JazzTimes Im Original The quintet s playing is so galvanizing in its emotional intensity instrumental vigor and musical richness that some listeners may find the experience both exhilarating and draining Im Original We were aware it was new territory That s what we wanted to do that exploration but the different approaches each of us used were uniquely our own We didn t know the extent that it would impact other musicians in the jazz world For a long time other musicians didn t know how we were doing it M Bruggemeyer Miles Davis Live In Europe 1967 Rolling Stone 12 2011 Die neue Freiheit fuhre zu einer Koexistenz von Uberfallen mit Fast Stille so Shteamer weiter doch enthalte die dargebotene Mischung auch Funk In der Masqualero Version vom 28 Oktober in Antwerpen auf der ersten CD halten Williams und Carter einen ansteckenden Latin Puls als Begleitung der Solisten und liefern eine tanzbare Grundlage auf der Shorter seine erhitzten Phrasen abreissen kann und so die Groove basierten Experimente vorausahnen lassen die 1969 auf In a Silent Way umgesetzt werden Im Original You get to hear exactly how these virtuosos were behaving just before the big change occurred They were still operating in an old mode small group acoustic jazz but they were interrogating it relentlessly seeing how far they could stretch its conventions without ditching them altogether Before they could break into the larger world of pop they had to reach jazz nirvana and that s what they attain on Live in Europe 1967 The aesthetic here is less easily definable than those heard on Kind of Blue and Bitches Brew but it s no less significant At its heart jazz thrives on bold sensitive interaction in the moment and Live in Europe 1967 represents the pinnacle of that practice a b Michael Rusenberg in jazzcity 2011 Memento des Originals vom 22 Mai 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www jazzcity net edition de Besprechung des Albums von Kevin Davis in All About Jazz nbsp Dieser Artikel wurde am 8 Januar 2013 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Live in Europe 1967 The Bootleg Series Vol 1 amp oldid 234076376