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Der Terminus Jazzstandard eigentlich nur Standard genannt umfasst Kompositionen der vergangenen Jahrzehnte die von Jazzmusikern kontinuierlich gespielt werden und die Stilentwicklung uberdauert haben Einigen Standards ist auch der Ubergang in andere Musikstile Popsong Chanson und Schlager gelungen Viele Melodien die zu Standards wurden stammen ursprunglich aus den verschiedenen Genres der Unterhaltungsmusik wie Broadway Shows Musicals Hollywood Filme und sogar Operetten Die Hochphase dieser sogenannten Standards war die Ara des Swing Einige Jazzstandards stammen aber auch aus Uberlieferungen des 19 Jahrhunderts aus Ragtime klassischem Blues fruhem Jazz aus dem Chicago Jazz der zwanziger Jahre dem Swing der Dreissiger und Vierziger dem Bebop und Hardbop dem Bossa Nova dem modalen und selbst dem Free Jazz 1 Die Interpretation von Standards wird standig verandert und erweitert Einige Umarbeitungen von Songs aus dem Great American Songbook sind heute als Ausgangspunkt einer Jazzinterpretation beliebter als die Originale Inhaltsverzeichnis 1 Funktion 2 Formen 2 1 32 taktige Formen 2 2 12 taktige Form 2 3 Neuere Formen 3 Sammlungen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFunktion BearbeitenStandards bilden einen Grundstock des Repertoires von Jazzmusikern Sie dienen als Grundlagen fur Improvisationen Auf spontanen Jazzmusikertreffen den Jamsessions spielen Standards eine zentrale und unverzichtbare Rolle weil sie die musikalische Schnittmenge zwischen fremden Musikern bilden Tatsachlich mag die Jam Session der Grund gewesen sein warum sich ein festes Korpus an Stucken herausbildete Die Vortragsform dieser Stucke Tunes ist nicht festgelegt Art Melodie Harmonie und Rhythmus werden von den Ausfuhrenden je nach Qualifikation beliebig verandert Formen Bearbeiten32 taktige Formen Bearbeiten Die meisten Standards besitzen eine 32 taktige Liedform 4 8 Takte wenn man vom Vers generell absieht AABA Die beiden ersten A Teile haben meist zwei verschiedene Endings einen der zuruck zum Anfang Wiederholung fuhrt und den zweiten der weiter zur Bridge B Teil fuhrt Der dritte und letzte A Teil endet fast immer auf der Tonika Typisch dafur ist die Komposition Take the A Train ABAC Das Stuck How High the Moon besitzt eine vollig andere 32 taktige Form Die beiden A Teile sind gleich Der B Teil unterscheidet sich vom C Teil wie bei vielen Stucken dieser Form nur in den letzten 4 Takten Im B Teil wird Spannung aufgebaut im C Teil lost sich alles zur Tonika auf Ganzlich unterscheiden sich aber die B und C Teile z B bei Stardust Manchmal gibt es eine Coda das ist eine kurze Verlangerung des Stuckes 12 taktige Form Bearbeiten Diese Gruppe bezieht sich auf das Bluesschema Jazzstandards die sich eng an das Bluesschema halten sind zum Beispiel Straight No Chaser und Blue Monk von Thelonious Monk Viele Standards erweitern das Harmonieschema und gehoren zur Gattung des Jazzblues Es gibt viele unterschiedliche Harmonisierungen eines Blues allerdings bleibt immer die 12 taktige Form bestehen Typisch sind auch die Harmonisierungen von Charlie Parker Themen wie Blues for Alice und Au Privave Dabei sind nur noch die Harmoniestufen der Takte 1 5 und 9 mit dem Originalblues identisch Die Zwischentakte sind mit Quintfallsequenzen ausgefullt die nach dem II V I Schema nahezu grenzenlos eingefugt werden konnen wie z B bei dem Titel Bluesette von Toots Thielemanns Neuere Formen Bearbeiten Seit den 1950er Jahren haben sich die Standardformen vor allem durch die Aufnahme von anderen Rhythmen 2 insbesondere lateinamerikanischen und afrikanischen 3 und Themen wie auch durch die Erweiterung der Harmonik und Melodik stark vermehrt In den 1960er und fruhen 1970er Jahren fuhrte die Experimentierfreude der Jazzmusiker im Free Jazz zur Ersetzung oder Auflosung aller formalen Konventionen die durch Standards vorgegeben waren Seit den 1970er Jahren war eine teilweise Ruckwendung zu traditionellem Improvisieren uber Standardthemen und formen zu beobachten Dabei wurde jedoch die inzwischen gewonnene Erfahrung mit dem freien Spiel von vielen Combos integriert Standardformen sind heute ebenso variabel und vielfaltig wie die Jazzmusik insgesamt Sammlungen BearbeitenJazzmusiker verwenden verschiedene Sammlungen von Standards Besonders beliebt ist das sogenannte Real Book das in mehreren Ausgaben existiert Das ursprungliche Real Book ist eine hektographierte illegale Kopie von knapp 500 Stucken Diese sind nur als Melodie mit Akkordsymbolen notiert und umfassen meist eine selten mehrere DIN A 4 Seiten Leadsheet Sie nennen den Komponisten der Melodie und geben sporadische Hinweise auf den Charakter wie etwa ballad den Rhythmus zum Beispiel swing und besonders wichtige Interpreten wie zum Beispiel Charlie Parker des Standards Die alteren Ausgaben davon enthielten noch viele Fehler die erst allmahlich korrigiert wurden Erst mit Erscheinen des New Real Book kam eine uberprufte und autorisierte Druckversion alter und moderner Standards in Umlauf Im Gegensatz zu den oft sehr rudimentaren und sogar fehlerhaften Angaben des Vorlaufers notiert dieses Werk meist nicht nur Melodie und Akkorde sondern macht daruber hinaus genaue und differenzierte Angaben zu Arrangement Mehrstimmigkeit Ein und Ausleitungen Rhythmen Tempo Interpreten und Einspielungen Tontragern fur dieses Stuck Damit wird meist ein bestimmtes Jazzmusikern und Jazzhorern vertrautes Arrangement des Standards favorisiert Daher gilt dieses Werk als besonders quellentreu Allerdings konzentriert sich sein Inhalt auf die Jazzstile seit den 1970er Jahren sodass viele der alteren und beliebten Standards der Swing und Bebop Ara darin fehlen Beliebt unter Jazzmusikern sind daneben auch 557 Standards die es neben dem DIN A 4 Format auch als praktisches DIN A 5 Hardcover Ringbuch gibt Diese Ausgabe vereint die Vorteile des alten mit denen des neuen Real Books Sie enthalt nur die notigsten Angaben bei weitestmoglicher Interpretationsfreiheit aber genauer Notation der Themen und Akkordfolgen also Quellentreue Es gibt sie wie inzwischen auch die alteren Realbooks in mehreren Tonarten C Eb Bb und sogar im Bassschlussel Fur iOS und Android gibt es verschiedene Apps mit Noten und Harmonien unterschiedlicher Qualitat Weit verbreitet ist iReal Pro 4 welches nur die Akkordsymbole sowie zum Uben eine Playback Funktion fur die Stucke jedoch keine Noten zu Melodien oder Themen enthalt Aufgrund der kompakten Darstellung konnen die Harmonien der meisten Stucke so auf dem Display des Smartphones angezeigt werden ohne dass innerhalb eines Stucks geblattert oder gescrollt werden muss Hinzu kommen sogenannte Fake Books in denen sowohl Popsongs als auch Jazz Standards gelistet und mit Arrangements unterschiedlicher Qualitat versehen sind Eine verbreitete Sammlung klassischer Popsongs ist das Great American Songbook Siehe auch BearbeitenDer Artikel Liste von Jazzstandards und kompositionen enthalt eine alphabetische Liste der bekanntesten Standards und Jazzkompositionen Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollstandigkeit kann aber laufend erganzt werden Dort sind zugleich in Klammern der jeweilige Komponist und gegebenenfalls Texter angegeben Der Artikel Bebop head schildert die Umarbeitungen von Standards wie sie vor allem von den Musikern des modernen Jazz haufig praktiziert wurden Literatur BearbeitenTed Gioia The Jazz Standards A Guide to the Repertoire Oxford University Press Oxford 2012 ISBN 978 0 19 993739 4 The Real Book C Edition Hal Leonard Winona 2014 ISBN 978 0 634 06038 0 Hans Jurgen Schaal Jazz Standards Das Lexikon 3 Auflage Barenreiter Kassel 2004 ISBN 3 7618 1414 3 Dietrich Schulz Kohn Die Evergreen Story 40 x Jazz Quadriga Weinheim Berlin 1990 ISBN 3 88679 188 2 Chuck Sher Hrsg The New Real Book Sher Music Co Petaluma CA 1988 ISBN 0 9614701 4 3 Daniel Martin Feige Philosophie des Jazz 3 Auflage Suhrkamp Berlin 2014 ISBN 978 3 518 29696 7 Weblinks BearbeitenHans Hielscher Einige meiner neuesten Dinge auf Spiegel Online 6 Januar 2010 in der Reihe Kulturspiegel Tageskarte uber die Bedeutung von Jazzstandards in der Gegenwart abgerufen am 6 Januar 2010 Interview mit Ted GioiaEinzelnachweise Bearbeiten Schaal Jazz Standards 2001 S 8 vgl Jazzwalzer Den Beginn der bewussten Auseinandersetzung mit afrikanischen Rhythmen sowie Polyrhythmen kennzeichnet Mongo Santamarias Afro Blue Im vorausgegangenen Jazz sind keine so ausgesprochenen Bezugnahmen auf Polyrhythmen vorhanden iReal Pro Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jazzstandard amp oldid 237049634