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Ein Liposom von altgriechisch lipos lipos Fett und sῶma sṓma Korper Leib Plural Liposomen ist ein Blaschen Vesikel das eine wassrige Phase einschliesst und dessen Membranhulle aus einer Doppelschicht von Molekulen Doppellipidschicht besteht Diese Molekule sind amphiphil das heisst sie weisen sowohl einen unpolaren lipophilen fettliebenden als auch einen polaren hydrophilen wasserliebenden Teil auf Meist handelt es sich bei den membranbildenden Molekulen um Substanzen aus der Stoffklasse der Lipide wie zum Beispiel Phospholipide und Fettsauren Liposomen dienen als Modell fur die Untersuchung der biophysikalischen Eigenschaften von Biomembranen und finden daruber hinaus im kosmetischen sowie vor allem im medizinischen Bereich Drug Targeting Anwendung 1 Liposomen sind von Mizellen welche nur uber eine einfache Lipidschicht verfugen zu unterscheiden Unterschiedliche Strukturen die Phospholipide in wassrigen Losungen annehmen konnen Liposom Mizelle und Doppellipidschicht Bilayer LipiddoppelschichtLiposom Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung 2 Aufbau und Eigenschaften 3 Anwendungen 4 Herstellung 5 Liposomale Fertigarzneimittel 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEntdeckung BearbeitenEntdeckt und beschrieben wurden Liposomen erstmals 1964 von einer Arbeitsgruppe am Babraham Institute rund um den britischen Hamatologen Alec Douglas Bangham 2 Die Bezeichnung Liposom ist auf Gerald Weissmann zuruckzufuhren welcher ebenfalls massgeblich an der Entdeckung und Erforschung von Liposomen beteiligt war 3 Die im Jahre 1964 von Alec Douglas Bangham und R W Horne im Journal of Molecular Biology veroffentlichte Publikation Negative staining of phospholipids and their structural modification by surface active agents as observed in the electron microscope gilt als jene Publikation in welcher Liposomen damals noch als multilamellar smectic mesophases bezeichnet erstmals erwahnt wurden 4 Aufbau und Eigenschaften BearbeitenDie membranbildenden Molekule eines Liposoms verfugen uber einen hydrophilen lipophoben sowie uber einen hydrophoben lipophilen Teil Bei der Bildung der Doppelschicht des Liposoms ordnen sich diese amphiphilen Molekule entsprechend diesen Eigenschaften an Die hydrophoben Teile der Molekule sind zueinander gerichtet so dass sie geringen Kontakt zur wassrigen Phase haben wohingegen die hydrophilen Teile der Molekule zur wassrigen Phase innerhalb und ausserhalb des Liposoms gerichtet sind Die Bildung einer energetisch gunstigen spharischen Form mit moglichst geringer Oberflache liegt diesem Verhalten zugrunde Hydrophober Effekt Die Molekule der Membran halten durch nicht kovalente Interaktion zusammen Daraus resultiert eine fluide Membran deren aliphatisches lipophiles Inneres empfanglich fur die Aufnahme einer Vielzahl von lipophilen Substanzen ist Grosse und Form von Liposomen sind grundlegend abhangig von der chemischen Zusammensetzung der Lipidmembran der physikalisch chemischen Eigenschaften der wassrigen Phase z B Ionenstarke pH Wert Osmolalitat in welcher sie vorliegen bzw welche sie einschliesst und dem Praparationsverfahren siehe Herstellung Liposomen konnen einschichtig eine Doppelschicht unilamellar oder mehrschichtig mehrere konzentrische Doppelschichten multilamellar sein und einen mittleren Durchmesser von 25 nm bis hin zu 100 µm haben Uber diese zwei Parameter Grosse mittlerer Durchmesser und Lamellaritat lassen sich Liposomen grob in vier Kategorien einteilen Multilamellar vesicles MLV bestehen im Allgemeinen aus mehreren konzentrischen Lipiddoppelschichten Ihr mittlerer Durchmesser liegt zwischen 100 nm und 1000 nm Small unilamellar vesicles SUV sind unilamellar und haben einen mittleren Durchmesser zwischen 20 nm und 100 nm wohingegen large unilamellar vesicles LUV und giant unilamellar vesicles GUV einen Durchmesser zwischen 100 nm und 1000 nm bzw zwischen 1 µm und 200 µm aufweisen 5 Die grosseren Liposomen sind daher im sichtbaren Licht mit einem Lichtmikroskop zu erkennen Die Membran eines Liposoms kann aus verschiedenen Lipiden zusammengesetzt sein Je nach angestrebtem pharmakodynamischem Wirkprofil pharmakokinetischem Verhalten chemischen und physikalischen Eigenschaften wie Grosse Grossenverteilung Lamellaritat Fluiditat Permeabilitat Zetapotential Phasenubergangstemperatur der Membran u v m kann zur Praparation von Liposomen fur medizinische sowie kosmetische Applikationen aus einem breiten Spektrum vielfaltiger Lipide aus den Stoffklassen der Phospholipide und Sterole gewahlt werden Die Lipide aus diesen zwei Stoffklassen sind in erster Linie strukturgebende Komponenten des Liposoms Daruber hinaus kommen auch Lipopolysaccharide z B Lipid A als Adjuvans Fettsauren und andere lipophile Substanzen wie z B Tocopherole als Antioxidans und Squalene als Membrankomponenten zum Einsatz Die erste Entwicklungsstufe zu lebenden Zellen in der Ursuppe waren vermutlich liposomenartige Strukturen die sich spontan aus amphiphilen Lipiden zum Beispiel aus Phosphatidylcholin Lecithin in einem wasserigen Medium ausgebildet haben Anwendungen BearbeitenDurch die liposomale Formulierung von Arzneistoffen ist es durch Einschlussimmobilisierung moglich empfindliche Arzneistoffe nach der Applikation vor einer moglichen Metabolisierung zu schutzen In ahnlicher Weise werden Niosome verwendet Zudem kann durch Einschluss von Arzneistoffen in Liposomen die Plasmahalbwertszeit erhoht werden Liposomen als Drug Delivery System konnen den Transport von Arzneistoffen an jene Stellen im Organismus an denen sie benotigt werden verbessern Dadurch konnen Nebenwirkungen des liposomal formulierten Arzneistoffes verringert und da niedrigere Dosen verabreicht werden konnen die Effizienz und die therapeutische Breite erhoht werden Eine liposomale Formulierung steht aufgrund der Eigenschaften des Liposoms den meisten Arzneistoffen offen Hydrophile Arzneistoffe werden umschlossen und befinden sich im hydrophilen Inneren des Liposoms Lipophile Arzneistoffe werden in die Membran eingebettet und amphiphile Arzneistoffe an der Grenzflache zwischen dem Membraninneren und der wassrigen Phase Liposomale Formulierungen von Arzneistoffen wie Biopharmazeutika zu denen unter anderem Impfstoffe 6 wie auch siRNA und miRNA fur Anwendungen in der therapeutischen RNA Interferenz 7 zahlen aber auch von nicht biologischen synthetischen Arzneistoffen bringen pharmakologische und okonomische Vorteile Virosomen also Liposomen welche in ihrer Lipidmembran virale Hullenproteine tragen dienen zugleich als System fur einen zielgerichteten und selektiven Transport und als Adjuvans 8 Virosomen die nach Endozytose durch die Endosomenmembran in Zellen aufgenommen werden haben zudem die Eigenschaft sowohl eine humorale Immunantwort als auch eine zellulare Immunantwort auslosen zu konnen 9 In manchen pharmazeutischen Produkten mussen die Liposomen auch durch eine oberflachliche Polymerschicht typischerweise aus Polyethylenglykol geschutzt werden um eine Verschmelzung mit einer zufalligen beliebigen Zellmembran zu vermeiden meist in der Leber bevor der Wirkstoff an seinem Bestimmungsort angekommen ist Auf dem Weg zu ihrem Bestimmungsort konnen die in ein Liposom eingeschlossenen Wirkstoffe durch die Lipiddoppelschicht gegen die zerstorende Wirkung von Enzymen und vor vorzeitiger Ausscheidung aus dem Korper geschutzt werden Mit Hilfe von Fremdmolekulen wie Antikorpern die an das Aussere der Liposomen angeheftet werden kann man ausserdem versuchen den Bestimmungsort des Wirkstoffs durch Bindung an einen spezifischen Rezeptor genau festzulegen Drug Targeting Aufgrund ihrer zellmembranahnlichen chemischen Beschaffenheit konnen Liposomen vermutlich leicht mit der Zellmembran oder nach einer Pinocytose oder Endocytose mit der Endosomen und Lysosomenmembran verschmelzen und dann ihren Inhalt in das Zellinnere entlassen In der Biotechnologie werden Liposome gelegentlich verwendet um Fremdmaterial zum Beispiel Plasmide in eine Zelle einzuschleusen Dieser Vorgang ist als liposomale Transfektion oder als Lipofektion bekannt jedoch bis heute nur sehr unvollkommen verstanden und auch weitaus weniger effektiv als eine Transduktion mittels eines viralen Vektors Alternativ zu Liposomen werden auch Polymersomen eingesetzt Auch essentielle Nahrstoffe und Nahrungserganzungsmittel vor allem solche mit einem normalerweise langsamen regulierten oder nur teilweisen Aufnahmemechanismus wie beispielsweise Vitamin C konnen in Liposomen eingeschlossen besser in den Blutstrom gelangen 10 Fur einige funktionale Naturstoffe wie Curcumin deren Bioverfugbarkeit aufgrund ihrer Hydrophobizitat gering ist wurde eine signifikante Steigerung der Bioverfugbarkeit durch Liposomen nachgewiesen 11 Eine Humanstudie 12 die den Effekt von oral verabreichtem Vitamin C in umschlossener sowie unumschlossener Form im Vergleich zur intravenosen Gabe verglich kam zu dem Schluss dass 1 die im Blut zirkulierende Konzentration des liposomalen Vitamin Cs grosser war als die lediglich oral verabreichte uneingeschlossene Variante Allerdings war die im Blut nachgewiesene Menge weiterhin geringer als nach einer intravenosen Gabe 2 Der als Marker fur Oxidativen Stress festgelegte gemessene Ischemische Reperfusions Wert war zwischen allen Verabreichungsformen ahnlich gesenkt Herstellung Bearbeiten Hauptartikel Liposomenerzeugung Multilamellare Liposomen MLV entstehen spontan durch Losen von Lipiden in wassriger Phase Unilamellare Liposomen SUV LUV lassen sich durch verschiedene Methoden erzeugen Liposomale Fertigarzneimittel BearbeitenBis 2008 wurden 11 Arzneimittel in liposomaler Verabreichungsform zugelassen 13 Beispiele fur liposomale Fertigarzneimittel 13 14 Wirkstoff Handelsname Pharmazeutischer Unternehmer Art der Liposomen Anwendungsgebiet e Amphotericin B Abelcet weltweit Cephalon Teva Lipidlamellen Systemische PilzinfektionenAmBisome div europaische Lander TR CDN USA Gilead Sciences Astellas Konventionelle LiposomenCytarabin DepoCyte EU CH Pacira Limited Multivesikulare Liposomen Maligne lymphomatose MeningeosisDaunorubicin DaunoXome GB DE DK Gilead Sciences HIV assoziiertes Kaposi SarkomDoxorubicin Myocet weltweit Teva Konventionelle Liposomen Metastasierender BrustkrebsDoxil USA Caelyx weltweit ausser USA Janssen Cilag PEG ylierte Liposomen Brustkrebs Eierstockkrebs HIV assoziiertes Kaposi Sarkom Multiples MyelomMorphin DepoDur USA SkyePharma Endo Multivesikulare Liposomen Postoperative AnalgesieHepatitis A Impfstoff Epaxal HAVpur Berna Biotech Novartis Virosomen Hepatitis AInfluenza Impfstoff Inflexal V Influvac Berna Biotech Novartis Virosomen InfluenzaPaclitaxel Lipusu CN Luye Pharma Konventionelle Liposomen EierstockkrebsPerflutren Definity USA Lantheus UltraschallkontrastVerteporfin Visudyne EU CH J USA Novartis Feuchte altersbezogene Makuladegeneration pathologische MyopieDie Bedeutung liposomaler Arzneiformulierungen fur das Drug Targeting insbesondere in Indikationen wie etwa Krebserkrankungen oder Infektionen bei cystischer Fibrose wird sichtbar in einer deutlichen Anzahl entsprechender Formulierungen unter den Orphan Arzneimitteln 15 Siehe auch BearbeitenSeifenblase ebenfalls ein kugelformiges Gebilde mit einer Hulle aus amphiphilen Molekulen bei denen jedoch der hydrophile Teil nach innen zeigtLiteratur BearbeitenR R C New Hrsg Liposomes a practical approach IRL Press at Oxford University Press Oxford 1990 ISBN 0 19 963077 1 Dietrich Arndt Iduna Fichtner Liposomen Darstellung Eigenschaften Anwendung Fortschritte der Onkologie Band 13 Akademie Verlag Berlin 1986 ISBN 3 05 500148 6 Volker Weissig Hrsg Liposomes Methods and Protocols Volume 1 Pharmaceutical nanocarriers Methods in Molecular Biology Band 605 Humana Press New York 2010 ISBN 978 1 60327 360 2 Volker Weissig Hrsg Liposomes Methods and Protocols Volume 2 Biological Membrane Models Methods in Molecular Biology Band 606 Humana Press New York 2010 ISBN 978 1 60761 446 3 Shelley D Minteer Hrsg Enzyme Stabilization and Immobilization Methods and Protocols Methods in Molecular Biology Band 679 Humana Press Totowa NJ 2011 ISBN 978 1 60761 895 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Liposomes Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten V P Torchilin Drug targeting In European Journal of Pharmaceutical Sciences 11 Supplement 2 2000 S S81 S91 David W Deamer From Banghasomes to liposomes A memoir of Alec Bangham 1921 2010 In FASEB Journal Band 24 Nr 5 2010 S 1308 1310 doi 10 1096 fj 10 0503 Grazia Sessa Gerald Weissmann Phospholipid spherules liposomes as a model for biological membranes In Journal of Lipid Research Band 9 Nr 3 1968 S 310 318 A D Bangham R W Horne Negative staining of phospholipids and their structural modification by surface active agents as observed in the electron microscope In Journal of Molecular Biology Band 8 Heft 5 1964 S 660 668 Emeline Rideau Rumiana Dimova Petra Schwille Frederik R Wurm Katharina Landfester Liposomes and polymersomes a comparative review towards cell mimicking In Chemical Society Reviews Band 47 Nr 23 2018 ISSN 0306 0012 S 8572 8610 doi 10 1039 C8CS00162F Gunther Strobl Schlusselrolle fur osterreichische Firma Polymun Scientific bei Covid Vakzin derstandard at vom 12 November 2020 abgerufen am 12 November 2020 Ala Daka Dan Peer RNAi based nanomedicines for targeted personalized therapy In Advanced Drug Delivery Reviews Band 64 Heft 13 Oktober 2012 S 1508 1521 Yasufumi Kaneda Virosomes evolution of the liposome as a targeted drug delivery system In Advanced Drug Delivery Reviews Band 43 Nr 2 3 30 September 2000 S 197 205 doi 10 1016 S0169 409X 00 00069 7 A Wagner G Stiegler K Vorauer Uhl H Katinger H Quendler A Hinz W Weissenhorn One Step Membrane Incorporation of Viral Antigens as a Vaccine Candidate Against HIV In Journal of Liposome Research Band 17 2007 S 139 154 J C Kraft J P Freeling Z Wang R J Ho Emerging research and clinical development trends of liposome and lipid nanoparticle drug delivery systems In J Pharm Sci Band 103 Nr 1 2014 S 29 52 J Shaikh D D Ankola V Beniwal D Singh M N Kumar Nanoparticle encapsulation improves oral bioavailability of curcumin by at least 9 fold when compared to curcumin administered with piperine as absorption enhancer In Eur J Pharm Sci Nr 37 2009 S 223 230 Janelle L Davis Hunter L Paris Joseph W Beals Scott E Binns Gregory R Giordano Rebecca L Scalzo Melani M Schweder Emek Blair Christopher Bell Liposomal encapsulated Ascorbic Acid Influence on Vitamin C Bioavailability and Capacity to Protect Against Ischemia Reperfusion Injury In Nutr Metab Insights Nr 9 20 Juni 2016 S 25 30 a b L Zhang F X Gu J M Chan A Z Wang R S Langer O C Farokhzad Nanoparticles in Medicine Therapeutic Applications and Developments In Clinical Pharmacology and Therapeutics Vol 83 Nr 5 2008 S 761 769 doi 10 1038 sj clpt 6100400 PMID 17957183 R Schubert Liposomen In U Weidenauer K Mader Hrsg Innovative Arzneiformen Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Oktober 2009 S 162 Rare disease orphan designations abgerufen am 4 Februar 2013 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