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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Kriton Begriffsklarung aufgefuhrt Der Kriton altgriechisch Kritwn Kritōn ist ein in Dialogform verfasstes Werk des griechischen Philosophen Platon Den Inhalt bildet ein fiktives literarisch gestaltetes Gesprach Platons Lehrer Sokrates diskutiert mit seinem Freund und Schuler Kriton nach dem der Dialog benannt ist Der Anfang des Kriton in der altesten erhaltenen mittelalterlichen Handschrift dem 895 geschriebenen Codex ClarkianusSokrates ist wegen Asebie Gottlosigkeit und Verfuhrung der Jugend zum Tode verurteilt worden Er befindet sich im Gefangnis wo er auf seine bald bevorstehende Hinrichtung wartet Kriton besucht ihn um ihn zur Flucht zu bewegen Sokrates lehnt jedoch den Vorschlag ab Er erlautert seine Entscheidung ausfuhrlich Sie beruht auf den philosophischen Grundsatzen zu denen er sich bekennt Konventionelle Ansichten sind belanglos massgeblich ist nur die Vernunft die Richtschnur hat unter allen Umstanden die Gerechtigkeit zu sein Man darf Unrecht nicht mit Unrecht vergelten und generell nichts Schlechtes tun Verpflichtungen sind einzuhalten Diese Prinzipien sind wichtiger als die Rettung des Lebens Auch einem ungerechten Gerichtsurteil darf sich ein Burger nicht entziehen da er sonst die Gultigkeit der Gesetze und damit die Grundlage des geordneten Zusammenlebens im Staat verneinen wurde was ein Unrecht ware Es ware ein Verstoss gegen die Loyalitatspflicht des Burgers gegenuber der staatlichen Gemeinschaft Kriton kann auf die Argumente des Sokrates nichts erwidern In der altertumswissenschaftlichen Forschung aber auch in modernen philosophischen Debatten wird der im Kriton thematisierte unbedingte Gesetzesgehorsam kontrovers diskutiert Im philosophischen Diskurs geht es dabei um den Gewissenskonflikt der entsteht wenn eine gultige Rechtsnorm zu einem Verhalten zwingt das aus der Sicht eines Betroffenen ein offenkundiges schweres Unrecht darstellt In der philosophiegeschichtlichen Forschung wird die Frage ob der Kriton als Pladoyer fur bedingungslosen Gehorsam zu verstehen ist unterschiedlich beantwortet autoritare Deutungsmodelle konkurrieren mit liberalen Uber die Stichhaltigkeit der Argumentation im Dialog gehen die Meinungen auseinander Inhaltsverzeichnis 1 Ort Zeit und Teilnehmer 2 Inhalt 3 Philosophische Bilanz 4 Entstehungszeit und historischer Hintergrund 5 Rezeption 5 1 Antike und Mittelalter 5 2 Fruhe Neuzeit 5 3 Moderne 6 Ausgaben und Ubersetzungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenOrt Zeit und Teilnehmer Bearbeiten nbsp Die Agora von Athen das Gefangnis lag vermutlich etwa 100 Meter sudwestlich des mit Nr 5 bezeichneten GebaudesDas Gesprach dessen literarische Darstellung moglicherweise auf einer historischen Begebenheit fusst findet 399 v Chr im Gefangnis von Athen statt Dort ist Sokrates in Haft seit vor rund vier Wochen das Todesurteil gegen ihn verhangt wurde Die Hinrichtung wird fur den nachsten oder ubernachsten Tag erwartet Der Ort des Gefangnisses kann nicht sicher bestimmt werden Es befand sich wohl in der Nahe des Gerichtshofs Heliaia nach Grabungsergebnissen vermutlich etwa 100 Meter sudwestlich dieses Gebaudes knapp ausserhalb des Gelandes der Agora 1 Platon zeichnet von seinem verehrten Lehrer Sokrates ein lebensnah wirkendes Bild Da es sich aber um ein literarisches Werk handelt ist stets zu beachten dass die Ansichten und Argumente die Platon seiner Dialogfigur in den Mund legt nicht mit denen des historischen Sokrates identisch sein mussen 2 Der einzige Gesprachspartner des Philosophen sein Freund und Altersgenosse Kriton war eine historische Gestalt Er war ein wohlhabender Athener der wie Sokrates aus dem Demos Alopeke stammte Als Sokrates angeklagt wurde bot Kriton vergeblich an sich bei Verhangung einer Geldstrafe fur deren Zahlung zu verburgen 3 Nach dem Todesurteil war er bereit beim Gericht dafur Burgschaft zu ubernehmen dass Sokrates nicht fliehen wurde Damit wollte er seinem Freund den Gefangnisaufenthalt ersparen doch wurde auch dieser Vorschlag abgelehnt 4 Sowohl beim Prozess als auch bei der Hinrichtung war Kriton unter den Anwesenden 5 Platon lasst Kriton auch in anderen Dialogen im Euthydemos und im Phaidon auftreten Dabei fallt auf dass Kriton als konventionell denkender Athener der Philosophie des Sokrates den er personlich sehr schatzt trotz aufrichtigen Bemuhens bis zuletzt fremd gegenubersteht 6 nbsp Sokrates romische Buste 1 Jahrhundert Louvre Paris Inhalt BearbeitenDer Vorschlag und die Argumente KritonsKriton hat sich schon sehr fruh zum Gefangnis begeben lange vor Tagesanbruch und vor dem Beginn der regularen Besuchszeit Mit besonderer Genehmigung des Gefangniswarters 7 ist er eingetreten schweigend hat er sich neben den schlafenden Philosophen gesetzt Inzwischen hat die Morgendammerung eingesetzt Sokrates ist erwacht und zeigt sich verwundert den Freund so fruh zu sehen Kriton erklart dass er ihn nicht vorzeitig wecken wollte Er aussert sein Staunen uber die Leichtigkeit mit der Sokrates sein Schicksal auf sich nimmt Dieser weist darauf hin dass es in seinem Alter er ist siebzigjahrig unangebracht ware uber den ohnehin nahenden Tod unwillig zu sein 8 Der Anlass fur das fruhe Kommen des Besuchers ist die bevorstehende Hinrichtung des Haftlings Kriton erwartet sie fur den folgenden Tag Sokrates fur den ubernachsten Fur Kriton der seinen Freund uberreden will in der kommenden Nacht zu fliehen drangt daher die Zeit Er hat bereits einen Fluchtplan entworfen und will das Vorhaben durch Bestechung der Gefangniswarter bewerkstelligen Dabei geht er davon aus dass sein Vermogen ausreichen wird sollte dies jedoch nicht der Fall sein sind viele weitere Freunde gewillt fur die Bereitstellung der benotigten Summe zu sorgen Dank dieser breiten Hilfsbereitschaft ist es wie Kriton versichert nicht erforderlich dass sich ein Einzelner finanziell ruiniert In Thessalien hat Kriton Freunde die Sokrates schatzen und die ihn gerne aufnehmen und seine Sicherheit gewahrleisten 9 Kriton furchtet einen Freund zu verlieren wie er nie wieder einen finden wird Mit mehreren Argumenten versucht er Sokrates zu uberzeugen Er halt es fur die Pflicht der Freunde in einer solchen Lage ihren Besitz zu opfern daher konne Sokrates das Angebot ohne Bedenken annehmen Im Fall der Hinrichtung befurchtet Kriton uble Nachrede er meint man werde dann die Freunde des Philosophen beschuldigen sie hatten es aus Geiz und Feigheit versaumt ihn zu retten Solchen Vorwurfen mochte sich Kriton nicht aussetzen Uberdies findet er es ungerecht dass Sokrates wenn er in den Tod geht den Willen seiner Feinde erfullt Des Weiteren bringt Kriton vor ein Vater trage Verantwortung fur seine noch jungen Kinder Wer wie Sokrates Kinder gezeugt habe musse sich um ihre Erziehung kummern und durfe sie nicht im Stich lassen und dem Schicksal von Waisen uberlassen 10 Die theoretischen Voraussetzungen der Argumentation des SokratesNachdem Kriton seinen Vorschlag dargelegt erlautert und begrundet hat geht Sokrates ausfuhrlich darauf ein Er will ergebnisoffen diskutieren und bittet Kriton Einwande gegebenenfalls zu aussern 11 Kriton bringt aber gegen die folgenden Ausfuhrungen nichts vor denn die Argumentation seines Freundes erscheint ihm schlussig Er hort nur noch zu und aussert seine Zustimmung zu den einzelnen Gedankengangen oder sagt dass er etwas nicht verstanden hat Zunachst erinnert Sokrates an den Grundsatz dass nur objektives rationales Abwagen eine Entscheidung bestimmen darf Wenn subjektive Befurchtungen oder Bedurfnisse dem fur richtig Befundenen entgegenstehen darf ihnen kein Einfluss eingeraumt werden anderenfalls ist man nicht mit den eigenen Prinzipien im Einklang Belanglos ist auch der Umstand dass manche Meinungen weit verbreitet sind denn wichtig ist nicht die Anzahl sondern nur die Kompetenz der Vertreter einer Auffassung So wie ein Sportler nur dem Rat von Sportlehrern und Arzten folgt und nicht dem einer Menge von Unkundigen da er sonst seinen Korper schadigen wurde so ist auch in Fragen von Recht und Unrecht gutem und schlechtem Handeln nur ein sachkundiges Urteil relevant Die Meinungen der unwissenden Menge zahlen nicht 12 Wer seinen Korper aus Inkompetenz falsch behandelt hat und damit seine Gesundheit zerruttet hat dem erscheint das Weiterleben nicht mehr lohnend Es gibt aber auch eine andere Art von Zerruttung Sie betrifft dasjenige im Menschen was es auch sein mag worauf sich Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit beziehen Mit dieser Umschreibung meint Sokrates die unsterbliche Seele Sie wird nach seiner Uberzeugung durch unrechtes Handeln geschadigt Nach einer solchen Zerruttung ist das Leben fur den Philosophen nicht mehr lebenswert Da die Seele weitaus edler und wichtiger ist als der Korper ist ihre Schadigung viel schlimmer als eine korperliche Beeintrachtigung und auch schlimmer als der Tod Nicht das Leben an sich ist erstrebenswert sondern nur ein gutes Leben Gut leben bedeutet tugendhaft leben also stets gerecht sein Dem stimmt Kriton zu Somit ist die Frage ob eine Flucht aus dem Gefangnis fur einen zu Unrecht Verurteilten angebracht ist nur unter dem Aspekt der Gerechtigkeit zu untersuchen und zu klaren 13 Kritons Uberlegungen zum finanziellen Aspekt zu einer moglichen Rufschadigung und zur Erziehung der Kinder nimmt Sokrates nicht ernst Derartige Gesichtspunkte sind fur ihn belanglos Er vergleicht solche Beweggrunde mit den Impulsen der vernunftlosen Leute die jemand leichtsinnig zum Tode verurteilen und spater ihre Tat gern wieder ruckgangig machen wurden wenn das moglich ware 14 Sokrates erinnert seinen Freund an ihre gemeinsamen Uberzeugungen auf die sie sich vor langem verstandigt haben und zu denen sie sich seither immer bekannt haben Es ware abwegig diese durchdachten Grundsatze nun in fortgeschrittenem Alter einfach fallen zu lassen als waren es nur kindische Einfalle gewesen Den Ausgangspunkt bildet die Uberzeugung dass es ausnahmslos unter allen Umstanden prinzipiell falsch ist etwas Unrechtes zu tun Unter Unrecht versteht Sokrates alles was jemand schadigt Das Schadigen halt er auch dann fur absolut unzulassig wenn es sich um Vergeltung fur ein Unrecht handelt das man selbst erlitten hat beispielsweise das Beleidigen eines Beleidigers Ein weiteres Prinzip lautet dass eine Verpflichtung zu etwas Gerechtem die man eingegangen ist unbedingt einzuhalten ist Kriton bekraftigt sein fruheres Bekenntnis zu diesen Grundsatzen 15 Die Anwendung der Theorie auf den aktuellen FallWie Sokrates anschliessend darlegt ist nun die Frage zu untersuchen ob er mit einer Flucht jemand schadigen oder eine gerechte Verpflichtung missachten wurde Hierzu tragt er das vor was nach seiner Auffassung die Gesetze sagen wurden wenn sie reden und ihren Geltungsanspruch begrunden konnten Er lasst die personifizierten Gesetze das Wort ergreifen und die Position des Staates vertreten wie es ein Redner tate der die Gesetzlichkeit zu verteidigen hatte 16 Die Gesetze wurden geltend machen dass ohne Respektierung ihrer Vorschriften die staatliche Gemeinschaft nicht bestehen konne Sie wurden einen in Kritons Sinn handelnden Sokrates fragen ob er den Staat zugrunde richten wolle indem er sich und damit jedem Burger die Berechtigung zubillige nach seinem personlichen Ermessen rechtskraftige Gerichtsurteile zu missachten 17 Darauf konnte Kriton oder Sokrates wenn er Kriton zustimmte erwidern er widersetze sich nicht dem gesamten Gesetzwesen sondern nur einem Unrechtsurteil Dann ware aber an ihn die Frage zu richten was er denn seiner Heimatstadt vorzuwerfen habe deren Rechtswesen er mit seinem Verhalten untergrabe Sokrates musste wenn er sich so verhielte an die Grundlage seiner Existenz erinnert werden Ihm ware dann entgegenzuhalten dass das Bestehen der staatlichen Ordnung die Voraussetzung dafur gewesen sei dass sein Vater seine Mutter heiraten konnte Dank dieser Ordnung sei er geboren worden in ihrem Rahmen sei er gut erzogen worden Den Gesetzen verdanke er wie jeder Athener alles Gute was eine gesetzliche Ordnung den Staatsburgern verschaffen konne Daher sei das Vaterland mit seinen Gesetzen fur ihn gleichsam ein Vater und habe noch mehr als ein Vater Anspruch auf seine Ehrerbietung und Loyalitat Wer die Verhaltnisse und Gesetze in Athen missbillige der konne mit seinem gesamten Besitz auswandern Wer aber bleibe der schliesse damit implizit eine Vereinbarung mit dem Staat durch die er sich zur Gesetzestreue verpflichte Wenn er etwas im Justizwesen fur verfehlt halte sei es ihm anheimgestellt die Ungerechtigkeit argumentativ aufzuzeigen falls er dazu nicht in der Lage sei habe er das geltende Recht zu respektieren Dies gelte fur Sokrates ganz besonders denn er habe sein ganzes Leben in Athen verbracht und diesen Ort jedem anderen vorgezogen sogar den Staaten die er zu ruhmen pflegte Auch durch seine Familiengrundung in seiner Heimatstadt habe er sein Einverstandnis mit den athenischen Lebensverhaltnissen demonstriert Ausserdem habe er in seinem Prozess die Verbannung als mogliche Alternative zur Hinrichtung abgelehnt und ihr den Tod ausdrucklich vorgezogen 18 Wenn er gewollt hatte hatte er sich noch wahrend des Prozesses fur das Exil entscheiden und dann Athen auf legalem Weg verlassen konnen Ein nachtraglicher Versuch eine freie und verbindliche Entscheidung einseitig ruckgangig zu machen sei schandlich 19 Ferner fuhren die Gesetze gegen Kritons Meinung an dass Sokrates wenn er das Angebot annahme mit der Flucht seine Helfer der Gefahr aussetzen wurde ebenfalls fliehen zu mussen oder ihr Vermogen einzubussen Hinzu komme dass er als fluchtiger Gesetzesbrecher in einem gut eingerichteten Staat den Gutgesinnten suspekt ware denn man wurde ihn verdachtigen auch dort die Gesetze zu missachten Er musste also mit einer Gegend wie Thessalien vorliebnehmen wo Unordnung und Zugellosigkeit herrschten Dort konnte er mit der Geschichte von seinem jammerlichen Entweichen Heiterkeit erregen Als Philosoph der seinen Grundsatzen untreu geworden ist ware er aber so diskreditiert dass er seinen bisherigen Lebensinhalt den philosophischen Dialog aufgeben musste Dann bestunde sein Lebenssinn nur noch im Essen Seine Kinder musste er wenn er sie nicht im Stich lassen wollte nach Thessalien mitnehmen wo sie heimatlos waren Wenn er sie hingegen in Athen zuruckliesse ware zwar ihre gute Erziehung durch die Freunde gewahrleistet doch ware sein Uberleben ihnen dann zu nichts nutze 20 Abschliessend tragen die Gesetze eine eindringliche Mahnung vor Wenn Sokrates nun stirbt scheidet er aus dem Leben als einer dem von den Menschen nicht von den Gesetzen Unrecht geschehen ist Flieht er aber so wird er seinerseits zum Unrechttater gegen sich selbst gegen seine Freunde sein Vaterland und die Gesetze Dann erwartet ihn als Ubeltater auch im Hades dem Totenreich Schlimmes 21 Nachdem Sokrates das imaginare Pladoyer der Gesetze beendet hat bekennt er davon selbst so ergriffen zu sein wie ein vom Klang der Flotenmusik berauschter Kulttanzer ein Korybant Dennoch fordert er Kriton auf allfallige Gegenargumente zu aussern Kriton weiss aber nichts einzuwenden und Sokrates beendet das Gesprach mit dem Hinweis auf die gottliche Lenkung der er sich anvertrauen will 22 Philosophische Bilanz Bearbeiten nbsp Platon romische Kopie des griechischen Platonportrats des Silanion Glyptothek Munchen Ein zentraler Aspekt des Kriton ist die Betonung der Vernunft die das einzige Kriterium fur alle ethischen Entscheidungen liefern soll Sokrates geht in diesem Dialog zuversichtlicher als in anderen Werken Platons von der objektiven Richtigkeit des Wissens aus das dem Sachkundigen von der Vernunft vermittelt wird Er nimmt also hier erkenntnistheoretisch eine relativ optimistische Haltung ein 23 Uber die ethischen und staatsphilosophischen Konsequenzen aus der Argumentation der personifizierten Gesetze bestehen in der Forschung erhebliche Meinungsverschiedenheiten Schwierige Probleme die sich in diesem Zusammenhang ergeben werden im Dialog nicht geklart denn dessen Thema ist nur die Frage wie Sokrates sich verhalten soll es geht hier nicht um eine umfassende Klarung moglicher Konflikte im Spannungsfeld zwischen gesetzlichen Vorschriften und personlichen ethischen Normen Die VertragstheorieAuffallig ist die unerbittliche Konsequenz mit der die personifizierten Gesetze im Kriton die Gesetzestreue verteidigen Sie kontrastiert mit der scharfen Kritik die Platon sonst am athenischen Staat und dessen Institutionen ubt Zur Begrundung der Loyalitatsforderung dient vor allem eine Vertragstheorie ein Konzept dem zufolge die Loyalitatspflicht der Burger auf einer Ubereinkunft zwischen ihnen und dem Staat basiert Eine Stutze findet die Vertragstheorie im damaligen Verstandnis der Staatsburgerschaft Das athenische Burgerrecht wurde nicht bei der Geburt oder beim Erreichen des Volljahrigkeitsalters automatisch erworben sondern die Nachkommen von Stadtburgern mussten um die Burgerrechte zu erhalten einen Antrag stellen und sich einer Prufung dokimasia unterziehen Der Inhalt der Prufung ist nicht bekannt vielleicht beschrankte sie sich auf die Feststellung der Abstammung 24 Dieses Verfahren des Erwerbs der Staatsburgerschaft wird im Dialog erwahnt 25 Aus dem Willensakt mit dem man sich hierfur entschied liess sich ein vertragsahnliches Verhaltnis des Burgers zum Staat ableiten 26 Uberzeugen oder gehorchenZu den kontrovers diskutierten Fragen gehort die Auslegung der von den Gesetzen vertretenen persuade or obey doctrine Dabei handelt es sich um den Grundsatz dass der Burger der ein Urteil oder eine Vorschrift fur ungerecht halt dennoch gehorchen muss wenn es ihm nicht gelingt die zustandige Instanz von der Ungerechtigkeit zu uberzeugen und so auf legalem Weg eine Anderung herbeizufuhren Wer keine dieser beiden Alternativen wahlt dem bleibt nach dem Ethikverstandnis der Gesetze nur die Auswanderung Das hat allerdings die problematische Konsequenz dass das Inkrafttreten eines einzigen ungerechten Gesetzes alle anstandigen Burger zwingt aus Gewissensgrunden ins Exil zu gehen 27 Obwohl Sokrates das Exil grundsatzlich ablehnte fand sich fur ihn personlich eine ethisch vertretbare Losung da er durch das Gerichtsurteil nicht zum Begehen sondern nur zum Erleiden eines Unrechts verpflichtet war was nach Platons Ethikverstandnis weniger schlimm und notigenfalls hinnehmbar ist Die Frage wie man sich zu verhalten hat wenn der Staat aktive Beteiligung an einem Unrecht fordert und Auswanderung nicht moglich ist wird im Kriton nicht erortert Aus dem Gesamtzusammenhang von Platons Ethik ergibt sich jedoch dass fur ihn in diesem Fall die Vermeidung des Unrechts zweifellos Vorrang hat 28 Mit der grundsatzlichen Problematik der Alternative uberzeugen oder gehorchen hangt die in der neueren Forschung kontrovers diskutierte Frage zusammen wie autoritar oder liberal man sich das staatsrechtliche Denken des platonischen Sokrates vorzustellen hat Strittig ist insbesondere inwieweit sich der von Platon dargestellte Sokrates mit den einzelnen Argumenten die er von den Gesetzen vortragen lasst und deren weitreichenden Konsequenzen identifiziert Die Problematik der autoritaren Interpretation der zufolge er auf ausnahmsloser Gesetzestreue beharrt tritt dort zutage wo diese Position mit seinem Gebot unter keinen Umstanden jemals ein Unrecht zu begehen in Konflikt gerat Ein solcher Konflikt entsteht sobald ein Burger durch eine Rechtsnorm zum Unrechthandeln gezwungen wird und es ihm nicht moglich ist mit Argumenten eine Anderung zu erwirken Zur Behebung dieses Problems pladieren manche Forscher fur eine liberale Auslegung der Stellungnahme die Sokrates den personifizierten Gesetzen in den Mund legt Nach diesem Verstandnis ist die dort erhobene Forderung nach Gesetzestreue nicht absolut bedingungslos sondern hat bestimmte Voraussetzungen bei deren Wegfall sie hinfallig wurde Andere Interpretationen gehen davon aus dass Sokrates die Gesetze zwar autoritar argumentieren lasst selbst jedoch wesentlich liberaler denkt Autoritare und liberale DeutungsmodelleEine liberale Auslegung der Ausfuhrungen der Gesetze schlagt Sandrine Berges vor Sie geht von der Uberlegung aus dass die Ubereinkunft zwischen der staatlichen Gemeinschaft und dem Individuum eine gegenseitige Verpflichtung beinhaltet Die Gesetzgebung verschafft wie die Gesetze im Dialog betonen dem Staatsburger seine Existenzgrundlage und ein fur sein Gedeihen forderliches Umfeld und er halt sich dafur loyal an die Gesetze Gedeihen bedeutet im Sinne des Sokrates Charakterbildung das heisst Erwerb der Tugendhaftigkeit als Voraussetzung zu einem guten Leben In diesem Sinne ist die Analogie zum Verhaltnis zwischen Eltern und Kind zu verstehen Die Eltern erziehen das Kind zu einem guten Menschen und konnen dafur dessen Gehorsam erwarten die Gesetze fordern die Tugendhaftigkeit der Burger und sind daher zu respektieren In beiden Fallen muss die ubergeordnete Instanz ihre Verpflichtung erfullen um einen Anspruch auf Gehorsam zu haben Beim Verhaltnis zwischen Sokrates und den athenischen Gesetzen ist das trotz des Fehlurteils des Gerichts der Fall Anderenfalls bestunde keine Pflicht zur Gesetzestreue 29 Nach dem Verstandnis von Richard Kraut fordern die Gesetze nur einen ernsthaften Versuch die zustandige Instanz zu uberzeugen Missgluckt dieser Versuch so ist burgerlicher Ungehorsam zulassig 30 Dagegen wendet eine Reihe von Kritikern 31 ein dies lasse sich Platons Text nicht entnehmen vielmehr werde bei einem Scheitern des Uberzeugungsversuchs unbedingter Gesetzesgehorsam gefordert Somit bestehe das Dilemma in voller Scharfe Wahrend die liberale Auslegung der Stellungnahme der personifizierten Gesetze auf starke Bedenken gestossen ist findet ein vollig anderer Losungsweg der von einem autoritaren Ausgangspunkt zu einem liberalen Ergebnis fuhrt in der neueren Forschung viel Anklang Die Vertreter dieses Ansatzes gehen davon aus dass die Stellungnahme der Gesetze zwar im autoritaren Sinn zu verstehen ist aber nicht oder nur teilweise mit Sokrates eigener Position ubereinstimmt Demnach halt Platons Sokrates zwar das Ergebnis der Argumentation die er den Gesetzen in den Mund legt hinsichtlich seines eigenen Falles fur richtig aber seine Wertordnung unterscheidet sich von der ihren Die generellen Forderungen der Gesetze und ihre autoritaren Begrundungen mussen nicht seiner und Platons eigener Sichtweise entsprechen Nach der schwacheren Variante dieser Hypothese ist Sokrates zwar von der Argumentation der Gesetze beeindruckt doch bedeutet das nicht dass er sich mit allen ihren Uberlegungen identifiziert und deren Konsequenzen bejaht Nach der starkeren Variante stimmt er den Gesetzen nur hinsichtlich des Ergebnisses der Ablehnung der Flucht zu lehnt aber den Weg auf dem sie zu dem Ergebnis gelangt sind grundsatzlich ab seine Zustimmung zum Ethikverstandnis der Gesetze ist nicht ernst gemeint sondern ironisch 32 Vertreter dieser Deutungsweise weisen darauf hin dass Sokrates am Schluss des Dialogs die Wirkung die das Pladoyer der Gesetze auf ihn hat mit der ekstatischen Verzuckung vergleicht die bei kultischen Tanzen erzeugt wird Das ist ein irrationaler Aspekt der mit der philosophischen Forderung nach unbedingter Herrschaft der Vernunft kontrastiert In Platons Werken erscheint Sokrates als Philosoph der stets vernunftig handelt und mit seiner aussergewohnlichen Selbstbeherrschung Bewunderung erregt zugleich aber auch als ein sehr starken Affekten ausgesetzter Mensch Wesentlich ist dabei dass die Vernunft immer die Kontrolle behalt und dass er Wissensanspruche die auf einer irrationalen Grundlage erhoben werden skeptisch beurteilt Daher wird der Vergleich mit den von Begeisterung ergriffenen Tanzern als Indiz dafur gewertet dass zwischen den radikalen suggestiven Forderungen der Gesetze und der philosophisch reflektierten Position des Sokrates ein Unterschied besteht Demnach ist Sokrates Beschreibung seiner Ergriffenheit ironisch zu verstehen so wie in der Apologie seiner Verteidigungsrede vor Gericht wo er zu Beginn ironisch behauptet die Uberredungskraft seiner Anklager habe ihn fast dazu gebracht sich selbst zu vergessen 33 Die starke Variante der Interpretation die den Standpunkt des Sokrates von dem der Gesetze unterscheidet vertritt insbesondere Roslyn Weiss Sie weist darauf hin dass der im Dialog dargestellte Kriton zwar ein alter Freund des Sokrates ist und daher die sokratische Ethik gut kennen musste aber wie seine Uberlegungen und Reaktionen zeigen als offensichtlich unphilosophischer Mensch ausserstande ist ihre Grundlagen zu verinnerlichen 34 Nach der Hypothese von Weiss ist dies der Grund dafur dass Sokrates die Gesetze auftreten lasst und ihnen die Aufgabe ubertragt dem Freund im Rahmen von dessen Verstandnishorizont also autoritar begreiflich zu machen dass eine Flucht falsch ware Ein Indiz hierfur sieht Weiss darin dass Sokrates die Gesetze erst einfuhrt nachdem Kriton ihm gesagt hat dass er der philosophischen Argumentation nicht folgen kann Als weiteren Anhaltspunkt fuhrt Weiss an dass Sokrates die Ausfuhrungen zugunsten der Gesetzestreue als etwas bezeichnet was ein Redner vortragen wurde Dies drucke eine Distanzierung aus da der platonische Sokrates generell die Rhetorik als unredliche manipulative Art des Uberzeugens ablehne 35 Auch Thomas Alexander Szlezak betont dass die Begrundung fur die Haltung des Sokrates die dieser seinem unphilosophischen Freund gibt nicht philosophisch anspruchsvoll sondern emotional sei denn sie orientiere sich zwangslaufig an Kritons Reflexionsniveau Der fur Sokrates selbst massgebliche Gesichtspunkt sei nicht hier sondern im Dialog Phaidon zu finden 36 Auffallig ist dass Sokrates im Kriton das Wort Seele einen zentralen Begriff seines Denkens vermeidet und mit einer metaphysisch neutralen Umschreibung umgeht 37 offenbar weil wie im Phaidon deutlich wird Kriton die philosophische Annahme einer unsterblichen Seele nicht akzeptiert 38 Anderer Meinung ist David Bostock Er glaubt das autoritare Konzept also ein ethisches Gebot absoluter Gesetzestreue entspreche der Auffassung die Platon dem Leser im Kriton nahebringen wolle Erst in spateren Werken habe der Philosoph die Problematik dieser Position erkannt und seinen Standpunkt modifiziert 39 Auch eine Reihe weiterer Stimmen in der neueren Forschung halten an der traditionellen Auslegung fest wonach die Position der Gesetze mit der des platonischen Sokrates zu identifizieren ist 40 Kriton und Apologie Gesetzestreue und ethische AutonomieEin in der Forschungsliteratur oft erortertes Problem ist das Verhaltnis des Kriton zur Apologie der von Platon als literarisches Werk gestalteten Verteidigungsrede die Sokrates vor Gericht gehalten haben soll In der Apologie erklart Sokrates dass er einem hypothetischen Gerichtsurteil das ihn unter Androhung der Todesstrafe zum Verzicht auf offentliches Philosophieren zwange nicht Folge leisten wurde denn eine solche Unterlassung eines Dienstes an der Offentlichkeit ware fur ihn ein Unrecht 41 Hier haben manche Forscher einen Widerspruch zu Sokrates Haltung im Kriton gesehen und verschiedene Erklarungen fur die scheinbare oder tatsachliche Inkonsistenz vorgeschlagen 42 Eine der Erklarungen lautet es liege keine wirkliche Inkonsistenz vor da die beiden Falle der reale im Kriton und der hypothetische in der Apologie fundamental verschieden und nach verschiedenen Prinzipien zu beurteilen seien 43 Nach einem weiteren Losungsvorschlag ist die Uberlegung in der Apologie rein theoretischer Natur da ein Philosophieverbot keine Rechtsgrundlage hatte und keine Situation vorstellbar ist in der das Gericht tatsachlich Sokrates eine solche Strafe hatte auferlegen konnen es sei denn der Angeklagte hatte dies selbst vorgeschlagen 44 Dagegen wird allerdings eingewendet es handle sich um ein Gedankenexperiment das seinen Sinn verliere wenn man davon ausgehe dass der hypothetische Fall niemals eintreten konne 45 Fur eine andere Losung treten Mario Montuori und Giovanni Reale ein Sie glauben der Kriton sei erst lange nach der Apologie entstanden und die Unterschiede hingen mit dem grossen zeitlichen Abstand der beiden Werke zusammen 46 Reale meint in der Apologie einem Jugendwerk lasse Platon den historischen Sokrates zu Wort kommen im Kriton stecke er selbst hinter der Maske des Sokrates 47 James Stephens nimmt einen nicht auflosbaren Widerspruch an 48 Entstehungszeit und historischer Hintergrund BearbeitenDie Echtheit des Kriton gilt als sicher in der neueren Forschung hat nur Holger Thesleff Platons Autorschaft bezweifelt 49 Mitunter ist der Dialog in die Nahe der mittleren Schaffensperiode Platons geruckt oder dieser sogar zugezahlt worden 50 doch gewohnlich wird er als Fruhwerk betrachtet Einige italienische Forscher pladieren fur eine Spatdatierung sie weisen dem Kriton einen Platz unweit der spat entstandenen Nomoi zu 51 Vermutlich fallt seine Abfassung ungefahr in dieselbe Zeit wie die der inhaltlich verwandten Apologie deren Datierung allerdings umstritten ist Jedenfalls entstand der Kriton nach dem Tod des Sokrates der im Fruhjahr 399 v Chr hingerichtet wurde 52 Es ist wohl eine historische Tatsache dass Freunde des Philosophen einen Fluchtplan entworfen haben und dass er dieses Vorhaben abgelehnt hat denn auch der Zeitgenosse Xenophon ein Schuler des Sokrates berichtet davon 53 Unbekannt ist allerdings inwieweit das theoretische Konzept das im Kriton zur Begrundung der Entscheidung gegen den Plan vorgetragen wird der Position des historischen Sokrates entspricht 54 Manche Philosophiehistoriker vermuten dass die im Kriton dargestellte Sokratesfigur dem historischen Sokrates relativ nahesteht 55 William K C Guthrie halt die Vertragstheorie fur einen Bestandteil der Philosophie des historischen Sokrates 56 Rezeption BearbeitenAntike und Mittelalter Bearbeiten In der Tetralogienordnung der Werke Platons die anscheinend im 1 Jahrhundert v Chr eingefuhrt wurde gehort der Kriton zur ersten Tetralogie Der Philosophiegeschichtsschreiber Diogenes Laertios zahlte ihn zu den ethischen Schriften und gab als Alternativtitel Uber das was getan werden muss an Dabei berief er sich auf eine heute verlorene Schrift des Mittelplatonikers Thrasyllos 57 Cicero griff den Gedanken Platons auf dass der Burger dem Staat zu tatiger Dankbarkeit verpflichtet sei 58 In platonfeindlichen Kreisen fand der Kriton einen negativen Widerhall Der Gelehrte Athenaios der einer antiplatonischen Quelle Material entnahm beschuldigte Platon Kriton angegriffen zu haben 59 Damit bezog er sich offenbar auf den Umstand dass Kriton im Dialog einen unvorteilhaften Eindruck macht da er eine undurchdachte Position vertritt zu deren Verteidigung er dann nichts vorzubringen weiss Ein weiterer antiplatonischer Autor der Epikureer Idomeneus von Lampsakos behauptete der Fluchtvorschlag stamme in Wirklichkeit nicht von Kriton sondern von dem Sokratiker Aischines von Sphettos Platon habe den wahren Urheber verschwiegen da sein Verhaltnis zu ihm schlecht gewesen sei und habe im Dialog Kriton die Rolle des Aischines zugewiesen 60 Es ist kein antiker Textzeuge erhalten geblieben Die alteste erhaltene mittelalterliche Kriton Handschrift wurde im Jahr 895 im Byzantinischen Reich angefertigt 61 Bei den lateinischsprachigen Gelehrten des Westens war der Kriton im Mittelalter unbekannt in der islamischen Welt hingegen existierte eine arabische Ubersetzung 62 Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Der Anfang des Kriton in der Erstausgabe Venedig 1513Im Westen wurde der Kriton im Zeitalter des Renaissance Humanismus wiederentdeckt Die erste lateinische Ubersetzung fertigte der italienische Humanist und Staatsmann Leonardo Bruni im ersten Jahrzehnt des 15 Jahrhunderts an Da er sie spater unbefriedigend fand erstellte er eine uberarbeitete Fassung die er spatestens 1427 abschloss Beide Fassungen versah er mit Einleitungen Ihm gefiel besonders die staatsphilosophische Argumentation der personifizierten Gesetze die er fur seine eigene Schrift De militia verwertete Fur sein eigenes Verhalten im Dienst seines Vaterlandes der Republik Florenz berief er sich auf das Vorbild des im Kriton dargestellten Sokrates 63 Eine weitere lateinische Ubersetzung stammt von Rinuccio da Castiglione es handelt sich um eine Uberarbeitung von Brunis erster Fassung 64 Der dritte humanistische Ubersetzer des Dialogs war Marsilio Ficino Er veroffentlichte seinen lateinischen Kriton 1484 in Florenz in der Gesamtausgabe seiner Platon Ubersetzungen Die Erstausgabe des griechischen Textes erschien im September 1513 in Venedig bei Aldo Manuzio in der von Markos Musuros herausgegebenen Gesamtausgabe der Werke Platons Der Philosoph David Hume 1711 1776 erwahnte die Vertragstheorie im Kriton als das einzige ihm bekannte antike Beispiel fur die Vorstellung eines der Regierung implizit gegebenen Loyalitatsversprechens der Burger Hume war ein scharfer Gegner der neuzeitlichen Vertragstheorien Er meinte Platons Sokrates begrunde den Gesellschaftsvertrag in der Art der Whigs und ziehe daraus die Konsequenz eines passiven Gehorsams in der Art der Tories 65 Moderne Bearbeiten Literarische AspekteDer einflussreiche Platon Ubersetzer Friedrich Schleiermacher schrieb zu seiner 1805 erschienenen Kriton Ubersetzung eine Einleitung in der er die Meinung ausserte dieser Dialog sei wohl nicht ein vom Platon eigentlich gebildetes Werk sondern ein wirklich so vorgefallenes Gesprach Platon habe an dem ihm mitgeteilten Gesprachsverlauf nur nebensachliche Veranderungen vorgenommen Zwar sei die Idee im Ganzen schon und klar ausgefuhrt doch zeige sich im Einzelnen ein Mangel an Durchgestaltung der nicht zu einer literarischen Fiktion passe 66 Die literarische Qualitat wird meist gunstig beurteilt Fur Paul Shorey und William K C Guthrie ist der Dialog ein Meisterwerk 67 Dieser Ansicht ist auch Thomas Alexander Szlezak Sprache Argumentation und Charakterdarstellung sind meisterhaft aufeinander abgestimmt 68 Kurt Hildebrandt hebt die Stimmung grossartiger Gelassenheit hervor 69 Franz von Kutschera urteilt es sei ein sehr gut geschriebener Dialog der sowohl durch die Atmosphare des Gesprachs beeindrucke als auch durch die Haltung des Sokrates und die Konzeption eines philosophischen Lebens als ausschliesslicher und konsequenter Orientierung an Vernunftgrunden 70 Luis Noussan Lettry lobt die Vereinigung von spekulativer Tiefe und poetischer Gestaltungskraft in diesem Kunstwerk Platons 71 Michael Erler findet den Kriton literarisch reizvoll 72 Ernst Milobenski meint der Kriton sei fur das Sokratesbild unentbehrlich da er den Hauptzug dieses Bildes die Bewahrung der Lehre durch die Tat in besonderer Klarheit zu Bewusstsein bringe 73 Philosophische AspekteDer einflussreiche Philologe Ulrich von Wilamowitz Moellendorff fand im Kriton keinen philosophischen Gehalt Der Dialog belehre nur uber die Pflicht des Staatsburgers aber auch das nicht abstrakt sondern sokratisch athenisch 74 Sokrates werde als peinlich gehorsamer und pflichttreuer Staatsburger dargestellt damit habe ihn Platon bei den braven Burgern die sich um Philosophie nicht kummerten rechtfertigen wollen 75 Auch in neuerer Fachliteratur wird die Ansicht vertreten Platon sei es hier nicht darum gegangen universelle Grundsatze philosophisch darzulegen und zu begrunden sondern er habe nur seinen Lesern die personliche Entscheidung des Sokrates verstandlich machen wollen 76 Olof Gigon sieht in dem Dialog ein anspruchsloses aber liebenswurdiges kleines Werk von philosophisch bescheidenem Gewicht 77 Ungeachtet solcher Urteile wird der Kriton aber in der philosophiegeschichtlichen und rechtsphilosophischen Forschung als Stellungnahme zu grundsatzlichen Fragen ernst genommen und lebhaft und kontrovers diskutiert Reginald E Allen halt den Dialog fur eines der grossen Meisterwerke der Rechtsphilosophie dies konne man allerdings erst bei einem richtigen Verstandnis des oft missverstandenen Werks erkennen 78 Luis Noussan Lettry argumentiert in einer eingehenden Untersuchung gegen die Annahme es handle sich um eine biographische nicht philosophische Schrift 79 Erst die intensiven Forschungsdiskussionen haben die Vertracktheit des scheinbar einfachen Textes ans Licht gebracht Hellmut Flashar konstatiert der Kriton sei nicht so einfach wie er aussehe Er sei kompliziert und mehrschichtig und berge erhebliche Schwierigkeiten 80 In modernen ethischen und staatsphilosophischen Debatten spielt die Frage wie weit die Gesetzestreue zu gehen hat und wie ein unbedingter Gesetzesgehorsam zu beurteilen ist eine wichtige Rolle Sie wird besonders in Zusammenhang mit dem zivilen Ungehorsam und der Problematik des Gewissensnotstands erortert Dabei nehmen vor allem Autoren im angelsachsischen Raum zustimmend oder ablehnend auf Gedankengange im Kriton Bezug 81 Allerdings wird in diesem Diskurs der antike Dialog im Licht moderner Fragestellungen betrachtet Darin liegt die Gefahr heutige politische Vorstellungen auf die Zeit Platons zu ubertragen 82 Im 19 und fruhen 20 Jahrhundert war die autoritare Interpretation der Stellungnahme der personifizierten Gesetze und des gesamten Dialogs die allgemein vorherrschende Betrachtungsweise und wurde kaum problematisiert Es galt als selbstverstandlich dass Platon eine absolute Unterwerfung unter die geltenden Gesetze als heilige staatsburgerliche Pflicht angesehen und keinerlei Ausnahmen in Betracht gezogen hat Erst in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts begann eine intensive weiterhin andauernde Debatte um alternative liberale Erklarungsmodelle 83 Die Qualitat der von den personifizierten Gesetzen vorgebrachten Argumente wird in der Forschungsliteratur sehr unterschiedlich eingeschatzt Viele Befurworter einer autoritaren Interpretation gelangen zu einem ungunstigen oder sogar vernichtenden Urteil uber die Ausfuhrungen in diesem Teil des Werks Diejenigen von ihnen welche den Standpunkt der Gesetze mit dem Platons und seines Sokrates gleichsetzen beurteilen daher auch den philosophischen Gehalt des gesamten Dialogs negativ Sie halten die Forderung nach bedingungsloser Unterwerfung unter die Herrschaft der Gesetze fur schlecht begrundet und ethisch inakzeptabel Gerugt wird die Argumentation sei uberzogen und appelliere an Emotionen der Vergleich zwischen den Eltern und dem Staat wonach man dem Staat noch mehr Loyalitat schulde als den Eltern konne nicht einmal als Argument gelten Die Gegenmeinung lautet der Text sei sorgfaltig ausgearbeitet und wenn man die Gedankengange richtig verstehe seien sie schlussig 84 Romano Guardini hebt hervor im Kriton dringe das philosophische Ur Erlebnis der Gultigkeit durch wonach diese in diesem Fall als ethische Norm aus sich heraus unabhangig von allen empirischen Bedingungen bestehe und als solche erkannt werden konne 85 Karl Popper halt den Kriton fur eine im Wesentlichen richtige Darstellung der Denkweise des historischen Sokrates Vielleicht sei der Dialog sogar auf dessen Wunsch geschrieben worden Zusammen mit der Apologie bilde er den letzten Willen des Philosophen Als uberzeugter Demokrat habe Sokrates die Flucht abgelehnt um seine Treue zum demokratischen Staat und dessen Gesetzen zu beweisen Er habe nicht ins Exil gehen wollen da man ihn sonst fur einen Gegner der Demokratie gehalten hatte und er damit der Staatsform zu der er sich bekannt habe geschadet hatte 86 Peter Sloterdijk meint der Kriton sei einer der initiatischen Texte der Philosophie schlechthin mit denen Platon eine neue Lebensform der Wahrheitssuche gestiftet habe Kriton sei der Verteidiger des Diesseits gegen den machtvollen Todestrieb seines Meisters Er spiele eine halb lacherliche halb ergreifende Rolle Fur Sokrates sei das Leben nichts als ein Lehren daher habe er konsequenterweise noch seinen letzten Atemzug in ein Argument und seine letzte Stunde in ein Beweisstuck verwandelt 87 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenKritische Ausgaben teilweise mit Ubersetzung William S M Nicoll Hrsg Kriton In Elizabeth A Duke u a Hrsg Platonis opera Band 1 Oxford University Press Oxford 1995 ISBN 0 19 814569 1 S 65 84 massgebliche kritische Edition Gunther Eigler Hrsg Platon Werke in acht Banden Band 2 5 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2005 ISBN 3 534 19095 5 S 71 107 Abdruck der kritischen Ausgabe von Maurice Croiset 9 Auflage Paris 1966 mit der deutschen Ubersetzung von Friedrich Schleiermacher 2 verbesserte Auflage Berlin 1818 Moderne Ubersetzungen teilweise mit unkritischen Ausgaben Otto Apelt Ubersetzer Platons Apologie des Sokrates und Kriton In Otto Apelt Hrsg Platon Samtliche Dialoge Bd 1 Meiner Hamburg 2004 ISBN 3 7873 1156 4 Ubersetzung mit Einleitung und Erlauterungen Nachdruck der 2 durchgesehenen Auflage Leipzig 1922 Wolfgang Bernard Ubersetzer Platon Kriton Ubersetzung und Kommentar Platon Werke hrsg von Ernst Heitsch u a Bd I 3 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2016 ISBN 978 3 525 30436 5 Winfried Czapiewski Ubersetzer Platon uber den Tod des Sokrates Vier Schriften Platons zu Person und Tod des Sokrates Euthyphron Apologie Kriton Phaidon Laufen Oberhausen 2018 ISBN 978 3 87468 378 4 Manfred Fuhrmann Ubersetzer Platon Apologie des Sokrates Kriton Reclam Stuttgart 1988 ISBN 3 15 000895 6 mit Nachwort Kurt Hildebrandt Ubersetzer Platon Apologie Kriton Reclam Stuttgart 1984 ISBN 3 15 000 895 6 Rudolf Rufener Ubersetzer Platon Die Werke des Aufstiegs Jubilaumsausgabe samtlicher Werke Bd 2 Artemis Zurich Munchen 1974 ISBN 3 7608 3640 2 S 249 268 mit Einleitung von Olof Gigon S 75 87 Friedrich Schleiermacher Ubersetzer Kriton In Erich Loewenthal Hrsg Platon Samtliche Werke in drei Banden Bd 1 unveranderter Nachdruck der 8 durchgesehenen Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 ISBN 3 534 17918 8 S 37 54 Lateinische Ubersetzungen 15 Jahrhundert Ernesto Berti Antonella Carosini Hrsg Il Critone latino di Leonardo Bruni e di Rinuccio Aretino Olschki Florenz 1983 ISBN 88 222 3127 9 kritische Edition Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellung Michael Erler Platon Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike hrsg von Hellmut Flashar Band 2 2 Schwabe Basel 2007 ISBN 978 3 7965 2237 6 S 116 120 589 591 Kommentare Wolfgang Bernard Platon Kriton Ubersetzung und Kommentar Platon Werke hrsg von Ernst Heitsch u a Bd I 3 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2016 ISBN 978 3 525 30436 5 Chris Emlyn Jones Hrsg Plato Crito Edited with Introduction Commentary and Vocabulary Bristol Classical Press London 1999 ISBN 1 85399 469 3 der griechische Text ist Nachdruck der Edition von James Adam 2 Auflage 1891 ohne kritischen Apparat Untersuchungen Necip Fikri Alican Rethinking Plato A Cartesian Quest for the Real Plato Rodopi Amsterdam New York 2012 ISBN 978 90 420 3537 9 S 330 388 Sandrine Berges Plato on Virtue and the Law Continuum London New York 2009 S 30 51 Hellmut Flashar Uberlegungen zum platonischen Kriton In Hans Christian Gunther Antonios Rengakos Hrsg Beitrage zur antiken Philosophie Festschrift fur Wolfgang Kullmann Franz Steiner Stuttgart 1997 ISBN 3 515 06619 5 S 51 58 Rachana Kamtekar Hrsg Plato s Euthyphro Apology and Crito Critical Essays Rowman amp Littlefield Lanham 2005 ISBN 0 7425 3324 7 S 163 259 vier Aufsatze Michael C Stokes Dialectic in Action An Examination of Plato s Crito The Classical Press of Wales Swansea 2005 ISBN 0 9543845 9 8 Peter Unruh Sokrates und die Pflicht zum Rechtsgehorsam Eine Analyse von Platons Kriton Nomos Baden Baden 2000 ISBN 3 7890 6854 3 Roslyn Weiss Socrates Dissatisfied An Analysis of Plato s Crito Oxford University Press New York Oxford 1998 ISBN 0 19 511684 4 Weblinks BearbeitenKriton griechischer Text nach der Ausgabe von John Burnet 1900 Kriton griechischer Text mit deutscher Ubersetzung nach Ludwig von Georgii 1859 neu bearbeitet Kriton deutsche Ubersetzung von Friedrich Schleiermacher 1805 Kriton deutsche Ubersetzung nach Friedrich Schleiermacher bearbeitet Kriton Ubersetzung von Friedrich Schleiermacher als HorbuchAnmerkungen Bearbeiten Necip Fikri Alican Rethinking Plato Amsterdam 2012 S 333 Vgl Luc Brisson Platon Apologie de Socrate Criton 2 Auflage Paris 1997 S 176 Anm 1 Siehe zu dieser Problematik Necip Fikri Alican Rethinking Plato Amsterdam 2012 S 337 339 Platon Apologie 38b Platon Phaidon 115d Zum historischen Kriton siehe Debra Nails The People of Plato A Prosopography of Plato and Other Socratics Indianapolis 2002 S 114 116 Michael Erler Platon Basel 2007 S 117 Luc Brisson Criton d Alopeke In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Bd 2 Paris 1994 S 522 526 John K Davies Athenian Propertied Families 600 300 B C Oxford 1971 S 336f Siehe zur Gestalt des Kriton in Platons Werken Martin J Plax Crito in Plato s Euthydemus The Lover of Family and of Money In Polis The Journal of the Society for the Study of Greek Political Thought 17 2000 S 35 59 Michael C Stokes Dialectic in Action Swansea 2005 S 23 35 Peter Unruh Sokrates und die Pflicht zum Rechtsgehorsam Baden Baden 2000 S 59 63 Dies wird oft als Bestechung aufgefasst kann aber eine legale Ermessensentscheidung des Warters gewesen sein siehe Michael C Stokes Dialectic in Action Swansea 2005 S 24f Platon Kriton 43a b Platon Kriton 43c 45c Platon Kriton 44b 46a Platon Kriton 48d 49a Platon Kriton 46b 47d Platon Kriton 47d 48c Platon Kriton 48c d Platon Kriton 49a e Siehe dazu Gregory Vlastos Socrates Ironist and moral philosopher Cambridge 1991 S 212f Platon Kriton 49e 50a Platon Kriton 50a c Vgl Platon Apologie 37c 38a Platon Kriton 50c 53a Platon Kriton 53a 54b Platon Kriton 54b d Platon Kriton 54d Michael Erler Platon Basel 2007 S 118 Peter Unruh Sokrates und die Pflicht zum Rechtsgehorsam Baden Baden 2000 S 139f Platon Kriton 51d Siehe dazu Richard Kraut Dokimasia Satisfaction and Agreement In Rachana Kamtekar Hrsg Plato s Euthyphro Apology and Crito Lanham 2005 S 175 209 hier 177 181 Richard Kraut Dokimasia Satisfaction and Agreement In Rachana Kamtekar Hrsg Plato s Euthyphro Apology and Crito Lanham 2005 S 175 209 hier 186 Klaus Doring Rezension von Richard Kraut Socrates and the State In Gnomon 58 1986 S 206 212 hier 206f Michael Erler Platon Basel 2007 S 119 Reginald E Allen Socrates and Legal Obligation Minneapolis 1980 S 105 113 Robert J McLaughlin Socrates on Political Disobedience In Phronesis 21 1976 S 185 197 Peter Unruh Sokrates und die Pflicht zum Rechtsgehorsam Baden Baden 2000 S 179 194 Sandrine Berges Plato on Virtue and the Law London 2009 S 30 48 Richard Kraut Socrates and the State Princeton 1984 S 5f 54 90 108 110 Beispielsweise Klaus Doring Rezension von Richard Kraut Socrates and the State In Gnomon 58 1986 S 206 212 hier 206 209 und Terry Penner Two notes on the Crito the impotence of the many and persuade or obey In The Classical Quarterly 47 1997 S 153 166 hier 155 166 Vgl die kritische Stellungnahme von Clifford Orwin Liberalizing the Crito Richard Kraut on Socrates and the State In Charles L Griswold Hrsg Platonic Writings Platonic Readings New York 1988 S 171 176 anschliessend S 177 182 Antwort von Kraut sowie Anthony D Woozley Law and Obedience The Arguments of Plato s Crito London 1979 S 56 61 Charles H Kahn Problems in the Argument of Plato s Crito In Apeiron 22 1989 S 29 43 hier S 40 Anm 14 David Gallop Socrates Injustice and the Law A Response to Plato s Crito In Ancient Philosophy 18 1998 S 251 265 hier 252 257 263 Verity Harte Conflicting Values in Plato s Crito In Rachana Kamtekar Hrsg Plato s Euthyphro Apology and Crito Lanham 2005 S 229 259 Gary Young Socrates and Obedience In Phronesis 19 1974 S 1 29 Mitchell Miller The Arguments I Seem To Hear Argument and Irony in the Crito In Phronesis 41 1996 S 121 137 Kenneth Quandt Socratic Consolation Rhetoric and Philosophy in Plato s Crito In Philosophy and Rhetoric 15 1982 S 238 256 Russell Bentley Responding to Crito Socrates and Political Obligation In History of Political Thought 17 1996 S 1 20 Vgl Leo Strauss Studies in Platonic Political Philosophy Chicago 1983 S 60 66 Roslyn Weiss Socrates Dissatisfied New York Oxford 1998 S 39 160 Necip Fikri Alican Rethinking Plato Amsterdam 2012 S 383 385 Hunter Brown The Structure of Plato s Crito In Apeiron 25 1992 S 67 82 hier 76 80 Skeptisch ist Michael C Stokes Dialectic in Action Swansea 2005 S 17 197 er halt allenfalls eine sehr schwache Variante der Unterscheidung zwischen der Position des Sokrates und derjenigen der Gesetze fur akzeptabel Verity Harte Conflicting Values in Plato s Crito In Rachana Kamtekar Hrsg Plato s Euthyphro Apology and Crito Lanham 2005 S 229 259 hier 230f Christopher Bruell On the Socratic Education Lanham 1999 S 212f Necip Fikri Alican Rethinking Plato Amsterdam 2012 S 360 Roslyn Weiss Socrates Dissatisfied New York Oxford 1998 S 134 140 Vgl aber die Kritik von Michael C Stokes Dialectic in Action Swansea 2005 S 187 194 Roslyn Weiss Socrates Dissatisfied New York Oxford 1998 S 39 56 Roslyn Weiss Socrates Dissatisfied New York Oxford 1998 S 84 95 146 160 Fur eine solche Interpretation pladieren auch Elinor J M West Socrates in the Crito Patriot or Friend In John Anton Anthony Preus Hrsg Essays in Ancient Greek Philosophy Bd 3 Albany 1989 S 71 83 James A Colaiaco Socrates against Athens New York 2001 S 199 210 und Melissa Lane Argument and Agreement in Plato s Crito In History of Political Thought 19 1998 S 313 330 Vgl aber die Kritik von Tania L Gergel Rhetoric and Reason Structures of Argument in Plato s Crito In Ancient Philosophy 20 2000 S 289 310 und Gabriel Danzig Crito and the Socratic Controversy In Polis The Journal of the Society for the Study of Greek Political Thought 23 2006 S 21 45 hier 42f Thomas Alexander Szlezak Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie Berlin 1985 S 239 241 Vgl Dougal Blyth What in Plato s Crito is Benefited by Justice and Harmed by Injustice In Eugenio Benitez Hrsg Dialogues with Plato Edmonton 1996 S 1 19 Leo Strauss Studies in Platonic Political Philosophy Chicago 1983 S 58 Thomas Alexander Szlezak Platon und die Schriftlichkeit der Philosophie Berlin 1985 S 239 David Bostock The Interpretation of Plato s Crito In Rachana Kamtekar Hrsg Plato s Euthyphro Apology and Crito Lanham 2005 S 210 228 Beispielsweise Luc Brisson Platon Apologie de Socrate Criton 2 Auflage Paris 1997 S 194 196 Dougal Blyth Plato s Crito and the Common Good In Ancient Philosophy 15 1995 S 45 68 Rex Martin Socrates on Disobedience to Law In The Review of Metaphysics 24 1970 71 S 21 38 Gerasimos X Santas Socrates London 1979 S 14 29 Ernst Heitsch Platon und die Anfange seines dialektischen Philosophierens Gottingen 2004 S 187f Ronald Polansky The Unity of Plato s Crito In Scholia 6 1997 S 49 67 Peter Unruh Sokrates und die Pflicht zum Rechtsgehorsam Baden Baden 2000 S 96 103 Platon Apologie 29c 30c Siehe die Ubersicht bei Thomas C Brickhouse Nicholas D Smith Socrates and Obedience to the Law In Rachana Kamtekar Hrsg Plato s Euthyphro Apology and Crito Lanham 2005 S 163 174 hier S 163f und Anm 2 4 Vgl Gary Young Socrates and Obedience In Phronesis 19 1974 S 1 29 hier 1 4 Mike Dyson The Structure of the Laws Speech in Plato s Crito In The Classical Quarterly 28 1978 S 427 436 hier 435f Gerasimos X Santas Socrates London 1979 S 43 54 Thomas C Brickhouse Nicholas D Smith Socrates and Obedience to the Law In Rachana Kamtekar Hrsg Plato s Euthyphro Apology and Crito Lanham 2005 S 163 174 hier 165 169 Erstveroffentlichung 1984 Vgl aber die Gegenmeinung von Richard Kraut Socrates and the State Princeton 1984 S 13 17 und zu weiteren Ausfuhrungen im Aufsatz von Brickhouse und Smith die Gegenargumentation von Darrel D Colson On Appealing to Athenian Law to Justify Socrates Disobedience In Apeiron 19 1985 S 133 151 Necip Fikri Alican Rethinking Plato Amsterdam 2012 S 377 Mario Montuori Per una nuova interpretazione del Critone di Platone 2 Auflage Milano 1998 S 19 24 Giovanni Reale Hrsg Platone Critone Milano 2000 S 14 54 59 Giovanni Reale Hrsg Platone Critone Milano 2000 S 14 James Stephens Socrates on the Rule of Law In History of Philosophy Quarterly 2 1985 S 3 10 Holger Thesleff Platonic Patterns Las Vegas 2009 S 355 357 Vgl Michael Erler Platon Basel 2007 S 116f Eugen Dont Pindar und Platon Zur Interpretation des Kriton In Wiener Studien 83 Neue Folge 4 1970 S 52 65 hier 60 Olof Gigon Einleitung In Platon Die Werke des Aufstiegs Jubilaumsausgabe samtlicher Werke Bd 2 Zurich Munchen 1974 S 75 87 hier 86 Giovanni Reale Hrsg Platone Critone Milano 2000 S 54 59 Mario Montuori Per una nuova interpretazione del Critone di Platone 2 Auflage Milano 1998 S 5 86 Vgl aber die Verteidigung der Fruhdatierung bei Michael C Stokes Dialectic in Action Swansea 2005 S 212 Anm 20 Michael Erler Platon Basel 2007 S 116 Vgl Gerard R Ledger Re counting Plato A Computer Analysis of Plato s Style Oxford 1989 S 222 224 Xenophon Apologie des Sokrates 23 Michael Erler Platon Basel 2007 S 118 Klaus Doring Rezension von Richard Kraut Socrates and the State In Gnomon 58 1986 S 206 212 hier 211 Reginald E Allen Socrates and Legal Obligation Minneapolis 1980 S 66 Anthony D Woozley Law and Obedience The Arguments of Plato s Crito London 1979 S 1 3 5 William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 3 Cambridge 1969 S 143 Diogenes Laertios 3 57f Cicero De re publica 1 8 Athenaios 11 505d Diogenes Laertios 2 60 und 3 36 Siehe dazu Heinrich Dorrie Matthias Baltes Der Platonismus in der Antike Bd 2 Stuttgart Bad Cannstatt 1990 S 12f 237 Alice Swift Riginos Platonica Leiden 1976 S 96f und Michael Erler Idomeneus In Die hellenistische Philosophie Grundriss der Geschichte der Philosophie Die Philosophie der Antike hrsg von Hellmut Flashar Band 4 1 Basel 1994 S 244 246 hier 246 Vgl Michael Erler Platon Basel 2007 S 120 dort zieht Erler die Moglichkeit in Betracht dass diese Behauptung nicht von dem Epikureer Idomeneus sondern von einem gleichnamigen Geschichtsschreiber stammt Oxford Bodleian Library Clarke 39 Codex B der Platon Textuberlieferung Raymond Klibansky The Continuity of the Platonic Tradition during the Middle Ages Teil 1 London 1939 S 14 Zu Brunis lateinischem Kriton siehe James Hankins Plato in the Italian Renaissance 3 Auflage Leiden 1994 S 51 53 66f 73f 379 387 505 und Ernesto Berti Antonella Carosini Hrsg Il Critone latino di Leonardo Bruni e di Rinuccio Aretino Florenz 1983 S 15 38 91 110 151 163 James Hankins Plato in the Italian Renaissance 3 Auflage Leiden 1994 S 86 88 379 David Hume Of the Original Contract In Thomas Hill Green Thomas Hodge Grose Hrsg David Hume The Philosophical Works Bd 3 Aalen 1964 Nachdruck der Ausgabe London 1882 S 443 460 hier 460 Friedrich Schleiermacher Des Sokrates Verteidigung Einleitung In Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher Uber die Philosophie Platons hrsg von Peter M Steiner Hamburg 1996 S 153 156 Paul Shorey What Plato said Chicago 1933 S 84 William K C Guthrie A History of Greek Philosophy Bd 4 Cambridge 1975 S 94 97 Thomas Alexander Szlezak Einfuhrung In Rudolf Rufener Ubersetzer Platon Apologie Kriton Phaidon Dusseldorf 2004 S 169 214 hier 210 Kurt Hildebrandt Platon Apologie Kriton Stuttgart 1984 S 12 Franz von Kutschera Platons Philosophie Bd 1 Paderborn 2002 S 91 Luis Noussan Lettry Spekulatives Denken in Platons Fruhschriften Freiburg Munchen 1974 S 218 Michael Erler Platon Basel 2007 S 119 Ernst Milobenski Zur Interpretation des platonischen Dialogs Kriton In Gymnasium 75 1968 S 371 390 hier 390 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff Platon Beilagen und Textkritik 4 Auflage Dublin Zurich 1969 1 Auflage Berlin 1919 S 56 Ulrich von Wilamowitz Moellendorff Platon Sein Leben und seine Werke 5 Auflage Berlin 1959 1 Auflage Berlin 1919 S 138 Gabriel Danzig Crito and the Socratic Controversy In Polis The Journal of the Society for the Study of Greek Political Thought 23 2006 S 21 45 Olof Gigon Einleitung In Platon Die Werke des Aufstiegs Jubilaumsausgabe samtlicher Werke Bd 2 Zurich Munchen 1974 S 75 87 hier 75 Reginald E Allen Socrates and Legal Obligation Minneapolis 1980 S X In diesem Sinne aussert sich auch Peter Unruh Sokrates und die Pflicht zum Rechtsgehorsam Baden Baden 2000 S 195f Luis Noussan Lettry Spekulatives Denken in Platons Fruhschriften Freiburg Munchen 1974 S 123ff Hellmut Flashar Uberlegungen zum platonischen Kriton In Hans Christian Gunther Antonios Rengakos Hrsg Beitrage zur antiken Philosophie Stuttgart 1997 S 51 58 hier 51 58 In diesem Sinne aussert sich auch Giovanni Reale Hrsg Platone Critone Milano 2000 S 13 Zum Zusammenhang dieser Kriton Rezeption mit modernen Problemen siehe Elinor J M West Socrates in the Crito Patriot or Friend In John Anton Anthony Preus Hrsg Essays in Ancient Greek Philosophy Bd 3 Albany 1989 S 71 83 hier 71 Rex Martin Socrates on Disobedience to Law In The Review of Metaphysics 24 1970 71 S 21 38 hier 21 38 Ann Congleton Two Kinds of Lawlessness In Political Theory 2 1974 S 432 446 hier 433f Michael Erler Platon Basel 2007 S 119 Hellmut Flashar Uberlegungen zum platonischen Kriton In Hans Christian Gunther Antonios Rengakos Hrsg Beitrage zur antiken Philosophie Stuttgart 1997 S 51 58 hier 53f Necip Fikri Alican Rethinking Plato Amsterdam 2012 S 373 375 Richard Kraut Socrates and the State Princeton 1984 S 6f James Boyd White Plato s Crito The Authority of Law and Philosophy In Robert B Louden Paul Schollmeier Hrsg The Greeks and Us Chicago London 1996 S 97 133 hier 97 99 und S 134 138 die Stellungnahme von Charles M Gray Donald F Dreisbach Agreement and Obligation in the Crito In The New Scholasticism 52 1978 S 168 186 Sandrine Berges Plato on Virtue and the Law London 2009 S 30 51 Anthony D Woozley Law and Obedience The Arguments of Plato s Crito London 1979 S 6 140 Roslyn Weiss Socrates Dissatisfied New York Oxford 1998 S 96 133 Charles H Kahn Problems in the Argument of Plato s Crito In Apeiron 22 1989 S 29 43 hier 34 40 Peter Unruh Sokrates und die Pflicht zum Rechtsgehorsam Baden Baden 2000 S 126 131 148 152 Romano Guardini Der Tod des Sokrates 5 Auflage Mainz Paderborn 1987 S 129 Karl Popper Die offene Gesellschaft und ihre Feinde Bd 1 7 Auflage Tubingen 1992 S 230f 392 Peter Sloterdijk Weltfremdheit Frankfurt am Main 1993 S 172 201 206 nbsp Dieser Artikel wurde am 1 Januar 2014 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Werk GND 4291897 2 lobid OGND AKS LCCN n86082823 VIAF 312361214 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kriton amp oldid 230777423