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Die Kreuzblattrige Wolfsmilch Euphorbia lathyris genannt auch Springwolfsmilch ist eine Pflanzenart in der Gattung Wolfsmilch Euphorbia aus der Familie der Wolfsmilchgewachse Euphorbiaceae Kreuzblattrige WolfsmilchEuphorbia lathyris Illustration von Jacob SturmSystematikUnterfamilie EuphorbioideaeTribus EuphorbieaeUntertribus EuphorbiinaeGattung Wolfsmilch Euphorbia Untergattung EsulaArt Kreuzblattrige WolfsmilchWissenschaftlicher NameEuphorbia lathyrisL Ganze PflanzePflanze mit FruchtstandenFruchtstandHeranwachsende Pflanze Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebung 2 Beschreibung 3 Okologie 4 Giftigkeit 5 Verbreitung 6 Kultivierung und Verwendung 7 Kulturgeschichte 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksNamensgebung BearbeitenDie Bedeutung des botanischen Namens ist nicht eindeutig Moglicherweise nimmt lathyris Bezug auf die Giftigkeit der Pflanzen und die verursachten Vergiftungssymptome wie sie auch durch einige Arten der Gattung der Platterbsen Lathyrus hervorgerufen werden Der deutsche Name beschreibt die typisch kreuzgegenstandige Blattstellung dieser Wolfsmilchart Weitere deutsche Trivialnamen sind Hexenmilch Teufelsmilch Giftmilch Spechtwurzel Springkraut Wolfsmilch Springwurz el Springwolfsmilch Ruhrkraut Vierzeilige Wolfsmilch Scharfe Wolfsmilch Brachwurz Wuhlmauswolfsmilch und Warzenkraut Lateinisch wurde die Pflanze auch als esula insbesondere als esula maior Grosse Wolfsmilch bezeichnet 1 2 Beschreibung BearbeitenDie Kreuzblattrige Wolfsmilch ist eine immergrune zweijahrige krautige Pflanze die Wuchshohen von bis zu 1 m erreichen kann meist jedoch kleiner bleibt Ublicherweise ist der bis zu 2 cm dicke Stangel unverzweigt bzw verzweigt nur nach einer Verletzung Die ungestielten kreuzweise gegenstandigen Laubblatter sind am Grunde linealisch bis 15 cm lang und weisen einen charakteristischen Mittelnerv auf Weiter oben am Stangel werden die Blatter kurzer und dreieckig Im zweiten Lebensjahr wird uber einem Wirtel aus vier Blattern ein endstandiger Blutenstand eine zwei bis vierstrahlige Scheindolde gebildet Die Hochblatter sind gelblich grun bis gelb Die Nektardrusen der Cyathien sind gelb bis selten purpurn etwa halbkreisformig und tragen aussen zwei horn bis keulenformige Fortsatze mit meist verbreiterten Enden Die glatten dreikammerigen Kapselfruchte haben einen Durchmesser von 8 bis 10 mm Die abgeflacht eiformigen 4 bis 6 mm langen Samen tragen ein Anhangsel Caruncula Die Blutezeit reicht je nach Standort von Juni bis August Die Chromosomenzahl betragt 2n 20 3 Okologie BearbeitenDie Kreuzblattrige Wolfsmilch ist zweijahrig oder winterannuell Ihre Erneuerungsknospen liegen trotz der krautigen Natur der Pflanze mehr als 50 cm uber dem Boden was eine seltene Ausnahme darstellt Es liegen Springfruchte vor die einer Selbstausbreitung als Austrocknungsstreuer unterliegen Die Streuweite ist bis uber 3 m Die Art wird ausserdem mit Gartenabfallen verschleppt Die Samen enthalten 40 50 fettes Ol Der reichlich fliessende Milchsaft enthalt 8 12 Kohlenwasserstoffe als Terpene Giftigkeit BearbeitenDie Kreuzblattrige Wolfsmilch ist giftig Die Hauptwirkstoffe sind Ingenol und Ingeol Ester Ingenol und seine Derivate konnen auf der Haut Entzundungen mit Odemen und Hyperplasien hervorrufen Verbreitung BearbeitenDiese Art stammt ursprunglich aus Asien von Georgien uber Iran und Kasachstan bis Tibet ist aber im Mittelmeerraum schon lange eingeburgert In Mitteleuropa ist sie haufig in Garten anzutreffen und manchmal daraus auf Schuttplatzen verwildert 4 Nach R Govaerts ist die Heimat das Gebiet zwischen Zentralasien und Pakistan 5 Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 2 w frisch aber massig wechselnd Lichtzahl L 3 halbschattig Reaktionszahl R 4 neutral bis basisch Temperaturzahl T 5 sehr warm kollin Nahrstoffzahl N 3 massig nahrstoffarm bis massig nahrstoffreich Kontinentalitatszahl K 2 subozeanisch 4 Kultivierung und Verwendung BearbeitenDie Pflanzen sind in der Regel zweijahrig mit einigen Formen und oder an einigen Standorten manchmal auch einjahrig Als Zierpflanze ist die Kreuzblattrige Wolfsmilch vor allem wegen ihrer fraktalen Wuchsform beliebt Die ihr nachgesagte Wirkung gegen Wuhlmause ist bedingt zutreffend Zumindest im engeren Umkreis von etwa 3 4 Meter Radius scheinen Wuhlmause und auch Maulwurfe Abstand zu nehmen Wegen des aussergewohnlich hohen Olsauregehalts ihrer Samen hat die Kreuzblattrige Wolfsmilch das Interesse der Oleochemie geweckt Fruher wurden ihre Samen wie die mehrerer weiterer Arten als Abfuhrmittel genutzt fuhrten jedoch in hoherer Dosierung zu schweren Vergiftungen und manchmal sogar zum Tod Mit dem Entzundungen hervorrufenden Milchsaft wurden fruher auch Warzen und Huhneraugen behandelt Kulturgeschichte BearbeitenDas Springkraut ist schon um 800 im Capitulare de villis als lactoridas erwahnt und fand spater in Klostergarten dauernde Aufnahme 6 Hieronymus Bock 1498 1554 nennt die Art auch schon Springkraut und berichtet Sobald die Nusslin durr werden springen sie mit einem Knall von der Sonnenhitz auff als die Schotten an den Pfrimmen 6 Die wie andere Wolfsmilcharten fruher auch lateinisch als esula bezeichnete sukkulente Pflanzen deren Wurzel Milchsaft in getrockneter Form Euphorbium genannt und Samen medizinisch vor allem als Abfuhrmittel verwendet wurden trug auch die Bezeichnung cataputia bzw cataputia minor und Maulwurfskraut sowie Bauernrhabarber 7 Die sogenannte Springwurzel Wurzel der auch Catapucia 8 genannten Springwurz wurde in der Vergangenheit nicht nur als Heilpflanze sondern auch als Zauberpflanze fur magische Zwecke eingesetzt Mit ihrer Hilfe konne man dem Volksglauben nach verborgene Schatze finden und Turen offnen Wilhelm von Grumbach der dem Ubernaturlichen zugeneigt war nutzte diese verlockende Eigenschaft um sich die Gefolgschaft Herzog Johann Friedrichs von Sachsen zu sichern Wahrend der Jenaer Christnachttragodie wurde eine schatzhutende Weisse Frau mit Hilfe einer Springwurzel und Dr Faustus Zauberbuch Hollenzwang beschworen Im Handworterbuch des deutschen Aberglaubens heisst es dass geweihtes Brot Rabenstein und Springwurzel einem Gefangenen zur Freiheit verhelfen konnten Wolfsmilch gehorte angeblich zu den Ingredienzien sogenannter Hexensalben 9 Georg Friedrich Krich beschaftigte sich 1857 mit dem Ol der Pflanze in seiner Dissertation Experimenta quaedam pharmacologica de oleis Ricini Crotonis et Euphorbiae Lathyridis Einige pharmakologische Experimente uber das Ricinusol das Crotonol und das Ol der Kreuzblattrigen Wolfsmilch 10 Dies ist wissenschaftshistorisch interessant da die Arbeit direkt auf Rudolf Buchheims Arbeit beruht der die Pharmakologie als Fach sui generis erst geschaffen hat Die Wolfsmilch ist eine der Zutaten in der Ballade von den Lasterzungen von Paul Zech die durch die Lesung Klaus Kinskis bekannt ist und eine Vertonung von Umbra et Imago erfahren hat Literatur BearbeitenCarl von Linne Euphorbia lathyris Species Plantarum ed 1 457 Erich Hecker Sigrid Sosath Wolfsmilchgewachse Euphorbiaceen als nachwachsende Ressourcen der Oleochemie Aktuelle bioorganische Analytik und prognostische Praventivtoxikologie In European Journal of Lipid Science and Technology 91 12 S 468 478 Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrait 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 Heinrich Marzell Worterbuch der deutschen Pflanzennamen 5 Bande Leipzig Band 2 S 383 Lutz Roth Max Daunderer Karl Kormann Giftpflanzen Pflanzengifte 6 uberarbeitete Auflage Nikol Verlag Hamburg 2012 ISBN 978 3 86820 009 6 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl etwa Gert Mellbourn Gundolf Keil Das Antidotarium Nicolai in einer sachsischen Fassung des 15 Jahrhunderts Untersuchungen zum Wolfenbutteler Fragment 404 10 20 In Gundolf Keil Peter Assion Willem Frans Daems Heinz Ulrich Roehl Hrsg Fachprosa Studien Beitrage zur mittelalterlichen Wissenschafts und Geistesgeschichte Berlin 1982 S 346 362 hier S 352 Vgl auch William Turner The names of herbes A D 1548 Hrsg with an introduction an index of english names and an identification of the plants enumerated by Turner von James Britten London 1881 Neudruck Vaduz Liechtenstein 1965 English Dialect Society Band 34 S 46 f Lathyris Sprynkorner It is called of some Esula maior Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 Seite 637 a b Euphorbia lathyrisL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 16 Oktober 2022 Euphorbia lathyris In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 21 April 2020 a b Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa Pteridophyta Spermatophyta 2 Auflage Band V Teil 1 Angiospermae Dicotyledones 3 1 Linaceae Violaceae Carl Hanser bzw Paul Parey Munchen bzw Berlin Hamburg 1966 ISBN 3 489 72021 0 S 146 148 unveranderter Nachdruck von 1925 mit Nachtrag Vgl Georg Dragendorff Die Heilpflanzen der verschiedenen Volker und Zeiten Ihre Anwendung wesentlichen Bestandtheile und Geschichte Ein Handbuch fur Arzte Apotheker Botaniker und Droguisten Ferdinand Enke Stuttgart 1898 Neudruck Werner Fritsch Munchen 1967 Reprographischer Nachdruck Munchen 1968 S 390 f Ute Obhof Rezeptionszeugnisse des Gart der Gesundheit von Johann Wonnecke in der Martinus Bibliothek in Mainz ein wegweisender Druck von Peter Schoffer In Medizinhistorische Mitteilungen Zeitschrift fur Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung Band 36 37 2017 2018 S 25 38 hier S 35 Catapucia sprinckwortz Christian Ratsch Enzyklopadie der psychoaktiven Pflanzen 7 Auflage AT Verlag Aarau Schweiz 2004 ISBN 3 85502 570 3 S 753 Georgius Fridericus Krich Experimenta quaedam pharmacologica de oleis ricini crotonis et euphorbiae lathyridis Universitat Dorpat Dorpat 1857 urn nbn de bvb 12 bsb10854862 5 digitale sammlungen de abgerufen am 16 Januar 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kreuzblattrige Wolfsmilch Euphorbia lathyris Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kreuzblattrige Wolfsmilch FloraWeb de Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Steckbrief der Art Bildergalerie Herbarexemplar Jurgen Eggers Fotograf Foto der Kreuzblattrigen Wolfsmilch Euphorbia lathyris NABU Uelzen archiviert vom Original am 27 September 2007 abgerufen am 14 Juli 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreuzblattrige Wolfsmilch amp oldid 237472743