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Das Kloster St Mang ist ein ehemaliges Kloster der Benediktiner in Fussen in Bayern in der Diozese Augsburg Luftbild des Klosters St Mang von SudwestenSudseite des Klosters mit dem Lech im Vordergrund Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Barockgebaude 2 1 Kaisersaal 2 2 Bibliothek und Refektorium 3 St Anna Kapelle 4 Kloster und Pfarrkirche St Mang 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDas Benediktinerkloster St Mang wurde in der ersten Halfte des 9 Jahrhunderts als Eigenkloster der Bischofe von Augsburg errichtet Der Grundungsvorgang reicht jedoch zuruck auf das Wirken des Einsiedlers Magnus der hier eine Zelle und ein Oratorium erbaut hatte und dort an einem 6 September verstarb Das Todesjahr selbst ist nicht uberliefert Die von Wundern begleitete Erhebung des unversehrt gebliebenen Leibes von Magnus was seine Heiligkeit bewies bildete die spirituelle Grundlage des Klosters Die Grundung der Abtei war jedoch nicht nur religios motiviert im Hintergrund standen auch handfeste machtpolitische Interessen Gelegen an der romerzeitlichen Via Claudia Augusta von Augsburg uber die Alpen nach Oberitalien und an der Fussener Enge dem Durchbruch des Lechs aus den Alpen nahm das Kloster eine geographische Schlusselposition ein Diesen strategischen Punkt zu besetzen waren die Augsburger Bischofe und die kaiserliche Politik bestrebt Die Geschichte der Abtei im Mittelalter war gepragt vom Bemuhen der Konventualen im Auf und Ab der gesellschaftlichen Entwicklungen um ein getreues Leben nach den Regeln des hl Benedikt So schloss sich die Monchsgemeinschaft im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Reformbewegungen an die eine Ruckbesinnung auf die Wurzeln benediktinischen Lebens zum Ziel hatten Meist losten die Reformen einen geistlichen personellen und okonomischen Aufschwung aus der sich dann auch in neuen Baumassnahmen und Kunstauftragen niederschlug Die gegenreformatorische Energie fand ihren bleibenden Ausdruck im Bau eines machtigen Barockklosters das zwischen 1696 und 1726 errichtet wurde So pragt der Klosterkomplex St Mang zusammen mit dem Hohen Schloss heute wesentlich das Stadtbild Fussens Ausserordentliches zu schaffen war ja auch das Bestreben des Bauherrn des Abtes Gerhard Oberleitner reg 1696 1714 und seines Konvents die mit dem Neubau beabsichtigten den Neid aller Kunstfreunde zu erwecken Dem Architekten Johann Jakob Herkomer 1652 1717 gelang es aus der unregelmassig gewachsenen mittelalterlichen Klosteranlage einen reprasentativen symmetrisch angeordneten Baukomplex zu entwerfen Die Umgestaltung der Klosterkirche aus einer mittelalterlichen Basilika in eine nach venezianischen Vorbildern gestaltete Barockkirche sollte zum architektonischen Symbol der Verehrung des hl Magnus werden Das Kirchengebaude stellt ein monumentales Reliquiar des Heiligen dar Erstmals im suddeutschen Barockbau gibt hier in St Mang die Lebensbeschreibung des Lokalheiligen das Bildprogramm fur den Freskenzyklus der gesamten Kirche vor In der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts wandte sich aber der Konvent verstarkt gesellschaftlichen Aufgaben zu der Seelsorge der Wissenschaft Musik und dem Bildungswesen Obgleich die Abtei nie die angestrebte Reichsunmittelbarkeit erlangen konnte pragte sie als Herrschafts und Wirtschaftszentrum als kultureller Kristallisationspunkt und als Mittelpunkt des Glaubenslebens massgeblich Fussen und die gesamte Region Am 11 Dezember 1802 nahm im Zuge der Napoleonischen Kriege und des Friedens von Luneville das Furstenhaus Oettingen Wallerstein das Kloster St Mang und seine Landereien ebenso das Kloster Maihingen in Besitz Am 15 Januar 1803 wies Furstin Wilhelmine Abt Aemilian Hafner an den Konvent aufzulosen und das Kloster bis zum 1 Marz 1803 zu raumen 1819 wurde der im Jahre 2000 seliggesprochene Franz Xaver Seelos in der Klosterkirche getauft 1821 kaufte Furst Ludwig von Oettingen Wallerstein auch das nahe Schloss Hohenschwangau um es vor dem drohenden Abbruch zu retten verkaufte es jedoch 1823 wieder erst ab 1832 wurde es durch Kronprinz Maximilian restauriert fur den ursprunglich das oberhalb vom Kloster St Mang gelegene Hohe Schloss Fussen der ehemalige Sommersitz der Augsburger Furstbischofe als Sommerresidenz vorgesehen war 1839 kaufte der koniglich bayerische Kammerer Christoph Friedrich Freiherr von Ponickau die Herrschaft St Mang Zuvor jedoch 1837 wurde die ehemalige Klosterkirche in einer Dotation dem Kultus der Pfarrei Fussen ubertragen Seither ist die ehemalige Benediktinerabtei auf zwei Eigentumer aufgeteilt 1909 erwarb die Stadt Fussen die ponickausche Gutsherrschaft St Mang und damit auch das ehemalige Klostergebaude Im Nordflugel richtete sie hier ihr Rathaus ein Im Sudflugel befindet sich heute das Museum der Stadt Fussen in dem auch die barocken Reprasentationsraume des Klosters zu besichtigen sind Im Erdgeschoss des Sudflugels ist die Stadtbibliothek Fussen untergebracht Siehe auch Liste der Abte des Klosters St MangBarockgebaude BearbeitenKaisersaal Bearbeiten nbsp KaisersaalArchitekt Carlo Andrea Maini Freskant Franz Georg Hermann 1692 1768 Fertigstellung 1721 1723Der Festsaal der Abtei wurde noch von Baumeister Johann Jakob Herkomer 1652 1717 als Mittelpunkt der gesamten Klosteranlage konzipiert Zugleich liegt der Saal auf der Mittelachse von Klosterkirche und Klostereinfahrt Architektur und kunstlerische Ausstattung als Kolonnadensaal hatten die politische Funktion herrschaftliche Grosse der Abtei vorzuweisen Die Polaritat von Kirche und Welt bildet auch das Thema der grossartigen Deckenfresken die vom spateren Kemptener Hofmaler Franz Georg Hermann 1692 1768 geschaffen wurden Die Planung der Innenarchitektur ubertrug der Bauherr Abt Dominikus Dierling dem Architekten Carlo Andrea Maini aus Arogno der auch den Kaisersaal in Ottobeuren gestaltete Mit der architektonischen Konzeption von Maini reihte sich die Abtei St Mang ein in Kloster und Schlossbauten die den Kaiserstil Karls VI nachahmten Mit diesem prunkvollen rechteckigen Saal demonstrierte das Kloster sein Streben den Stand der Reichsunmittelbarkeit zu erlangen Zugleich wird in den Deckenbildern die herausragende Rolle des Benediktinerordens in der Kirchengeschichte veranschaulicht Das gesamte Konzept der Ausstattung des Festsaales unterliegt einer ausgeklugelten Zahlensymbolik Die Zahlenreihe 2 4 8 16 32 durchdringt diese gesamte Gliederung wobei die Zahl 4 bereits durch den rechteckigen Grundriss vorgegeben als Zeichen fur Welt dominiert So stehen sich im Deckenbild Kirche und Welt gegenuber Die Kirche ist symbolisiert durch 4 Stuckfiguren die die Kardinaltugenden darstellen und je ein Attribut bei sich haben Die Klugheit hat einen Spiegel die Tapferkeit das Schwert die Gerechtigkeit die Waage und die Massigkeit das Einhorn Die Welt wird ebenfalls durch 4 Stuckfiguren symbolisiert welche fur die vier Kontinente Afrika Europa Asien und Amerika stehen Australien und die Antarktis waren damals noch unbekannt Acht vorgestellte Saulen und 16 Pilaster gliedern die Wandabwicklung und eine 32 zackige Windrose zentriert das Deckengemalde Der Kaisersaal der auch Furstensaal genannt wird ist heute im Rahmen des Museums der Stadt Fussen zu besichtigen und dient als Kammermusiksaal fur die Furstensaalkonzerte die seit 1951 alljahrlich zwischen Juni und September veranstaltet werden Bibliothek und Refektorium Bearbeiten nbsp BibliothekArchitekt Johann Jakob Herkomer 1652 1717 Freskant Francesco Bernardini Bildhauer Anton Sturm 1690 1757 Olgemalde Franz Anton Zeiller 1716 1794 Fertigstellung 1719Der Bibliotheksbau von St Mang gilt als der originellste in Bayerisch Schwaben Der aussergewohnliche Ovalbau der Bibliothek bildet den Mittelpunkt der Sudfront der Barockanlage der schlossahnlichen Schauseite des Klosters Der Innenraum uberrascht sowohl wegen seiner hohen Uberkuppelung als auch besonders aufgrund der grossen ovalen Offnung in der Mitte des Raumes der eine Sicht hinunter ins Refektorium den Speisesaal der Monche ermoglicht Diese architektonische Konzeption ist wohl als symbolisches Zeichen zu verstehen und versinnbildlicht die Einheit von Geist und Leib von geistiger und korperlicher Nahrung Reisende berichteten dass bei Festessen von oben aus der Bibliothek Musik erklang Gegen Ende des 18 Jahrhunderts war sogar ein Musikautomat in der Bibliothek aufgestellt Im Winter konnte der Durchbruch wegen der grossen Kalte mit einem Deckel der aus einem Olgemalde bestand verschlossen werden Das Gemalde schuf 1781 Franz Anton Zeiller und zeigt den Triumphwagen des Ordensgrunders Benedikt der von den vier Kontinenten gezogen wird Im Sommer bot sich den Monchen vom Refektorium aus ein hoher Blick hinauf zum Kuppelfresko von Francesco Bernardini aus dem Jahr 1719 das vier Frauengestalten als Allegorien der Gottlichen Weisheit Klugheit Wahrheit und Erkenntnis zeigt Die Putti von Bildhauer Anton Sturm auf der Bibliotheksgalerie stellen wie die weiteren Deckenfresken die verschiedenen artes liberales dar Aus der Hand von Anton Sturm stammt auch die Skulptur den hl Magnus darstellend die auf dem Brunnen im Refektorium steht Der gesamte Bucherbestand wurde im Zuge der Sakularisation nach 1803 den neuen Herren dem Furstenhaus Oettingen Wallerstein in Kisten und Fassern verpackt auf Flossen zugestellt Heute befindet sich der Bibliotheksbestand des ehemaligen Klosters St Mang als Teil der Oettingen Wallersteinschen Bibliothek zum grossten Teil in der Universitatsbibliothek Augsburg Ein kleiner wertvoller Teil von Handschriften kam als eine Schenkung ins Diozesanarchiv Augsburg St Anna Kapelle Bearbeiten nbsp AnnakapelleDie ursprungliche Kapelle wurde im 9 Jahrhundert als erste Klosterkirche der Abtei St Mang errichtet und diente spater vor allem den Rittern Freyberg Eisenberg als Grablege Heute ist sie ein Teil des Stadtmuseums im Klostergebaude und kann besichtigt werden 1602 schuf Jakob Hiebeler im Auftrag des Abtes Matthias Schober fur die St Anna Kapelle den beruhmten monumentalen Fussener Totentanz der zu den wichtigsten Darstellungen dieser Art im deutschen Sprachraum gehort Unter dem Motto Sagt Ja Sagt Nein Getanzt Muess Sein folgen auf zwanzig Einzelbildern auf zehn Holztafeln verschiedene gesellschaftliche Rollenmodelle der fruhneuzeitlichen Gesellschaft dem Tod angefuhrt von Papst und Kaiser Beruhmt ist die Darstellung der Hexe als einer von vier weiblichen Figuren Neben zahlreichen Epitaphen und Totenschilden aus dem 16 und 17 Jahrhundert ist die spatgotische Skulptur der Anna selbdritt zu bewundern Kloster und Pfarrkirche St Mang Bearbeiten nbsp Nordansicht der Kirche Hauptartikel St Mang Fussen Die im 10 Jahrhundert zunachst als romanische Basilika erbaute Klosterkirche wurde im Zuge des Umbaus der Klosteranlage im 18 Jahrhundert in eine Barockkirche umgebaut Sie war bereits seit Mitte des 17 Jahrhunderts auch Ort der Messe der Stadtpfarrei und wurde nach Auflosung des Klosters zur Stadtpfarrkirche Literatur BearbeitenJoseph Maria Helmschrott Verzeichniss alter Druckdenkmale der Bibliothek des uralten Benediktiner Stifts zum H Mang in Fuessen Ulm 1790 Digitalisat Pirmin Lindner Monasticon Episcopatus Augustani antiqui Bregenz 1913 Rudibert Ettelt Geschichte der Stadt Fussen Stadt Fussen Fussen 1970 urn nbn de bvb 355 ubr21797 5 David Leistle Die Aebte des St Magnusstiftes in Fussen In Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige 1918 1920 Wolfgang Wust Geistlicher Staat und Altes Reich Fruhneuzeitliche Herrschaftsformen Administration und Hofhaltung im Augsburger Furstbistum Studien zur Bayerischen Verfassungs und Sozialgeschichte XIX 1 und XIX 2 hg v d Kommission fur Bayerische Landesgeschichte Munchen 2001 dort zu St Mang insbes S 124 127 ISBN 3 7696 9709 X Thomas Riedmiller Das ehemalige Benediktinerkloster Sankt Mang in Fussen In Werner Schiedermair Hrsg Klosterland Bayerisch Schwaben Lindenberg 2003 ISBN 3 89870 127 1 Franz Matsche Der Festsaal im Kloster St Mang in Fussen als Kaiser und Reichssaal In Alt Fussen Jahrbuch des Historischen Vereins Alt Fussen 2005 Fussen 2006 ISSN 0939 2467 Petra Hauke Domus sapientiae Ein Beitrag zur Ikonologie der Bibliotheksraumgestaltung des 17 18 Jahrhunderts unter besonderer Berucksichtigung des Klosters St Mang Fussen Bad Honnef 2007 ISBN 978 3 88347 258 4 Klaus Wankmiller Giovanni Antonio Pellegrini 1675 1741 Ein Venezianer malte Altarblatter fur Fussen und Pfronten in Alt Fussen Jahrbuch des Historischen Vereins Alt Fussen 2011 S 18 55 Wolfgang Wust Fussen In Michael Kaufmann Helmut Flachenecker Wolfgang Wust Manfred Heim Hrsg Die benediktinischen Monchs und Nonnenkloster in Bayern Germania Benedictina Sankt Ottilien 2014 Bd 1 ISBN 978 3 8306 7657 7 S 681 708 betr ausschliesslich St Mang Thomas Riedmiller im Auftrag der Stadt Fussen Fussener Totentanz Kempten 2014 Klaus Wankmiller Die Beichtstuhlreliefs in der ehemaligen Benediktinerklosterkirche St Mang in Fussen in Alt Fussen Jahrbuch des Historischen Vereins Alt Fussen 2015 S 5 23 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster St Mang Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kloster in Bayern Kloster Sankt Mang Haus der Bayerischen Geschichte Stadtpfarrkirche St Mang bei der Pfarreiengemeinschaft Fussen47 566586111111 10 6995 Koordinaten 47 33 59 7 N 10 41 58 2 O Normdaten Korperschaft GND 16073170 7 lobid OGND AKS VIAF 140685388 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster St Mang amp oldid 239101137