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Das Kloster Raitenhaslach lat Monasterium Raitenhaselacum u a ist eine ehemalige Abtei der Zisterzienser in der Pfarrei Raitenhaslach Dekanat Burghausen im Bistum Passau Mit der Kirche zum hl Georg liegt es im gleichnamigen Pfarrdorf der Stadt Burghausen Oberbayern Nach dem Abbruch grosser Gebaudeteile im Zuge der Sakularisation 1803 umfasst die denkmalgeschutzte Klosteranlage heute weniger als die Halfte des ehemaligen Gebaudebestandes In der Anlage befindet sich heute u a ein Akademiezentrum der Technischen Universitat Munchen TUM Kloster RaitenhaslachKloster RaitenhaslachLage Ortsteil Raitenhaslach Burghausen Landkreis Altotting Regierungsbezirk Oberbayern Bayern Deutschland DeutschlandLiegt im Bistum PassauKoordinaten 48 7 42 N 12 47 13 O 48 128333333333 12 786944444444 Koordinaten 48 7 42 N 12 47 13 OOrdnungsnummernach Janauschek 190Patrozinium St PankratiusGrundungsjahr 1143Jahr der Auflosung Aufhebung 1803Mutterkloster Reichsabtei SalemPrimarabtei Kloster MorimondKongregation Oberdeutsche ZisterzienserkongregationKloster Raitenhaslach aus der VogelperspektiveStich des Klosters aus dem Churbaierischen Atlas des Anton Wilhelm Ertl 1687 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Reihe der Abte 2 Gegenwart 3 Abbildungen der Klosterkirche 4 Quellen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Areal fur das Kloster Raitenhaslach wurde 1143 durch Graf Wolfker de Tegerwac Wolfker von Wasentegernbach und seiner Frau Hemma gestiftet Vom ursprunglichen Grundungsort Schutzing an der Alz wurde das Kloster schon 1146 nach Raitenhaslach verlegt das bereits 788 in der Notitia Arnonis als Besitz des Bistums Salzburg zum ersten Mal urkundlich erwahnt worden war Grund fur den Umzug nach Raitenhaslach soll in erster Linie die strategische Klosterpolitik des Bischofs Konrad I von Salzburg gewesen sein Die ersten Monche sowie der die ersten 30 Jahre an der Spitze des jungen Klosters stehende Abt Gero stammten aus der Reichsabtei Salem und Salemer Abte besuchten das neue Kloster regelmassig Es handelt sich bei Raitenhaslach daher wahrscheinlich um die erste Filiation des Klosters Salem sieht man einmal von dem nur drei Jahre dauernden Zwischenspiel in Schutzing ab Fur die spezifische Bewirtschaftung durch die Zisterzienser unter anderem in Form einer ausgepragten Teichwirtschaft und verschiedener landwirtschaftlicher Spezialkulturen war die wasserreiche Lage in Raitenhaslach ideal Die Zisterzienser ernahrten sich fleischfrei als Pescetarier so waren ausreichend Wasserzufuhr und die Moglichkeit zu ausgepragter Fischzucht essentiell wichtig Noch heute sind im Umkreis des ehemaligen Klosters eine Reihe der damals angelegten Fischteiche erhalten Neben der Bewirtschaftung der unmittelbaren Umgebung wuchs der Grund und Guterbesitz durch Schenkungen und Aufkaufe schnell an Das Kloster besass eine ganze Reihe von abgabenpflichtigen Dorfern im weiten Umkreis daneben unter anderem ein Weingut im heutigen Niederosterreich und einen grossen Teil des heute in Oberosterreich liegenden Weilhartforstes auf der anderen Seite der Salzach Ausserdem waren einige Kirchen bei Altotting und die Pfarreien Burghausen Halsbach Niederbergkirchen Hadersdorf am Kamp und Ostermiething dem Kloster eingegliedert Mit dem Erstarken der Wittelsbacher Herzoge die in der nahen Burg zu Burghausen residierten wurde der Salzburger Einfluss etwa ab Mitte des 13 Jahrhunderts langsam aber stetig zuruckgedrangt Die Wittelsbacher begannen aus Machtkalkul die Rolle als Forderer und Pfleger des Klosters zu ubernehmen Das Kloster lag im Grenzbereich zwischen ihrem Territorium und dem Fursterzbistum Salzburg noch heute heisst der sudlich angrenzende Gemeindeteil Burghausens Hadermark etymologisch eine Zusammensetzung aus Hader und Mark 1258 erhielt das Kloster die Rechte einer Hofmark und wurde so immer enger an die Wittelsbacher Herrschaft gebunden Im 15 Jahrhundert diente die Klosterkirche St Georg auch als Begrabnisstatte fur die herzogliche Familie aus Burghausen und Ende des 15 und Anfang des 16 Jahrhunderts war es besonders Ludwig der Reiche der das Kloster im Kampf gegen reformatorische Bewegungen unterstutzte Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Kloster mehrmals um und ausgebaut Besonders rege war die Bautatigkeit in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts als auch die Klosterkirche zum 600 jahrigen Ordensjubilaum ihre heutige Form erhielt und von einer romanischen Pfeilerbasilika in eine barocke Wandpfeilerkirche umgebaut wurde Die Fassade wurde in den Jahren 1751 1752 von dem Trostberger Baumeister Franz Alois Mayr vorgeblendet Die Idealform eines Zisterzienserklosters blieb trotz vieler Aus und Umbauten bis zu Beginn des 19 Jahrhunderts erhalten 1803 wurde das Kloster im Zuge der Sakularisation aufgelost Da die Gebaude fur eine private Nutzung vollig uberdimensioniert waren stellten sich aber beim Verkauf durch die Beamten von Minister Montgelas die auch von anderen Klostern bekannten Schwierigkeiten ein Nachdem nach langerer Suche und mehreren Preisnachlassen nur die lukrativen Teile des Klosters wie etwa die Brauerei zu veraussern waren wurde der Grossteil der Gebaude abgerissen Der noch relativ neue Bibliotheksbau von 1785 das Refektorium und der sogenannte Mathematische Turm verschwanden Die ubrigen Klostergebaude samt dem grossten Teil des immensen Inventars wurden an die Meistbietenden verkauft Der nicht nur aus heutiger Sicht uberaus wertvolle Buchbestand wurde bis auf wenige Ausnahmen zum Kilopreis an Altpapierhandler veraussert Mobiliar und Kunstgegenstande an wohlhabende Burger und den Adel landwirtschaftliches Gerat an Bauern aus der Umgebung Die Klosterkirche wurde 1806 zur Pfarrkirche Die restlichen Klostergebaude dienten seither als Pfarrhof Schule Brauerei Gaststatte und als private Wohnungen Im Zweiten Weltkrieg spielte das Kloster Raitenhaslach ab 1943 eine zentrale Rolle als Auslagerungsort fur NS Raubkunst vor allem fur wertvolle Musikalien Zunachst wurden im sogenannten Pralatenstock lediglich Gemalde aus den Munchner Pinakotheken untergebracht ab Mai dann vor allem Objekte mit musikalischem Bezug die vom Sonderstab Musik aus herrenlosem judischem Besitz beschlagnahmt worden waren uberwiegend in Frankreich Darunter befanden sich Bucher Partituren Grammophonplatten und vor allem Musikinstrumente Bei Kriegsende brachten die Monuments Men der US Army die geraubten Objekte zunachst nach Munchen von wo aus sie im April 1949 nach Paris restituiert wurden Im Bundesarchiv Koblenz befinden sich heute noch 162 Karteikarten auf denen die in Raitenhaslach sichergestellten Kulturguter aufgelistet sind 1 Im Jahr 1978 wurden Teile des Raitenhaslacher Gemeindegebiets darunter das ehemalige Kloster im Rahmen der kommunalen Gebietsreform in das Gebiet der Stadt Burghausen eingegliedert Reihe der Abte Bearbeiten Quelle 2 Gero 1143 1153 Adelbert Albero 1170 1180 Conrad I 1183 1184 Otto 1190 Richer 1195 1198 Conrad II 1203 Berthold 1207 Conrad III 1211 1224 Dietmar 1239 1240 Walther 1242 1257 Heinrich I 1259 1261 Rudolf 1262 1264 Conrad IV Hallerbrucker 1268 1297 Friedrich I 1297 1302 Ulrich I 1302 1307 Gebhard Kalb 1307 1311 Ilsunk 1311 1329 Heinrich II Oelar 1329 1338 Ulrich II Stempfer 1338 1350 Friedrich II Vischbock 1351 1356 Jacob 1362 1364 Wilhelm Schrank 1364 um 1367 Andreas 1367 1368 Seyfried 1368 1376 Johannes I 1376 1379 Johannes II Stempfer 1379 1407 erhielt 1387 die Pontifikalien Johann III Zipfler 1407 1417 Johann IV Pflug 1417 1438 Leonhard Schellensteiner 1438 1445 Georg I Schnappinger 1445 1464 Agid Steiner 1464 1474 Johann V Holzer 1474 1483 Georg II Lindtmayr 1483 1498 Johann VI Guetgeld 1498 1502 Ulrich III Moltzner 1502 1506 Georg III Wankhauser 1506 1526 Christoph I Furlauf 1526 1553 Sebastian Harbeck 1553 1569 Wolfgang Manhauser 1569 1590 Matthias Stossperger 1590 1601 Philipp Perzel 1602 1620 Christoph II Mayrhofer 1621 1624 Daniel Adam von Rembold 1624 1640 Johann VII Molitor 1640 1658 Johann VIII Lanzinger 1658 1670 Gerhard Hoess 1670 1676 Malachias Lachmayr 1676 1688 Candidus Wenzl 1688 1700 Emmanuel I Scholtz 1700 1733 Chilian Waltenberger 1733 1734 Robert Pendtner 1734 1756 Abundus Tschan 1756 1759 Emmanuel II Mayr 1759 1780 Theobald Weissenbach 1780 1792 Emmanuel III Rund 1792 1801 Ausanius Detterle 1801 1803 1829 3 Gegenwart Bearbeiten nbsp TUM Akademiezentrum im PralatenstockIm Jahre 2003 ersteigerte die Stadt Burghausen die schon viele Jahre darauf spekuliert hatte die denkmalgeschutzten 4 ehemaligen Klostergebaude Der Braubetrieb urkundlich erwahnt seit 1313 wurde endgultig eingestellt der Brauprozess selbst fand schon langer nicht mehr in Raitenhaslach statt 2004 wurde der traditionsreiche Klostergasthof von einem privaten Unternehmer erworben Zwischen 2010 und 2017 wurde das Ensemble denkmalgerecht saniert 5 Die Aussenanlagen wurden 2019 fur den artouro Bayerische TourismusArchitekturPreis nominiert 6 Heute sind neben der bekannten Klosterkirche einem Barock Juwel mit romanischem Kern auch das sogenannte Papstzimmer und vor allem der Steinerne Saal des ehemaligen Klosters von grossem wissenschaftlichem und touristischem Interesse Da sich die Gebaude nun in offentlichem Besitz befinden sind erstmals seit der Privatisierung vor uber 200 Jahren Besichtigungen dieser Gebaudeteile moglich Allerdings gibt es fur die Klostergebaude anders als fur die Kirche keine festen Offnungszeiten Am 4 Juni 2016 eroffnete die Technische Universitat Munchen TUM im sogenannten Pralatenstock ihr Akademiezentrum TUM Raitenhaslach 7 Die Stadt Burghausen als Eigentumerin der Liegenschaft uberlasst der TUM das Gebaude zunachst kostenfrei auf 25 Jahre die Universitat ubernimmt den Betrieb 8 Burghausen ist damit dauerhaft ein Akademiestandort der TUM Abbildungen der Klosterkirche Bearbeiten Hauptartikel St Georg Raitenhaslach nbsp Westfassade nbsp Deckenfresko nbsp Langhaus und Chor nbsp Altare und Kanzel nbsp Brandenstein OrgelQuellen BearbeitenEdgar Krausen Bearb Regesten der Urkunden des Zisterzienserklosters Raitenhaslach 1351 1803 2 Bande Burghausen 1989 1990 Wolfgang A Herrmann Hrsg Raitenhaslach Ort der Begegnung und Wissenschaft Franz Schiermeier Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3 9814521 0 5 Literatur BearbeitenWolfgang Hopfgartner St Georg Raitenhaslach Ehemalige Zisterzienserabteikirche Passau 2005 Wolfgang Hopfgartner 850ste Wiederkehr der Besiedelung des ehemaligen Zisterzienserklosters Raitenhaslach Burghausen 1996 Johann Dorner Die Inschriften von Raitenhaslach vor dem Jahre 1805 Burghausen 1982 Edgar Krausen Pfarrkirche Raitenhaslach Landkreis Altotting Diozese Passau Ottobeuren 1974 Edgar Krausen Die Bistumer der Kirchenprovinz Salzburg Band 1 Die Zisterzienserabtei Raitenhaslach Band 11 der Reihe Germania Sacra De Gruyter 1977 Fritz Demmel Wolfgang Hopfgartner Die Barockisierung der Klosterkirche Raitenhaslach Zum 250 Jahrestag einer Bauphase In Oettinger Land 13 1993 S 166 208 Wolfgang Hopfgartner Wappenschilde in der Klosterkirche Raitenhaslach In Oettinger Land 30 2010 S 298 338 Wolfgang Hopfgartner Zur Baugeschichte des Klosters Raitenhaslach In Iris Lauterbach Hrsg Klosterkultur in Bayern vor der Sakularisation zwischen Heilsgeschichte und Aufklarung Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Kunstgeschichte in Munchen 28 Munchen 2011 S 81 96 Paul Huber Die Hauptfassade der ehemaligen Klosterkirche von Raitenhaslach Zur Veranderungsgeschichte und denkmalpflegerischen Behandlung In Iris Lauterbach Hrsg Klosterkultur in Bayern vor der Sakularisation zwischen Heilsgeschichte und Aufklarung Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Kunstgeschichte in Munchen 28 Munchen 2011 S 67 80 Hans Lange Ein Closter nit ein Pallast Raitenhaslachs Architektur im 18 Jahrhundert als Zisterzienserstift und kurbayerisches Pralatenkloster In Iris Lauterbach Hrsg Klosterkultur in Bayern vor der Sakularisation zwischen Heilsgeschichte und Aufklarung Veroffentlichungen des Zentralinstituts fur Kunstgeschichte in Munchen 28 Munchen 2011 S 38 66 Dumrath Karlheinrich Die Traditionsnotizen des Klosters Raitenhaslach Munchen 1938 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Raitenhaslach Sammlung von Bildern Seite der Stadt Burghausen zum Kloster Raitenhaslach Kloster Raitenhaslach Basisdaten und Geschichte Raitenhaslach Das alteste Zisterzienserkloster in Oberbayern in der Datenbank Kloster in Bayern im Haus der Bayerischen Geschichte TUM Akademiezentrum RaitenhaslachEinzelnachweise Bearbeiten Johanna Richter Ein Kloster voller Nazi Raubgut in Mittelbayerische Zeitung 4 November 2023 Michael Hartig Die oberbayerischen Stifte Band I Die Benediktiner Cisterzienser und Augustiner Chorherrenstifte Verlag vorm G J Manz Munchen 1935 DNB 560552157 S 113 Ausanius Detterle in der Biographia Cisterciensis Denkmalliste fur Burghausen PDF beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Kloster Raitenhaslach Neugestaltung der Aussenanlagen und Neuordnung der Parkplatze im Zuge der Revitalisierung des Klosterareals Keller Damm Kollegen abgerufen am 9 September 2019 https www byak de aktuelles newsdetail artouro 2019 vergeben html raitenhaslach tum de Wissenschaft halt Einzug in Kloster Raitenhaslach In www tum de Abgerufen am 23 Mai 2016 Normdaten Korperschaft GND 809499 8 lobid OGND AKS LCCN n86045981 VIAF 140802408 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Raitenhaslach amp oldid 238817690