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Die Gebietsreform im Freistaat Bayern wurde in den Jahren 1971 bis 1980 durchgefuhrt und hatte das Ziel leistungsfahigere Gemeinden und Landkreise zu schaffen Das sollte durch grossere Verwaltungseinheiten Gemeindefusionen erreicht werden die nach Ansicht der Bayerischen Staatsregierung effizienter arbeiten wurden Kreisfreie Stadte und Landkreise vor der Gebietsreform 1970Die Zahl der Gemeinden wurde von 7004 auf 2050 reduziert Damit sollte insbesondere verhindert werden dass Kleingemeinden unter 2000 Einwohnern etwa 80 ihre Dienstleistungen reduzieren mussten Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen 2 Durchfuhrung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 WeblinksVoraussetzungen Bearbeiten Gedenkstein fur die Gemeinde Leutstetten heute Teil von Starnberg die ein Opfer der Gebietsreform wurde Am 25 Januar 1952 trat eine neue Gemeindeordnung fur Bayern in Kraft Darin wurde in Artikel 11 bestimmt dass eine Anderung nur vorgenommen werden kann wenn die beteiligten Gemeinden einverstanden sind Beim Vorhandensein von dringenden Grunden des offentlichen Wohls sind Anderungen aber auch gegen den Willen der beteiligten Gemeinden moglich 1967 zu Beginn der 6 Wahlperiode des Bayerischen Landtages strebten sowohl die regierende CSU als auch die oppositionelle SPD eine Reform der Kommunalverwaltung an Die Vorstellungen der SPD gingen erheblich weiter als die Plane der CSU Die SPD wollte die Auflosung der Regierungsbezirke und Landkreise an deren Stelle Verwaltungsregionen geschaffen werden sollten Die Gemeinden sollten in Verwaltungsgemeinschaften zu Grossen von 5 000 und 10 000 Einwohnern zusammengelegt werden Spater hatten Gegner der Veranderungen kaum Ruckhalt in der parlamentarischen Opposition Die Regierungspartei dagegen wollte die bisherige Grundstruktur Bezirk Landkreis Gemeinden beibehalten jedoch die Zahl der Landkreise und der Gemeinden deutlich verringern und damit die Einwohnerzahlen dieser Gebietskorperschaften vergrossern Durchfuhrung BearbeitenMinisterprasident Alfons Goppel kundigte in seiner Regierungserklarung vom 25 Januar 1967 die Reform an und nannte sie die wichtigste innenpolitische Aufgabe dieser Legislaturperiode Die Gebietsreform wurde von Bruno Merk CSU initiiert der von 1966 bis 1977 Staatsminister des Innern war Sein Amtsnachfolger Alfred Seidl schloss die Gebietsreform ab Merk berief 1968 eine Arbeitsgruppe Kommunalverwaltungsreform ein Am 16 April 1970 legte die Regierung den Entwurf fur ein Gesetz zur Starkung der kommunalen Selbstverwaltung vor Die Gebietsreform gliederte sich zeitlich in zwei Abschnitte die Gebietsreform zur Neugliederung Bayerns in Landkreise und kreisfreie Stadte 1972 die kommunale Gebietsreform die ab 1972 zuerst auf freiwilliger Basis durchgefuhrt wurde und im Jahre 1978 mit Zwangseingemeindungen abgeschlossen wurde Im Rahmen der Neugliederung Bayerns in Landkreise und kreisfreie Stadte die am 15 Dezember 1971 beschlossen wurde und am 1 Juli 1972 in Kraft trat wurden aus vorher 143 Landkreisen insgesamt 71 neue Landkreise 23 von ehemals 48 kreisfreien Stadten verloren ihre Kreisfreiheit Zum Ausgleich erhielten sie begrenzte zusatzliche Rechte gegenuber den sonstigen kreisangehorigen Gemeinden und durften den Titel Grosse Kreisstadt tragen Die Gemeindegebietsreform von 1972 bis 1978 verringerte die Zahl der bayerischen Gemeinden von 6 962 im Jahr 1970 um uber zwei Drittel auf 2 052 Gemeinden Sie trat am 1 Mai 1978 nach mehreren Beschlussen und Verordnungen in Kraft Mehr als 900 der Gemeinden waren zudem Mitgliedsgemeinden in Verwaltungsgemeinschaften Abgeschlossen wurde die Reform durch das Gesetz zum Abschluss der kommunalen Gebietsreform vom 1 Januar 1980 in dem noch kleinere Korrekturen vorgenommen wurden Eingemeindung der Gemeinde Kling nach Babensham Neubildung der Gemeinde Seeon Seebruck aus den Gemeinden Seeon Seebruch und Truchtlaching Eingemeindung der Gemeinde Unternesselbach in die Stadt Neustadt an der Aisch Eingemeindung der Gemeinde Staufen Syrgenstein nach SyrgensteinNach dem 1 Januar 1980 verschwand nur noch eine Gemeinde namlich durch die Zusammenlegung der Gemeinden Baar und Ebenhausen zu Baar Ebenhausen am 1 Mai 1984 Besonders die kommunale Gebietsreform fuhrte zu heftigen politischen Auseinandersetzungen vor Ort Seit Beginn der Gebietsreform sind zirka 300 Gemeinden aus einer Verwaltungsgemeinschaft ausgeschieden und verwalten sich wieder alleine so zum Beispiel Igensdorf im Landkreis Forchheim In neun Fallen fuhrte der Widerstand von Burgern eingemeindete Orte wieder in die Selbstandigkeit Rieden am Forggensee am 05 11 1980 Edling am 29 04 1981 Horgau bei Augsburg am 27 10 1983 Irlbach bei Straubing am 03 11 1983 Albaching im Landkreis Rosenheim am 01 01 1994 Bechtsrieth im Landkreis Neustadt an der Waldnaab am 01 01 1994 Baar im Landkreis Aichach Friedberg am 01 01 1994 Rettenbach am Auerberg im Landkreis Ostallgau am 01 01 1994 Ermershausen im Landkreis Hassberge am 01 01 1994Wahrend acht Gemeinden ihre Selbstandigkeit auf politischem Wege erlangten erreichte die Gemeinde Edling ihre Selbstandigkeit auf Grund einer Popularklage zum Bayerischen Verfassungsgerichtshof Am 29 April 1981 erklarte dieser die Eingemeindung in das Gebiet der Stadt Wasserburg am Inn fur nichtig Das kleine unterfrankische Dorf Ermershausen erlangte 1978 uberregionale Bekanntheit weil sich die Einwohner vehement der Eingliederung in die Gemeinde Maroldsweisach widersetzten indem sie das Rathaus verbarrikadierten Das Dorf wurde von mehreren Hundertschaften der Bereitschaftspolizei gesturmt das Rathaus musste zwangsgeraumt werden Seit 1994 ist Ermershausen wieder eine selbstandige Gemeinde Siehe auch BearbeitenKreisreformen in der Bundesrepublik Deutschland bis 1990 Liste der Landkreise und kreisfreien Stadte in BayernLiteratur BearbeitenPhilipp Hamann Gemeindegebietsreform in Bayern Entwicklungsgeschichte Bilanz und Perspektiven Utz Verlag Munchen 2005 ISBN 3 8316 0528 9 Munchner juristische Beitrage 55 Zugleich Augsburg Univ Diss 2005 Karl Ulrich Gelberg Vom Kriegsende bis zum Ausgang der Ara Goppel 1945 1978 In Alois Schmid Hrsg Handbuch der Bayerischen Geschichte Band 4 Das neue Bayern von 1800 bis zur Gegenwart Teilband 1 Staat und Politik 2 vollstandig uberarbeitete Auflage Beck Munchen 2003 ISBN 3 406 50451 5 S 906 912 Albrecht Liess Gebietsreform und Gemeindenamen In Mitteilungen fur die Archivpflege in Bayern hrsg von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns 18 1972 S 46 49 Franz Mader Die Geschichte der Eingemeindungen nach Passau Stadtarchiv Passau 1997 ISBN 3 929350 29 7 Der Passauer Wolf 7 Andre Paul Mir san mir aber wie lange noch In Bayern gibt es viele kleine Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohnern deren Existenzberechtigung ist umstritten In Bayerische Staatszeitung Nr 21 24 Mai 2013 S 1 Wilhelm Volkert Gebietsreform und Wappenwesen In Mitteilungen fur die Archivpflege in Bayern hrsg von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns 18 1972 S 50 54 50 Jahre Gebietsreform Bayerns Neuordnung und das Beispiel Schwaben Eine Ausstellung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und des Staatsarchivs Augsburg Konzeption und Bearbeitung Gerhard Furmetz Rainer Jedlitschka unter Mitarbeit von Renate Herget und Christine Kofer und Andreas Frasch Staatliche Archive Bayerns Kleine Kataloge 69 Munchen 2022 Weblinks BearbeitenManfred Krapf Eingemeindung in Historisches Lexikon Bayerns online Emma Mages Gemeindeverfassung 19 20 Jahrhundert in Historisches Lexikon Bayerns online Namens und Grenzanderungen der Gemeinden in Deutschland jahrlich seit 1950 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gebietsreform in Bayern amp oldid 235471715