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Das Kloster Birklingen ist ein ehemaliges Kloster der Augustiner Chorherren im Iphofer Ortsteil Birklingen in der Diozese Bamberg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundung und Neugrundung bis 1459 1 2 Etablierung der Chorherren bis 1463 1 3 Blutezeit der Wallfahrt bis 1524 1 4 Zerstorung und Auflosung bis 1546 2 Rektoren und Prioren 3 Grablege der graflichen Familie Castell 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundung und Neugrundung bis 1459 Bearbeiten nbsp Das Wappen Bischofs Johann von Grumbach in der heutigen Birklinger Kirche weist auf das Kloster hinDie Vorgeschichte des Klosters wird im Werk des Abtes Johannes Trithemius erstmals erwahnt Der Geistliche beschreibt dass ein Marienbild auf der Gemarkung von Birklingen im Wald gefunden wurde Es wurde in die kleine Kapelle im Ort gebracht und als Acheiropoieton als gottgeschaffenes Werk verehrt 1 Die Klosterchronik nennt diese Begebenheit nicht sondern geht lediglich von einer Pieta einer Figur der leidenden Maria aus die ab etwa 1455 in der Kapelle aufgestellt war und bald Wunder wirkte 2 Der Strom der Pilger nahm zu und bereits im Jahr 1457 stiftete der Wurzburger Bischof Johann III von Grumbach einen Ablass fur den Besuch der Kapelle Die Einnahmen sollten fur den Ausbau des Gotteshauses verwendet werden Im gleichen Jahr forderte auch Bischof Isidor von Sabina die Wallfahrt durch einen Ablass Bereits ein Jahr spater am 24 Mai 1458 konnte der Grundstein fur das neue Gotteshaus mit der Benediktion durch Weihbischof Johannes Hutter gelegt werden 3 Bischof Johann von Grumbach plante im aufstrebenden Wallfahrtsort Birklingen ein Kloster zu errichten Dazu berief er einige Augustiner Chorherren aus den Stiften Triefenstein bei Marktheidenfeld und Heidenfeld bei Schweinfurt Aus Letzterem stammte auch Balthasar Monachi der von Bischof Johann und seinen Raten am 22 Februar 1459 als erster Rektor der Neugrundung berufen wurde Die Klosterchronik wohl von Balthasar verfasst nennt die Bulle von Papst Pius II vom 16 April 1459 als eigentliches Grundungsdatum 4 Das Stift stiess jedoch bald an seine Grenzen denn dem kleinen Konvent der nur mit wenigen Gutern am Rande des Steigerwaldes ausgestattet war fehlte der Nachwuchs Aus den Chorherrenstiften der Umgebung wollte niemand mehr die Profess auf Birklingen ablegen Bischof Johann 1461 wandte sich an die reformierten Chorherren der Windesheimer Kongregation Daraufhin schickte das reformierte Kloster Kirschgarten zu Worms am 16 April 1459 drei Priester und einen Diakon nach Franken 5 Etablierung der Chorherren bis 1463 Bearbeiten Balthasar Monachi wurde abgesetzt und die frankischen Monche verliessen Birklingen wieder Monachi aber blieb und schloss sich der Windesheimer Kongregation an Neuer Rektor wurde jedoch ein anderer dessen Name in den Quellen allerdings nicht erwahnt wird Das kleine Kloster unterstand weiterhin dem Prior von Kirschgarten so trennte Berthold Scharn von Kirschgarten das Kloster Birklingen im Marz 1462 von der Iphofer Martinspfarrei als deren Filiale die Kapelle St Maria immer noch galt Inzwischen hatte der sogenannte Bayerische Krieg zwischen Markgraf Albrecht Achilles und dem bayerischen Herzog Ludwig IX auch das Hochstift Wurzburg erreicht in dem Birklingen lag Der Markgraf hatte dem kleinen Konvent zwar einen Schutzbrief ausgestellt dies hielt den markgraflichen Vogt Jorg von Gebsattel am 25 April 1462 jedoch nicht davon ab von Uffenheim aus das Kloster zu uberfallen und in Brand zu setzen Die Monche flohen ins nahe Iphofen wahrend die wichtigsten Klostergebaude glucklicherweise von den Flammen verschont wurden 6 Erst im August 1462 konnten die Monche ins Kloster zuruckkehren und begannen schnell die verwustete Anlage auszubessern Am 29 September 1462 starb dann der erste ungenannte Rektor der reformierten Chorherren Zum Nachfolger wurde der Kleriker Johann von Offenburg berufen In seiner Amtszeit erwarb das Kloster erstmals Guter und festigte seinen Besitz und Einfluss in der Region Am 24 April 1463 erhielt das Kloster hohen Besuch Die Prioren Berthold von Kirschgarten Heinrich von Honingen und Johannes von Rebdorf bestatigten dem Konvent die Eigenstandigkeit in der Windesheimer Kongregation 7 Fortan konnten die Chorherren selbst einen Prior wahlen Sie bestatigten Johannes von Offenburg den alten Rektor im Amt Dieser liess am 7 Juli 1463 den Grundstein fur ein neues Dormitorium auf dem Klostergelande setzen schied jedoch noch im September desselben Jahres aus dem Amt Als seinen Nachfolger bestimmten die Monche Johannes von Sonsbeck aus dem Mutterkloster Kirschgarten Der erfahrene Theologe forderte die Bautatigkeit in Birklingen weiter und konnte am 18 September 1463 die Chorweihe der Klosterkirche vermelden Am 24 Dezember 1463 wurde der erste Gottesdienst im neuen Kirchengebaude gefeiert Die Festigung des Klosters fuhrte auch zu einem raschen Anwachsen der Wallfahrt die Pilger aus ganz Europa in den kleinen Ort brachte Blutezeit der Wallfahrt bis 1524 Bearbeiten Nach der Abberufung von Johannes von Sonsbeck in sein Heimatkloster er wurde 1473 Prior in Kirschgarten ubernahm Petrus Megen aus Ochsenfurt den Klostervorstand Megen trat bald am 2 Juli 1474 zuruck und machte so Prior Meffried Platz Unter seiner Agide kaufte das Kloster dem Iphofer Spital das Dorf Birklingen ab und erwarb am 20 April 1476 die Pfarrei St Martin in Iphofen Meffried begann 1480 mit dem Ausbau des Dormitoriums und erhielt 1481 das Benefizium Heilig Grab in Iphofen fur seinen Konvent Die folgenden Jahre konnen als kurze Blutezeit der Klostergrundung bezeichnet werden Neue Altare wurden geweiht die wiederum mehr Pilger nach Birklingen lockten Im Jahr 1482 stand das ausgebaute Dormitorium ausserdem wurde ein Refektorium eingerichtet Die Grafen von Castell begannen in dieser Zeit auch die Klosterkirche als Grablege fur ihre Familie zu nutzen 1479 kam der Leichnam Wilhelms II in die Kirche Im Jahr 1500 war der Kreuzgang des Klosters vollendet 1506 das Dachgewolbe fertiggestellt Zuvor 1501 war eine zweite Wallfahrt auf der Gemarkung Birklingens gegrundet worden die ein Vesperbild an der Birklinger Steige zum Ziel hatte Der Wurzburger Bischof Lorenz von Bibra loste diese Konkurrenz jedoch bald auf Die wachsende Bedeutung Birklingens wurde auch durch die Berufung Meffrieds zum Visitator von Kloster Schamhaupten deutlich Er starb am 2 Mai 1510 8 Sein Nachfolger Ditterich konnte nicht denselben Einfluss wie sein Vorganger aufbauen und beschrankte sich auf den Erhalt der Klosterguter Aus dem Jahr 1512 ist ein Altar der heiligen Martyrer uberliefert der in der Kirche seinen Platz gefunden hatte Die Marienkirche besass nun mehrere Flugelaltare der sogenannten Nurnberger Malschule und war auch durch die vielen Reliquien uberregional bekannt Um 1520 entstand in Dettelbach der sogenannte Birklinger Hof Die Monche hatten zuvor einige Rechte in der Stadt erwerben konnen Zerstorung und Auflosung bis 1546 Bearbeiten Der Niedergang des Klosters begann unter Prior Michael Wisandt Am 14 Februar 1524 plunderten Burger der Stadt Iphofen den Weinkeller des Klosters in der Stadt Ein Jahr spater im April 1525 wurde der Konvent erneut bedroht Mittlerweile war der Deutsche Bauernkrieg ausgebrochen und ein Marktbibarter Fahnlein forderte die Chorherren auf die Getreidevorrate der Landbevolkerung zu ubergeben Am 18 April 1525 kam es zur Besetzung des Klosterhofes in Iphofen Der Zorn auf die Monche entlud sich am 3 Mai 1525 als Iphofer Burger die Klostergebaude mit der Marienkirche niederbrannten Zuvor war die reiche Ausstattung des Gotteshauses unter den Aufstandischen verteilt worden Obwohl die Erhebung noch im Juni 1525 beendet werden konnte war das Kloster so zerstort dass die mittlerweile in Iphofen untergekommenen Monche erwogen das Kloster aufzulosen 9 Am 9 Januar 1526 ubergab Prior Michael alle Guter von Birklingen an Bischof Konrad II von Thungen und erhielt fur sich und seinen Konvent eine Pension von jahrlich 583 Gulden Eine Bulle von Papst Clemens VII loste den Vertrag zwischen Kloster und Bischof auf und forderte die Einsetzung einer Visitation fur alle frankischen Kloster Diese begann 1527 und brachte den Chorherren zunachst ihre Selbstverwaltung zuruck Prior Michael wurde von den Visitatoren wegen seines fortgeschrittenen Alters abgesetzt und Hieronymus Roess zu seinem Nachfolger ernannt Roess musste dem Wurzburger Bischof jahrlich Rechenschaft ablegen Die Visitatoren planten die Wiederaufnahme der Wallfahrtsgottesdienste und appellierten deshalb an die entwichenen Monche ins Kloster zuruckzukehren Bald wurden die Ordenskleidung und die Klausur wieder eingefuhrt Trotz dieses bescheidenen Neuanfangs zog Bischof Konrad im Jahr 1542 das Klostervermogen ein und liess am 22 Februar 1546 den Haushalt auflosen Damit endete die Geschichte des Stiftes Birklingen Grunde fur die Erfolglosigkeit des Neuanfangs waren die umfassenden Zerstorungen des Klosters das fehlende Personal fur den Wiederaufbau und die grundliche Entzweiung die der Bauernkrieg zwischen den Monchen und ihren bauerlichen Untertanen ausgelost hatte 10 Rektoren und Prioren BearbeitenZunachst ubernahm mit Balthasar Monachi ein Rektor aus den Augustinerchorherrenstiften Heidenfeld das neugegrundete Kloster Ab 1461 ubernahmen Chorherren aus Kirschgarten bei Worms die Leitung der neuen Niederlassung Erst 1463 erhielt das Kloster das Recht einen eigenen Prior als Klostervorsteher zu wahlen Insgesamt standen dem Kloster Birklingen in der kurzen Zeit seines Bestehens sieben Prioren vor Name Amt Amtszeit LebensdatenBalthasar Monachi Rektor 1459 1461 um 1423 in Volkach 1459 erster Rektor aus dem Kloster Heidenfeld 3 Mai nach 1500 in BirklingenN N Rektor 1461 1462 Name des Rektors unklar 29 September 1462Johann von Offenburg Rektor Prior 1462 1463 1463 Resignation 11 September 1463Johannes von Sonsbeck Prior 1463 1473 ab 1473 Prior von Kirschgarten 1482Petrus Megen Prior 1473 1474 in Ochsenfurt Wahl vor 16 Dezember 1473 Resignation 2 Juli 1474Meffried Prior 1474 1510 in Waffenacht Diozese Trier 2 Mai 1510Ditterich Prior 1510 1519 Wahl 16 Juli 1510 Todesjahr unklarMichael Wisandt Prior 1519 1527 ab 1525 im Birklinger Hof in Iphofen Amtsenthebung 29 Oktober 1527Hieronymus Roess Prior 1527 1546 22 Februar 1546 Klosterauflosung 11 Grablege der graflichen Familie Castell BearbeitenDie Kirche war im 15 Jahrhundert zeitweise die Grablege der graflichen Familie zu Castell Allerdings fanden dort wohl lediglich sechs Angehorige der Familie ihre letzte Ruhe Nach der Zerstorung des Klosters im Jahr 1525 liess Graf Wolfgang I zu Castell die Gebeine seiner Vorfahren nach Castell in die Johanneskirche beziehungsweise nach Ebrach in die Klosterkirche uberfuhren siehe auch Grablege der graflichen Familie Castell in Castell Grablege der graflichen Familie Castell in Rudenhausen und Grablege der graflichen Familie Castell im Kloster Vogelsburg Name Lebensdaten AnmerkungenAnna Grafin und Frau zu Castell 1498 geborene Grafin von HelfensteinWilhelm II Graf und Herr zu Castell 1415 1479Friedrich IV Graf und Herr zu Castell um 1435 1498Georg I Graf und Herr zu Castell 1467 1506 erstgeborener Sohn von Friedrich IV Elisabeth Grafin und Frau zu Castell 1512 geborene Grafin von ReitzensteinLeonhard II Graf und Herr zu Castell unklar erstgeborener Sohn des Wilhelm II 12 Siehe auch BearbeitenListe von Wallfahrtsorten im Landkreis KitzingenLiteratur BearbeitenAndreas Brombierstaudl Iphofen Eine frankische Kleinstadt im Wandel der Jahrhunderte Iphofen 1983 Jorg Bolling Reform vor der Reformation Augustiner Chorherrenstiftsgrundungen an Marienwallfahrtsorten durch die Windesheimer Kongregation Berlin 2014 Theobald Freudenberger Quellen zur Geschichte der Wallfahrt und des Augustinerchorherrenstifes Birklingen bei Iphofen Mfr 1457 1546 Wurzburg 1937 W Kurze Geschichte des ehemaligen Klosters Birklingen in der Grafschaft Castell In Johann Caspar Bundschuh Johann Christian Siebenkees Hrsg Journal von und fur Franken Band 5 Nurnberg 1792 S 550 560 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Maria Birklingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kloster Birklingen Basisdaten und Geschichte Erich Schneider Birklingen Verwustete Wallfahrt in der Datenbank Kloster in Bayern im Haus der Bayerischen GeschichteEinzelnachweise Bearbeiten Bolling Jorg Reform vor der Reformation S 13 Brombierstaudl Andreas Iphofen S 350 Freudenberger Theobald Quellen zur Geschichte der Wallfahrt S 79 Freudenberger Theobald Quellen zur Geschichte der Wallfahrt S 8 Brombierstaudl Andreas Iphofen S 350 Brombierstaudl Andreas Iphofen S 351 Freudenberger Theobald Quellen zur Geschichte der Wallfahrt S 88 Freudenberger Theobald Quellen zur Geschichte der Wallfahrt S 160 Freudenberger Theobald Quellen zur Geschichte der Wallfahrt S 171 Brombierstaudl Andreas Iphofen S 353 Brombierstaudl Andreas Iphofen S 351 Brombierstaudl Andreas Iphofen S 352 49 7104 10 345 Koordinaten 49 42 37 4 N 10 20 42 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Birklingen amp oldid 216128153