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Das Kloster Triefenstein ist ein ehemaliges Stift der Augustiner Chorherren und heute Hauptsitz der ordensahnlichen evangelischen Christustrager Bruderschaft gelegen im Markt Triefenstein im unterfrankischen Landkreis Main Spessart Sein Name leitet sich ab vom triefenden Stein einer Quelle die direkt neben dem Kloster unter einem markanten Stein entspringt 1 Kloster Triefenstein bei Lengfurt Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Heutige Gebaude 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie aus mehreren Gebauden bestehende Anlage wird in der amtlichen Statistik als Ort bzw amtlich benannter Gemeindeteil Triefenstein gefuhrt und liegt auf der Gemarkung Trennfeld westlich des Mains direkt oberhalb eines alten Flussubergangs Gegenuber liegt der Ort Lengfurt alles Ortsteile der heutigen Marktgemeinde Triefenstein am sudlichen Ende des Landkreises Main Spessart im Mainviereck Knapp einen Kilometer nordwestlich sind sparliche Reste der Neuenburg einer romanischen Burganlage des 12 13 Jahrhunderts erhalten Geschichte Bearbeiten nbsp Stiftskirche St Peter und PaulWahrscheinlich begann die klosterliche Besiedlung wahrend des Investiturstreits durch den Stiftskanoniker Gerung den ehemaligen Dechanten des Stifts Neumunster in Wurzburg der sich 1088 hier bei einer Kapelle niedergelassen haben soll 2 3 4 Auf das Jahr 1102 datiert die offizielle Grundung des St Peter und Paul geweihten Stifts der Augustiner Chorherren durch den Wurzburger Bischof Emehard Eginhard von Comburg die 1123 von Papst Calixtus II bestatigt wurde 5 Fur die Lage des Klosters sprechen mehrere Grunde am Fusse des Berges lag eine Furt beziehungsweise eine Fahre uber den Main fur die Handelsstrasse Frankfurt Wurzburg Nurnberg die Nachbarschaft zur Neuenburg die exponierte Lage auf dem Berg sowie ergiebige Quellen 1 in unmittelbarer Nahe Den Baugrund stellte vermutlich die Benediktinerabtei Neustadt am Main zur Verfugung neben der gleich zu Beginn das Hochstift Wurzburg dessen Bischof Emehard sowie Bischof Konrad von Salzburg als bedeutende Wohltater auftraten Die Patrozinien erweisen die Kanonie Triefenstein als Reformkloster und tatsachlich waren noch 1459 bis 1461 Triefensteiner Ordensangehorige an der Grundung des frankischen Chorherrenstifts Birklingen beteiligt Triefenstein erlangte Vogteifreiheit und unterstand direkt dem Hochstift Wurzburg Schon bald stellte sich durch weitere Beistiftungen eine grosse Wohlhabenheit ein So besass man im Jahre 1421 Einkunfte aus 49 Ortschaften Doch bereits im selben Jahrhundert gelang es den Grafen von Wertheim nach und nach Klosteruntertanen wie auch Einkunfte an sich zu reissen was spater durch den Bauernkrieg um 1525 noch verstarkt wurde So besass Triefenstein 1683 nur noch Einkunfte aus 27 Orten Im Dreissigjahrigen Krieg fiel der Klosterbesitz vorubergehend sogar ganz in die Hand der Wertheimer wobei zwar die Gebaude stehen blieben aber nahezu die gesamte Inneneinrichtung verloren ging 6 Als 1634 der zeitweise vor den schwedischen Truppen geflohene Propst Johannes Molitor reg 1617 1619 und 1623 1637 mit seinen Stiftskanonikern zuruckkam fand man die Kirche sogar als Pferdestall benutzt vor Nach 1648 gelang dennoch eine kontinuierliche wirtschaftliche Konsolidierung und so liess Propst Adam Dorbert reg 1686 1694 im Jahre seiner Weihe 1687 umfangreiche Bauarbeiten beginnen die der Kanonie das bis heute pragende barocke Erscheinungsbild verliehen Weitergefuhrt von seinen ebenso baufreudigen Nachfolgern Valentin Benkard Benkert reg 1694 1706 sowie Peter Brotsch reg 1707 1737 entstanden so bis 1715 eine neue Kirche und neue Konventsgebaude Als Baumeister konnte Propst Dorbert anfangs den in Wurzburg etablierten Steinhauer Valentino Pezzani gewinnen Unter Propst Benkard kam etwa ab 1698 der spatere Hochfurstlich Wurzburgische Stadt und Landbaumeister Joseph Greissing dazu der in Triefenstein zumindest in den fruhen Jahren wohl hauptsachlich als Zimmereiunternehmer tatig war 7 Von 1687 bis 1694 wurde in mehreren Teilabschnitten die Stiftskirche St Peter und Paul als relativ schlichter jedoch massiv gewolbter Bau vermutlich nach Planen Pezzanis errichtet Vom Vorgangergebaude ubernommen sind dabei zwei im Kern noch romanische Chorflankenturme die man aufstockte und mit barocken welschen Hauben samt Laternen versah Daneben erstellte man 1690 an der Mainseite das Dormitorium In einer zweiten Bauphase von 1696 97 bis 1715 kamen neue Konventsgebaude hinzu Im Laufe des 18 Jahrhunderts erfolgte eine zum Teil ausserst wertvolle Innenausstattung der von aussen insgesamt eher schlicht gestalteten Gebaude 5 Den kunstlerischen Hohepunkt bildet dabei die unter dem letzten Propst Melchior Zosch reg 1783 1803 innen vollstandig uberformte Kirche Vor allem in den Jahren 1785 und 1786 brachten die Wurzburger Hofkunstler Materno Bossi und Johann Peter Wagner anfangs unterstutzt von dem Mainzer Hofmaler Giuseppe Ignazio Appiani 8 spater dann von dem Kurtrierer Hofmaler Januarius Zick eine uberaus kostbare fruhklassizistische Ausstattung in das Gotteshaus ein Diese besteht aus edlen Stuckmarmoraltaren dazu passender vornehmer Kanzel fein geschnitztem Chorgestuhl und ausgewogen komponierten Deckenfresken alles umrahmt von kostlichen Louis Seize Stuckaturen 9 Die Ausstattung gehort zum Besten was diese Epoche in Franken hervorgebracht hat und integriert gleichzeitig sehr geschickt auch altere Werke wie die qualitatvollen Altarblatter des aus Flandern stammenden Wurzburger Hofmalers Oswald Onghers von 1694 Ab 1785 erbaute Franz Zettler eine ebenfalls weitgehend original erhaltene Orgel Im Jahre 1803 ein Jahr nach seinem 700 jahrigen Bestehen wurde das Stift der Augustiner Chorherren im Zuge der Sakularisation offiziell aufgelost nachdem bereits Ende 1802 de facto eine Besetzung erfolgt war 3 Der Klosterkomplex kam in den Besitz der Grafen von Lowenstein Wertheim Virneburg die 1812 im Zuge einer Standeserhohung zu Fursten Lowenstein Wertheim Freudenberg aufstiegen Kirche und Kloster verwahrlosten jedoch vollig Zumindest blieb die zeitweise als Mobellager genutzte Kirche im Inneren so gut wie unangetastet wodurch ihre edle Ausstattung sogar in den Farbfassungen der Oberflachen weitestgehend Originalsubstanz aufweist Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelande und die Gebaude des heutigen Klosters von der Bundeswehr als Reservelazarettlager genutzt Uber einen Makler wurde das Kloster 1985 an die ordensahnliche evangelische Christustrager Bruderschaft verkauft Im April 1986 zogen die ersten sieben Bruder in das heutige Kloster ein Bis Ende 1986 war die Bundeswehr noch vor Ort Im Anschluss musste das Gebaude zunachst vermessen von Stacheldraht befreit und umfangreich renoviert werden Die Renovierungsarbeiten zogen sich uber viele Jahre hin In den folgenden Jahren bekam die Bruderschaft den Friedhof auf der anderen Strassenseite als Geschenk und kaufte selbst den anliegenden Gutshof und die Wiese unterhalb des Klosters 10 Die Christustrager Bruderschaft nutzt die Anlage als ihren Hauptsitz sowie als Gastehaus fur bis zu 90 Gaste 3 10 Damit wird die lange klosterliche Tradition Triefensteins als Ort des Gebets und einer Lebensgestaltung auf der Basis des Evangeliums Jesu Christi fortgefuhrt Heutige Gebaude BearbeitenDas heutige architektonische Erscheinungsbild Kloster Triefensteins ist weitestgehend durch die barocke Bautatigkeit zwischen 1687 und 1715 gepragt Mainseitig auf Fernsicht dominiert vor allem wegen ihrer beiden schlanken Chorflankenturme mit den eleganten Hauben samt Laternen die Kirche Die westlich daran anschliessenden ausserlich betont schlicht gestalteten Konventsgebaude sind durchweg dreigeschossig angelegt Wegen der beengten Lage am Hang wohl auch wegen der Einbeziehung alterer Gebaudesubstanz war eine im Spatbarock oft angestrebte Anlage als hufeisenformiges regelmassiges Triklinium nicht moglich So sind die zwei an einen langeren Mittelteil angebauten Flugel unregelmassig der eine sogar im spitzen Winkel angefugt Eine weitere kleine Dreiflugelanlage bildet einen durchaus an ein Atrium oder Narthex erinnernden Vorhof zur Kirche ebenso in unregelmassigen Formen Was die barocken Bauherren und ihre Architekten mit Sicherheit als Schonheitsfehler ansahen empfinden wir heute von der Romantik des 19 Jahrhunderts gepragt hingegen als ausnehmend malerisch Dies ist ein besonderer Vorzug des gesamten Areals das auch eine weitlaufige von alten Wasserrinnen durchzogene teils von balustradengesaumten Terrassen gegliederte Gartenanlage umfasst Ausserdem zahlen ein barockes reprasentativ mit Kissenquadern gestaltetes Eingangstor das Tor Gartner und Forsthaus sowie ein etwas abseits gelegener Gutshof zur Anlage Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Triefenstein Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kloster Triefenstein Basisdaten und Geschichte Erich Schneider Triefenstein Seelsorge und Weinbau in der Datenbank Kloster in Bayern im Haus der Bayerischen GeschichteEinzelnachweise Bearbeiten a b Der triefende Stein In Archaologisches Spessartprojekt 2012 online abgerufen am 17 Marz 2014 online Memento vom 18 Januar 2013 im Internet Archive Hans Michael Korner Alois Schmid unter Mitarbeit von Michael Ott Hrsg Handbuch der historischen Statten Bayern II Franken Stuttgart 2006 ISBN 978 3 520 32501 3 S 537 538 a b c Christustrager Bruderschaft Kloster Triefenstein online abgerufen am 17 April 2014 Adolf Feulner u a Bearb Die Kunstdenkmaler des Konigreichs Bayern VII Bezirksamt Marktheidenfeld Munchen 1913 S 148 162 hier S 148 150 a b Erich Schneider Triefenstein In Haus der bayerischen Geschichte Hrsg Kloster in Bayern S 1 4 Online PDF 30 kB abgerufen am 17 April 2014 Adolf Feulner u a Bearb Die Kunstdenkmaler des Konigreichs Bayern VII Bezirksamt Marktheidenfeld Munchen 1913 S 148 162 hier S 151 Johannes Mack Der Baumeister und Architekt Joseph Greissing Mainfrankischer Barock vor Balthasar Neumann In Veroffentlichungen der Gesellschaft fur Frankische Geschichte Hrsg 8 Reihe Quellen und Darstellungen zur frankischen Kunstgeschichte Band 16 Wurzburg 2008 ISBN 978 3 86652 816 1 S 52 60 71 130 203 204 430 431 544 602 603 613 641 Appiani verstarb hier wahrend der Arbeiten am 19 August 1785 Das Wenige was er noch im inzwischen unmodern gewordenen Rokokostil gemalt hatte liess man der Einheitlichkeit halber abschlagen und entschied sich fur ein Gesamtkonzept Zicks Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Franken Die Regierungsbezirke Oberfranken Mittelfranken und Unterfranken Bearbeitet von Tilmann Breuer u a Deutscher Kunstverlag Munchen 1999 ISBN 3 422 03051 4 S 1031 a b Kristina Rosch Christustrager im Kloster Mauern voller Geschichte Main Post 27 Oktober 2016 abgerufen am 20 Marz 2021 49 807702777778 9 5984027777778 Koordinaten 49 48 27 7 N 9 35 54 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Triefenstein amp oldid 229437733