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Kleonai altgriechisch Klewnai ist eine 13 km sudwestlich von Korinth gelegene antike griechische Stadt und war wahrscheinlich bereits im Spathelladikum besiedelt Es liegt etwa 1 6 km ostlich des heutigen Ortes Archees Kleones Die Stadt hatte im fruhen 4 Jahrhundert v Chr eine Bevolkerung von etwa 8000 Einwohnern 1 und beherrschte die Strasse vom Isthmos von Korinth ins Innere der Peloponnes Bis zum Verlust der Selbstandigkeit im 4 Jahrhundert v Chr an Argos hatte sie die Kontrolle uber die Nemeischen Spiele Heute sehenswert sind vor allem der antike Steinbruch der Baumaterial fur das nahe gelegene Heiligtum von Nemea lieferte sowie die Uberreste eines Tempels der hochstwahrscheinlich mit dem von Diodor erwahnten Tempel des Herakles zu identifizieren ist 2 Lage von KleonaiDer antike Steinbruch Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung und Geschichte 2 Erforschung 3 Beschreibung 3 1 Untere Akropolis 3 2 Agora 4 Sohne der Stadt 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseUberlieferung und Geschichte BearbeitenKleonai soll nach Kleones einem Sohn des Pelops oder nach Kleone einer Tochter des Flusses Asopos benannt sein 3 Als Herakles nach Kleonai kam wurde er von dem Tagelohner Molorchos aufgenommen Dieser opferte Zeus dem Retter nachdem Herakles den Nemeischen Lowen getotet hatte 4 In Kleonai totete Herakles auch die Siamesischen Zwillinge Kteatos und Eurytos da sie beim Kampf gegen Augias dem Rivalen beistanden 5 Nach Homer nahm Kleonai am Trojanischen Krieg teil und gehorte zum Machtbereich des mykenischen Herrschers Agamemnon 6 Bei der Eroberung der Peloponnes durch die Herakleiden flohen die Einwohner aus Kleonai und siedelten spater in Klazomenai 7 Von nun an war die Stadt dorisch Die Nachkommen des Temenos flohen im 7 Jahrhundert v Chr vor Pheidon aus Argos nach Kleonai Im 6 Jahrhundert v Chr war sie wohlhabend hatte ein eigenes Alphabet und wurde von aristokratischen Oligarchen regiert 573 v Chr stiftete Kleonai zusammen mit Argos die Nemeischen Spiele Vermutlich im Laufe des 5 Jahrhunderts v Chr erhielt Kleonai eine demokratische Verfassung Die Stadt blieb unabhangig bis sie 470 v Chr von Korinth besiegt wurde Von nun an begab sie sich in sie Obhut von Argos Als Argos 468 7 v Chr Mykene belagerte unterstutzten sie die Kleonaier und als die Stadt fiel flohen viele Einwohner nach Kleonai 8 Um 460 v Chr wurde Kleonai von Sparta angegriffen 9 Bei der Schlacht von Tanagra im Jahre 457 v Chr kampfte Kleonai an der Seite von Athen und Argos Die gefallenen aus Argos und Kleonai erhielten ein Staatsbegrabnis auf dem Athener Friedhof am Kerameikos 10 Im Jahr 430 v Chr wahrend des Peloponnesischen Kriegs brach in der Stadt wie auch in Athen die Pest aus Man befolgte eine Weissagung der Pythia und opferte bei Sonnenaufgang einen Widder 11 Als die Seuche besiegt war weihte man einen bronzenen Widder in Delphi 418 v Chr zerstorte Sparta das Heiligtum von Nemea und Argos richtete ubergangsweise die Spiele aus Im gleichen Jahr kampfte Kleonai in der Ersten Schlacht von Mantineia an der Seite von Argos und Athen 12 414 v Chr zog Sparta gegen Kleonai da es jedoch ein Erdbeben gab zogen sie wieder ab 13 Nach der Schlacht bei Leuktra im Jahre 371 v Chr kam es zwischen Kleonai und Korinth zu Feindseligkeiten Nach 338 v Chr baute Argos den Tempel von Nemea wieder auf und richtete fur kurze Zeit die Nemeischen Spiele aus Ende des 4 Jahrhunderts gelangte Kleonai in starkere Abhangigkeit von Argos Zwischen 270 und 260 v Chr wurden die Nemeischen Spiele zusammen mit den Heraia in Argos abgehalten 235 v Chr besiegte Aratos von Sikyon den Tyrann Aristippos II von Argos in der Schlacht von Kleonai und eroberte die Stadt die nun ihre Eigenstandigkeit wieder erlangte und dem Achaiischen Bund beitrat 14 Kleomenes III kontrollierte 223 v Chr die Stadt 15 197 v Chr verheerte Androsthenes von Korinth das Kleonaiische und umliegende Land Nikostratos der Prator des Archaischen Bunds konnte ihn jedoch besiegen und vertreiben 16 Nach der Zerstorung Korinths durch die Romer im Jahre 146 v Chr kam der Niedergang von Kleonai Als Pausanias den Ort im 2 Jahrhundert besuchte fand er eine nicht grosse Stadt vor 17 doch noch im 3 Jahrhundert n Chr pragte sie eigene Munzen Kleonai existierte bis in Fruhbyzantinische Zeit und wurde zu einer nicht naher bekannten Zeit verlassen Erforschung Bearbeiten nbsp Der Tempel des Herakles Im Hintergrund sieht man in der Mitte die Akropolis links den Stadthugel und rechts die Untere AkropolisAls Charles Robert Cockerell 1811 den Ort besuc hte fand er die Uberreste des Heraklestempels neben den Ruinen des Chani Kurtessa 18 1912 legte August Frickenhaus unter Leitung von Georgios P Oikonomos zunachst das Heiligtum auf der sogenannten Unteren Akropolis frei Danach entdeckte er auf der Agora in der Unterstadt einige Exedrensteine und ausserhalb der Stadtmauer untersuchte er den Heraklestempel Der Ausbruch der Balkankriege verhinderte jedoch die weitere Untersuchung und durch seinen fruhen Tod im Jahr 1925 blieben Frickenhaus Grabungsbefunde unveroffentlicht 19 Seit 2000 werden in Kleonai von der Universitat Trier unter der Leitung von Torsten Mattern weitere Untersuchungen durchgefuhrt In den Jahren 2000 2001 wurde der Tempel erneut freigelegt und die Architekturreste aufgenommen 20 2002 2005 wurde erneut das Heiligtum auf der Unteren Akropolis und von 2005 2006 der nordliche Bereich erforscht Ausserdem wurde 2006 die Untere Akropolis geophysikalisch erfasst und auf der Agora ausgegraben In den Jahren 2008 und 2009 wurde durch Begehung ein grosseres Gebiet einbezogen Andreas Vott von der Universitat zu Koln fuhrte geoarchaologische Bohrungen durch Beschreibung BearbeitenKleonai herrschte uber einen etwa 135 km grossen Bereich der im Norden bis zum Berg Apesas im Westen bis zum Heiligtum von Nemea im Suden bis zum Arachneogebirge und im Osten bis zur Stadt Tenea reichte 21 Hier verliefen wichtige Handelsrouten von Korinth und vom Isthmos von Korinth in die Argolis nach Phleius und ins Innere der Peloponnes Etwa 400 m nordlich von Kleonai fliesst der Fluss Longopotamos der bei dem heutigen Kato Assos in den Golf von Korinth mundet Kleonai wurde auf zwei Hugeln erbaut wobei auf dem ostlichen etwa 80 180 m grossen Hugel die Akropolis lag Eine ausgedehnte Terrasse sudostlich der Akropolis wird als Untere Akropolis bezeichnet Eine erste Stadtmauer umschloss zunachst nur die Akropolis einschliesslich dieser Terrasse Spater wurden auch der westliche Stadthugel und die sudliche Unterstadt einbezogen Die 2 3 km lange Mauer schloss nun ein Stadtgebiet von 35 ha ein Der Verlauf der Stadtmauer kann heute noch grosstenteils leicht nachvollzogen werden Fruhe Reisende sahen noch Mauern aus polygonalem Mauerwerk mit Turmen Auch heute sind noch einige Mauerzuge erhalten Der von Pausanias erwahnte Athena Tempel auf der Akropolis konnte bisher noch nicht lokalisiert werden Er beherbergte eine Athene Statue der Bildhauer Dipoinos und Skyllis 22 Nur die Fundamente eines mittelalterlichen Turmes konnten bisher auf dem hochsten Punkt der Akropolis entdeckt werden Er hatte eine Grundflache von 8 5 m und wurde aus Spolien errichtet Auf dem westlichen Hugel fand man in einem 300 250 m grossen Bereich fruh und spatmykenische Tonscherben SH I II IIIB 1500 1190 v Chr 23 Untere Akropolis Bearbeiten nbsp Heiligtum auf der Unteren Akropolis nbsp Propylon auf der Unteren Akropolis nbsp Basilika auf der AgoraIm Osten der Unteren Akropolis fand man ein Heiligtum Bevor es naher untersucht wurde hielt man es fur den uberlieferten Athene Tempel Geometrische und archaische Keramik lassen vermuten dass bereits im 8 oder Anfang des 7 Jahrhunderts hier schon ein Heiligtum stand Zwischen 600 und 580 v Chr errichtete man ein 14 50 14 m grosses gepflastertes Plateau Als Untergrund diente eine Kies gefolgt von einer Lehmschicht Hierauf setzte man parallel verlaufende Streifenfundamente Auf diesen Fundamenten verlegte man 1 20 0 90 m grosse und 0 30 m dicke Pflastersteine Im Nordwesten schloss sich eine etwa 0 60 m hoher gelegene und 20 2 m grosse Pflasterung an die nach Westen verlief Sudlich dieser Pflasterung lag auf einem kleinen Hugel das eigentliche Heiligtum Es bestand vermutlich nur aus einem Altar auf dem man unter freiem Himmel opferte Dieser Bereich wurde jedoch bei spaterer Bautatigkeit zerstort Da man weder entsprechende Fundamente noch Einlassungen fand kann ausgeschlossen das auf dem Pflaster ein Tempel oder anderes Gebaude stand Vielmehr diente der gepflasterte Bereich Personen bei der Kulthandlung wie zum Beispiel Musikern und Choren Im 5 oder 4 Jahrhundert v Chr wurde um den Kulthugel eine zweistufig U formige Treppe gebaut In einer Grube fand man Miniaturgefasse und weiteren Kultinventar Welche Gottheit hier verehrt wurde konnte bisher noch nicht geklart werden Im 6 Jahrhundert n Chr wurde auf dem Pflaster eine fruhbyzantinische dreischiffige Basilika errichtet Sie war etwa 31 m lang und 17 m breit hatte im Westen einen Narthex und Osten einen Drei Konchen Chor Nach der Zerstorung der Basilika folgte in mittelbyzantinischer Zeit eine kleinere Kapelle von der heute auch nur noch Ruinen vorhanden sind In ihrem Umfeld gab es zu dieser Zeit eine Siedlung Im Nordwesten der Akropolis wo das Gelande steil nach Osten abfallt etwa 170 m nordlich des Heiligtums fand man den sogenannten Terrassenbau Er besteht aus einem 5 50 5 50 m grossen Fundament Dieses gehorte zu einem viersauligen Propylon in ionischer Ordnung aus hellenistischer Zeit Durch das Propylon gelangte man in einen westlich gelegenen Peribolos Hier lag vermutlich ein Heiligtum Im Suden schliesst sich der Steinsockel einer etwa 10 50 m langen Peribolosmauer an Sie wurde kurze Zeit nach dem Propylon errichtet Am sudlichen Ende der Mauer fand man ein hellenistisches Gebaude das aus Spolien errichtet war Ostlich und parallel zur Peribolosmauer gab es eine Terrassenmauer die einen 3 60 m hohen Gelandeabfall absicherte Agora Bearbeiten Die Agora von Kleonai lokalisierte man sudlich in der Unterstadt nur etwa 100 m nordlich der Stadtmauer Bereits 1881 fand Johannes Schmidt hier ein Block einer Exedra 24 der die argivischen Bildhauer Xenophilos und Straton nennt die Ende des 2 und Anfang des 1 Jahrhunderts v Chr wirkten 25 Es wurde bis heute sechs Exedrensteine die zu drei verschiedenen Exedren gehorten aufgefunden Die altesten Funde der Agora stammen aus der ersten Halfte des 5 Jahrhunderts v Chr Man fand offentliche Gebaude und andere Bauwerke mit Bauphasen im 5 und 4 Jahrhundert v Chr Aus der Romischen Kaiserzeit fand man Keramik und Severische Munzen und konnte Bautatigkeiten feststellen Ansonsten sind die Funde aus den ersten vier nachchristlichen Jahrhunderten sparlich Im 5 Jahrhundert kam es zur erneuten Blute und auf der Agora entstand eine grosse Basilika Fur den Bau wurden antike Steinblocke und Saulen verwendet Sie wurde nur teilweise freigelegt Im Osten hatte sie eine Apsis das Mittelschiff ist mit Steinplatte gepflastert und unter dem Fussboden und im Umfeld fand man einige christliche Graber Ende des 7 Jahrhunderts wurde die Agora verlassen Sohne der Stadt BearbeitenTimanthes ein Olympiasieger in Pankration 456 v Chr Literatur BearbeitenMarcel Pierart Kleonai In Mogens Hermann Hansen Thomas Heine Nielesen Hrsg An Inventory of Archaic and Classical Poleis Oxford University Press Oxford 2004 S 610 f Rudolf Scheer Kleonai In Siegfried Lauffer Hrsg Griechenland Lexikon der historischen Statten C H Beck Munchen 1989 S 332 Torsten Mattern Kleonai 2000 2001 Vorbericht uber die Arbeiten im Herakleion In Archaologischer Anzeiger 2002 2 S 1 8 Digitalisat Richard A Tomlinson Argos and the Argolid From the End of the Bronze Age to the Roman Occupation London 2015 ISBN 978 1138019935 Klaus Tausend Verkehrswege der Argolis Rekonstruktion und historische Bedeutung Geographica Historica Band 23 Stuttgart 2006 ISBN 978 3515089432 S 42 83 105 Torsten Mattern Das wohlgebaute Kleonai Neue Ausgrabungen in einer Stadt des Dritten Griechenlands In Antike Welt 2012 Heft 2 S 46 54 Digitalisat Torsten Mattern Kleonai Neue Forschungen in einer Stadt des Dritten Griechenlands In Athenaia Band 4 2013 S 323 332 Digitalisat Torsten Mattern Das Herakles Heiligtum Architektur und Kult im Kontext Kleonai Band 1 Reichert Wiesbaden 2015 ISBN 978 3 95490 052 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kleonai Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Universitat Trier Klassische Archaologie KleonaiEinzelnachweise Bearbeiten Ioanna Kralli The Hellenistic Peloponnese Interstate Relations 2017 ISBN 978 1 910589 60 1 S 66 Diodor Historische Bibliothek 4 33 3 Pausanias Reisen in Griechenland 2 15 1 Apollodor von Athen Bibliotheke 2 74 75 Apollodor von Athen Bibliotheke 2 140 Homer Ilias 2 570 Pausanias Reisen in Griechenland 7 3 9 Pausanias Reisen in Griechenland 7 25 6 Plutarch Kimon 17 2 Pausanias Reisen in Griechenland 1 29 7 Pausanias Reisen in Griechenland 10 11 5 Thukydides Geschichte des Peloponnesischen Krieges 5 67 74 Thukydides Geschichte des Peloponnesischen Krieges 6 95 Plutarch Aratos 25 Polybios Geschichte 2 52 Titus Livius Romische Geschichte 33 14 15 Pausanias Reisen in Griechenland 2 15 1 Max Maas Archaologische Nachlese in Kunstchronik Band 25 Leipzig 1914 S 241 Digitalisat Archaologische Funde im Jahre 1912 in Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archaologischen Instituts Band 28 1913 S 113 116 Digitalisat Torsten Mattern Kleonai 2000 2001 Vorbericht uber die Arbeiten im Herakleion in Archaologischer Anzeiger 2002 2 S 1 8 Ioanna Kralli The Hellenistic Peloponnese Interstate Relations 2017 ISBN 978 1 910589 60 1 S 81 Pausanias Reisen in Griechenland 2 15 1 Catherine Morgan The Late Bronze Age Settlement and Early Iron Age Sanctuary The Late Bronze Age Settlement and Early Iron Age Sanctuary Princeton 1999 ISBN 978 0876619384 S 359 469 Johannes Schmidt Mittheilungen aus Griechenland In Mitteilungen des Deutschen Archaologischen Instituts Athenische Abteilung Band 6 1881 S 355 356 Digitalisat I G IV 489 online 37 824444444444 22 775833333333 Koordinaten 37 49 28 N 22 46 33 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kleonai amp oldid 230585568