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Furst Karl Philipp Franz zu Hohenlohe Bartenstein 12 Juli 1702 in Wanfried 1 Marz 1763 in Wetzlar war ein deutscher Reichsfurst aus dem Adelsgeschlecht Hohenlohe Furst Karl Philipp zu Hohenlohe Bartenstein Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Leben 3 Wirken als Landesherr 4 Furst Karl Philipp als Reichskammerrichter 5 Der Osterstreit 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenKarl Philipp entstammte dem alten Hochadelsgeschlecht von Hohenlohe dem katholischen Zweig Waldenburg Schillingsfurst Er wurde geboren als Sohn von Graf Philipp Karl zu Hohenlohe Bartenstein und dessen Gattin Prinzessin Sophie Leopoldine von Hessen Rheinfels Wanfried 1681 1724 einer Tochter des Landgrafen Karl von Hessen Wanfried Nach dem Tod seines Vaters im Januar 1729 trat er sein Erbe als Graf zu Hohenlohe Bartenstein an Am 12 Mai 1744 wurde Karl Philipp die Furstenwurde verliehen Leben BearbeitenZwar war von seinem Vater 1705 eine Primogeniturordnung fur das Territorium vorgesehen worden doch erhoben Karl Philipps jungere Bruder spater dagegen Einspruch Der Vater setzte 1712 seinem Testament hinzu wenn sein erstgeborener Sohn Karl Philipp den er nun fur den geistlichen Stand bestimmt hatte seine Rechte auf die Herrschaft geltend machen sollte sind auch die beiden nachgeborenen Sohne zur Erbschaft zugelassen 1 nbsp Sophie Friederike von Hessen Homburg nach einem Stich von NilsonKarl Philipp studierte zunachst Jura Der ursprunglichen Bestimmung fur den geistlichen Stand entgegen fand am 26 Mai 1727 in Strassburg seine Hochzeit mit Sophie Friederike Landgrafin von Hessen Homburg 1714 1777 2 einer Enkeltochter des kurbrandenburgischen Generals des Prinzen von Homburg statt Als Mitgift brachte sie Tochter einer Grafin von Limpurg Speckfeld 3 Rechte uber Besitzungen in Oberbronn und Niederbronn im Elsass mit Da ihre Mutter Christina Magdalena 1683 1746 4 eine Erbtochter des 1713 5 verstorbenen letzten Grafen von Limpurg war fiel ihrem Gatten durch diese Heirat spater auch das Amt Groningen zu In den ersten Jahren seiner Regierungszeit lebte Karl Philipp mit seiner Familie auf Schloss Bartenstein Am 4 November 1729 erfolgte die Aufteilung der Grafschaft Pfedelbach zwischen Schillingsfurst und Bartenstein Karl Philipp erhielt Pfedelbach sowie die Amter Mainhardt Sindringen und Herrenzimmern 1737 einigte er sich mit seinen beiden Brudern darauf dass 2 3 des Landes mit Schloss und Amt Bartenstein Karl Philipp verblieben wahrend das Schloss und Amt Pfedelbach dem jungeren Bruder Ferdinand zufallen und nach dessen kinderlosen Tod zunachst an Joseph kommen sollte 1 1742 ernannte ihn der Kaiser zum Geheimen Kaiserlichen Rat Bereits 1744 erlangte Karl Philipp die Furstenwurde lange bevor die evangelischen Linien Hohenlohe gefurstet wurden 1745 berief ihn der Kaiser als Reichskammerrichter an das Reichskammergericht nach Wetzlar Dieses Amt hatte zuvor bereits sein Vater inne 1754 holte Karl Philipp beim Kaiser die Bestatigung fur die von ihm neu erlassene Primogeniturordnung in seinem Furstentum ein 1 Aus der Ehe mit Prinzessin Sophie Friederike von Hessen Homburg gingen vier Sohne hervor Ludwig Carl Franz Leopold zu Hohenlohe Waldenburg Bartenstein ab 1 Marz 1763 Furst zu Hohenlohe Bartenstein 15 November 1731 in Siegen 14 Juni 1799 in Kleinheubach Heirat am 6 Mai 1757 mit Polyxena Grafin von Limburg Styrum 28 Oktober 1738 26 Februar 1798 Klemens Armand Philipp Ernst 1774 bis 1792 Gouverneur von Gozo 31 Dezember 1732 in Bartenstein 1792 Insel Gozo Joseph Christian Franz 1795 Bischof von Breslau Herzog von Grottkau und Furst von Neisse 6 November 1740 in Bartenstein 21 Januar 1817 in Johannesberg Bohmen Christian Ernst Franz Xaver 11 Dezember 1742 in Bartenstein 4 November 1819 in Arnsberg Wirken als Landesherr BearbeitenAuch nach der Erhebung in den Reichsfurstenstand begnugte er sich in Bartenstein mit den vorhandenen hergerichteten Raumlichkeiten und einem Minimum an Hofstaat und Verwaltung Obwohl er als Reichskammerrichter haufig Verpflichtungen in Wetzlar nachgehen musste begann er um 1750 mit der Erweiterung des Schlosses Zeitgleich wurden Hofstaat und Verwaltung personell verstarkt Deshalb war auch der weitere Ausbau des Residenzstadtchens erforderlich So entstand eine Kaserne und ein ca 40 m langes Appartementgebaude der sogenannte Lange Bau Die Wohnungen wurden wie heutige Eigentumswohnungen an neu angestellte hohe Beamte und Offiziere mit ihren Familien verkauft Teilweise orientieren sich heutige Eigentumsverhaltnisse an der damaligen Aufteilung des Gebaudes 6 Ab 1760 erfolgte der Umbau des Schlosses zur barocken Dreiflugelanlage Als Baudirektor verpflichtete Karl Philipp den ehemaligen furstabtlichen fuldaischen Hofbaumeister Andrea Gallasini Den Abschluss der Baumassnahmen von Schloss und Stadtanlage zu einer Barockresidenz erlebte Furst Karl Philipp nicht mehr Er starb am 1 Marz 1763 in Wetzlar Nachfolger wurde sein Sohn Ludwig Carl Franz Philipp Leopold 7 Furst Karl Philipps Witwe Sophie Friederike errichtete aus der ihr gehorenden Herrschaft Oberbronn im Elsass eine Sekundogenitur deren Inhaber ihr Enkel Karl Joseph 1766 1838 wurde 8 Furst Karl Philipp als Reichskammerrichter BearbeitenWahrend unter seinem Vater als mittelbarem Vorganger am Reichskammergericht seit 1722 bis zum Tode 1729 dieses wieder an Reputation gewonnen hatte war unter Karl Philipp Franz als Vorsitzendem die Korruption eingerissen die die Kaiser Franz I und Joseph II nach der Amtszeit Bartensteins seit 1746 bis zum Tode 1763 im Wege der Visitation zu unterbinden suchten 9 10 11 Gerade die Amtsfuhrung Bartensteins galt als besonders ineffizient korrupt und schleppend Kaiser Franz soll jedoch mit der Visitation den Tod Bartensteins abgewartet haben um einen moglichen Skandal zu vermeiden denn sie hatten denselben judischen Hoffaktor 12 Da die Kammerzieler haufig nur unzureichend entrichtet wurden mussten die Kammerrichter fur die Auszahlung der Gehalter der Angehorigen des Reichskammergerichts aus ihrem privaten Vermogen eintreten Karl Philipp zu Hohenlohe Bartenstein konnte diese finanzielle Belastung als Kammerrichter jedoch nur begrenzt aus eigenen Einkunften kompensieren Die Einnahmen aus den Territorien wurden fur die Hofhaltung und Bauvorhaben in der Residenz weitgehend aufgebraucht 13 Selbst wenn ihm sein Kammerrichtersold vollstandig und punktlich ausgezahlt wurde verblieb immer noch eine Summe die er selbst fur die Gehalter der Angehorigen des Reichskammergerichts aufzubringen hatte die etwa ein Drittel seiner Einkunfte betrug Die finanziellen Mittel die er zum Ausgleich der Differenz benotigte verschaffte ihm zum grossen Teil sein Hoffaktor Nathan Aaron Wetzlar um 1725 1784 bei dem er entsprechend hoch verschuldet war 14 Der Schutzjude Nathan Aaron Wetzlar war Kaufmann Tuchhandler und Bankier in Frankfurt am Main sowie Kameralagent beim Reichskammergericht in Wetzlar und ein Bruder des geadelten Bankiers und kaiserlichen Hoflieferanten Karl Abraham Wetzlar von Plankenstern in Wien 15 Die Korruptheit des Kammerrichters Hohenlohe Bartenstein drang auch zum Kaiser nach Wien durch Pikant war dabei dass Nathan Aaron Wetzlar auch zu den Geschaftspartnern Kaiser Josephs II gehorte Andererseits konnte ein korrupter kaiserlicher Reprasentant 16 wie der Kammerrichter war auch dem Ansehen des Kaisers schaden und so schien der kaiserliche Hof schon fruhzeitig zu einem Absetzungsverfahren gegen Hohenlohe Bartenstein entschlossen gewesen zu sein doch verhinderte der Siebenjahrige Krieg und schliesslich der Tod des Richters wenige Zeit nach Ende des Krieges ein Umsetzen des Vorhabens so dass er von einem Verfahren verschont blieb 17 Die nach Bartensteins Tod kaiserlich angeordnete Visitation am Reichskammergericht und deren Ermittlungen ergab schliesslich die Verurteilung und Amtsenthebung der seit 1769 suspendierten Kammergerichtsbeisitzer Christian Freiherr von Nettelbladt Philipp Heinrich Freiherr von Reuss genannt Haberkorn 18 und Johann Hermann Franz von Pape genannt von Papius 19 20 Ihnen war zur Last gelegt worden neben dem Kammerrichter Hohenlohe Bartenstein selbst 21 sich von Nathan Aaron Wetzlar bestochen haben zu lassen 22 Im Zuge des Prozesses ging Nathan Aaron Wetzlar der seit 1770 in Untersuchungshaft war 1771 in Konkurs und wurde 1774 zu sechs Jahren Gefangnis verurteilt 15 Der Osterstreit BearbeitenIn die Regierungszeit von Karl Philipp fiel die Ausweitung des Konfessionsstreits um den Gregorianischen und Julianischen Kalender zwischen der katholischen Waldenburger und der evangelischen Neuensteiner Linie des Hauses Hohenlohe Alle katholischen Waldenburger Grafen hatten den Gregorianischen Kalender ubernommen Die evangelischen Neuensteiner Grafen hielten noch am Julianischen Kalender fest Die Kalender differierten zeitlich das fuhrte zu unterschiedlichen Datierungen des Osterfestes Die Religionsstreitigkeiten spitzten sich 1744 im sogenannten Osterstreit zu Im Jahr 1744 wollten die evangelischen Untertanen des Furstentums Bartenstein Ostern am 29 Marz eine Woche vor dem katholischen Osterfest feiern Die Waldenburger Grafen in Schillingsfurst und Bartenstein so auch Karl Philipp wollten in ihrem Gebiet ein getrenntes Osterfest nicht dulden Mit einem Dekret verfugten sie dass die evangelischen Glaubigen das Osterfest nach dem Gregorianischen Kalender also am 5 April 1744 feiern Die Burger protestierten gegen die Zwangsmassnahmen Evangelische Pfarrer im Furstentum Bartenstein weigerten sich das Dekret wegen Religionsunterdruckung zu verlesen Daraufhin wurden sie ihres Amtes enthoben und arrestiert Unter Androhung schwerster Strafen fur Geistliche und Burger wurden am evangelischen Grundonnerstag und Karfreitag die Kirchen geschlossen und militarisch bewacht Der angerufene Reichshofrat in Wien gab den Beschwerden der evangelischen Linie Recht und erliess noch im gleichen Jahr eine einstweilige Verfugung die das Vorgehen der Waldenburger Grafen verurteilte Die Anordnung wurde aber nicht umgesetzt Der Kalenderstreit zog sich bis 1750 hin Erst nachdem Ansbachische Soldaten Waldenburgisches Gebiet besetzten und die Reichsversammlung in Regensburg die Umsetzung der Beschlusse des Reichshofrats forderte gaben die Waldenburger Fursten nach 23 Literatur BearbeitenFerdinand Furst zu Hohenlohe Bartenstein Informationsbroschure Bartenstein 1972 Friedrich Karl Furst zu Hohenlohe Waldenburg Hohenlohe Neuenstein 1983 DNB 891596011 Weblinks Bearbeitengenealogy euweb czEinzelnachweise Bearbeiten a b c Markus Wirth Hohenloher Herrschaft im Elsass Handlungsspielraume eines mindermachtigen Reichsstandes in geographisch entlegenen Besitzungen am Beispiel der Seigneurie Oberbronn 1727 1789 93 2009 S 25 Peter Karnatz Sophie von Hessen Homburg abgerufen am 16 November 2014 Hessen Homburg Ludwig Georg Landgraf von Hessische Biografie Stand 12 Februar 2014 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessen Homburg Christina Magdalena Landgrafin von Hessische Biografie Stand 25 Juni 2013 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Johann Jacob Moser Familien Staats Recht derer Teutschen Reichsstande Band 1 1775 S 547 bzw S 885 A und C Reimann Bartenstein wie es fruher war von Handwerkern Hofraten und Lakaien Niederstetten 2009 S 214 ff Pia Wust Schloss Bartenstein und die Schlossbautatigkeit der Grafen und Fursten von Hohenlohe im 18 Jahrhundert Dissertation Osnabruck 2002 S 73 ff Meinrad Schaab Hansmartin Schwarzmaier Hrsg u a Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Band 2 Die Territorien im alten Reich Hrsg im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 1995 ISBN 3 608 91466 8 S 385 Karl Otmar Freiherr von Aretin Das Alte Reich 1648 1806 Foderalistische oder hierarchische Ordnung 1993 S 145 Anette Baumann Die Gesellschaft der Fruhen Neuzeit im Spiegel der Reichskammergerichtsprozesse 2001 S 27 Peter Brachwitz Die Autoritat des Sichtbaren Religionsgravamina im Reich des 18 Jahrhunderts 2011 S 151 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