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Die Jungreformatorische Bewegung war eine Gruppe evangelischer Pastoren und Theologen die sich im Mai 1933 gegen die Deutschen Christen DC und deren kirchenpolitische Ziele zusammenschlossen Damit begann der Kirchenkampf innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche DEK in der Zeit des Nationalsozialismus Zusammen mit dem im September 1933 gegrundeten Pfarrernotbund bildete die Gruppe der Jungreformatoren eine Wurzel der im Mai 1934 gegrundeten Bekennenden Kirche Organ der Jungreformatorischen Bewegung war seit 1933 die Zeitschrift Junge Kirche Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Machtkampf 3 Die Kirchenwahl 4 Weitere bekannte Mitglieder 5 Literatur 6 WeblinksEntstehung BearbeitenNachdem Adolf Hitler den deutschen Kirchen in seiner Regierungserklarung vom 23 Marz 1933 Bestandswahrung und Nichteinmischung in ihre Angelegenheiten zugesagt hatte erhielten die DC enormen Zulauf unter den evangelischen Christen und meldeten ihre Forderung an den bis dahin losen Deutschen Evangelischen Kirchenbund von 28 konfessionsgebundenen Landeskirchen zu einer nach dem Fuhrerprinzip geleiteten Reichskirche zu vereinheitlichen Um dieser Entwicklung zuvorzukommen bildeten Hermann Kapler Prasident des Evangelischen Oberkirchenrats der Altpreussischen Union August Marahrens lutherischer Landesbischof von Hannover und Hermann Albert Hesse Direktor des reformierten Predigerseminars in Wuppertal Elberfeld in Loccum einen Ausschuss der eine neue Kirchenverfassung ausarbeiten sollte Sie wollten die lutherischen reformierten und unierten Bekenntnisschriften als Glaubensgrundlage bewahren aber ebenfalls einen Reichsbischof an die Spitze stellen Nach einer Unterredung Kaplers mit Hitler ernannte dieser am 25 April den Wehrkreispfarrer Ludwig Muller zu seinem personlichen Bevollmachtigten in Kirchenfragen Daraufhin erhoben die DC ihn zu ihrem Schirmherrn und forderten das Amt des Reichsbischofs fur ihn Der Verfassungsausschuss musste Muller hinzuziehen Die DC stellten am 4 Mai 10 Richtlinien vor um den Viererausschuss in ihrem Sinn zu beeinflussen und forderten eine Urwahl unter Beteiligung aller evangelisch Getauften Der radikale Flugel um Joachim Hossenfelder wollte bereits in samtliche Leitungsgremien der Landeskirchen zugelassen werden Muller suchte nun einen Ausgleich und gab seinerseits am 14 Mai 10 Thesen heraus fur die er Hitlers Zustimmung eingeholt hatte Diese sahen vordergrundig die vollige Bewahrung des Bekenntnisstandes der Reformation ohne Ausschluss der Judenchristen und die Wahl des Reichsbischofs durch die bereits amtierenden Kirchenvertreter vor So wollte Muller sich freie Hand verschaffen die Landeskirchenleitungen schrittweise zu entmachten und das Amt des Reichsbischofs fur sich anzustreben Damit konnte er Hossenfelder und die Landeskirchenvertreter zunachst einbinden Doch gegen den Fuhrungsanspruch der DC regte sich nun Widerstand Ein Kreis junger Pastoren in Berlin trat am 9 Mai mit einem Gegenaufruf an die Offentlichkeit Zwar bejahten auch sie den neuen deutschen Staat sahen die Kirche in unloslichem Dienst an das deutsche Volk gebunden und forderten einen Generationswechsel in den Leitungsamtern der Kirchen Aber die ersten Satze machten bereits einen fundamentalen Widerspruch zu den DC klar Wir fordern dass bei den kommenden Entscheidungen einzig und allein aus dem Wesen der Kirche heraus gehandelt wird Wir fordern dass die Kirche den ihr von Gott gegebenen Auftrag in voller Freiheit von aller politischen Beeinflussung erfullt Wir lehnen im Glauben an den Heiligen Geist grundsatzlich die Ausschliessung von Nichtariern aus der Kirche ab Die Ernennung eines Reichsbischofs hat umgehend und zwar durch das bestehende Direktorium zu erfolgen Als Kandidat fur dieses Amt wurde der angesehene Betheler Pastor Friedrich Bodelschwingh 1877 1946 vorgeschlagen Sprecher der Gruppe waren Otto Riethmuller Leiter des Burkhardthauses in Berlin Dahlem Walter Kunneth Leiter der Apologetischen Zentrale in Spandau Hanns Lilje Generalsekretar der Deutschen Christlichen Studentenvereinigung DCSV Das Echo auf diesen Vorstoss war enorm Aus dem ganzen Reich kam Zustimmung auch Martin Niemoller schloss sich wenige Tage darauf der neuen Bewegung an Damit war der Durchmarsch der DC furs Erste verhindert und eine Alternative zu deren Inhalten und Vorgehen offentlich diskutierbar geworden Machtkampf BearbeitenNoch bevor der Loccumer Verfassungsentwurf fertiggestellt war berief der Ausschuss die Kirchenfuhrer am 26 Mai zur vorgezogenen Wahl des Reichsbischofs ein Diese fuhlten sich uberrannt und waren uneins einige lutherische Landeskirchen vertraten die Ansicht ein bedingungsloses Ja zum Nationalsozialismus sei das Gebot der Stunde und schlugen Muller vor Dieser erschien bei dem Treffen empfahl sich selbst mit einer Wahlrede und drohte mit Kampf falls man sich nicht mit den DC verstandige Nur der brandenburgische Superintendent Otto Dibelius wagte daraufhin Bodelschwingh als Gegenkandidaten vorzuschlagen Im ersten Wahlgang erhielt keiner der beiden eine Mehrheit Doch im Schlusswahlgang am Folgetag erhielt Bodelschwingh die Mehrheit von 24 Stimmen bei nur drei Gegenstimmen Obwohl er nur widerstrebend gegen Muller kandidiert hatte nahm er das Amt nun entschlossen an Daraufhin sagte Hitler ein geplantes Treffen mit Kapler sofort ab Zudem stellte das Kanzleramt den DC den gesamten Propagandaapparat der NSDAP fur ihren Kampf gegen Bodelschwingh zur Verfugung Die evangelischen Mitglieder der SA SS und samtlicher Unterorganisationen wurden angewiesen Protesttelegramme an den Loccumer Ausschuss den Reichsprasidenten und an Hitler selbst zu senden Kapler wenig spater auch Bodelschwingh traten daraufhin von ihren Amtern zuruck Auch die Bischofe die ihn gewahlt hatten zogen ihre Unterstutzung fur ihn zuruck Das Kultusministerium wertete die Ernennung eines Nachfolgers fur Kapler ohne Rucksprache mit den staatlichen Stellen als Bruch des noch gultigen Kirchenvertrags von 1931 und ernannte August Jager zum Staatskommissar fur die preussischen Landeskirchen Dieser entliess den bisherigen Oberkirchenrat darunter Dibelius und besetzte ihn neu mit Vertretern der DC Ludwig Muller machte sich selbst zu deren Leiter Am 11 Juli war der neue Verfassungsentwurf unter Mitwirkung von Marahrens und Hesse fertiggestellt Er wurde als Reichsgesetz verkundet und zugleich wurden Kirchenwahlen fur den 23 Juli angesetzt Die Frist war bewusst knapp gewahlt um der innerkirchlichen Opposition keine Zeit zur Organisation zu geben Die Kirchenwahl BearbeitenAm Vorabend der Wahl erklarte Hitler im Rundfunk die DC seien die einzige Gruppe die die innere Freiheit des religiosen Lebens garantieren konne und sich zugleich fur die Freiheit der Nation einsetzen wolle Daraufhin errangen diese am 23 Juli 1933 einen Erdrutschsieg und gewannen in fast allen Landeskirchen eine Mehrheit von etwa zwei Dritteln aller abgegebenen Stimmen Danach ergriffen sie in einigen Landeskirchen und vielen reichsweiten DEK Gremien die Fuhrungsamter Bei der DEK Synode am 6 September 1933 wahlten die Delegierten aller Kirchengruppen auch die der unterlegenen Jungreformatoren Ludwig Muller einstimmig zum neuen Reichsbischof Am 29 September trat er sein Amt an Dies starkte den Einfluss der DC auch in den Landeskirchen die noch von ihren Gegnern geleitet wurden Von nun an fuhrten die DC gefuhrten Landeskirchen Arierparagraphen fur Geistliche und Beamte ein Nach Mullers Wahl bildete sich der Pfarrernotbund um Judenchristen vor Ausgrenzung zu schutzen Weitere bekannte Mitglieder BearbeitenEberhard Baumann Friedrich Brunstad Hans Dannenbaum Martin Doerne Eduard Ellwein Theodor Ellwein Henning Fahrenheim Friedrich Gogarten Theodor Heckel Karl Heim Gottfried Holtz Gerhard Jacobi Walter Justus Jeep Siegfried Knak Heinrich Lachmund Wilhelm Lutgert Eberhard Muller Hans Rudolf Muller Schwefe Ernst Otto Ottmar Palmer Anna Paulsen Eitel Friedrich von Rabenau Karl Bernhard Ritter Friedrich Schauer Karl von Scheven Helmuth Schreiner Johannes Schwartzkopff Wilhelm Stahlin Reinold von Thadden Trieglaff Magdalene von Tiling Johannes von Walter Hans von Wedemeyer Heinz Dietrich Wendland Wilhelm ZinnLiteratur BearbeitenPeter Neumann Die Jungreformatorische Bewegung Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1971 Karl Herbert Der Kirchenkampf Historie oder bleibendes Erbe Evangelisches Verlagswerk Frankfurt am Main 1985 ISBN 3 7715 0216 0 Silvia Wagner Wir kampfen fur eine bekennende Kirche Junge Kirche 1933 1941 in Junge Kirche 2003 Heft 1 70 Jahre Junge Kirche S 5 14 Weblinks BearbeitenDie Jungreformatorische Bewegung in der Online Ausstellung Widerstand Evangelische Christen und Christinnen im NationalsozialismusNormdaten Korperschaft GND 16187673 0 lobid OGND AKS LCCN n81082754 VIAF 188788516 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jungreformatorische Bewegung amp oldid 227756713