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Ernst Wilhelm Stahlin 24 September 1883 in Gunzenhausen 16 Dezember 1975 in Prien am Chiemsee war ein deutscher lutherischer Theologe Bischof Prediger und Vertreter der Liturgischen Bewegung Gedenktafel am Geburtshaus in Gunzenhausen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft Ausbildung und fruhe Jahre 1 2 Tatigkeit in Munster 1 3 Zur Zeit des Nationalsozialismus 1 4 Tatigkeit in Oldenburg 1 5 Wirken in Kirchenpolitik und Okumene 2 Familie 3 Ehrungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Ausbildung und fruhe Jahre Bearbeiten Stahlin wurde als Sohn des lutherischen Pfarrers und Missionars Wilhelm Stahlin 1831 1886 1 und der Sophie geb Hauser 1838 1905 1883 in Gunzenhausen im heutigen mittelfrankischen Landkreis Weissenburg Gunzenhausen im Haus Kirchenplatz 1 geboren Nach Schulbildung am Gymnasium bei St Anna in Augsburg studierte Stahlin ab 1901 Evangelische Theologie in Erlangen Rostock und Berlin Im Wintersemester 1901 02 trat er der Studentenverbindung Uttenruthia Erlangen im Schwarzburgbund bei 2 1905 legte er das Examen ab und leistete seine Hilfspredigerzeit in Steinbuhl bei Nurnberg ab wobei er Kontakt zu den Nurnberger Predigern Christian Geyer und Friedrich Rittelmeyer hatte Am 29 Marz 1906 wurde er in Ansbach ordiniert Nach einer Reise nach England 1908 und einem Semester Psychologiestudium bei Oswald Kulpe an der Universitat Wurzburg wurde Stahlin 1910 Pfarrer in Egloffstein und heiratete Emmy Thater 1886 1945 die Tochter des bayerischen Generalmajors Gottlieb von Thater 1846 1912 1913 promovierte er in Wurzburg bei Karl Marbe uber Psychologie und Statistik biblischer Metaphern 1914 begrundete er die Gesellschaft fur Religionspsychologie und gab bis 1921 das Archiv fur Religionspsychologie heraus Er nahm als Freiwilliger Feldgeistlicher von 1914 bis 1916 am Ersten Weltkrieg in Frankreich und im Baltikum teil Ab 1917 war Stahlin 2 Pfarrer an St Lorenz in Nurnberg Nach dem Weltkrieg pflegte er verstarkt Kontakte zur bundischen Bewegung 1918 bis 1919 fungierte er als Vorsitzender des Gaues Bayern des Wandervogels Diese Tradition bestimmte auch Stahlins gemeindliche Jugendarbeit 1920 bekam er Kontakt zum Bund Deutscher Jugendvereine BDJ einem liberalen Bund christlicher Jugendvereine Von 1922 bis 1932 war Stahlin einer der beiden Bundesleiter des BDJ und beschaftigte sich auch literarisch sowie in Vortragen mit der Jugendbewegung 1923 war er Mitbegrunder des Berneuchener Kreises und 1931 der hierzu gehorenden Michaelsbruderschaft die eine liturgische Erneuerung des Protestantismus erstrebten 1925 nahm er an der Stockholmer Weltkirchenkonferenz teil 3 1926 folgte Stahlin einem Ruf auf die Professur fur Praktische Theologie an der Westfalischen Wilhelms Universitat in Munster Aus diesem Anlass verlieh ihm die Theologische Fakultat der Universitat Kiel den Ehrendoktor Tatigkeit in Munster Bearbeiten In Munster lehrte Stahlin die klassischen Disziplinen Homiletik Katechetik Liturgik und Pastoraltheologie und wandte sich daneben dem Neuen Testament zu Er betonte vor allem das Hinhoren auf die griechische Ursprache und die angemessene deutsche Ubersetzung Als Vertreter der Fakultat war er 1930 Mitglied der altpreussischen Generalsynode und knupfte okumenische Beziehungen beispielsweise auf den britisch deutschen Theologen Konferenzen von 1927 1931 und 1935 Im Herbst 1931 gehorte Stahlin zu den Stiftern der aus der Berneuchener Bewegung entstandenen Evangelischen Michaelsbruderschaft deren Altester er von 1942 bis 1946 war 1933 entstand in Munster um Stahlin auch eine Evangelische Jungbruderschaft St Michael Zur Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Den Nationalsozialisten stand Stahlin von Anfang an mit Misstrauen gegenuber hielt aber eine Zusammenarbeit mit den Deutschen Christen fur die Umgestaltung der Kirche zunachst noch fur unumganglich Am 6 September 1933 war er Teilnehmer der Generalsynode der Evangelischen Kirche der altpreussischen Union und gehorte dort schon der Gruppe Evangelium und Kirche um Karl Koch und Wilhelm Niemoller an In der Folge schloss er sich dem Pfarrernotbund an trotz seiner Kritik an der Barmer Erklarung und der Bekennenden Kirche Bereits 1935 kam es jedoch zu Spannungen uber die Frage der theologischen Prufungen sodass er sich 1940 wieder zuruckzog Tatigkeit in Oldenburg Bearbeiten Als im Juli 1944 in Oldenburg der deutschchristliche Landesbischof Johannes Volkers starb wurde Stahlin durch Fursprache seines Freundes Heinrich Kloppenburg zu der Zeit Prasident der Oldenburgischen Bekenntnissynode und faktisch Leiter der Bekennenden Kirche von Oldenburg als Nachfolger designiert Stahlin kam im September 1944 nach Oldenburg um zunachst eine Pfarrstelle in Osternburg und die damit verbundene Verantwortung fur die Ausbildung der Geistlichen in der Landeskirche zu ubernehmen Im Winter 1944 45 galt seine Tatigkeit allerdings hauptsachlich seiner Gemeinde Nach der deutschen Kapitulation 1945 wurde er schliesslich mit dem Amt des Landesbischofs beauftragt und von einer im Herbst 1945 abgehaltenen Landessynode zum Bischof der Evangelisch Lutherischen Kirche in Oldenburg und Vorsitzenden des Oberkirchenrats gewahlt Dem Oberkirchenrat gehorten zu dieser Zeit noch Hermann Ehlers Heinz Kloppenburg und Edo Osterloh an 1946 wurde Stahlin durch Theophil Wurm den ersten Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland in sein Amt eingefuhrt Nachdem 1945 seine Frau gestorben war verheiratete sich Stahlin am 3 Juni 1946 in zweiter Ehe mit Luise Charlotte Liselotte Kunne 1900 1976 der Tochter des Fabrikbesitzers Robert Hermann Kunne und dessen Frau Adele geb Gunck Nach Kriegsende war Stahlins Hauptaufgabe zunachst die Integrierung der vielen Fluchtlinge die auch in die bisher fast rein katholischen Kreise Cloppenburg und Vechta gekommen waren Hier sorgte Stahlin fur die Grundung neuer Gemeinden und Kirchen Weiterhin nahm er durch Seminare und als Verfasser von katechetischen und Predigthilfen an der Ausbildung der Geistlichen regen Anteil Weiterhin wirkte er durch Messen Christnachtfeiern Bibelstunden Seminare und Vortrage auch direkt in die Gemeinde Wirken in Kirchenpolitik und Okumene Bearbeiten 1945 war Stahlin Teilnehmer der Treysaer Konferenz und beteiligte sich so am Neuaufbau der Evangelischen Kirche in Deutschland Ab 1946 arbeitete Stahlin in der Lutherischen Liturgischen Konferenz mit 1947 war er erneut auf der Kirchenversammlung von Treysa zugegen und konnte erreichen dass die Evangelisch Lutherische Kirche in Oldenburg nicht Gliedkirche der Vereinigten Evangelisch Lutherischen Kirche Deutschlands VELKD wurde 1948 nahm er als Vertreter der EKD an der Weltkirchenkonferenz in Amsterdam teil auf der der Okumenische Rat der Kirchen gebildet wurde Gemeinsam mit Lorenz Kardinal Jaeger grundete und leitete Stahlin nach dem Krieg einen okumenischen Arbeitskreis katholischer und evangelischer Theologen den sogenannten Jaeger Stahlin Kreis Er war von 1946 bis 1970 evangelischer Vorsitzender dieser Arbeitsgemeinschaft die bis heute Grundlagenforschung fur den okumenischen Diskurs betreibt 1950 war er an der Erstellung der Kirchenordnung Oldenburgs von Hermann Ehlers beteiligt 1952 trat Stahlin vor allem wegen theologischer und politischer Differenzen mit seinem fruheren Freund Heinrich Kloppenburg in den Ruhestand hielt aber fur einige Zeit weiter Lehrveranstaltungen in Munster ab Bis 1954 blieb er auch Mitglied der theologischen Prufungskommission in Oldenburg Seine okumenische Tatigkeit fuhrte Stahlin durch Teilnahme an der Weltkonferenz fur Glauben und Kirchenverfassung 1952 in Lund weiter 1963 erhielt er anlasslich seines 80 Geburtstages eine Privataudienz bei Papst Paul VI in Rom Als Exponent der Liturgischen Bewegung und Verfasser von Predigthilfen entfaltete Stahlin eine breite Wirkung bis in das 21 Jahrhundert Familie BearbeitenWilhelm Stahlin entstammte einer bekannten Theologen und Gelehrtenfamilie 4 Sein Onkel war der bayerische Oberkonsistorialprasident Adolf von Stahlin seine Tante die Oberin von Neuendettelsau Therese Stahlin sein Bruder der Altphilologe Otto Stahlin Dessen Sohne Adolf und Gustav waren ebenfalls Professoren fur Agrarwissenschaften bzw Theologie wurden Auch Wilhelm Stahlins Sohn aus erster Ehe Rudolf Stahlin wurde Professor der Evangelischen Theologie Ehrungen Bearbeiten1952 Grosses Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 1968 Grosses Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland 1968 Konrad Adenauer Preis der Deutschland Stiftung 1973 Bayerischer VerdienstordenLiteratur BearbeitenHans Eduard Kellner Das theologische Denken Wilhelm Stahlins Frankfurt am Main u a Lang 1991 ISBN 3 631 43561 4 Michael Meyer Blanck Leben Leib und Liturgie die praktische Theologie Wilhelm Stahlins Berlin New York de Gruyter 1994 ISBN 3 11 014364 X Ulrich Schwab Wilhelm Stahlin In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 10 Bautz Herzberg 1995 ISBN 3 88309 062 X Sp 1115 1120 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Udo Schulze Wilhelm Stahlin und der Neuanfang in der Evangelisch Lutherischen Kirche Oldenburgs 1945 46 In Jahrbuch der Gesellschaft fur Niedersachsische Kirchengeschichte Bd 93 1996 S 259 282 Marietta Hanekamp Bernd Hammerschmidt Kurzbiografie von Wilhelm Stahlin flurgesprache Universitat Munster 2017 Udo Schulze Wilhelm Stahlin In Hans Friedl u a Hrsg Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg Hrsg im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft Isensee Oldenburg 1992 ISBN 3 89442 135 5 S 682 ff online Erich Nestler Stahlin Wilhelm In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 24 Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Stahlin im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Wilhelm Stahlin in der Universitats und Landesbibliothek MunsterEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Stahlin 1831 1886 In Leipziger Missionswerk Abgerufen am 6 Oktober 2022 Hermann Goebel Hrsg Mitgliederverzeichnis des Schwarzburgbundes 8 Auflage Frankfurt am Main 1930 S 136 Nr 3086 Wilhelm Stahlin Via vitae Lebenserinnerungen Johannes Stauda Verlag Kassel 1968 S 192 Vgl Heinrich Gursching Ahnenprobe Stahlin In Quatember 1953 S 222 224 Otto Stahlin u a Die Familie Stahlin aus Memmingen Deutsches Familienarchiv Bd 11 1959 Prasidenten des Oberkirchenrats und Bischofe der Evangelisch Lutherischen Kirche in Oldenburg Bernhard Schomann 1893 1904 Eugen von Finckh 1904 1920 Heinrich Tilemann 1920 1934 Johannes Volkers 1934 1944 Wilhelm Stahlin 1945 1954 Gerhard Jacobi 1954 1969 Hans Heinrich Harms 1967 1985 Wilhelm Sievers 1985 1998 Peter Krug 1998 2008 Jan Janssen 2008 Nov 2017 Bischof Nov 2017 Febr 2018 Vertreter im Bischofsamt Thomas Adomeit Febr 2018 Sept 2018 Vertreter im Bischofsamt seit Okt 2018 Bischof Normdaten Person GND 118752510 lobid OGND AKS LCCN n92122143 VIAF 36924850 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stahlin WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher lutherischer Theologe Bischof Prediger und Vertreter der Liturgischen BewegungGEBURTSDATUM 24 September 1883GEBURTSORT GunzenhausenSTERBEDATUM 16 Dezember 1975STERBEORT Prien am Chiemsee Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Stahlin amp oldid 238498322