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Wilhelm Niemoller 7 April 1898 in Lippstadt 13 Oktober 1983 in Bielefeld war ein evangelischer Pfarrer und Kirchenhistoriker Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus war er ein bedeutender Vertreter der Bekennenden Kirche in der Kirchenprovinz Westfalen Obwohl er bereits fruh Mitglied der NSDAP war wurde er wahrend des Kirchenkampfes einer der aktivsten Streiter gegen die Kirchenpolitik und die Glaubensaussagen der Deutschen Christen Inhaltsverzeichnis 1 Familie und Ausbildung 2 Zeit des Kirchenkampfes 3 Wirken in der Nachkriegszeit 4 Nachlass 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFamilie und Ausbildung BearbeitenDie Eltern Niemollers waren der lutherische Pfarrer Heinrich Niemoller und dessen Frau Paula geb Muller Er war unter den funf Kindern der jungere Bruder von Pfarrer Martin Niemoller dem spateren Kirchenprasident in dessen Schatten er zeitlebens stand 1900 zog die Familie von Lippstadt nach Elberfeld wo der Vater an der Trinitatiskirche wirkte Nach seinem Notabitur am nachmaligen Wilhelm Dorpfeld Gymnasium wurde er zur Feldartillerie eingezogen und nahm hauptsachlich an Kampfen im Westen teil In der Tankschlacht von Cambrai wurde er schwer verwundet 1918 nahm er an einem Offizierslehrgang teil und wurde kurz vor Kriegsende Leutnant Nach Kriegsende konnte er 1919 mit dem Studium der Evangelischen Theologie an der Westfalischen Wilhelms Universitat in Munster beginnen weitere Stationen waren die Kirchliche Hochschule Bethel die Universitat Greifswald die Universitat Erlangen und zuletzt wieder Munster Von seinen Lehrern beeinflussten ihn besonders Julius Smend in Munster sowie Karl Girgensohn in Greifswald Wahrend der Zeit des Kapp Putsches stellte er sich der Reichswehr zur Verfugung In Erlangen trat er der national gesinnten Einwohnerwehr bei 1923 bestand er vor der kirchlichen Prufungskommission sein erstes Examen mit gut und wurde dann zur praktischen Ausbildung der evangelischen Gemeinde Ibbenburen Christuskirche zugewiesen Das zweite Examen wurde ebenfalls mit gut bestanden Anschliessend war er Hilfsprediger Pfarrer zur Anstellung in Nierenhof und Witten am Diakonissenhaus Witten Dort wurde er 1924 auch ordiniert Seine erste Pfarrstelle war das landliche Schlusselburg Hier verfasste er seine erste kirchenhistorische Arbeit uber seine Gemeinde Zeit des Kirchenkampfes Bearbeiten nbsp Wilhelm Niemoller uber den Kirchenkampf in Bielefeld 1947 Aus einem preussisch nationalkonservativen Pfarrhaus stammend trat Wilhelm Niemoller bereits 1923 der NSDAP bei ohne allerdings besonders aktiv in ihr zu werden Sein Bruder Martin dagegen hielt als Pfarrer parteipolitische Neutralitat fur angebracht hatte jedoch ebenfalls schon 1924 aus Abneigung gegen jede Art der Republik NSDAP gewahlt 1 Anlasslich der Kirchenwahl am 23 Juli 1933 veroffentlichte er zusammen mit neun weiteren nationalsozialistischen Pfarrern Westfalens in der Tagespresse eine Erklarung in der sie sich abgrenzten gegen die Reichsleitung der Deutsche Christen in Berlin die durch ihre Kirchenpolitik das Bekenntnis der Kirche gefahrdet die unserem Fuhrer nach seinen eigenen Worten am Herzen liegende innere Freiheit der Kirche bedroht und das Vertrauensverhaltnis zwischen Kirche Volk und Staat zu erschuttern geignet ist 2 Wegen dieser Erklarung wurde er wenige Tage spater am 20 Juli 1933 aus der NSDAP ausgeschlossen 3 Im September 1934 klagte er vor den Parteigerichten erfolgreich auf Wiederaufnahme 4 In einem internen Lagebericht der NSDAP Gauleitung Westfalen Nord von 1934 wird eifrigste Wuhlarbeit der Geistlichkeit gegen den Staat und uber Wilhelm Niemoller vermerkt Hinzu kommt der Einfluss Bethels bei Bielefeld mit dem amtierenden Pfarrer Niemoller welcher seinen Kampf gegen die deutschen Christen in der zahesten und rucksichtslosesten Weise fuhrt 5 Seine Lebensstellung hatte er von 1930 bis 1963 nur unterbrochen vom Kriegseinsatz als Pfarrer an der Jakobusgemeinde in Bielefeld inne die sich im Kirchenkampf der Bekennenden Kirche angeschlossen hatte 6 Wahrend dieser Zeit hielt Niemoller Vortrage in ganz Deutschland gegen die Position der Deutschen Christen Zugleich hatte er Positionen in der Bekennenden Kirche inne war Mitglied des Westfalischen Bruderrates und Teilnehmer an allen Bekenntnissynoden auf der Ebene der westfalischen Provinzialkirche der Kirche der Altpreussischen Union und der Deutschen Evangelischen Kirche DEK Er hatte zahlreiche Schikanen des Regimes zu erdulden eine Verhaftung sieben Redeverbote neun Gerichtsverfahren elf Hausdurchsuchungen 1937 wurde ihm auch der Reisepass entzogen Im August 1939 bereits vor Beginn des Krieges wurde er eingezogen und war 1942 bis 1944 an der Ostfront eingesetzt Im Mai 1945 wurde er in Osterreich gefangen genommen Er konnte aber bereits im August in seine Gemeinde zuruckkehren Wirken in der Nachkriegszeit BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg schrieb Niemoller zahlreiche Bucher zur Geschichte der evangelischen Kirche zur Zeit der NS Diktatur Angeregt wurde er dazu bei einer kurzen Tatigkeit im Buro des Prases Karl Koch wo er wichtige Akten retten oder aus privater Hand erwerben konnte die dann Grundstock seines Archivs zum Kirchenkampf wurden 7 Eine erste knappe Darstellung Kirchenkampf im Dritten Reich erschien schon 1946 1947 folgte eine Dokumentensammlung zum Kirchenkampf in Bielefeld und 1948 erschien seine umfangreiche Monographie Kampf und Zeugnis der Bekennenden Kirche Weitere Bucher waren Spezialthemen der Kirchenkampfforschung gewidmet Dabei nahm er die Kirchengeschichte im Nationalsozialismus zunachst und vor allem als Geschichte der Bekennenden Kirche wahr ein Blickwinkel der die historische Forschung zum Kirchenkampf lange gepragt hat und heute zunehmend kritisch gesehen wird 8 Niemoller edierte auch wichtige Quellen vor allem die Akten der Bekenntnissynoden der DEK in der Reihe Arbeiten zur Geschichte des Kirchenkampfes 1959 wurde Niemoller von der Theologischen Fakultat der Georg August Universitat Gottingen mit der Ehrendoktorwurde ausgezeichnet Nachlass BearbeitenDie von Wilhelm Niemoller angelegte umfangreiche Sammlung das Bielefelder Archiv des Kirchenkampfes umfasst etwa 48 Regalmeter Sie wird im Landeskirchlichen Archiv Bielefeld verwahrt und steht der Forschung zur Verfugung 9 Literatur BearbeitenNorbert Friedrich Zur Entwicklung des Protestantismus nach dem Krieg Das Beispiel Westfalen in Manfred Gailus Wolfgang Krogel Hgg Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche im Nationalen Regionalstudien zu Protestantismus Nationalsozialismus und Nachkriegsgeschichte Berlin 2006 265 280 zu Wilhelm Niemoller nach 1945 Robert P Ericksen Wilhelm Niemoller and the Historiography of the Kirchenkampf In Manfred Gailus Hartmut Lehmann Hrsg Nationalprotestantische Mentalitaten in Deutschland 1870 1970 Konturen Entwicklungslinien und Umbruche eines Weltbildes Veroffentlichungen des Max Planck Instituts fur Geschichte 214 Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 2005 ISBN 9783525358665 S 433 452 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Gunter Wirth Wilhelm Niemoller In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 6 Bautz Herzberg 1993 ISBN 3 88309 044 1 Sp 748 757 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wilhelm Niemoller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Sammlung Niemoller zum Kirchenkampf Wilhelm Niemoller Gottes Wort ist nicht gebunden Ein Tatsachenbericht uber den Kirchenkampf Bechauf Bielefeld 1948 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Michael Heymel Martin Niemoller Vom Marineoffizier zum Friedenskampfer Lambert Schneider Darmstadt 2017 S 35 Pressebericht Erklarung nationalsozialistischer Pfarrer Westfalens In Westfalische Neueste Nachrichten Bielefeld 18 Juli 1933 Digitalisat auf www zeitpunkt nrw Abgerufen am 2 September 2019 Pressebericht Ausschluss aus der NSDAP Pfarrer Niemoller Bielefeld In Westfalische Neueste Nachrichten Bielefeld 20 Juli 1933 Digitalisat auf www zeitpunkt nrw Abgerufen am 2 September 2019 Ralf Pahmeyer Evangelische Kirche und Moderne Die Geschichte des Kirchenkreises Bielefeld in Grundzugen In Matthias Benad Hans Walter Schmuhl Hrg Aufbruch in die Moderne Der evangelische Kirchenkreis Bielefeld von 1817 bis 2006 Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2006 S 93 94 Landesarchiv NRW Munster Bestand NSDAP Gauleitung Westf Nord Hauptabteilung Nr 4 August 1934 Kirchenkreis Bielefeld Evangelisch Lutherische Jakobus Kirchengemeinde Der Artikel beruht in grossen Teilen auf dem Artikel im BBKL Christiane Kuller Thomas Mittmann Kirchenkampf und Societas perfecta Die christlichen Kirchen und ihre NS Vergangenheit www zeitgeschichte online de 2014 abgerufen am 2 September 2019 Eintrag in der Zentralen Datenbank Nachlasse des Bundesarchivs Normdaten Person GND 118587919 lobid OGND AKS LCCN n89638910 VIAF 67442384 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Niemoller WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Pfarrer christlicher WiderstandskampferGEBURTSDATUM 7 April 1898GEBURTSORT LippstadtSTERBEDATUM 13 Oktober 1983STERBEORT Bielefeld Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Niemoller Theologe amp oldid 196281975