www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel befasst sich mit der Theologin Anna Paulsen Zur Juristin siehe Anne Jose Paulsen Anna Sophie Paulsen 29 Marz 1893 in Hoirup in Nordschleswig 30 Januar 1981 in Heide war eine evangelisch lutherische Theologin Sie war eine der ersten promovierten Theologinnen in Deutschland Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Wirken 3 Erinnerung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenAnna Paulsen war eine Tochter von Paul Duyssen Paulsen 19 August 1857 in Hoyer 16 November 1904 in Ballum und dessen Ehefrau Anna Margarete geborene Brodersen 1 Februar 1862 in Gath 8 April 1951 in Schleswig Der Grossvater mutterlicherseits Karsten Brodersen 1826 1862 war verheiratet mit Anna geborene Paulsen 1826 1893 Er besass einen Hof und war als Deichgraf im Ruttebuller Koog sowie in Gath tatig 1 Paulsen Vater war seit 1888 Pastor in Hoyer und wurde 1896 zum Pastor von Ballum ernannt wohin die Familie ihren Wohnsitz verlegte Er stand der Inneren Mission und der Erweckungsbewegung nahe 2 Nach dem Tod des Vaters nach langerer Krankheit 1904 zog Paulsen mit ihrer Mutter und drei jungeren Schwestern im Fruhjahr 1905 nach Tondern wo die verwitwete Mutter ein Haus erwarb Im Jahr 1912 verkaufte die Mutter den Wohnsitz und zog mit ihren Tochtern in eine Wohnung nach Flensburg 1 Paulsen wuchs zweisprachig auf Im rein danischsprachigen Ballum sprach sie auf der Strassen in der Kirche und im Religionsunterricht Danisch in der Schule fur Hohere Tochter in Tondern und in der Familie Deutsch Sie behielt diese Zweisprachigkeit lebenslang bei Nach dem Abschluss der Madchenschule strebte sie anfangs eine Ausbildung als Lehrerin an und absolvierte eine einjahrige Lehrerausbildung in Schleswig Danach entschied sie sich fur ein Hochschulstudium fur das sie eine Hochschulreife benotigte Sie besuchte daher als Externe ein Gymnasium in Hamburg 1912 legte sie dort die Abiturprufungen ab Wahrend dieser Zeit erkrankte sie aufgrund unzureichender Ernahrung und Uberanstrengungen an Tuberkulose und reiste zur Kur nach Davos Anschliessend arbeitete sie drei Jahre als Hauslehrerin in der Familie eines Pastors 1 Ab dem Sommersemester 1916 studierte Paulsen Philosophie Germanistik und Geschichte an der Universitat Kiel Sie wechselte zur Theologie und horte insbesondere bei Erich Schaeder Im Wintersemester 1917 18 wechselte sie an die Universitat Tubingen und besuchte Vorlesungen insbesondere von Adolf Schlatter Otto Scheel Paul Volz und Johannes Haller Das Sommersemester 1919 verbrachte sie an der Universitat Munster und horte bei Karl Heim Danach ging sie erneut nach Kiel und studierte Alttestamentarische Theologie bei Ernst Sellin Systematische Religionswissenschaft bei Hermann Mandel und besuchte Vorlesungen von Heinrich Scholz Die Kieler Universitat gewahrte ihr im Wintersemester 1920 21 ein Konviktstipendium Im Marz 1921 bestand sie das Fakultatsexamen fur Theologiestudentinnen 1 Das Pfarramt stand ihr als Frau damals nicht offen Erst ab 1927 konnten Frauen als Vikarinnen den Pastorenberuf ausuben allerdings eingeschrankt auf die Kinder und Frauenarbeit und ohne vollgultige Ordination 2 Wirken BearbeitenNach dem Studium erhielt Paulsen eine Stelle am Haus der Morgenlandischen Frauenmission in Berlin und ubernahm dort die Ausbildung von Katechetinnen Begleitend hierzu besuchte sie an der Berliner Universitat Vorlesungen von Adolf Harnack und Reinhold Seeberg Wahrend dieser Zeit schrieb sie ihre Dissertation uber Die Uberwindung des protestantischen Schriftprinzips durch einen historischen Offenbarungsbegriff unter dem Einfluss des wurttembergischen Biblizismus mit besonderer Betonung seines theosophischen Gedankenkreises Im November 1924 wurde sie uber dieses Thema an der Universitat Kiel zur Lizentiatin der Theologie promoviert In ihrer Schrift erarbeitete sie ein fundiertes Schriftprinzip das nicht an die Lehre der Verbalinspiration der Bibel gebunden war und eine glaubhafte Darstellung der Offenbarung Sie war die erste promovierte Theologin in Kiel und auch deutschlandweit eine der ersten uberhaupt Sie erhielt wie damals im Fach Theologie ublich den Grad Lic theol der erst Jahre spater in einen Dr theol umgewandelt wurde Daher wurde sie bis ins hohe Alter als Lic Anna bezeichnet 3 Nach der Promotion grundete Paulsen 1925 eine Bibelschule an der 1914 von Johannes Burckhardt ins Leben gerufenen evangelischen Bildungsstatte Burckhardthaus in Berlin Dahlem mit die im Oktober 1926 den Betrieb aufnahm Paulsen leitete diese Bibel und Jugendschule Seminar fur kirchlichen Frauendienst gemeinsam mit Pastor Wilhelm Thiele bis gegen Ende des Zweiten Weltkriegs Sie verhalfen dort Gemeindehelferinnen nicht nur zu einer praktisch sozialen Grundlage ihres Berufs sondern bildeten sie auch theologisch aus Anna Paulsen gehorte zu den Grunderinnen der Berneuchener Bewegung und war 1926 neben Ruth von Kleist Retzow die einzige Frau unter den 70 Unterzeichnenden des Berneuchener Buches Wahrend ihrer Tatigkeit am Burckhardthaus lernte sie wichtige Personlichkeiten der Bekennenden Kirche darunter Paul Tillich Hermann Schafft Walter Kunneth Gunther Dehn und Otto Riethmuller kennen Sie freundete sich eng mit Elly Heuss Knapp an 4 In der Zeit des Dritten Reichs ubte sie Kritik an der Rassenlehre und der Uberhohung der arische Rasse Die volkische Selbstvergotzung bezeichnete sie als unchristlich In zwei Monographien kritisierte sie ebenfalls die nationalsozialistische Frauenrolle Zwar sah sie die Mutterschaft als den wichtigsten Beruf der Frau an sprach sich aber gleichzeitig fur die Erwerbstatigkeit von Frauen aus Seit 1940 Mitglied des sogenannten Vikarinnenausschusses der Bekennenden Kirche der Altpreussischen Union setzte sie sich ab 1942 nach anfanglichem Zogern fur die Frauenordination in der Bekennenden Kirche ein 5 Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Berlin ein zunehmend wahrscheinliches Ziel alliierter Bombenangriffe Paulsen zog daher in die Wohnung ihrer Mutter nach Schleswig in der auch eine ihrer Schwester lebte Abgesehen von den Jahren 1946 bis 1950 wahrend derer britische Besatzer uber die Wohnung verfugten blieb sie hier bis kurz vor ihrem Lebensende 4 Das von Paulsen mitgegrundete Burckhardthaus in dem sie weiterhin arbeitete hatte seinen Sitz nach Gelnhausen verlegt Paulsen engagierte sich dort und unterrichtete als erste Referentin fur Frauenfragen bei der EKD Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs grundete sie gemeinsam mit Werner Kohlschmidt und Friedrich Heyer in Kiel die Kirchliche Schule die Studenten schon im Sommersemester 1945 wahrend die Universitat noch geschlossen war Vorlesungen anbot Die Kieler Universitat ernannte sie auch aus diesem Grund 1953 anlasslich ihres 60 Geburtstages zur Ehrendoktorin Paulsen bereitete Frauen theologisch und praktisch auf die priesterliche Arbeit vor und setzte sich weiter fur die Ordination von Frauen ein betonte dabei aber die besonderen Gaben und Aufgaben der Frauen 6 Begleitend hierzu forschte und lehrte sie primar uber die Auslegung der Existenzialphilosophie von Soren Kierkegaard mit dem sie sich bereits in fruhen Jahren angeregt von ihrem Vater beschaftigt hatte 7 Im Ruhestand gab sie 1955 als ihre wohl wichtigste Arbeit eine wissenschaftliche Biografie Kierkegaards heraus Danach schrieb sie weitere Bucher uber dessen Schaffen so 1973 die Redeninterpretation Menschsein heute oder kurz vor Lebensende 1981 Der Mensch von heute vor der Gottesfrage Dieses Buch ging nach ihrem Tod in den Druck 4 Paulsen blieb unverheiratet Sie starb nach kurzer Krankheit in einem Pflegeheim Erinnerung BearbeitenIn Kiel erhielt 1981 das Gebaude des Kirchenarchivs der Nordelbischen Kirche heute Landeskirchliches Archiv der Nordkirche im Winterbeker Weg das auch ihren Nachlass verwahrt den Namen Anna Paulsen Haus 1994 eroffnete das Frauenstudien und Bildungszentrum der EKD in Gelnhausen unter ihrem Namen 4 Literatur BearbeitenAndrea Bieler Konstruktionen des Weiblichen die Theologin Anna Paulsen im Spannungsfeld burgerlicher Frauenbewegungen der Weimarer Republik und nationalsozialistischer Weiblichkeitsmythen Gutersloh Kaiser 1994 zugl Kassel Gesamthochsch Diss 1992 ISBN 978 3 579 00139 5 Silke Bromm Krieger Anna Paulsen Dr theol Dr theol hc Theologin In dies Schleswigs vergessene Tochter Eine Spurensuche Boyens Heide 2004 ISBN 3 8042 1136 4 S 66 77 Georg Asmussen Paulsen Anna in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 332 335 Dorothee Schlenke Anna Paulsen 1893 1981 Seelsorgerin in kirchlichen Lehr und Leitungsamtern In Peter Zimmerling Hrsg Evangelische Seelsorgerinnen Biografische Skizzen Texte und Programme Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 2005 S 263 278 Weblinks BearbeitenAnna Paulsen die erste promovierte Theologin Schleswig Holsteins Landeskirchliches Archiv mit Fotos Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Georg Asmussen Paulsen Anna in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 332 a b Schlenke Anna Paulsen 1893 1981 S 264 Georg Asmussen Paulsen Anna in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 332 333 a b c d Georg Asmussen Paulsen Anna in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 333 Andrea Bieler Anna Paulsen Ernst machen mit der Tatsache dass Theologie kein Geheimfach fur Berufstheologen ist Schlenke Anna Paulsen 1893 1981 S 276f Schlenke Anna Paulsen 1893 1981 S 263 Normdaten Person GND 11918074X lobid OGND AKS LCCN n95105443 VIAF 64811902 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Paulsen AnnaALTERNATIVNAMEN Paulsen Anna Sophie vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutsche evangelische TheologinGEBURTSDATUM 29 Marz 1893GEBURTSORT Hoirup NordschleswigSTERBEDATUM 30 Januar 1981STERBEORT Heide Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anna Paulsen amp oldid 239149873