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Die Juden Chinas chinesisch 中國猶太人 中国犹太人 Pinyin Zhōngguo youtairen sind eine Bevolkerungsminderheit von etwa 2500 Personen Aufgrund unterschiedlicher historischer Wurzeln ethnischer Vermischung mit Han Chinesen und assimilatorischer Tendenzen bilden sie keine homogene Gruppe Sie werden weder von der Volksrepublik China noch von der Republik China Taiwan offiziell als eigenstandige Nationalitat anerkannt Synagoge von KaifengZeichnung von Jean Domenge 1722 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Kaifeng 1 2 Bagdad Juden 1 3 Russische Gemeinde 1 4 Fluchtlinge vor nationalsozialistischer Verfolgung 2 Bevolkerung 3 Sprache 4 Religion 5 Personlichkeiten 6 Literatur 7 NotizenGeschichte BearbeitenKaifeng Bearbeiten nbsp Juden in Kaifeng ca 1907 nbsp David Sassoon 1792 1864 Zeitgenossische Daguerreotypie nbsp Militarrabbiner halten einen Gottesdienst in China ab 1945Wahrscheinlich kamen die ersten Juden im 8 9 Jahrhundert als Handler auf der Seidenstrasse nach China Einen Beleg hierfur bildet etwa ein in der Karawanenstadt Dunhuang gefundenes Papier mit einem Selicha Gebet Dauerhafte judische Siedlungen sind erstmals fur das fruhe 12 Jahrhundert in der Stadt Kaifeng belegt wo 1136 auch die erste Synagoge errichtet wurde Weitere grossere Siedlungen gab es in Yangzhou Ningbo und Ningxia Ursprunglich legten die Juden Chinas grossen Wert auf die Bewahrung ihres kulturellen Erbes Gleichwohl lebten viele von ihnen nach Landessitte in Polygamie und nahmen sich neben einer judischen Hauptfrau chinesische Konkubinen dies forderte die ethnische Vermischung mit der autochthonen Bevolkerung und die kulturelle Assimilation Seit der Ming Dynastie trat an die Stelle der Bindung an die judische Gemeinde nach chinesischem Vorbild die Bindung an die eigene Hausstandsfamilie Als 1605 die judische Gemeinde von Kaifeng vom Jesuitenmissionar Matteo Ricci entdeckt wurde konnte er die Kaifenger Juden von Han Chinesen kaum unterscheiden Die mehrfach durch Brande und Uberschwemmungen zerstorte Kaifenger Synagoge war noch bis 1851 in Betrieb der letzte Rabbiner starb 1810 Ihre hochste Mitgliederzahl erreichte die Kaifenger Gemeinde Mitte des 19 Jahrhunderts mit ca 2000 Personen Bagdad Juden Bearbeiten Eine Neubelebung erfuhr das Judentum in China nach dem Ersten Opiumkrieg Nachdem die Briten im Vertrag von Nanking 1842 die Offnung chinesischer Hafen fur den Uberseehandel erzwungen hatten kamen mit den auslandischen Kaufleuten irakische Juden die sich insbesondere in Schanghai ansiedelten Einige Familien wie die Sassoon die Hardoon und die Kadoorie erwarben mit Opiumhandel sowie spater mit Immobilien Bank Transport und Baugeschaften grossen Reichtum trugen mit ihren Aktivitaten aber auch zum Wachstum und zur Entwicklung der vormaligen Provinzstadt Schanghai zu einem der fuhrenden Finanzzentren des Fernen Ostens bei 1901 02 baute die Familie Sassoon die Ohel Lea Synagoge in Hongkong 1909 erweiterten die Kadoorie sie um einen angeschlossenen judischen Club Im selben Jahr wurden in Schanghai zwei weitere judische Gotteshauser errichtet die Shearith Israel und die Beth El Synagoge 1920 kamen die Ohel Rachel und die Beit Aharon Synagoge hinzu Anders als die Juden in Kaifeng assimilierten sich die in Schanghai ansassigen Bagdad Juden nicht an die chinesische Kultur sondern schotteten sich ahnlich wie die europaischen Einwanderer von der chinesischen Bevolkerung ab Zionistische Stromungen gewannen in der mit etwa 1000 Mitgliedern relativ kleinen Schanghaier Gemeinde wohl nicht zuletzt wegen ihres Wohlstands und ihrer herausgehobenen gesellschaftlichen Stellung kaum an Boden Eindrucksvoll beschrieben hat diese Epoche Egon Erwin Kisch in seiner Reportage Kapitalistische Romanze von den Bagdad Juden in der Sammlung China geheim von 1932 Russische Gemeinde Bearbeiten Anfang des 20 Jahrhunderts wanderten zusatzlich aschkenasische Juden aus Russland bzw der Sowjetunion nach China ein Teilweise flohen sie vor der Oktoberrevolution teilweise verliessen sie ihr Land aus wirtschaftlicher Not Bis 1940 wuchs diese Gruppe auf etwa 8000 Personen an Nachdem die als Ohel Mosche bekannte russische Gemeinde zunachst Gastrecht in der Shearith Israel Synagoge in Schanghai genossen hatte baute sie 1941 in der franzosischen Konzession ein eigenes Gotteshaus in dessen Umfeld sich ein reges russisch judisches Kulturleben entwickelte unter anderem wurde auch eine zionistisch ausgerichtete Wochenzeitung mit dem Titel Nascha Shisn Nasha zhizn Unser Leben herausgegeben Ahnlich wie die Bagdader Juden beschrankten die russischen Juden ihren Kontakt zur chinesischen Bevolkerung auf das Notwendigste Aus der russischen Gemeinde in Harbin stammte der Arzt und zionistische Aktivist Abraham Kaufman der im Zweiten Weltkrieg fur eine Kollaboration mit den Japanern eintrat die ihrerseits Juden fur ihren Fugu Plan zu gewinnen versuchten Fluchtlinge vor nationalsozialistischer Verfolgung Bearbeiten Eine vierte judische Zuwanderungswelle nach China folgte nach 1933 insbesondere nach den Novemberpogromen 1938 als zahlreiche europaische Juden aus dem nationalsozialistischen Machtbereich flohen Anders als die in fruheren Jahren nach China eingewanderten Juden hatten sie meist nicht die Absicht sich in China dauerhaft niederzulassen Sie betrachteten das Land als Durchgangsstation auf der Reise in die USA oder nach Palastina Unterstutzt wurden sie unter anderem von der von Wien aus operierenden niederlandischen Organisation Gildemeester Wahrend eine Minderheit der Fluchtlinge sich in Schanghai als Kleinhandler Cafe Betreiber Lehrer oder Journalisten betatigen konnte blieb den meisten eine okonomische Integration verwehrt Sie waren daher auf die Unterstutzungsleistungen der Bagdader und der russischen Gemeinde sowie von Hilfsorganisationen wie etwa dem Joint Distribution Committee angewiesen Sie lebten uberwiegend in uberfullten Asylen mit unzureichender Kost und unter erbarmlichen hygienischen Bedingungen Im Jahr 1941 als Schanghai unter japanischer Besatzung stand schatzte man die Gesamtzahl der judischen Fluchtlinge auf 5000 Nach Ausbruch des Pazifikkriegs und der Besetzung Schanghais durch die Japaner verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation der Fluchtlinge im Schanghaier Ghetto deren Zahl inzwischen auf 20 000 gestiegen war Die erhoffte Weiterreise war nahezu unmoglich geworden und verzogerte sich bis zum Kriegsende 1945 Bevolkerung BearbeitenIn der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts existierten kleine judische Gemeinden in Hailar und Manjur Autonomes Gebiet Innere Mongolei in Harbin Provinz Heilongjiang in Dalian und Shenyang Provinz Liaoning in Peking Tianjin und in Qingdao Provinz Shandong Mitte der 1980er Jahre wurden 638 im Jahr 2000 750 Nachfahren der Juden von Kaifeng gezahlt Hinzu kommen 1200 bis 1300 Juden anderer Herkunft Von den 638 Juden der 1980er Jahre lebten 348 in Kaifeng weitere 290 Personen verteilten sich uber 50 Stadte und Kreise in ganz China Einzelne judische Burger Chinas anderer Herkunft leben in Schanghai Beijing moglicherweise auch in Harbin und dem Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang In Hongkong leben etwa 1000 Juden die meisten als permanent residents Sie kommen aus uber 20 Landern Wie viele davon nach 1997 die chinesische Staatsburgerschaft erworben haben ist nicht bekannt Wie die kleine judische Gemeinde Taipehs die aus 40 bis 50 Familien besteht gehort die Hongkonger Gemeinde zur Asia Pacific Jewish Association Sitz in Australien Bei den Juden in Taipeh handelt es sich vorwiegend um staatenlose und eingeburgerte Personen aus den USA Israel und Europa Sprache BearbeitenDie Nachfahren der Juden von Kaifeng sprechen Chinesisch Auch unter den judischen Burgern Chinas anderer Herkunft durfte Chinesisch heute die Hauptverkehrssprache sein daneben werden die Sprachen der Herkunftslander gesprochen Religion BearbeitenBei einer Befragung von 64 Nachfahren der Kaifeng Juden zu Beginn der Zeit der chinesischen Republik 1912 gaben sechs Personen als Religion das Judentum an 32 bezeichneten sich als Muslime 15 als protestantische und zwei als katholische Christen und acht als Buddhisten Die sechs Personen die sich zum Judentum bekannten lebten alle in Schanghai und hatten sich den Gemeinden der sephardischen seit 1845 und russischen seit 1887 Juden angeschlossen Offenbar gibt es unter den Nachfahren der Kaifeng Juden Bestrebungen einer religiosen Wiedergeburt Stockwell siehe Literaturverzeichnis berichtet von einer Nachfahrin der Kaifeng Juden die wahrend eines Studienaufenthaltes in den USA zum judischen Glauben zuruckgefunden habe Als Gotteshauser geoffnete Synagogen gibt es derzeit nur in Schanghai mit einem amerikanischen Rabbi Hongkong und Taipeh Personlichkeiten BearbeitenKlara Blum 1904 Czernowitz 1971 Guangzhou Autorin Eric Halpern 1907 Wien nach 1958 Hongkong Journalist Exilant in Schanghai Michael Kadoorie geboren 1941 in Hongkong Unternehmer in Hongkong Jakob Rosenfeld 11 Januar 1903 Lemberg 22 April 1952 Tel Aviv Arzt Exilant in Schanghai Elias David Sassoon 27 Marz 1820 Bagdad 21 Marz 1880 Colombo Geschaftsmann in Hongkong und Schanghai Sidney Shapiro 23 Dezember 1915 Brooklyn New York City 18 Oktober 2014 Peking Ubersetzer und Autor von Jews in old China Ruth Weiss 11 Dezember 1908 Wien 6 Marz 2006 Peking Lehrerin Journalistin und LektorinLiteratur Bearbeiten1999 The Republic of China Yearbook Taipei Taibei 1999 S 471 Georg Armbruster Michael Kohlstruck Sonja Muhlberger Hrsg Exil Shanghai 1938 1947 Judisches Leben in der Emigration Teetz 2000 Paul Hattaway Operation China Introducing all the Peoples of China Carlisle U K Pasadena CA 2000 S 564 Thomas Hoppe Die ethnischen Gruppen Xinjiangs Kulturunterschiede und interethnische Beziehungen Mitteilungen des Instituts fur Asienkunde Hamburg Nr 258 Hamburg 1995 S 78 f Jiang Wenhan 江文汉 中国古代基督教及开封犹太人 Zhongguo gudai Jidu jiao ji Kaifeng Youtai ren Das Christentum im alten China und die Juden von Kaifeng Schanghai 1982 Egon Erwin Kisch Kapitalistische Romanze von den Bagdad Juden In China geheim Berlin 1993 ISBN 3 88520 604 8 Li Guiling 李桂玲 台港澳宗教概况 Tai Gang Ao zongjiao gaikuang Abriss der Religionen in Taiwan Hongkong und Macao Peking 1996 S 244 f 425 f Itamar Livni Juden in China In Jakob Hessing Hrsg Judischer Almanach des Leo Baeck Instituts 1997 S 37 ff ISBN 3 633 54119 5 Roman Malek Hrsg From Kaifeng to Shanghai Jews in China Monumenta Serica Monograph Series XLVI Nettetal St Augustin 2000 Shlomy Raiskin A Bibliography on Chinese Jewry In Moreshet Israel Journal of Judaism Zionism and Eretz Israel Nr 3 September 2006 S 60 85 Sidney Shapiro Jews in old China Studies by Chinese scholars Hippocrene New York 1984 ISBN 0 88254 996 0 Ubersetzung ins Hebraische von Ya akov Sharet בני ישראל בסין העתיקה אסופת מאמרים סיניים Tel Aviv Sifre Shihor 1987 Pan Guang Die Juden in China China Intercontinental Press Peking 2003 Stockwell Foster Religion in China Today Peking 1993 S 235 242 Zhang Sui 张绥 犹太教与中国开封犹太人 Youtai jiao yu Zhongguo Kaifeng Youtai ren Das Judentum und die chinesischen Juden von Kaifeng Schanghai 1990 Zhidong Yang Klara Blum Zhu Bailan Lebensgeschichte einer Judin und Chinesin In Jakob Hessing Hrsg Judischer Almanach des Leo Baeck Instituts 1997 S 57 ff Zs Aufbau Schwerpunktthema Mythos Seidenstrasse Spurensuche Der Beginn der Globalisierung Nr 7 8 Juli Aug 2010 passim in allen Art In Deutsch Abstract in Englisch Peter Kupfer Hrsg Youtai Presence and Perception of Jews and Judaism in China Frankfurt am Main u a 2008 ISBN 978 3 631 57533 8 Alfred Dreifuss Schanghai Eine Emigration am Rande Bericht In Exil in den USA Reihe Kunst und Literatur im antifaschistischen Exil 1933 1945 3 Reclams Universalbibliothek RUB 799 Hrsg Werner Mittenzwei u a Eike Middell Reclam Leipzig 1979 und Roderberg Frankfurt 1980 ISBN 3 87682 468 0 S 447 bis Ende 2 verb und erw Aufl nur Reclam 1983 1 Christoph Gottlieb von Murr Versuch einer Geschichte der Juden in Sina Nebst P Ignaz Koglers Beschreibung ihrer heiligen Bucher in der Synagoge zu Kai fong fu Halle 1806 Notizen Bearbeiten Linientreue DDR Sicht materialreich zahlr Abb Geschichte der Juden in Asien Afghanistan Agypten Armenien Aserbaidschan Bahrain Bangladesch Bhutan Brunei China Georgien Indien Indonesien Irak Iran Israel Japan Jemen Jordanien Kambodscha Kasachstan Katar Kirgisistan kurdische Gebiete Kuwait Laos Libanon Malaysia Malediven Mongolei Myanmar Nepal Nordkorea Oman Osttimor Pakistan Philippinen Russland Saudi Arabien Singapur Sri Lanka Sudkorea Syrien Tadschikistan Thailand Turkmenistan Turkei Usbekistan Vereinigte Arabische Emirate Vietnam ZypernGeschichte der Juden in Afrika Europa Nordamerika Ozeanien Sudamerika Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judentum in China amp oldid 234195847