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Josef Lowenherz geboren 6 August 1884 in Piwowszczyzna Galizien gestorben 1960 in New York war ein osterreichischer Zionist Rechtsanwalt und Amtsdirektor der Israelitischen Kultusgemeinde Wien wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Josef Lowenherz Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Nach Kriegsende 2 Zitat 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenLowenherz aus einer renommierten judischen Familie Galiziens stammend studierte an der Universitat Lemberg Rechtswissenschaften Bereits als Student gehorte er zionistischen Organisationen an und nahm als Delegierter vom 10 bis zum 15 Zionistenkongress teil Nach dem Ersten Weltkrieg war er als Rechtsanwalt in Wien tatig Von 1924 bis 1937 war er Vizeprasident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien und nach dem Anschluss hauptamtlich Direktor der umbenannten Judischen Gemeinde Wien 1 Die Besetzung der Direktorenstelle in der Judischen Gemeinde Wien durch Lowenherz war innerhalb der Gemeinde strittig da Nichtzionisten diese Position nicht durch einen Zionisten besetzt haben wollten und Lowenherz nun von einem Ehrenamt in ein Hauptamt wechselte Lowenherz galt als versierter Organisator und stand mit dem Joint Distribution Committee in den USA sowie Paris in Kontakt Des Weiteren arbeitete er mit der 1930 in Wien entstandenen Auswandererfursorge zusammen und engagierte sich in der Arbeitsgemeinschaft der judischen Kultusgemeinden Osterreichs 2 nbsp Razzia der SS im Gemeindehaus der Israelitischen Gemeinde Wiens am 18 Marz 1938 Von links nach rechts Josef Lowenherz Herbert Hagen Adolf Eichmann Nach dem Anschluss Osterreichs an den NS Staat wurde die Israelitische Kultusgemeinde am 18 Marz 1938 durch SS Angehorige geschlossen und Lowenherz mit anderen Fuhrungsmitgliedern der Gemeinde sowie weiteren judischen Funktionaren verhaftet 2 Wahrend der Haft ohrfeigte Adolf Eichmann eigenen Angaben zufolge Lowenherz 3 Lowenherz entging der Deportation in das KZ Dachau da ihn Eichmann Anfang Mai 1938 mit dem Wiederaufbau der nun als Judische Gemeinde Wien bezeichneten Israelitischen Kultusgemeinde beauftragte 4 Friedrich Plattner Staatskommissar fur Erziehung und Kultus versuchte vergeblich die Einsetzung Josef Lowenherz zu hintertreiben 5 Lowenherz war nun nicht nur Amtsdirektor der Judischen Gemeinde Wien sondern auch erster Sekretar und musste unterstutzt von einem Beratungskomitee zudem die Aufgaben des Prasidiums und weiterer Funktionstrager wahrnehmen 4 Sein Stellvertreter wurde 1940 Benjamin Murmelstein Lowenherz war in der Ausubung seiner Amtsgeschafte jedoch den Anweisungen von SS und Gestapo vollkommen unterworfen 2 Die sozialen kulturellen und religiosen Aspekte innerhalb der Gemeinde traten immer weiter in den Hintergrund und die Betreuung judischer Fluchtlinge gewannen im Laufe der Zeit immer mehr an Gewicht Lowenherz wurde durch Eichmann genotigt ein Konzept fur die Auswanderung der Wiener Juden zu erstellen Die Ergebnisse dieses Konzeptes schufen die Basis fur die Ende August 1938 geschaffene Zentralstelle fur judische Auswanderung in Wien 6 wo er unter anderem mit Berthold Storfer zusammenarbeitete Im Rahmen der Arisierung musste Lowenherz ab 30 Marz 1940 als Rechtsnachfolger aller noch bestehenden Israelitischen Kultusgemeinden in Osterreich fungieren 7 Lowenherz musste mehrmals im Reichssicherheitshauptamt RSHA im so genannten Eichmannreferat erscheinen So wurden ihm als Vertreter der Judischen Gemeinde Wien gemeinsam mit Paul Eppstein von der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland durch Eichmann im Beisein von Rolf Gunther und Friedrich Suhr mitgeteilt dass ab dem 19 September 1941 alle Juden im Deutschen Reich einen Judenstern tragen mussen 8 Ab dem 1 November 1942 nach der durch die Nationalsozialisten verfugten Auflosung der Judischen Gemeinde Wien leitete er als so genannter Judenaltester den Altestenrat der Juden in Wien im entweihten Stadttempel an der Seitenstettengasse 2 bis 4 der fur alle in den Alpen und Donaureichsgauen lebenden staatsangehorigen und staatenlosen Juden zustandig war Ein dreikopfiger Beirat dem auch Murmelstein angehorte stand Lowenherz zur Seite 9 Die verbliebenen judischen Institutionen zunachst die Judische Gemeinde Wien und spater auch der Altestenrat wurden letztlich fur Deportationen Beschlagnahmung und Verfolgung der Juden in Osterreich durch die NS Behorden instrumentalisiert Dennoch versuchte Lowenherz weiter judischen Mitburgern die Ausreise zu ermoglichen 2 Nach Kriegsende Bearbeiten Im Mai 1945 wurde Lowenherz von Soldaten der Roten Armee wegen Kollaboration mit der NSDAP verhaftet und war danach fur drei Monate in der Tschechoslowakei interniert 10 Ein gegen ihn in Prag eingeleitetes Ermittlungsverfahren wurde eingestellt die Beschuldigungen fallengelassen Anschliessend stellte er sich noch einem judischen Ehrengericht in London welches ihn von jeglichen Kollaborationsanschuldigungen freisprach 1 Lowenherz zog uber die Schweiz mit seiner Frau Sophie zu seinen Kindern in die USA und lebte in New York City Im Vorfeld des Eichmann Prozesses in Jerusalem wurde er im Dezember 1960 durch den israelischen Konsul gebeten eine schriftliche Zeugenaussage fur das Verfahren abzugeben Lowenherz der unter den Erlebnissen der NS Zeit litt starb nur drei Tage danach an einem Herzinfarkt 11 Zitat BearbeitenIn London sprach Lowenherz im Juli 1945 auf einer Versammlung der Association of Jewish Refugees bei der der aus Wien geburtige Rechtsanwalt Franz Rudolf Bienenfeld die Situation in der sich Lowenherz in Wien befand wie folgt einschatzte Ein jeder der in einem von den Nazi besetzten Lande in einer offentlichen Stellung zu verbleiben genotigt war oder sich fur moralisch verpflichtet hielt eine solche Stellung im Interesse seiner Schutzbefohlenen beizubehalten musste mit den deutschen Behorden arbeiten und in diesem Sinne war er ein Kollaborateur 12 Literatur BearbeitenIsrael Gutman Hrsg Enzyklopadie des Holocaust Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Piper Verlag Munchen Zurich 1998 3 Bande ISBN 3 492 22700 7 Evelyn Adunka Die vierte Gemeinde Die Wiener Juden in der Zeit von 1945 bis heute Philo Berlin Wien 2000 ISBN 3 8257 0163 8 Marianne Enigl In jedem Fall tragt der Jude die Verantwortung Teil 2 In Profil Ausgabe 28 9 Juli 2007 S 36 ff Weblinks BearbeitenMarianne Enigl Zeitgeschichte Die Burokratie der Opfer Osterreichs Juden Ihr Leben und ihr Sterben Teil 1 In Profil Ausgabe 27 2 Juli 2007 S 30 ff Guide to the Papers of Joseph Lowenherz 1884 1960 1938 1960 AR 25055 MF 546 bearbeitet von Renate Evers Leo Baeck Institut Center for Jewish History Einzelnachweise Bearbeiten a b Joseph Lowenherz 1884 1960 Biographical Note Leo Baeck Institut a b c d Israel Gutman Hrsg Enzyklopadie des Holocaust Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden Piper Munchen Zurich 1998 2 Band S 902 f Dann habe ich Dr Lowenherz eine Ohrfeige gegeben In Welt Online 21 August 1999 a b Michael Nagel Zwischen Selbstbehauptung und Verfolgung deutsch judische Zeitungen und Zeitschriften von der Aufklarung bis zum Nationalsozialismus Georg Olms Verlag Hildesheim 2002 ISBN 978 3 487 11627 3 S 83 Dokument VEJ 2 50 in Susanne Heim Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 2 Deutsches Reich 1938 August 1939 Munchen 2009 ISBN 978 3 486 58523 0 S 184 185 Jan Bjorn Potthast Das judische Zentralmuseum der SS in Prag Gegnerforschung und Volkermord im Nationalsozialismus Campus Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 593 37060 3 S 47 Daniela Ellmauer Albert Lichtblau Historikerkommission der Republik Osterreich Arisierungen beschlagnahmte Vermogen Ruckstellungen und Entschadigungen in Salzburg Oldenbourg Wissenschaftsverlag Hildesheim 2004 ISBN 978 3 486 56780 9 S 141 Esriel Hildesheimer Judische Selbstverwaltung unter dem NS Regime Mohr Siebeck Tubingen 1994 ISBN 978 3 16 146179 8 S 204 Michael Nagel Zwischen Selbstbehauptung und Verfolgung deutsch judische Zeitungen und Zeitschriften von der Aufklarung bis zum Nationalsozialismus Georg Olms Verlag Hildesheim 2002 ISBN 978 3 487 11627 3 S 92 Rainer Mayerhofer Wiens Israelitische Kultusgemeinde nach 1945 Die Vierte Kehilah In haGalil onLine Pierre Genee Bob Martens Barbara Schedl Judische Andachtsstatten in Wien vor dem Jahre 1938 In David Judische Kulturzeitschrift Central Archive for the History of the Jewish People In Zeitspiegel 20 Juli 1945 zitiert nach Adunka Die vierte Gemeinde 2000 S 19 Normdaten Person GND 1072512025 lobid OGND AKS LCCN nr96035871 VIAF 66646563 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lowenherz JosefALTERNATIVNAMEN Lowenherz JosephKURZBESCHREIBUNG Oberhaupt der judischen Gemeinde Wien zur Zeit des NationalsozialismusGEBURTSDATUM 6 August 1884GEBURTSORT Piwowszczyzna GalizienSTERBEDATUM 1960STERBEORT New York Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Lowenherz amp oldid 228621818