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Friedrich Plattner 1 September 1896 in Ottensheim 1970er Jahre vermutlich in Iran war ein osterreichisch deutscher Physiologe Hochschullehrer und Nationalsozialist Leben BearbeitenPlattner absolvierte nach dem Ende seiner Schullaufbahn ein Studium der Medizin an der Universitat Innsbruck Als Soldat der k u k Armee nahm er am Ersten Weltkrieg teil und geriet in russische Kriegsgefangenschaft 1 Nach Kriegsende setzte er sein Studium fort und war von 1919 bis 1921 an der Universitat Innsbruck Demonstrator am Anatomischen Institut und danach in gleicher Funktion am Physiologischen Institut Im April 1922 wurde er zum Dr med promoviert Anschliessend wirkte er am Physiologischen Institut unter Ernst Theodor von Brucke als Assistent Nach der Habilitation war er ab 1926 in Innsbruck als Privatdozent und schliesslich ab 1931 als ausserordentlicher Professor tatig 2 Er forschte zur humoralen Ubertragung der Nervenerregung und entdeckte die azetylcholinspaltende Esterase im Blut 3 Nach der Machtergreifung im Deutschen Reich begann er sich in Osterreich nationalsozialistisch zu betatigen Anfang Mai 1933 trat Plattner der NSDAP bei Mitgliedsnummer 1 601 804 In der Illegalitat leitete er 1934 den Kampfbund fur Tirol Er gehorte der Gauleitung von Tirol an und wurde 1935 Gauleiter von Tirol 4 Anfang Januar 1936 trat er in die SS ein SS Nr 308 218 wo er am 25 April 1938 bis zum SS Standartenfuhrer aufstieg 4 Zeitweise war er stellvertretender Landesleiter der NSDAP die in Osterreich verboten war 1 Im September 1935 war er in Kufstein aufgrund illegaler nationalsozialistischer Betatigung festgenommen worden 1 Am 5 November 1935 verfugte das Bundespolizeikommissariat seine Ausburgerung und ab Mai 1936 wurde er fur mehrere Monate im Anhaltelager Wollersdorf festgehalten Nachdem Parteifreunde sich fur Plattners Berufung an eine deutsche Universitat erfolgreich eingesetzt hatten konnte er schliesslich ausreisen Im Oktober 1936 wurde er auf den Lehrstuhl fur Physiologie an die Universitat Konigsberg berufen und wurde schliesslich deutscher Staatsburger 5 Nach dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich im Marz 1938 kehrte er nach Osterreich zuruck Von Anfang Juni 1938 bis zum 20 Juni 1940 war er Staatskommissar fur Erziehung Kultus und Volksbildung beim Reichsstatthalter in Wien 4 In dieser Eigenschaft protestierte er im Juni 1938 bei der Gestapo gegen die Ernennung von Josef Lowenherz zum Leiter der Israelitischen Kultusgemeinde Wien der als Ostjude und Zionist mit engsten Verbindungen zum internationalen Judentum ungeeignet sei 6 In Plattners Zustandigkeitsbereich fiel die Entlassung von Hochschullehrern 7 Zusatzlich ubernahm er zunachst kommissarisch das Ordinariat fur Physiologie an der Universitat Wien und wurde im August 1940 offiziell auf den Lehrstuhl berufen Er war an der Universitat Wien Vorstand des Physiologischen Instituts 4 Er war zudem als Sachbearbeiter des Bereichs Physiologie fur die Zeitschrift Der Biologe zustandig die 1939 vom SS Ahnenerbe ubernommen wurde 7 Im November 1940 zog er seine Bewerbung fur die Ubernahme des Rektorats an der im Aufbau befindlichen Reichsuniversitat Strassburg zuruck da er sich der Arbeit nicht gewachsen fuhlte 8 Er war ein fanatischer und einflussreicher Nationalsozialist und galt als harter Nazifizierer 9 Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Plattner im Rahmen der Entnazifizierung im September 1945 als Reichsdeutscher aus dem Hochschulamt entlassen Bald darauf wurde er in Haft genommen Er wurde 1947 zu funf Jahren schwerem Kerker verurteilt 10 Plattner gelang es sich in den Iran abzusetzen Ab 1949 war er Professor fur Physiologie an der Universitat Tabris und ab 1961 am Medical College der Universitat Ahvaz tatig 4 Sein Todesjahr ist unbekannt 11 Literatur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 S 464 Peter Broucek Hrsg Ein General im Zwielicht Die Erinnerungen Edmund Glaises von Horstenau Band 2 Minister im Standestaat und General im OKW Veroffentlichungen der Kommission fur Neuere Geschichte Osterreichs Band 70 Bohlau Wien u a 1983 ISBN 3 205 08743 7 S 355 Lebenslauf in der Fussnote Roman Pfefferle Hans Pfefferle Glimpflich entnazifiziert die Professorenschaft der Universitat Wien von 1944 in den Nachkriegsjahren mit Professorenportraits Universitat Wien Archiv Schriften des Archivs der Universitat Wien Band 18 V amp R Unipress Gottingen Vienna University Press Wien 2014 ISBN 978 3 8471 0275 5 ISBN 978 3 8470 0275 8 Online Ausgabe als E Book kostenpflichtig Franz Huter Hundert Jahre Medizinische Fakultat Innsbruck 1869 bis 1969 Teil 2 Forschungen zur Innsbrucker Universitatsgeschichte 7 Veroffentlichungen der Universitat Innsbruck Band 17 Osterreichische Kommissionsbuchhandlung Innsbruck 1969 DNB 890234280 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Peter Broucek Hrsg Ein General im Zwielicht Die Erinnerungen Edmund Glaises von Horstenau Band 2 Minister im Standestaat und General im OKW Wien u a 1983 S 355 Franz Huter Hundert Jahre Medizinische Fakultat Innsbruck 1869 bis 1969 Teil 2 Innsbruck 1969 S 488 Franz Huter Hundert Jahre Medizinische Fakultat Innsbruck 1869 bis 1969 Teil 2 Innsbruck 1969 S 223 a b c d e Roman Pfefferle Hans Pfefferle Glimpflich entnazifiziert Die Professorenschaft der Universitat Wien von 1944 in den Nachkriegsjahren Gottingen 2014 S 326 Roman Pfefferle Hans Pfefferle Glimpflich entnazifiziert Die Professorenschaft der Universitat Wien von 1944 in den Nachkriegsjahren Gottingen 2014 S 173f Dokument VEJ 2 50 in Susanne Heim Bearb Die Verfolgung und Ermordung der europaischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 1945 Quellensammlung Band 2 Deutsches Reich 1938 August 1939 Munchen 2009 ISBN 978 3 486 58523 0 S 184 185 a b Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 S 464 Herwig Schafer Juristische Lehre und Forschung an der Reichsuniversitat Strassburg 1941 1944 Mohr Siebeck Tubingen 1999 Beitrage zur Rechtsgeschichte des 20 Jahrhunderts Bd 23 ISBN 3 16 147097 4 S 34 Roman Pfefferle Hans Pfefferle Glimpflich entnazifiziert Die Professorenschaft der Universitat Wien von 1944 in den Nachkriegsjahren Gottingen 2014 S 192 175 Roman Pfefferle Hans Pfefferle Glimpflich entnazifiziert Die Professorenschaft der Universitat Wien von 1944 in den Nachkriegsjahren Gottingen 2014 S 174f Roman Pfefferle Hans Pfefferle Glimpflich entnazifiziert Die Professorenschaft der Universitat Wien von 1944 in den Nachkriegsjahren Gottingen 2014 S 192 Landesregierung Seyss Inquart 1938 1939 Arthur Seyss Inquart Hubert KlausnerHans Fischbock Franz Hueber Ernst Kaltenbrunner Kajetan Muhlmann Friedrich Plattner Walter Rafelsberger Anton Reinthaller Otto Wachter Friedrich Wimmer Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 1 Februar 2018 PersonendatenNAME Plattner FriedrichKURZBESCHREIBUNG osterreichisch deutscher Physiologe Hochschullehrer und NationalsozialistGEBURTSDATUM 1 September 1896GEBURTSORT OttensheimSTERBEDATUM um 1970 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Plattner Mediziner amp oldid 239179069