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Johann Wilhelm Sauerwein Pseudonym Philipp Dietrich Wittlich 1 9 Mai 1803 in Frankfurt am Main 31 Marz 1847 ebenda 2 war ein deutscher Autor Journalist und Professor in Frankreich fur deutsche und englische Sprache Er setzte sich fur den Erhalt der Presse und Meinungsfreiheit in Deutschland ein und war Teilnehmer des Hambacher sowie Wilhelmsbader Festes 1832 Bekanntheit erlangte er fur seine lokalhumoristischen literarischen Arbeiten uber die Stadt Frankfurt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Charakteristika Sauerweins 4 Andenken 5 Werke 6 Literatur 7 Weblinks 8 FussnotenLeben BearbeitenJohann Wilhelm Sauerwein wurde am 9 Mai 1803 als Sohn des Schneidermeisters Johann Adam Sauerwein im Steinernen Haus am Markt geboren das sein Vater gepachtet hatte Er besuchte zunachst eine private Quartierschule und wechselte 1813 auf die neugegrundete stadtische Mannerschule der Weissfrauenkirche 1817 veranlasste der Pfarrer der Weissfrauenkirche Anton Kirchner ihn zum Ubertritt auf das Stadtische Gymnasium zur Vorbereitung auf das Theologie studium Von 1822 bis 1825 studierte Sauerwein an der Ruprecht Karls Universitat in Heidelberg Dort schloss er sich 1822 der Alten Heidelberger Burschenschaft an Als Predigtamts Kandidat kehrte er zuruck in seine Heimatstadt Frankfurt Dort kam er jedoch wie der fast gleichaltrige Gesinnungsgenosse Johann Friedrich Funck 1804 1857 von der Laufbahn ins Pfarramt ab Das Predigerministerium verweigerte ihm am 24 Mai 1828 die Zulassung zum Examen angeblich nachdem er sich an der privaten Auffuhrung der Localposse Der alte Burger Capitan von Carl Malss in der elterlichen Wohnung beteiligt und dabei einen Konsistorialrat verspottet hatte 2 Wahrscheinlich ist dass Sauerwein nach der Ruckkehr sich vermehrt Ende der 1820er Jahre der Schriftstellerei widmete so wie seine Freunde Funck und Johann Christoph Freyeisen 1803 1849 1 Sie engagierten sich in der liberalen Bewegung zu Anfang der 1830er Anders als seine Freunde fand er den Anschluss aber eher zogerlich denn noch 1831 bewarb Sauerwein sich mehrfach erfolglos um eine Lehrerstelle am Gymnasium als Kandidat der Theologie 2 Dennoch nahm Sauerwein lebhaften Anteil an allen Umtrieben im Raum Frankfurt und hatte Beziehungen zum Deutschen Press und Vaterlandsverein 3 Die Zensurbehorde der Freien Stadt Frankfurt ubte Druck auf die Zeitschrift Zeitbilder aus keine publizistischen Angriffe auf den Deutschen Bund zu drucken Mit Freyeisen verschlug es ihn daher in das liberalere Kurfurstentum Hessen Am 6 September 1831 ist von ihm zu lesen Deutschland ist immer noch ein grosser Wald aber voll Schlagbaumen und Schlagbaume sind fur Fursten die ergiebigsten Baume Auch in anderen Artikeln machte er der deutsch patriotischen Beklemmung dieser Tage Luft 4 Am 27 Mai 1832 nahm Sauerwein zusammen mit einer Abordnung Frankfurter am Hambacher Fest teil Spater Ende Juni 1832 auf dem Wilhelmsbader Fest betatigte er sich sogar als Redner und sprach sich fur die Verbruderung zwischen Militar und Volk aus 4 Sauerweins literarische Mitarbeit an den politischen Zeitschriften in dieser Zeit wie der Volkshalle Eulenspiegel Proteus und Zeitschwingen blieben anders als bei journalistischen Kollegen bis 1833 ohne gerichtliche Strafe weil viele seiner Beitrage eher humoristisch satirischen als politischen Charakter hatten Am 9 Juli 1832 erhielt Sauerwein eine polizeiliche Verwarnung sich kunftig der Angriffe gegen den Deutschen Bund zu enthalten Am 28 Juni 1832 beschloss die Bundesversammlung des Deutschen Bundes Sechs Artikel zur Aufrechterhaltung der gesetzlichen Ruhe und Ordnung im Deutschen Bund und weitere zehn Folge Artikel am 5 Juli 1832 Dagegen opponierte Sauerwein in Zeitungsartikeln und bezeichnete die Beschlusse als ungerecht 5 Sauerwein wurde angeklagt und vom Gericht zu vier Wochen Gefangnis verurteilt In der Berufungsverhandlung wies sein Anwalt Friedrich Siegmund Jucho erfolgreich darauf hin dass die kurfurstlich hessische Zensur in Hanau den Artikel genehmigt hatte und erzielte einen Freispruch Am 11 August nach nur 24 Ausgaben wurde die Deutsche Volkshalle verboten und zwang zur Verlegung auf Flugblatter die weniger zensierbar waren als eine periodisch erscheinende Zeitschrift 4 Nach dem missgluckten Frankfurter Wachensturm vom 3 April 1833 verhangte der Deutsche Bund vorubergehend die Bundesexekution gegen die Freie Stadt Frankfurt und richtete eine Bundeszentralbehorde ein die bis 1842 gegen uber 2000 Verdachtige vorging 5 2 Nachdem der am Wachensturm beteiligte Student Bernhard Lizius aus der Haft die er in der Konstablerwache verbrachte entfliehen konnte 6 verfasste Sauerwein das Lizius Lied das bald in der ganzen Stadt nach der Melodie Ich bin der Doktor Eisenbarth gesungen wurde Sauerwein begrundete zusammen mit Funck und Freyeisen sowie dem Arzt Carl Bunsen den liberalen Mannerbund Er trug den Kriegsnamen Essig 3 7 Seine revolutionaren Umtriebe setzte er auch weiterhin fort und verbreitete hierzu insbesondere das Bauern Conversations Lexikon das er mit Freunden in Marburg an der Lahn herausgab 7 Nach Verhaftung der Freunde verliess er im Marz 1834 vorbeugend Frankfurt unter dem Vorwand keine Anstellung zu finden 2 3 Tatsachlich wurde auch er steckbrieflich gesucht als angeblicher Verfasser und Verbreiter einer 1831 erschienenen Broschure Der 1 Mai 2 Sauerwein floh uber Liestal nach Bern in die Schweiz 2 Dort machte er Ubersetzung um sein Lebensunterhalt zu bestreiten In der Zeitschrift Nordlicht veroffentlichte er vermutlich einige Artikel Auch hielt er lose Kontakt mit dem Jungen Deutschland 3 Anstellung fand er beim Berner Volksfreund und arbeitete zusammen mit Hartwig von Hundt Radowsky und Bernhard Lizius 8 3 Im Sommer 1835 reiste er nach Paris zur Suche nach einer Anstellung mit Einkommen aus literarischer Arbeit Die Hoffnung darauf zerschlug sich und er kehrte wieder nach Bern zuruck 1836 wurde er Professor der deutschen und englischen Sprache am College in Saint Marcellin Isere in Frankreich 2 In Lyon traf er zusammen mit dem Frankfurter Dichter und Verleger Friedrich Stoltze mit dem er schon Anfang der 1830er Jahre Umgang pflegte als die Frankfurter Demokraten sich regelmassig im Lokal Zum Rebstock von Stoltzes Vater versammelten 4 Sauerwein erkrankte an Ruckenmarkslahmung und musste 1844 die Professur in Saint Marcellin aufgeben In der Hoffnung auf Heilung begab er sich im August 1844 nach Lyon Hier konnte ihm jedoch nicht geholfen werden so entschied er sich zur Ruckkehr in seine Geburtsstadt Dort stellte Sauerwein sich der Inquisitions Behorde Diese sah jedoch von der Verfolgung ab und liess Sauerwein unbehelligt Nach langem Siechtum starb er in Frankfurt am 31 Marz 1847 2 Wirken BearbeitenRudolf Jung schreibt dass Sauerweins literarische Tatigkeiten sich kaum mehr im Einzelnen nachweisen lassen Sauerwein beteiligte sich an den verschiedenen gegen den Bund gerichteten Zeitungen und Zeitschriften die in Frankfurt und Umgebung in rascher Folge erschienen unterdruckt wurden und dann sofort unter einem neuen Namen auflebten Auch schrieb er in den 30er Jahren Artikel die die Beschlusse des Deutschen Bundes als Ungerechtigkeit und Bedruckung bezeichneten Aller Wahrscheinlichkeit nach stammen von ihm das Lied Fursten zum Land hinaus und der Sturmgesang Wie wir Dich beklagen deutsches Vaterland Zudem verfasste er viele politische Broschuren wie Christkindchen oder Pfeffernusse Seine mundartlichen Possen und dramatischen Szenen Der Amerikaner Der Graff wie er leibt und lebt Frankfurt wie es leibt und lebt und andere geben eine prachtvoll humoristische Schilderungen des kleinburgerlichen Lebens in Frankfurt 2 Charakteristika Sauerweins BearbeitenRudolf Jung sieht in Sauerwein nicht den starren radikalen Unentwegten wie sein Freund Funck Er soll ein liebenswurdiger lebensfroher Dichter und Humorist gewesen sein Zudem zeugen seine Handschriften wie die im Frankfurter Stadtarchiv befindliche Bruckenauer Colleg Zeitung dass Sauerwein humorvoll gewesen sein musse bis hin zum Schalk Die zahlreiche Auflage und Freude der Landsleute uber seine humorvollen Frankfurter Erzahlungen sollen ihm Trost gespendet haben in der Verbannung 2 Richard Schwemer bemerkt zu Sauerwein dieser ware ebenso zu Beginn der 30er Jahre mit Spass bei der Sache gewesen Bezeichnend ware seine halb ironische halb sentimentale Art Er ware von innerer Unruhe getrieben jedoch blieb sein Streben nach einer festen Stellung erfolglos 4 Eduard Beurmann charakterisierte ihn 1835 in den Frankfurter Bildern Sauerwein war bei allem Liberalismus doch nur ein Frankfurter Philister aufgeklart genug um nicht ein Weigenand 9 zu seyn und an die Aristokratie zu glauben witzig genug um den alten Schlendrian persifliren zu konnen im Uebrigen aber ein Mann der viel sehr viel auf die alte gute Behaglichkeit in Frankfurt hielt der gerne Punsch ein Schoppchen und Baierisches Bier trank sich dabei uber den geistigen Philisterismus amusirte und die Freiheit belobte Es kam ihm von Herzen was er sagte und schrioeb aber ob Polen fiel ob die freie Presse unfrei wurde Essen und Trinken schmeckte ihm eben so gut und ich glaube nicht dass er deshalb schlaflose Nachte hatte Andenken BearbeitenLaut Rudolf Jung blieben nur Sauerweins mundartliche und lokalhumoristische literarischen Arbeiten in Erinnerung die 1887 in einer Gesamtausgabe erschienen Sein politisches Wirken in der Vaterstadt bleibe jedoch unbeachtet 2 Sein Nachlass befindet sich im Institut fur Stadtgeschichte Werke BearbeitenLieder Fursten zum Land hinaus Sturmgesang Lizius Lied WerkeDer Graff wie er leibt und lebt Der Amerikaner ABC Buch der Freiheit fur Landeskinder Hanau 1832 Protestation deutscher Burger fur Pressfreiheit in Deutschland Hanau 1832 Das Christkindchen Offenbach a Main 1832 Pfeffernusse Offenbach a Main 1833 Die Gefangnisse und die Gefangenen ein Wort zur Beforderung der Humanitat Offenbach a Main 1833 Frankfurt wie es leibt und lebt Erste Ansicht Der Gemusmarkt Frankfurt am Main 1838 Die Bernemer Kerb 1839 Frankfurt wie es leibt und lebt Dritte Ansicht Der 18 Octower 1840 Literatur BearbeitenRudolf Jung Sauerwein Johann Wilhelm In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 53 Duncker amp Humblot Leipzig 1907 S 718 720 Wolfgang Klotzer Hrsg Frankfurter Biographie Personengeschichtliches Lexikon Veroffentlichungen der Frankfurter Historischen Kommission Band XIX Nr 2 Zweiter Band M Z Waldemar Kramer Frankfurt am Main 1996 ISBN 3 7829 0459 1 S 245 247 Johannes Proelss Friedrich Stoltze Ein Burger von Frankfurt Societats Verlag Frankfurt am Main 1978 ISBN 3 7973 0327 0 Antje Gerlach Deutsche Literatur im Schweizer Exil Lostermann Vittorio 1975 ISBN 3 465 01042 6 S 46 f 104 112 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Criminal Acten des Frankfurter Stadtarchivs Frankfurter Hausblatter Neue Folge 1880 82 Bd I Nr 12 Bd II Nr 11 Askenasy Die Frankfurter Mundart und ihre Litteratur Frankfurt 1904 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 5 R S Winter Heidelberg 2002 ISBN 3 8253 1256 9 S 174 176 Weblinks BearbeitenBUNDESARCHIV Zentrale Datenbank Nachlasse In nachlassdatenbank de Abgerufen am 1 September 2016 Informationen uber den Nachlass Johann Wilhelm Sauerwein im Institut fur Stadtgeschichte Frankfurt Fussnoten Bearbeiten a b Walther Killy amp Rudolf Vierhaus Dictionary of german Biography Volume 8 Plett Schmidseder de Gruyter K G Saur Munchen 2005 ISBN 3 598 23298 5 S 563 f online auf books google de a b c d e f g h i j k l Rudolf Jung Sauerwein Johann Wilhelm In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 53 Duncker amp Humblot Leipzig 1907 S 718 720 a b c d e Antje Gerlach Deutsche Literatur im Schweizer Exil Lostermann Vittorio 1975 ISBN 978 3 465 01042 5 S 46 f 104 112 online auf books google de a b c d e Richard Schwemer Hist Kommission d Stadt FFM Geschichte der freien Stadt Frankfurt a M 1814 1866 Band 2 J Baer 1912 S 425 428 520 536 603 740 online auf archive org a b Otto Busch Handbuch der Preussischen Geschichte Band 2 Walter de 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