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Johann Osswald auch Osswald Oswald oder Oswalt 1712 in Honzrath Saarland 1 1752 in Neubeschenowa ungarisch Ujbesenyo Konigreich Ungarn war Anwerber deutscher und franzosischer Siedler zur Kolonisation des Banats im damaligen Konigreich Ungarn Von 1748 bis zu seinem Tod 1752 rekrutierte und begleitete Johann Osswald zirka 1 600 Ansiedler in das Banat die in der damals noch jungen Volksgruppe der Donauschwaben bzw Banater Schwaben aufgingen 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Erste Reise 1 2 Weitere Reisen 1 3 Untersuchung und Nachspiel 1 3 1 Konkurrenz und Konditionen 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben und Werk Bearbeiten nbsp Verlauf der Donau 2008 nbsp Ulmer SchachtelHistorische Darstellung nbsp Donau in Budapest 2005 nbsp Maria Theresia um 1752Martin van MeytensErste Reise Bearbeiten Im Fruhjahr 1748 reiste Osswald der sich selbst vor uber 20 Jahren mit dem Ersten Schwabenzug als Siedler in Neubeschenowa niedergelassen hatte in einer Erbschaftsangelegenheit an die Saar und nach Lothringen Er nutzte diese Reise gleichzeitig zur Anwerbung neuer Kolonisten fur elf neue Grundstucke im damaligen ungarischen Banat die von der habsburgischen Erzherzogin Kaiserin von Osterreich und Konigin von Ungarn Maria Theresia fur Siedler aus den westlichen Teilen und jenseits der westlichen Grenzen des Heiligen Romischen Reiches zur Verfugung gestellt worden waren Osswald erhielt offizielle Dokumente die ihm fur dieses Unternehmen uneingeschrankte Bewegungsfreiheit innerhalb des Reiches zuerkannten sowie 2 Dukaten zur Aufwandsentschadigung Es war ausserdem festgelegt dass Osswalds Dienste erst nach Eintreffen der Siedler im ungarischen Banat entlohnt wurden Um Osswalds Arbeit zu erleichtern schlug der Prasident der Provinzregierung vor in der Reichshauptstadt Wien Schiffe auf der Donau fur den umgehenden Weitertransport der rekrutierten Personen und Familien nach deren Ankunft bereitzuhalten Es ist moglich dass Osswald mit den Donauschiffern auf seinem Weg nach Lothringen entsprechende Vereinbarungen getroffen hat Osswald rekrutierte 60 Familien insgesamt 296 Personen aus der Gegenden von Mainz Trier sowie Lothringen zur Umsiedlung nach Ungarn und nutzte dabei intensiv seine verwandtschaftlichen und bekanntschaftlichen Beziehungen zum Aufbau von Glaubwurdigkeit bei Aussiedlungsaspiranten Anfang Juni 1748 kamen die Siedler begleitet von Osswald auf zwei Schiffen in Wien an und stiegen dort um auf zwei wartende Zillen auch als Ulmer Schachteln bekannt zum Weitertransport nach Peterwardstein Von Titel aus fuhrte der Weg dann weiter uber den Bega Kanal nach Temesvar Von dort wurden sie mit Wagen in das damalige Beschenowa 3 gebracht und machten sich hier ansassig 4 Berichte uber den Fortschritt der Reise wurden regelmassig an die Kommandantur des Reichskriegburos in Peterwardstein und die Hofdeputation in Temesvar geschickt Die Hofdeputation verfugte dass die beiden Zillen nach deren Benutzung fur den Transport der Siedler an den Schiffbruckleutnant zu ubergeben seien und dass die Kosten fur den Transport und die Verschiffung aus den zuruckgestellten Geldern fur Besiedlung zu zahlen seien Die Kosten beliefen sich auf 96 Gulden davon 24 Gulden fur den Schiffskapitan 17 Gulden fur jeden der vier Knechte und 4 Gulden Zurichtgeld Die Reichsleitung forderte diesen Betrag zusammen mit den 2 Dukaten fur Spesen die Osswald in Wien bekommen hatte vom Ungarischen Kolonisationsforderprogramm die Forderung wurde vom Universalkameralzahlamt beglichen Weitere Reisen Bearbeiten Osswald erkannte das Potential dieses Siedlerhandels Mit voller Unterstutzung der Hofdeputation wurde er im Oktober 1748 als Reichskommissar erneut zur Siedlerrekrutierung in die deutschen Lande entsandt diesmal mit den in Ciacova deutsch Tschakowa ungarisch Csak serbisch Cakovo Chakovo wohnenden Lothar Lotharius Nathermann 2 und Peter Hill 5 als Assistenten oder Mitarbeiter Darauf folgend reiste Osswald im Fruhjahr 1749 nach Lothringen wo er 250 siedlungswillige Familien mit insgesamt 900 Personen rekrutierte Diesem grossen Erfolg stand anfanglich Unentschlossenheit der Behorden uber den weiteren Einsatz der Siedler gegenuber Es waren bis dato keine Entscheidungen getroffen worden welchen Dorfern die Siedler zugewiesen werden sollten Eine eilige Sitzung wurde vom Verwaltungsrat Redecher einberufen an der Oberverwalter Stogmann Gegenschreiber Fischer Vorsteher Kramer aus Lipova deutsch Lippa sowie der Gegenschreiber aus Lugoj deutsch Lugosch teilnahmen und die ein detailliertes Dokument mit den Orten und den Abmessungen der Landzuweisungen ausarbeitete Nach der anfanglichen Verweigerung der Bereitstellung von Transport durch das Oberst Schiffamt schaltete der spatere Kanzler und Minister Deputationsprasident Graf Leopold Kolowrat Kaiserin Maria Theresia selbst zur Intervention ein und entwarf formelle Richtlinien fur den Weitertransport von Siedlern In der Zwischenzeit war Oswald mit den Kolonisten auf der Anreise nach Wien wo er diese am 10 Mai 1749 in die Obhut von Regimentshauptmann Serangiolo ubergab Untersuchung und Nachspiel Bearbeiten Zwei Berichte des Regimentshauptmanns Serangiolo vom 14 und 15 Mai 1749 hatten eine von Deputationsprasident Kolowrat angeordnete offizielle Untersuchung zur Folge Serangiolo hatte in diesen Berichten mitgeteilt dass eins der sechs vom Oberst Schiffamt zur Verfugung gestellten Schiffe der Osswald Gruppe Anfang Mai 1749 wegen technischer Schwierigkeiten auf der Donau in Pest zuruckbleiben musste Serangiolo sei bei der Gruppe verblieben und hatte mit Vorbereitungen fur die Bepflanzung von Olivengarten am eigentlichen Zielort assistiert Seit der Abreise der Familien in Donauworth habe ein privater Vermittler ein sog Einhandler Versuche unternommen moglichst viele der Siedler abzuwerben Trotz Serangiolos Anwesenheit sei es ihm in Ofen fruherer Name der Stadt Buda nicht gelungen das Abwerben von 159 Siedlern zu verhindern durch einen sich als Offizier des Ungarischen Hofkammerprasidenten Graf Antal Grassalkovich I ausgebenden Mann der behaupte dass Osswald und Serangiolo Lugner seien und es in Wahrheit geplant sei die Siedler als Sklaven an die Turken zu verkaufen In der Untersuchung wurden Regimentshauptmanns Serangiolo und seine ihn begleitenden Offiziere der Bruckhauptmann Johannes Carl Fromm der Rekrutierer und Vermittler Johann Osswald sowie eine Anzahl Banater Burger unter Eid vernommen Die Auswertungen ergaben dass sich der als Offizier des ungarischen Kammerprasidenten Grassalkovich ausgebende Werber geweigert hatte Serangiolos Anordnungen Folge zu leisten wahrend Serangiolo Anstrengungen unternahm die Siedler wieder zu beruhigen und gefugig zu machen Serangioli berichtete dass diese Person an Bord gekommen sei und gerufen hatte Heraus die Ihr mit zu uns nach Buda kommen wollt Uns ist es befohlen worden Euch Geld zu geben genug Geld und Ihr musst nicht dafur in das Banat gehen und sterben Und hort nicht auf Euren Fuhrer weil er spricht Unsinn 2 6 Serangiolos Aufgabe erschwerte sich weiter durch die bei den Schiffen bereitgehalten Wagen zum Weitertransport der Siedler samt deren Habe und dem Versprechen von Schutz fur diese Gruppe durch einen bewaffneten Husaren der sie nach Pest fuhren sollte Obwohl Serangioli eine Anzahl Soldaten aussandte um die Siedler festzunehmen und zum Schiff zuruckzubringen weigerten sich diese allerdings den Anordnungen Folge zu leisten Serangioli hatte darauf Grassalkovich durch einen seiner Offiziere in einer scharfen Note aufgefordert die Siedler umgehend zuruckzugeben damit die Reise fortgesetzt werden konne Deputationsprasident Kolowrat empfahl der Kaiserin sofort mit militarischer Macht gegen Grassalkovich vorzugehen Grassalkovich aber war ein Gunstling Maria Theresias 7 die Beschwerden uber sein Treiben ignorierte Grassalkovich hatte anfangs schon den Kammervermittler Johann Osswald ausgenutzt indem er ihm Papiere fur dessen uneingeschrankte Bewegungsfreiheit im Reich ausgestellt hatte Er sparte so die Kosten fur die Logistik des Werbens und des Transportes dieser Kolonisten nach Buda und stahl sie dann einfach vor Ort Von den 900 von Osswald eskortierten Kolonisten setzen 741 ihre Fahrt an Bord von vier Schiffen fort Von diesen starben 37 auf dem Weg in das Banat sodass nur 704 in Temesvar ankamen mit einer Verlustquote von 22 Prozent nbsp Verbreitung von Sprachen in Osterreich UngarnDistribution of Races in Austria Hungary Historical Atlas William R Shepherd 1911 nbsp Besiedlungsphasen in NeubeschenowaAnton Peter Petri 1963Konkurrenz und Konditionen Bearbeiten Die Konkurrenz zwischen offentlichen und privaten Landeigentumern und deren Werbern um Siedler mit hohen Verlust von Siedlerkapital zur Folge hatten sich zu einem schwerwiegenden Hindernis fur die habsburgische Kolonisation Ungarns entwickelt Die Hofdeputation in Wien nutzte die Herbst und Wintermonate 1750 um sich mit der Problematik zu befassen Mathias Nischbach oder auch Fischbach 2 8 und Mathias Pless zwei seit kurzem in Beschenowa ansassige Konkurrenzvermittler zogen ebenso wegen einer Erbschaftsangelegenheit in ihre alte Heimat in der Nahe von Trier Diese boten sich an auf ihrer Reise kostenlos Siedler zu rekrutieren verlangten aber ein Dokument mit den Rahmenbedingungen des Siedlungsangebots in Ungarn welches Maximillian Edler von Rosendorf Ratsherr zu Temesvar in Form eines elf punktigen Werbebriefes fur die Ansiedlung eskortierter Familien am 10 November 1749 an beide Manner schrieb Gewahrung von drei steuerfreien Jahren eine Verlangerung konnte bei Unfallen und Unglucksfallen beantragt werden Die Reise musste von Wien per Schiff auf der Donau bis zum Siedlungsplatz im Banat unter Eskorte weitergefuhrt werden Es bestand die Wahl zwischen Ansiedlung in bereits mit eigenem Pfarrer etablierten Dorfern oder der Grundung von neuen Dorfern in welchem Fall die Kosten fur den Unterhalt eines Pfarrers selbst zu tragen waren 9 Kostenloses Bau und Brennholz wurde aus den Waldern bereitgestellt Ackerland wurde bereitgestellt und weiteres Ackerland wurde schrittweise und angepasst an die Befahigung dieses zu kultivieren zur Verfugung gestellt Sobald Odland durch Bearbeitung in Ackerland umgewandelt war wurde es als Privatbesitz in das Grundbuch eingetragen werden Handler mussten Zoll und Maut bezahlen Die Zahlung von Grundsteuer war nach Ablauf von drei Jahren fallig Siedlern in Temesvar wurde ein Baugrundstuck zugewiesen Die Anreise erfolgte auf eigenes Risiko Nach Ankunft im Banat musste sich jeder bei der ortlichen Administration registrieren lassenDer Kern dieses Dokumentes war ausdrucklich die Garantie fur die Siedler per Patent dass ihre Reise von Wien bis zum Siedlungspunkt gesichert war aber auch eine vertragliche Verpflichtung fur die Siedler die ihre Reise auf dem Boden der Krone enden lassen mussten Damit sollte dem Abwerben von Vermittlern privater Landeigentumer unterwegs vorgebeugt werden Ausser der freien Anreise wurden in von Rosendorfs Dokument weitere finanzielle Unterstutzungen ausdrucklich ausgeschlossen Obwohl keine genauen Zahlen uber den Erfolg der Werbereise von Nischbach und Pless existieren ist anzunehmen dass die Mehrzahl der am 29 April 1750 in Wien registrierten Familienvorstande zu ihrer Gruppe gehorten Hinzuzufugen ist dass am gleichen Tag auch Johann Osswald eine Gruppe Siedler in Wien registrierte Gemessen an der Gemeinde oder Bezirksherkunft dieser Familienvorstande waren Osswald mit 18 Pless mit 25 und Nischbach mit 11 zusammen mit 54 an der Rekrutierung der Gesamtzahl von 141 Familienvorstanden beteiligt Diese Gruppe siedelte am Ende in Neubeschenowa Es gilt als wahrscheinlich dass Osswald mit seiner Werbereise 1749 die Saat zu der Idee der Rekrutierung von Kolonisten in Nischbach und Pless gelegt hatte da alle drei Bewohner des Dorfes Neubeschenowa waren Es wird in der Literatur angenommen dass Nischbach und Pless Lehrlinge Osswalds im Handel mit menschlicher Fracht waren Literatur BearbeitenHans Diplich Hrsg Deutsches Bauernleben im Banat Hausbuch des Mathias Siebold aus Neubeschenowa Banat 1842 1878 Verlag des Sudostdeutschen Kulturwerks Munchen 1957 Karin Muller Franzen Hrsg Chronik Neubeschenowa Ein Banater Dorf im Wandel der Zeit Selbstverlag Puchheim 2006 ISBN 3 00 019598 X Paralleltitel Neubeschenowa Erinnerungen an eine Heimat Anton Peter Petri Neubeschenowa Geschichte einer moselfrankischen Gemeinde im rumanischen Banat Pannonia Verlag Freilassing 1963 William O Reilly Alluding to Alternatives Sourcing and Securing Colonists in Eighteenth Century Germany In Claudia Schnurmann u a Hrsg Atlantic Understandings Essays on European and American History in Honor of Hermann Wellenreuther LIT Verlag Munster u a 2008 159 183 ISBN 978 3 8258 9607 2 Weblinks BearbeitenFranzosen im Banat private Webseite von Franz Etienne Webseite der HOG Neubeschenowa Geschichte NeubeschenowasEinzelnachweise Bearbeiten Franzosen im Banat 1 2 Vorlage Toter Link www franz etienne de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven Autor Franz Etienne nennt das 10 km entfernte Siersburg bei Dillingen als Herkunftsort Osswalds Zugriff September 2008 a b c d William O Reilly Atlantic understandings essays on European and American history in honor of Hermann Wellenreuther Hrsg Claudia Schnurmann Hartmut Lehmann LIT Verlag Munster 2006 ISBN 978 3 8258 9607 2 Alluding to Alternatives Sourcing and Securing Colonists in Eighteenth Century Germany S 159 183 google com Der Ortsname Neubeschenowa kam 1750 auf um Beschenowa von dem ebenfalls im Banat liegenden bulgarisch besiedelten Altbeschenowa zu unterscheiden Neubeschenowa de Geschichte Memento des Originals vom 6 Marz 2005 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www neubeschenowa de Zugriff August 2008 Franzosen im Banat B A rNr 22 fol 17 18 Seite 175 Serangiolo schrieb in seinem in italienisch gehaltenen Bericht Unsinn sei die eher euphemistische Ersatzbeschreibung der eigentlichen Redewendung in der italienischen Sprache Palais Grassalkovich Franz Stanglica Die Auswanderung der Lothringer in das Banat und die Batschka im 18 Jahrhundert In Elsass Lothringen 12 1943 Seite 24 sowie in id Die Auswirkungen der Elsass Lothringer im 18 Jahrhundert nach Sudosteuropa im Spiegel der Ansiedlungsakten in Elsass Lothringen 6 7 1933 auf Seite 176 auch als Mathias Fischbach erwahnt Zwischen 1748 und 1752 fielen die Siedler in Neubeschenowa in die seelsorgerische Obhut von Pfarrer Anton Martinuzzi im damaligen Mercydorf rumanisch Cărani ungarisch Mercyfalva welcher an der Rekrutierung italienischer Siedler in diese Gegend beteiligt war Zur weiteren Etablierung des aufkommenden Ortsnamens Neubeschenowa und zur Unterscheidung vom ebenfalls im Banat liegenden bulgarisch besiedelten Altbeschenowa rumanisch Dudeștii Vechi entschied die Wiener Hofkammer die Bereitstellung eines Pfarrers Quelle Anton Peter Petri Neubeschenowa Geschichte einer moselfrankischen Gemeinde im rumanischen Banat Pannonia Verlag 1963 Seite 30 31 PersonendatenNAME Osswald JohannALTERNATIVNAMEN Oswald Oswalt OsswaldKURZBESCHREIBUNG Anwerber deutscher und franzosischer Siedler zur Kolonisation des Banats im damaligen UngarnGEBURTSDATUM 1712GEBURTSORT Honzrath SaarlandSTERBEDATUM 1752STERBEORT Neubeschenowa Konigreich Ungarn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Osswald amp oldid 235692273