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Johann Ludwig von Erlach 30 Oktober 1595 in Bern 26 Januar 1650 in Breisach war ein Schweizer protestantischer Soldnerfuhrer Kriegsherr und Offizier wechselnder Dienstherren wahrend des Dreissigjahrigen Krieges Johann Ludwig von Erlach als Generalleutnant in franzosischem Dienst um 1650 Von Erlachs Grab in der Kirche Schinznach Dorf Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Berufsausbildung 3 Im Dienst Berns 4 Im Dienst Bernhards von Weimar 5 Im Dienst Frankreichs 6 Erlachs Einfluss auf die Friedensverhandlungen in Osnabruck und Munster 7 Krankheit Tod und Begrabnis 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenJohann Ludwig von Erlach wurde am 30 Oktober 1595 als Sohn des bernischen Landvogtes Rudolf von Erlach von Morges und von dessen erster Frau Ursula von Mulinen in Bern geboren 1 1627 heiratete er Margaretha von Erlach eine Tochter des Ulrich von Erlach Er hinterliess das von ihm 1643 neu errichtete Schloss Kasteln seinen drei Tochtern 2 Catharina Susanna heiratete den Freiherrn Johann Caspar von Dorringenberg aus Hessen Kassel Maria Johanna den schwedischen Obristen Axel von Taupadel und Johanna Louisa den schwabischen Freiherrn Friedrich von Stain 3 Sigmund von Erlach war ein Neffe Johann Ludwigs von Erlach Berufsausbildung BearbeitenNach einer schulischen Ausbildung in Genf von 1608 bis 1611 wurde Johann Ludwig von Erlach Page Christians von Anhalt Zwischen 1620 und 1626 trat er sukzessiv als Offizier in anhaltinische brandenburgische braunschweigische und schwedische Dienste 1620 wurde er in der Schlacht am Weissen Berge verwundet und gefangen genommen Nach seinem Loskauf machte er unter dem Markgrafen von Brandenburg Jagerndorf und Christian von Braunschweig Feldzuge in Ungarn Deutschland und Flandern mit 1623 trat er nachdem er noch zuvor als braunschweigischer Obristleutnant mit seinen Truppen die Heilig Geist Kapelle und das Spital in Wildeshausen demoliert hatte in den Dienst Gustav Adolfs von Schweden der ihn als Generalquartiermeister nach Litauen und Livland sandte Im Dienst Berns BearbeitenNach seiner Ruckkehr nach Bern wurde Johann Ludwig von Erlach in den Grossen Rat aufgenommen 1628 verfasste er federfuhrend die Berner Heeresreform 1629 verfasste er als Mitglied des Kleinen Rates das erste eidgenossische Defensionale und beteiligte sich im April 1630 als Oberst auf Geheiss der Tagsatzung an der Belagerung von Casale im Piemont durch die Franzosen 4 1633 wurde Johann Ludwig von Erlach als Obrist zum Kommandanten des bernischen Aargaus berufen eine verantwortungsvolle Position da im benachbarten Oberrheingebiet und im Elsass die Schweden eingebrochen waren Nach den Beschlussen der Tagsatzung war er der Neutralitat verpflichtet Ab Oktober 1637 unterstutzte er jedoch immer offener Bernhard von Weimar dem er riet die vorderosterreichischen Waldstadte uber das Gebiet des Bistums Basel anzugreifen 5 Johann Ludwig von Erlach unterstutzte Bernhard von Weimars Offensive gegen die vier Waldstadte im Januar 1638 mit Aufklarung Logistik und Nachschub Zum Skandal geriet die Gefangennahme des bernischen Obristen aus osterreichischer Sicht ein Kombattant am 28 Februar 1638 bei Beuggen in der Schlacht bei Rheinfelden Johann Ludwig von Erlach wurde zunachst in der Festung Rheinfelden in Gewahrsam genommen kam aber bereits am 22 Marz nach der Kapitulation Rheinfeldens frei Nachdem seine Rechtfertigung vor der Tagsatzung misslang wurde seinem Wunsch nach Entlassung stattgegeben Von Erlach machte sich dann schuldig an der Bluttat von Laufenburg als er als Rache fur die Flucht des kaiserlichen Feldmarschalls Savelli aus dem Kerker den Pfarrer den Kaplan und den Gefangniswarter hinrichten liess Im Dienst Bernhards von Weimar BearbeitenIm Sommer 1638 trat Johann Ludwig von Erlach im Rang eines Generalmajors in den schwedisch weimarischen Dienst Bernhard von Weimar beauftragte ihn mit der Fortfuhrung der Belagerung von Breisach dessen Kommandant Hans Heinrich von Reinach sich am 17 Dezember 1638 nach schweren Verlusten unter der Zivilbevolkerung ergab Unmittelbar danach ernannte Bernhard von Weimar von Erlach zum Stadtgouverneur In dieser Position gelang ihm rasch die Rolle eines Primus unter den vier weimarischen Generalen einzunehmen Der sterbende Bernhard von Weimar bestellte in Neuenburg am Rhein Ludwig von Erlach zum Vollstrecker seines Testamentes und stellte ihn mit drei Mitdirektoren an die Spitze der Truppen Entgegen der letzten Verfugung Bernhards von Weimar die eroberten Gebiete am Oberrhein einem seiner Bruder zu ubergeben fuhrte Hans Ludwig von Erlach unverzuglich Unterhandlungen mit Kardinal Richelieu Im Dienst Frankreichs BearbeitenJohann Ludwig von Erlach erhielt fur die Ubergabe der besetzten Gebiete an Frankreich eine hohe Gratifikation die je nach Quelle bis zu 300 000 Franken betragen haben soll Ausserdem wurde er als Gouverneur von Breisach und der eroberten vorderosterreichischen Gebiete bestatigt Er erhielt den Oberbefehl uber die schwedisch weimarischen Truppen und ausserdem die franzosische Staatszugehorigkeit Jedoch stellte ihm Richelieu als Konigsleutnant der franzosischen Regimenter den Baron von d Oisonville einen Neffen des Ministers Desnoyers zur Seite Nach einem Erlass des Konigs musste Erlach dem Baron 1641 die Vorrangstellung uberlassen Mit den gewonnenen finanziellen Mitteln liess von Erlach seinen Besitz Schloss Kasteln bei Schinznach ab 1643 mit einer prunkvollen Ausstattung neu errichten und erwarb ein Palais in der Basler Vorstadt Erlach und d Oisonville operierten zumeist in unterschiedlichen Regionen Eine Abstimmung in wichtigen Punkten kann jedoch angenommen werden Im Fruhjahr 1643 stand d Oisonville in Mittelbaden und hinterliess nach den zeitgenossischen Quellen schwere Schaden in den ausgeplunderten Orten und Dorfern darunter Gernsbach und Oberkirch Johann Ludwig von Erlach kooperierte seit 1638 mit dem verbundeten ehemaligen wurttembergischen Kommandanten und Kriegsherrn der Festung Hohentwiel Konrad Widerholt mit dem er zusammen 1643 Uberlingen und Tuttlingen uberfiel und plunderte Der Begriff Erlach scher Reiter wurde zum Synonym fur Bandit 6 Die Zusammenarbeit mit d Oisonville gestaltete sich zunehmend schwierig Im Marz 1644 meuterten die franzosischen Soldaten da d Oisonville Gelder fur die Besoldung und den Unterhalt der militarischen Anlagen unterschlagen hatte Erlachs Position verbesserte sich Mitte der 1640er Jahre D Oisonville wurde schliesslich nach dem Sturz seines Onkels abberufen 1647 wurde Erlachs Position weiter dadurch gefestigt dass er zum ranghochsten Generalleutnant unter dem Oberbefehl Turennes aufstieg wenngleich er mit Turenne nicht im besten Einvernehmen stand Als Kommandeur der Hilfstruppen verhalf er durch sein Eingreifen Conde bei Lens am 20 August 1648 zum Sieg Ein zwischen 1647 und 1650 entstandenes Portrat stellt Erlach als Generalleutnant mit dem franzosischen Kommandostab dar Erlach wurde jedoch nicht wie immer wieder kolportiert wird kurz vor dem Tod zum Marschall von Frankreich ernannt Erlachs Einfluss auf die Friedensverhandlungen in Osnabruck und Munster BearbeitenJohann Ludwig von Erlach machte wahrend der laufenden Friedensverhandlungen in Munster und Osnabruck mit wiederholten Memoranda seinen Einfluss in Paris geltend Er zielte zunachst darauf ab das Elsass und auch das Hochrheintal mit den Waldstadten dauerhaft Frankreich anzugliedern Damit stand er den Interessen der Stadt Basel entgegen die ihrerseits Interesse an den linksrheinischen Waldstadten und dem Fricktal bekundete Erlachs wichtigster Gegenspieler auf habsburgischer Seite der Baron Isaak Volmar von Rieden hatte dagegen den Auftrag die Vorkriegsgrenzen wiederherzustellen Mit Johann Rudolf Wettstein hatte Erlach bereits zu dessen Zeit als Oberzunftmeister engen wirtschaftlichen Kontakt Wettstein gelang es Erlach ab 1646 ins Vertrauen und Einverstandnis zu ziehen Erlach nutzte ab diesem Zeitpunkt seinen Einfluss und seine Verbindungen in Paris zur Starkung von Wettsteins Position in Munster und Osnabruck 7 Krankheit Tod und Begrabnis BearbeitenEnde 1649 erkrankte Erlach schwer Auch eine Kur im Sauerbrunnen Griesbach fuhrte zu keiner Besserung Johann Ludwig Erlach verstarb am 26 Januar in Breisach Der Leichnam wurde an seinen Sitz Kasteln uberfuhrt Bereits zu Lebzeiten hatte er an der reformierten Kirche Schinznach seiner Ortskirche eine Grabkapelle bauen lassen Ein grosser und reichlich geschmuckter Epitaph erzahlt seine Lebensgeschichte Literatur BearbeitenMarco Jorio Erlach Johann Ludwig von In Historisches Lexikon der Schweiz Christoph von Steiger Erlach von Johann Ludwig In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 592 Digitalisat Emil Blosch Erlach Johann Ludwig von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 6 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 216 220 David Herrliberger Schweitzerischer Ehrentempel Gedruckt bey Daniel Eckenstein Basel 1748 Digitalisat auf books google de Der Schweizerische Geschichtforscher Band 12 Neuenburg 1844 S 94 Genealogie des Generals Wilhelm Kotzde Kottenrodt Der Mann von Bern Hans Ludwig von Erlach ein Leben fur die Freiheit Hunenburg Verlag Stuttgart 1958 8 Weblinks BearbeitenPhilippe Rogger Erlach Hans Ludwig von 2015 In Lexikon der Heerfuhrer und hohen Offiziere des Dreissigjahrigen Krieges hrsg von Markus Meumann Online Ressource abgerufen am 2 Januar 2019 Historisches Familienlexicon der Schweiz Hans Ludwig von Erlach Einzelnachweise Bearbeiten Historisches Familienlexikon der Schweiz Hans Ludwig von Erlach In der Literatur wird als Mutter oft falschlicherweise Katharina von Mulinen die zweite Frau seines Vaters Rudolf von Erlach angegeben Gustav Schwab Die Schweiz in ihren Ritterburgen und Bergschlossern historisch dargestellt von vaterlandischen Schriftstellern Band 3 Dalp Bern Chur und Leipzig 1839 S 196 Google Books Der Schweizerische Geschichtsforscher Band 12 C Kasser 1844 S 94 Anton von Tillier Friedrich A Grauff Geschichte des eidgenossischen Freistaates Bern von seinem Ursprunge Band 4 Fischer Bern 1838 S 73 Anton von Tillier Friedrich A Grauff Geschichte des eidgenossischen Freistaates Bern von seinem Ursprunge Band 4 Bern Fischer 1838 S 92 Andre Corvisier Histoire militaire de la France Band 2 S 381 Peter Stadler in Der Westfalische Friede Diplomatie politische Zasur kulturelles Umfeld Rezeptionsgeschichte Band 26 Oldenbourg Verlag Munchen 1998 ISBN 3 486 64425 4 S 377 ff Anmerkung Eine einseitig deutschtumelnde und mit entsprechender Vorsicht zu geniessende Darstellung die jedoch exemplarisch die diplomatischen Verstrickungen und Dilemmata der am dreissigjahrigen Krieg beteiligten regionalen Machte am Rheinknie bei Basel Breisgau Sundgau Fricktal und somit der Eidgenossen Habsburger Franzosen etc und die ambivalente Haltung H L von Erlachs aufzeigt Normdaten Person GND 118685201 lobid OGND AKS VIAF 218592635 Wikipedia Personensuche VSchweizer GeneraleAlte Eidgenossenschaftvor 1798 Ulrich von Sax Pavierzug 1511 Johann Ludwig von Erlach 1633 1636 Sebastian Peregrin Zwyer 1653 1656 Wilhelm Bernhard von Muralt 1792 Karl Ludwig von Erlach 1798 nbsp nbsp nbsp Helvetische Republik1798 1803 Augustin Keller Helvetik Johann Weber Helvetik Joseph Leonz Andermatt Helvetik Pierre von der Weid Helvetik Mediation und Restauration1803 1847 Niklaus Rudolf von Wattenwyl 1805 1809 1813 Niklaus Franz von Bachmann 1815 Charles Jules Guiguer de Prangins 1830 1838 Peter Ludwig von Donatz 1845 Guillaume Henri Dufour 1847 Johann Ulrich von Salis Soglio Sonderbund 1847 Bundesstaatab 1848 Guillaume Henri Dufour 1849 1856 1859 Hans Herzog Dt Frz Krieg 1870 1871 Ulrich Wille Erster Weltkrieg 1914 1918 Henri Guisan Zweiter Weltkrieg 1939 1945 PersonendatenNAME Erlach Johann Ludwig vonKURZBESCHREIBUNG Schweizer General und Gouverneur von BreisachGEBURTSDATUM 30 Oktober 1595GEBURTSORT BernSTERBEDATUM 26 Januar 1650STERBEORT Breisach Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Ludwig von Erlach amp oldid 235403430