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Johann Christoph Herdegen seit 10 Juni 1814 von Herdegen 20 Marz 1787 in Lauffen am Neckar 16 Marz 1861 in Stuttgart war ein Beamter Politiker und Finanzminister des Konigreichs Wurttemberg Johann Christoph von Herdegen Olgemalde von Gottlob Wilhelm Morff Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Politik 3 Privatleben 4 Ehrungen 5 Einzelnachweise 6 LiteraturWerdegang BearbeitenChristoph Herdegen war der Sohn des Rotgerbers Johann Christoph Herdegen 1752 1807 in Lauffen Seine Mutter hiess Dorothea Katharine geb Bezner und war die Tochter eines Chirurgen aus Walheim Herdegen wuchs als der Alteste neben vier jungeren Geschwistern auf Er besuchte die Lateinschule in Lauffen und begann 1801 eine Lehre beim dortigen Amts und Gemeindeschreiber Noch wahrend seiner Lehrzeit wurde er in die mit Gehalt verbundene Tatigkeit eines Mittelsubskribenten aufgenommen Von 1805 bis 1807 arbeitete er als Substitut in Grosssachsenheim 1806 bestand er die Prufung zum Substitut und 1807 diejenige zum Oberamtsaktuar und Stadtschreiber Von 1807 bis 1810 folgte eine Anstellung als Oberamtsaktuar in Bietigheim Wegen der haufigen Abwesenheit des Oberamtmanns konnte sich Herdegen als dessen Stellvertreter profilieren 1810 erfolgte seine Ernennung zum Sekretar der Militarkonskriptionskommission im Kriegsdepartement wo er die nachsten funf Jahre seinen Dienst versah 1812 bis 1813 diente er als Generalkriegskommissar des koniglich wurttembergischen Erganzungskorps welches im August 1812 in den Russlandfeldzug nachgeschickt wurde Von 1813 bis 1814 nahm er als Oberkriegskommissar an den Befreiungskriegen teil und beendete seinen Militareinsatz von 1814 bis 1815 als Generalkriegskommissar Vom 15 Februar bis zum 7 Marz 1815 ubte er noch die Funktion eines Rechnungsrats bei der Militarrechnungskammer aus ehe er dann von 1815 bis 1817 Oberfinanzrat bei der Krondomanensektion und der Generalsalzadministration war Am 18 November 1817 erfolgte seine Ernennung zum Referenten der neu errichteten Staatskontrolle Politik BearbeitenSeit 1820 beobachtete Herdegen als Begleiter des Finanzministers Weckherlin die Sitzungen der wurttembergischen Kammer der Abgeordneten Als vortragender Rat im Departement der Finanzen und seit 1821 als ausserordentliches Mitglied des Geheimen Rats gewann er wahrend der nachsten zehn Jahre einen tiefen Einblick in die Leitung der Staatsgeschafte Am 23 September 1832 erfolgte seine Ernennung zum Chef des Departements der Finanzen und zum ordentlichen Mitglied des Geheimen Rats mit dem Titel Wirklicher Staatsrat Dies entsprach nach heutigem Verstandnis der Funktion eines Finanzministers wenngleich erst am 26 September 1839 seine Beforderung zum Wirklichen Minister erfolgte Bei der Ubernahme seines Amtes an der Spitze des Finanzministeriums 1832 waren die wurttembergischen Staatsfinanzen bereits in einer guten Verfassung Die Rechnungsergebnisse wahrend der vergangenen Friedensjahre hatten zu Uberschussen gefuhrt Infolge der franzosischen Julirevolution von 1830 wurde es jedoch politisch unruhig und auch in Wurttemberg erhielt die liberale Bewegung starken Auftrieb so dass Herdegen als Vertreter der Regierung in seinen Anfangsjahren auf unzahlige kritische Fragen der Opposition im Landtag Rede und Antwort stehen musste Bereits am 16 Januar 1833 legte Herdegen dem 6 ordentlichen Landtag seinen ersten Staatshaushaltsgesetzesentwurf vor zu dem die Fuhrer der Opposition Friedrich Romer Paul Pfizer Ludwig Uhland und Albert Schott jedoch nicht eindeutig Stellung bezogen so dass der Landtag bereits am 22 Marz 1833 dem Grundungstag des Deutschen Zollvereins aufgelost wurde und als Vergeblicher Landtag in die Geschichte einging Der 7 ordentliche Landtag erorterte nun seit dem 20 Mai 1833 in 116 lebhaften Sitzungen den neuen Haushalt der endlich am 9 Dezember 1833 verabschiedet werden konnte und fur die kommenden drei Jahre Steuererleichterungen fur die Burger vorsah Der nachste Dreijahreshaushalt wurde 1836 nach fast sechsmonatigen Verhandlungen im Landtag beschlossen und fuhrte wieder zu Steuererleichterungen Sein dritter Staatshaushalt den Herdegen 1839 dem Landtag vorstellte fuhrte zu einem historischen Tiefstand der wurttembergischen Steuerlast Auch in der Steuerperiode von 1842 bis 1845 konnte Herdegen seinen finanzpolitischen Kurs fortsetzen und trug mit seiner Steuerentlastung zum Aufschwung der wurttembergischen Wirtschaft bei Um Geld zu sparen verschlankte Herdegen zum Beispiel auch die Staatsverwaltung Aus den ursprunglich 79 Kameralamtern machte er 65 die er gebietsmassig den Oberamtsbezirken anglich Trotz der standigen Steuersenkungen wahrend seiner zwolf Jahre als Finanzminister blieb der Haushalt ausgeglichen Dennoch umging der wurttembergische Staat notwendige Investitionen nicht Dazu gehorten etwa die Ausgaben die sich durch die weitere Bauernbefreiung ergaben Herdegen legte am 16 Januar 1833 dem Landtag vier Ablosungsgesetze vor von denen jedoch wegen des Widerstands der Standesherren lediglich drei am 30 Januar 1836 zur Beratung gefuhrt werden konnten Die drei Ablosungsgesetze wurden endlich im Oktober 1836 verabschiedet und kosteten den wurttembergischen Steuerzahler rund 2 5 Millionen Gulden an Entschadigungskapital 1 Herdegen war wahrend seiner Amtszeit bestrebt die zum Teil noch bestehenden staatlichen Abgabeverpflichtungen in Naturalien Fruchte und Wein durch rein monetare Lasten zu ersetzen und die dadurch frei werdenden Zehntscheuern und Keltern an die Gemeinden abzutreten Zu den staatlichen Investitionen wahrend Herdegens Amtszeit gehorten die 1839 erfolgte Ubernahme der Gewehrfabrik in Oberndorf sowie Ausgaben fur die Wurttembergische Armee darunter die Errichtung der 1842 vollendeten Rotebuhlkaserne die Errichtung einer neuen Reitkaserne auf dem Gelande des heutigen Stuttgarter Hauptbahnhofs deshalb 1920 abgerissen sowie eines Lazaretts in Stuttgart daneben neue Kasernen und Lazarettbauten in Ulm Im zivilen Bereich erfolgte die Errichtung neuer Gebaude fur die Stuttgarter Kunstschule und die Staatsgalerie der Bau der Neuen Aula sowie der Bau einer Anatomie an der Universitat Tubingen der Ausbau des Kurbetriebs in Wildbad sowie die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur In den Ausbau der Landstrassen flossen pro dreijahriger Finanzperiode circa 400 000 Gulden daneben wurden neue Brucken errichtet und die Neckarschifffahrt sowie weitere Flusslaufe und Kanale ausgebaut In der Frage des Eisenbahnbaus erwies sich Herdegen als sehr zogerlich Er hielt zunachst eine Eisenbahn fur das Agrarland Wurttemberg fur ganzlich entbehrlich und scheute zudem die hohen Kosten einer etwaigen staatlichen Eisenbahn Fur diese Haltung versuchte er auch den fur den Eisenbahnbau zustandigen Innenminister Johannes von Schlayer zu gewinnen der jedoch unter dem Einfluss seines Jugend und Studienfreundes Friedrich List allmahlich seine Meinung zugunsten der Staatseisenbahn anderte Fur die lange Verzogerung des Eisenbahnbaus in Wurttemberg im Vergleich zu anderen deutschen Staaten ist Herdegen als einer der Hauptverantwortlichen anzusehen da er die damit verbundene immense staatliche Schuldenpolitik ablehnte Die anderen deutschen Staaten hatten immerhin auch zunachst auf Privateisenbahnen gesetzt jedoch war angesichts der schwierigen Topografie Wurttembergs eine privatwirtschaftlich finanzierte Eisenbahn aussichtslos Am 5 August 1844 liess sich Herdegen auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzen In den zwolf Jahren seiner ersten Amtszeit als Finanzminister konnte Herdegen die wurttembergische Staatsschuld auf den tiefsten Stand ihrer Geschichte drucken auf rund 21 Millionen Gulden umgerechnet 36 Millionen Mark Stand 30 Juni 1844 Seither stiegen die Schulden hauptsachlich bedingt durch den Betrieb der Staatseisenbahnen bis 1918 auf uber 700 Millionen Mark 2 Nach den Ereignissen der Revolution von 1848 wurde 1849 das Oktoberministerium gebildet dem Herdegen erneut als Finanzminister angehorte Diese zweite Amtszeit war aber keine offizielle Ruckkehr in den aktiven Dienst da Herdegen auf regulare Ministerbezuge verzichtete und stattdessen weiterhin seine Pension ausbezahlt bekam Mit der Auflosung der Zweiten Verfassungberatenden Landesversammlung am 2 Juli 1850 trat auch das Oktoberministerium zuruck Seit dem 15 Juli 1850 leitete Herdegen als Amtsvorstand bis zu seinem Tode 1861 das Statistisch Topografische Bureau Privatleben BearbeitenHerdegen war evangelisch und heiratete im Jahre 1815 Katharine Rosine Nellmann 1863 die Tochter eines Baumeisters aus Lauffen Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor darunter der Finanzrat Robert Herdegen und der Forstrat Hermann Herdegen Ehrungen BearbeitenAm 10 September 1814 wurde Herdegen der Zivilverdienstorden verliehen womit der personliche wurttembergische Adel verbunden war 1820 erhielt er das Ritterkreuz des Ordens der Wurttembergischen Krone 3 Am 30 Oktober 1841 wurde ihm die Ehrendoktorwurde der Staatswirtschaftlichen Fakultat an der Universitat Tubingen verliehen 1834 erhielt er das Kommenturkreuz des Ordens der Wurttembergischen Krone 4 1835 erhielt er das Grosskreuz des Zahringer Lowen Ordens 5 1837 dann das Ritterkreuz des Friedrichs Ordens 6 das durch Anderung der Verleihungsstatuten 1856 zum Grosskreuz erklart wurde Einzelnachweise Bearbeiten Schwabische Lebensbilder Band 5 S 198 Schwabische Lebensbilder Band 5 S 206 Koniglich Wurttembergisches Hof und Staatshandbuch 1824 S 31 Koniglich Wurttembergisches Hof und Staatshandbuch 1858 S 34 Hof und Staatshandbuch des Grossherzogtums Baden 1847 S 51 Koniglich Wurttembergisches Hof und Staatshandbuch 1839 S 41 Literatur BearbeitenAlfred Dehlinger Christoph Herdegen In Hermann Haering Hrsg Schwabische Lebensbilder Band 5 W Kohlhammer Verlag Stuttgart 1950 S 192 213 Markus Numberger Die Vorfahren des Johann Christoph Herdegen Sudwestdeutsche Ahnenlisten und Ahnentafeln Band 5 Herausgegeben vom Verein fur Familien und Wappenkunde in Wurttemberg und Baden e V Stuttgart 2011 ISBN 978 3 934464 10 0 Finanzminister des Konigreichs Wurttemberg Ulrich Lebrecht von Mandelsloh 1806 1807 Ludwig Hellmut Heinrich von Jasmund 1807 1808 Ulrich Lebrecht von Mandelsloh 1808 1816 Christian Friedrich von Otto 1816 1817 Karl August von Malchus 1817 1818 Ferdinand Heinrich August von Weckherlin 1818 1827 Karl von Varnbuler 1827 1832 Christoph Ludwig von Herzog 1832 Christoph von Herdegen 1832 1844 Karl von Garttner 1844 1848 Adolf Goppelt 1848 1849 Christoph von Herdegen 1849 1850 Christian von Knapp 1850 1861 Karl Friedrich von Sigel 1861 1864 Andreas von Renner 1864 1891 Karl von Riecke 1891 1898 Karl von Zeyer 1898 1908 Wilhelm von Gessler 1908 1914 Theodor von Pistorius 1914 1918 VorgangerAmtNachfolgerChristoph Ludwig von HerzogChef des Departements der Finanzen im Geheimen Rat von Wurttemberg 1832 1844Karl von GarttnerNormdaten Person GND 116730641 lobid OGND AKS LCCN no89010049 VIAF 48783123 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Herdegen Johann Christoph vonALTERNATIVNAMEN Herdegen Christoph vonKURZBESCHREIBUNG wurttembergischer Politiker und FinanzministerGEBURTSDATUM 20 Marz 1787GEBURTSORT Lauffen am NeckarSTERBEDATUM 16 Marz 1861STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Christoph von Herdegen amp oldid 239445335