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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum preussischen Offizier Geografen und Kartografen siehe Johann Friedrich von Stulpnagel Joachim Fritz Constantin von Stulpnagel 5 Marz 1880 in Glogau 17 Mai 1968 in Oberaudorf war ein deutscher General der Infanterie und spater im Verlagswesen tatig Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Militarkarriere 2 Militarpolitische Positionen 2 1 Zivilleben 2 2 Familie 2 3 Auszeichnungen 3 Publikationen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Joachim war der Sohn des spateren preussischen Generals der Infanterie Ferdinand von Stulpnagel und dessen Ehefrau Marie Klara Rosalie Franziska Antonie geborene Bronsart von Schellendorff 8 April 1854 in Berlin 20 Juni 1932 in Heinersdorf Sie war die Tochter des spateren preussischen Kriegsministers Paul Bronsart von Schellendorff 1 Militarkarriere Bearbeiten Stulpnagel besuchte Gymnasien in Konigsberg und Breslau und anschliessend ab April 1892 die Kadettenhauser in Potsdam bzw Gross Lichterfelde Wahrend dieser Zeit war Stulpnagel auch Leibpage des Kaisers Drei Jahre spater trat er am 15 Marz 1898 als Sekondeleutnant in das 1 Garde Regiment zu Fuss der Preussen Armee in Potsdam ein Nach mehreren Aufenthalten in Genf und Paris in den Jahren 1900 bis 1904 wurde er im Februar 1904 nach Darmstadt in das Leibgarde Infanterie Regiment 1 Grossherzoglich Hessisches Nr 115 versetzt Nach seiner Ausbildung zum Generalstabsoffizier an der Preussischen Kriegsakademie ab Oktober 1906 trat er am 1 April 1910 in den Grossen Generalstab ein und arbeitete dort in der Aufmarschabteilung Im Range eines Majors wohnte er 1914 in Potsdam Marienstrasse 14 Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs war Stulpnagel Generalstabsoffizier im X Armee Korps spater diente er unter anderem bei der 11 Armee auf dem Balkan und im letzten Kriegsjahr an der Westfront Im September 1918 wurde er als Major zum Chef der Operationsabteilung in der Obersten Heeresleitung in Spa ernannt Diesen Posten behielt er uber das Kriegsende hinaus bis zur Auflosung der OHL 1919 nbsp Joachim von Stulpnagel links bei der feierlichen Enthullung eines Ehrenmals fur die 15 000 im Ersten Weltkrieg gefallenen Sanitater in Potsdam Oktober 1929 Seit 1920 arbeitete Stulpnagel im Reichswehrministerium wo er anfangs fur die Personalangelegenheiten der Generalstabsoffiziere zustandig war 1922 wurde er Leiter der Heeresabteilung T 1 im Truppenamt Bereits zu dieser Zeit schrieb er verschiedene Artikel und veroffentlichte sie in der Berliner Borsen Zeitung Nach seiner Beforderung zum Oberst Anfang 1926 wurde er fur ein Jahr als Kommandeur des 17 Infanterie Regiments nach Braunschweig versetzt Anschliessend ubernahm er die Leitung des Heerespersonalamts und wurde im April 1928 bevorzugt zum Generalmajor befordert Im Oktober 1929 wurde Stulpnagel unter Beforderung zum Generalleutnant zum Befehlshaber im Wehrkreis III Berlin ernannt Beim Ausscheiden Wilhelm Heyes als Chef der Heeresleitung Ende 1930 galt der ehrgeizige und selbstbewusste Stulpnagel als erster Kandidat fur dessen Nachfolge was jedoch von Kurt von Schleicher der davon nicht zu Unrecht eine Beschneidung seines Einflusses als Chef des Ministeramtes befurchtete verhindert werden konnte Tief enttauscht schied Stulpnagel am 31 Dezember 1931 auf eigenen Wunsch aus dem Militardienst aus wobei ihm der Charakter als General der Infanterie verliehen wurde In der Staatskrise des Winters 1932 33 war Stulpnagel zeitweilig als neuer Reichswehrminister in einem Kabinett Hitler Papen im Gesprach 1939 wurde er kurzzeitig als Befehlshaber des Ersatzheeres reaktiviert nach wenigen Tagen aber bereits wieder entlassen da er Hitlers Kriegspolitik als Katastrophe bezeichnet hatte Militarpolitische Positionen BearbeitenAls Leiter des Truppenamtes war er fur die grundlegenden militarpolitischen Fragen zustandig 2 In einer Denkschrift vom 6 Marz 1926 entwarf Stulpnagel ein weltpolitisches Zweistufen Konzept zur Erringung einer deutschen Weltmachtstellung In der ersten Stufe brauche Deutschland starke Landstreitkrafte um die deutsch franzosische Frage auf friedlichen oder kriegerischem Wege zu losen In der Zweiten dann starke maritime Streitkrafte fur eine globale Auseinandersetzung um Rohprodukte und Absatzmarkte mit den angelsachsischen Seemachten 3 In einem Privatbrief vom Januar 1924 schrieb er es sei ein Ungluck dass wir in Deutschland keinen Mann grosser Qualitaten haben der diktatorisch regieren kann und will Diesen Mann wurden wir unterstutzen aber den Mann selbst spielen wollen konnen wir nicht 4 Er trat fur eine Herstellung einer starken Reichsgewalt gegen die krankhaften parlamentarischen Zustande ein gegen Kommunismus und Pazifismus und fur eine nationale und wehrhafte Erziehung der Jugend fur Erzeugung von Hass gegen den ausseren Feind und fur eine Arbeitspflicht sowie schwerste Strafen fur Landesverrat 5 Wilhelm Deist langjahriger leitender Historiker am Militargeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr sieht Stulpnagels Vortrag vom Februar 1924 zum Thema Gedanken uber den Krieg der Zukunft den er in seiner Funktion als Chef der Heeresabteilung im Truppenamt hielt als entscheidende Marke fur ein neues kriegerisches Paradigma Danach stand nicht ein mehr oder weniger theoretisches Kriegsbild im Fokus seiner Uberlegungen sondern die konkrete Frage wie ein Krieg zwischen Deutschland und seinen westlichen und ostlichen Nachbarn Frankreich und Polen zu fuhren sei Er beschrieb zunachst die aussenpolitische Situation die gegeben sein musste Voraussetzungen hierfur seien die wohlwollende Neutralitat Grossbritanniens und Unterstutzung durch die Sowjetunion Entscheidend aber seien die innenpolitischen Voraussetzungen Stulpnagels Kriegfuhrungskonzept basierte auf der These vom kunftigen Krieg unter Einsatz der ganzen Volkskraft Um diese zu erreichen brauche es die volle Wandlung in ein im hochsten Masse nationalistisches und militaristisches Regime Im modernen Krieg musse der Kampf um Zeitgewinn in den Kampf um die Vernichtung des Feindes ubergeleitet werden Dazu sei auf der eigenen Seite ein auf das Ausserste zu steigernder nationaler Hass erforderlich der vor keinem Mittel der Sabotage des Mordes und der Verseuchung zuruckschrecken durfe 6 Vor allem auf Grund dieser Thesen Stulpnagels aus seinem Vortrag von 1924 verortet der Historiker Ulrich Herbert Joachim von Stulpnagel neben Friedrich von Bernhardi Kurt Hesse und Max Schwarte unter den vier Militars bzw Militarschriftstellern deren Interpretation des Ersten Weltkrieges massgeblich fur die Grundlegung der politischen und ideologischen Formierung des nationalsozialistischen Deutschland wurde der Krieg nicht als Lehrmeister des Friedens sondern als Lehrmeister des nachsten Krieges 7 Zivilleben Bearbeiten Am 1 Januar 1932 trat er in die durch Arnold Killisch von Horn gefuhrte Berliner Borsen Zeitung ein und wurde 1934 ihr Geschaftsfuhrer Am 1 Oktober 1936 grundete er gemeinsam mit Killisch und einem Vetter den Verlag Die Wehrmacht 1943 enteignete das NS Presseamt sowohl die Zeitung als auch den Verlag Im Zusammenhang mit dem Putschversuch vom 20 Juli 1944 an dem sein Verwandter Carl Heinrich von Stulpnagel und sein Schwiegersohn Hans Alexander von Voss beteiligt waren wurde Stulpnagel am 16 August 1944 verhaftet Am 5 November 1944 wurde er aber unversehrt entlassen Familie Bearbeiten Am 28 September 1905 heiratete er Irmgard von Kracht 1974 Ein Onkel von ihr war Arnold Killisch von Horn Aus der Familie gingen 7 Kinder hervor Auszeichnungen Bearbeiten Kronen Orden IV Klasse 8 Ritter des Ordens der Krone von Italien 8 Ritter des Ordens von Oranien Nassau 8 Ritter des Sonnen und Lowenordens 8 Russischer Sankt Stanislaus Orden III Klasse 8 Rechtsritter des Johanniterordens 9 Erinnerungszeichen an die zweite Hochzeit Grossherzog Ernst Ludwigs von Hessen 1905 10 Eisernes Kreuz 1914 II und I Klasse 9 Ritterkreuz des Koniglichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern 9 Verwundetenabzeichen 1918 in Schwarz 9 Preussisches Dienstauszeichnungskreuz 9 Bayerischer Militarverdienstorden IV Klasse mit Schwertern 9 Ritterkreuz I Klasse des Albrechts Ordens mit Schwertern 9 Hessische Tapferkeitsmedaille 9 Braunschweiger Kriegsverdienstkreuz II Klasse 9 Friedrich August Kreuz I Klasse 9 Orden der Eisernen Krone III Klasse mit Kriegsdekoration 9 Osterreichisches Militarverdienstkreuz III Klasse mit Kriegsdekoration 9 Eiserner Halbmond 9 Militarorden fur Tapferkeit IV Klasse I Stufe 9 Publikationen BearbeitenAlexander Herr der Welt Franck Verlag Stuttgart 1957 Ein Zeitzeuge erlebt den 20 Juli 1944 gemeinsam mit Karl Heinrich von Stulpnagel 1995Literatur BearbeitenJurgen Kilian Wir wollen die geistige Fuhrung der Armee ubernehmen Die informelle Gruppe von Generalstabsoffizieren um Joachim von Stulpnagel Friedrich Wilhelm von Willisen und Kurt von Schleicher in Gundula Gahlen Daniel M Segesser Carmen Winkel Hrsg Geheime Netzwerke im Militar 1700 1945 Paderborn 2016 S 167 183 ISBN 978 3 50677781 2 C J Partsch Die Villen am Griebnitzsee und ihre Geschichte Auf der Suche nach dem verlorenen Gluck Elisabeth Sandmann Verlag Munchen 2021 ISBN 978 3 945543 86 3 S 61 ff Rudiger Schonrade General Joachim von Stulpnagel und die Politik eine biographische Skizze zum Verhaltnis von militarischer und politischer Fuhrung in der Weimarer Politik Carola Hartmann Miles Verlag Berlin 2007 Irene Strenge Kurt von Schleicher Politik im Reichswehrministerium am Ende der Weimarer Republik Zeitgeschichtliche Forschungen Bd 29 Duncker amp Humblot Berlin 2006 ISBN 3 428 12112 0 Personenregister Weblinks BearbeitenNachlass Bundesarchiv N 5Einzelnachweise Bearbeiten Kurt von Priesdorff Soldatisches Fuhrertum Band 8 Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg o O Hamburg o J 1941 DNB 367632837 S 416 417 Nr 2675 Rolf Dieter Muller Das Tor zur Weltmacht Boppard am Rhein 1984 S 20 Klaus Jurgen Muller Deutsche Militar Elite in der Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges In Martin Broszat Klaus Schwabe Die deutschen Eliten und der Weg in den Zweiten Weltkrieg Munchen 1989 S 246 f Rolf Dieter Muller Tor zur Weltmacht S 137 Paul Heider Der totale Krieg seine Vorbereitung durch Reichswehr und Wehrmacht In Ludwig Nestler Hrsg Der Weg deutscher Eliten in den zweiten Weltkrieg Berlin 1990 S 46 Wilhelm Deist Die Reichswehr und der Krieg der Zukunft In Militargeschichtliche Mitteilungen Bd 45 1989 Heft 1 S 81 92 hier S 85f Online Ulrich Herbert Wer waren die Nationalsozialisten C H Beck Munchen 2021 ISBN 978 3 406 76898 9 S 43f a b c d e Rangliste der Koniglich Preussischen Armee und des XIII Koniglich Wurttembergischen Armeekorps fur 1914 Hrsg Kriegsministerium Ernst Siegfried Mittler amp Sohn Berlin 1914 S 85 a b c d e f g h i j k l m n Rangliste des Deutschen Reichsheeres Hrsg Reichswehrministerium Mittler amp Sohn Verlag Berlin 1924 S 119 Hof und Staatshandbuch des Grossherzogtums Hessen 1905 1906 S 37 Normdaten Person GND 120152606 lobid OGND AKS LCCN n2008054117 VIAF 5754810 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Stulpnagel Joachim vonALTERNATIVNAMEN Stulpnagel Joachim Fritz Constantin von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher General der InfanterieGEBURTSDATUM 5 Marz 1880GEBURTSORT GlogauSTERBEDATUM 17 Mai 1968STERBEORT Oberaudorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joachim von Stulpnagel amp oldid 234585849