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Friedrich Adam Julius von Bernhardi 22 November 1849 in Sankt Petersburg Russland 11 Juli 1930 in Kunnersdorf bei Hirschberg war ein preussischer General der Kavallerie und einer der bekanntesten deutschen Militarhistoriker der auch international durch sein Buch Deutschland und der Nachste Krieg am Vorabend des Ersten Weltkriegs auf sich aufmerksam machte Friedrich von Bernhardi 1910 oder davor Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft 1 2 Fruhe Militarkarriere 1 3 Militarliterat vor 1914 1 4 Rolle im Ersten Weltkrieg und Militarliterat danach 2 Auszeichnungen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft Bearbeiten Bernhardi stammte aus altem estnischem Adel und wurde in Sankt Petersburg geboren da die Familie erst 1851 wieder nach Deutschland ubersiedelte Sein Vater Theodor von Bernhardi war ein angesehener preussischer Historiker und Diplomat mit guten Beziehungen zu hochsten preussischen Adels und Militarkreisen seine Grosseltern vaterlicherseits waren Sophie Tieck die Schwester von Ludwig Tieck und August Ferdinand Bernhardi Die Mutter war eine Tochter des russischen Admirals Krusenstern Das Gut der Familie lag in Kunnersdorf in Schlesien Fruhe Militarkarriere Bearbeiten Bernhardi wahlte die Militarlaufbahn in der Preussischen Armee und wurde Offizier im 2 Hessische Husaren Regiment Nr 14 in Kassel Er diente als Sekondeleutnant im Krieg gegen Frankreich 1870 71 wurde mit dem Eisernen Kreuz II Klasse ausgezeichnet und hatte die Ehre an der Spitze der Siegesparade durch den Triumphbogen in Paris zu reiten 1 Nach dem Krieg war er von 1875 bis 1878 an der Kriegsakademie von 1879 bis 1881 in der Topographischen Abteilung des Grossen Generalstabs und wurde von 1882 bis 1886 zu topographischen Aufgaben nach Griechenland kommandiert Nach seiner Ruckkehr setzte man Bernhardi als Ersten Generalstabsoffizier bei der 15 Division ein Vom 21 Februar 1891 bis 13 Mai 1894 fungierte er als Militarattache in Bern Dann ernannte man ihn zum Kommandeur des 1 Badischen Leib Dragoner Regiment Nr 20 Von 1898 bis 1901 leitete er die Kriegsgeschichtliche Abteilung im Grossen Generalstab und war beteiligt an der Ausarbeitung des Schlieffen Plans d h an der Planung eines Angriffs auf Frankreich unter bewusster Missachtung der Neutralitat Belgiens entlang der vermeintlich schwachsten Stelle durch sichelformiges Vordringen entlang der Kuste und dann nach Suden Vorbild war dabei fur Bernhardi die Schiefe Schlachtordnung Friedrichs des Grossen bei Leuthen Seit 18 April 1901 war er Kommandeur der 31 Kavallerie Brigade in Strassburg ab 24 April 1904 kommandierte er die 7 Division in Magdeburg und ab 12 Dezember 1907 das VII Armee Korps in Munster Am 11 August 1909 nahm er seinen Abschied um schriftstellerisch tatig zu werden und reiste 1911 12 um die Welt Agypten Ostasien USA Militarliterat vor 1914 Bearbeiten Ab 1892 war er wie auch sein Vater Theodor von Bernhardi zuvor in den sogenannten Strategiestreit 2 unter deutschen Militarhistorikern verwickelt der seinen Ursprung in Thesen von Hans Delbruck uber die Einordnung der Strategie Friedrichs des Grossen hatte Delbruck sah daran eine der Zeit verhaftete Ermattungsstrategie wahrend seine Kritiker eine Niederwerfungsstrategie im Vorgriff auf Napoleon sahen Der Streit wurde damals teilweise sehr polemisch gefuhrt wobei Friedrich von Bernhardi ein Wortfuhrer gegen Delbruck war obwohl er im Vergleich zu seinen Vorgangern eine Delbruck angenaherte Position einnahm 3 In seinem Buch Vom heutigen Kriege von 1912 der Titel ist Clausewitz Hauptwerk angelehnt setzt er sich fur strategische Flexibilitat und zu herkommlichen Lehrmeinungen alternativen Denkansatzen ein und kritisiert auch ohne diesen namentlich zu erwahnen die Auffassung Alfred von Schlieffens 4 der zu folgen den Krieg zum blossen Handwerk degradieren wurde Wahrend Schlieffen einen Umfassungsangriff a la Cannae befurwortete betonte Bernhardi dass auch Durchbruchsstrategien je nach den Umstanden Erfolgsaussichten boten wobei er trotz der hohen Verluste der preussischen Garden die Schlacht von Gravelotte als Beispiel anfuhrte 5 1912 veroffentlichte er sein Buch Deutschland und der nachste Krieg das 1913 bereits in 6 Auflage erschien und bald nach Erscheinen ins Englische und Franzosische ubersetzt wurde 1914 schon in 9 Auflage im Vereinigten Konigreich Allerdings betrug trotz der vielen Auflagen die Gesamtzahl verkaufter Exemplare insgesamt in Deutschland bis 1914 nur 7000 Exemplare Das Buch wurde vom Alldeutschen Verband unterstutzt Bernhardi stand beim Schreiben wie er im Vorwort deutlich macht unter dem Eindruck der Zweiten Marokkokrise Panthersprung nach Agadir von 1911 in der viele eine Demutigung des Kaiserreichs sahen Die Zukunft Deutschlands sah Bernhardi in den Alternativen Weltmacht oder Niedergang wie die Uberschrift des funften Kapitels lautet Fur den Weg zur Weltmacht sieht er drei Punkte fur erforderlich an 1 Niederwerfung Frankreichs 2 Grundung eines mitteleuropaischen Staatenbundes unter deutscher Fuhrung 3 Gewinnung neuer Kolonien Um diese Ziele zu erreichen solle auch ein Krieg in Kauf genommen werden Wie er in der Einleitung ausfuhrt stehe dem aber entgegen dass die Deutschen in jungster Zeit ein friedliebendes Volk geworden seien weshalb er im Kapitel Das Recht zum Kriege zunachst die notwendige Rolle des Krieges darlegt und dabei okonomische und sozialdarwinistische Argumente anfuhrt Das Buch und die Tatsache dass er dem Generalstab angehort hatte er war 1901 von Schlieffen aus dem Generalstab entlassen worden 6 dienten im Ersten Weltkrieg den Franzosen und Englandern als Beweis fur deutsche Aggressionsabsichten hinter dem Kriegsausbruch obwohl seine Ansichten nicht einmal im Generalstab mehrheitsfahig waren Nach Ansicht des Historikers Fritz Fischer 7 der sich darin aber in Dissens zur damals vorherrschenden historischen Meinung sieht traf er mit seinem Buch allerdings mit grosser Prazision die Intentionen des offiziellen Deutschland Rolle im Ersten Weltkrieg und Militarliterat danach Bearbeiten Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde Bernhardi reaktiviert und zum stellvertretenden Kommandierenden General des V Armee Korps ernannt Am 4 September 1915 ernannte man ihn zum Kommandeur der 49 Reserve Division an der Front in Galizien Am 4 Juni 1916 wurde er Fuhrer einer nach ihm benannten Armeegruppe im Mittelabschnitt der Ostfront Als Teil der Heeresgruppe Linsingen war er massgeblich an der Abwehr der Brussilow Offensive im Sommer 1916 beteiligt Fur die Stabilisierung der Frontlinie in den Pinsk Sumpfen die bis zum Kriegsende hielt erhielt er am 20 August 1916 den Orden Pour le Merite Es folgte am 1 Oktober 1916 die Ernennung zum Kommandierenden General des Generalkommandos z b V 55 das er uber das Kriegsende hinaus fuhren sollte Anfang 1918 an die Westfront verlegt war das Generalkommando 55 wahrend der Fruhjahrsoffensive 1918 an der Georgette Offensive in Flandern beteiligt Im Zentrum der 6 Armee eingesetzt war das Generalkommando an der Schlacht bei Armentieres beteiligt zusammen mit dem XIX Armee Korps unter General von Carlowitz gelang am 10 April der Frontdurchbruch und die Einnahme von Estaires Am 15 Mai 1918 hatte Bernhardi zudem das Eichenlaub zum Orden Pour le Merite erhalten Seine Mobilmachungsbestimmung wurde mit 23 November 1918 aufgehoben und Bernhardi in den Ruhestand versetzt Im Ruhestand verfasste von Bernhardi sein Werk Vom Kriege der Zukunft in dem er die Lehren fur einen in Zukunft erfolgreich zu fuhrenden Krieg zu ziehen versuchte Der Historiker Ulrich Herbert verortet von Bernhardi neben Joachim von Stulpnagel Kurt Hesse und Max Schwarte unter den vier Militars bzw Militarschriftstellern deren Interpretation des Ersten Weltkrieges massgeblich fur die Grundlegung der politischen und ideologischen Formierung des nationalsozialistischen Deutschland in Richtung Kriegfuhrung wurde Aus dem Ersten Weltkrieg sollten keine Lehren fur einen anzustrebenden Frieden gezogen werden sondern er sollte als Lehrmeister des nachsten Krieges fungieren Von Bernhardis Beitrag betonte der nachste Krieg konne im Kern nur als Bewegungskrieg gefuhrt werden Er war mit entscheidend fur die Wegbereitung und Durchsetzung der These vom Primat des Militarischen vor dem Politischen bzw der Sichtweise vom alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringenden Soldatischen als entscheidendes Charakteristikum fur eine kriegerisch erfolgreiche Nation 8 Bernhardi starb im Dezember 1930 auf seinem Familiensitz bei Kunnersdorf Auszeichnungen BearbeitenRoter Adlerorden I Klasse mit Eichenlaub 9 Kronenorden I Klasse 9 Preussisches Dienstauszeichnungskreuz 9 Komtur II Klasse des Ordens vom Zahringer Lowen 9 Grosskreuz des Albrechts Ordens 9 Lippischer Hausorden I Klasse 9 Ritter des Goldenen Kreuzes des Erloser Ordens 9 Offizier des Ritterordens der Hl Mauritius und Lazarus 9 Komtur des Franz Joseph Ordens 9 Grossoffizier des Ordens der Krone von Rumanien 9 Grosskreuz des Spanischen Militarverdienstordens 9 Mecidiye Orden III Klasse 9 Eisernes Kreuz 1914 I KlasseWerke BearbeitenVideant consules nequid res publica detrimenti capiat Verlag von Theodor Kay Kassel 1890 anonym veroffentlicht 10 Delbruck Friedrich der Grosse und Clausewitz Streiflichter auf die Lehren des Prof Dr Delbruck uber Strategie Leist Berlin 1892 Unsere Kavallerie im nachsten Krieg Betrachtungen uber ihre Verwendung Organisation und Ausbildung E S Mittler amp Sohn Berlin 1899 Deutschland und der nachste Krieg Cotta Stuttgart 1912 6 Auflage 1913 online Vom heutigen Kriege Band 1 Grundlagen und Elemente des heutigen Krieges Band 2 Kampf und Kriegfuhrung E S Mittler amp Sohn Berlin 1912 Das Heerwesen In Philipp Zorn Herbert von Berger Schriftleitung Deutschland unter Kaiser Wilhelm II Hrsg von Siegfried Korte Friedrich Wilhelm von Loebell u a 3 Bande R Hobbing Berlin 1914 Die Heranbildung zum Kavalleriefuhrer Skopnik Berlin Zehlendorf 1914 Hrsg Wie Helden sterben Erlebnisse an der Ostfront August September 1915 Von Frau C L Hirzel Leipzig 1917 Eine Weltreise 1911 1912 und der Zusammenbruch Deutschlands Eindrucke und Betrachtungen aus den Jahren 1911 1914 mit einem Nachwort aus dem Jahr 1919 Hirzel Leipzig 1919 Vom Kriege der Zukunft Nach den Erfahrungen des Weltkrieges E S Mittler amp Sohn Berlin 1920 Denkwurdigkeiten aus meinem Leben Nach gleichzeitigen Aufzeichnungen und im Lichte der Erinnerung E S Mittler amp Sohn Berlin 1927 Deutschlands Heldenkampf 1914 1918 J F Lehmann Munchen 1922 Literatur BearbeitenKarl Friedrich Hildebrand Christian Zweig Die Ritter des Ordens Pour le Merite Band 1 A G Biblio Verlag Osnabruck 1999 ISBN 3 7648 2505 7 S 101 103 Terence Holmes Der Schlieffenplan des Friedrich von Bernhardi Zur Beilegung eines mythischen Streitfalls In Militargeschichtliche Zeitschrift Band 63 Heft 2 2004 ISSN 0026 3826 S 429 443 Walther Hubatsch Bernhardi Friedrich Adam Julius von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 122 Digitalisat Bernhardi Friedrich von in Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 46 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Friedrich von Bernhardi Quellen und Volltexte Literatur von und uber Friedrich von Bernhardi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Friedrich von Bernhardi in den Historischen Pressearchiven der ZBW Englische Ausgabe Germany and the next war 1914 Bernhardi The next war Biographie auf Austrian Commanders www gutenberg org Artikelsammlung aus der New York Times Beilage CURRENT HISTORY 1914 15 darin ein PortratEinzelnachweise Bearbeiten Barbara Tuchman August 1914 Kapitel 1 Auf diesen geht Delbruck in seiner Geschichte der Kriegskunst Band 4 ein Militargeschichtliches Forschungsamt Hrsg Deutsche Militargeschichte 1648 1939 Band 6 Teil IX Volker Regling Grundzuge der Landkriegfuhrung zur Zeit des Absolutismus und im 19 Jahrhundert Pawlak 1983 S 138f Schlieffen Der Krieg in der Gegenwart Deutsche Revue 1909 auch in Gesammelte Werke 1913 Militargeschichtliches Forschungsamt Hrsg Deutsche Militargeschichte 1648 1939 Band 6 Heinz Ludger Borgert Grundzuge der Landkriegfuhrung von Schlieffen bis Guderian Pawlak 1983 S 465ff Michael Balfour Der Kaiser Propylaen 1964 S 364 Fischer Der Griff zur Weltmacht Droste Verlag 1967 S 31 Ulrich Herbert Wer waren die Nationalsozialisten C H Beck Munchen 2021 ISBN 978 3 406 76898 9 S 42f siehe auch Wilhelm Deist Die Reichswehr und der Krieg der Zukunft In Militargeschichtliche Mitteilungen Bd 45 1989 Heft 1 S 81 92 hier S 82f Online a b c d e f g h i j k l Kriegsministerium Hrsg Rangliste der Koniglich Preussischen Armee und des XIII Koniglich Wurttembergischen Armeekorps fur 1914 E S Mittler amp Sohn Berlin 1909 S 72 Sorgt dafur Konsule dass der Staat keinen Schaden nimmt alte romische Bevollmachtigungsformel die Konsulen in Staatskrisen diktatorische Vollmachten gabNormdaten Person GND 118658468 lobid OGND AKS LCCN n87803647 VIAF 2608961 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bernhardi Friedrich vonALTERNATIVNAMEN Bernhardi Friedrich Adam Julius vonKURZBESCHREIBUNG preussischer General der Kavallerie und MilitarhistorikerGEBURTSDATUM 22 November 1849GEBURTSORT Sankt PetersburgSTERBEDATUM 11 Juli 1930STERBEORT Kunnersdorf bei Hirschberg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich von Bernhardi amp oldid 233839032